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n ei 0 0 0 5 0 l) s 0 0 0 ) ) 0 und Nmsegenö Donnerstag, de« 2. März 1S11 Nr. 2« esblatt M UMM in« Hintertreffen geraten. Bei der bisherigen Beratung brr Strafproußordnung haben stch so viel Differenzpunkte zwischen der Mehrheit deS Reichstages und der Regierung gezeigt, daß die Berabschiedung dieser Borlage mit großen Schwierigkeiten verksüpst ist. An eine Verabschiedung deS SchiffahrtSadgabeugesetzes vor den Neuwahlen glaubt man cn parlamentarischen Kreisen nicht mehr, doch nimmt man mit grober Bestimmtheit an, daß die elsaß-lothringischen Verfaflungsgesetze einer befriedigenden Lösung entgegen- geführt werden können. Hof- und perfonalnachrichten. König Friedrich August ist nach einer Meldung au« Cösrtum wohlbehalten in Tongka eingetroffen. Zu Vertretung deS Königs werde» sich Prinz und Frau Prinzessin Johann Georg zu den Krönung«- feierlichkeiten nach London begeben. Universitätsprofeffor und Ehrenbürger der Stadt Heidelberg Emmanuel Becker hat sich mit 83 Jahren verlobt. Der Zar wird im kommenden Jahre dem Präsidenten Falliäre« einen Besuch abstatten. Der serbische Krieg«mintster ist infolge seiner gegen den deutschen Gesandten von Reichenau gerichteten Be schuldigungen zurückgetrete«. Am Stadt «nd Land. Mtttr11«mgm an« d-m Lffertretse für dies« Rabrkl «hm« wir jederzeit dankbar «tgegeu. Wilsdruff, den 1. März. Zm Aerger. Müllers sind gestern zu Balle gewesen. Di Taselgcnüsse waren nicht schlecht, die Musik war aus modernster Höhe, die Herren vom Vorstand bekundeten eitel Höflichkeit. Und doch schleiche heute böse Laune durchs Haus. Das Töchterchen hatte ein paarmal Mauerblümchen spielen müssen und ist nun Gist und Galle gegen da> ewig Männliche. Klösterliche Einsamkcitsgedanlen schwirren durch den grübelnden Kopf mit den nächtlich verweinten Aeuglein. Die Frar, Mama findet es ebenfalls abscheulich, daß Gretchen nicht mehr beachte' wurde, und überdies sind aus ihr Grünseidenes ein halbes Dutzend giotweinflecke gekommen. Dieser dämliche Tischherr! Mit Vater abc ist heute gar nicht zu reden. Er hatte sich mit den anderen „älteren Herren hinter einer Batterie allzu süffiger Weine verschanzt und Hai nun einen Mordskater. Man ärgert sich. . . Eine Stimmung, di hydraartig wächst. Die Dienstboten werden angefahren, und sie ant Worten natürlich nicht zu knapp. Das Mittagessen gerät schief, und nun schimpft wieder der Hausherr. Platzt in dieses nervöse Milk:, auch noch eine Doktor- oder Schneiderrechnung hinein — Duplizik der Fälle! —, so gibt's Urteile und Aussprüche, gegen die der schwerst Schopenhauersche Pessimismus noch gar nichts ist. Ja, der Aerge sieht alles schwarz und einseitig. Seiner Ungerechtigkeit wird er si. natürlich gar nicht bewußt. ES sühlt sich das edle Ich in seinem Tie' innersten gekränkt oder zurückgesetzt, und das muß ein Räsonniervent' haben. Wie lächerlich das manchmal wirkt! Herr Schulze hat m Jxstadt im Hotel schlecht geschlafen, und aus der Straße hat ihr jemand nicht freundlich und herzlich genug Auskunft gegeben. Ergo In Jxstadt ist's mit dem Hotelwesen miserabel bestellt, und überhau; taugt dort die ganze Bevölkerung nichts. Der Acrger vergrößert, ve> gröbert, verzerrt. Später, in ruhigeren Augenblicken, ärgert man fiel daß man sich so vom Aerger fortreißen ließ. Es sind tadelnde, ar klagende, beleidigende Worte gefallen; ein in erster Wut geschrieben Bries ist abgegangcn, und nun heißt eS auSgleichcn, zurückziehen, fr > entschuldigen, Abbitte tun. Im Aerger werden die fatalsten Erziel ungssehler gemacht. Ein Kind merkt es sehr wohl, ob es eine Stro aus sich nehmen muß, weil es das pädagogische Gerechtigkeitsgefühl s > verlangt oder weil die bloße verärgerte Angcnblicksstimmung dahinten steht. Gewiß, es gibt sozusagen auch einen berechtigten Aerger. Werr uns die Dummheit und die Leidenschaft anderer Leute die besten Ai sichten und Arbeiten verkleinern und verderben, da könnte man dock gleich mit Keulen dreinschlagen. Aber eS ist doch besser, die kochend Wut erst mal sich legen lasten. Goethe erzählt vom „Königsleutnant wie der sich manchmal stunden- und tagelang aus sein Zimmer zurüä zog, sobald er merkte, daß „der böse Geist" über ihn kam. Aus den Reden der Kammerdieners Ivar zu schließen, „daß er in frühere- Jahren, von solcher Stimmung überwältigt, großes Unglück angerichi und sich nun vor ähnlichen Abwegen ... zu hüten ernstlich vornehme Sich gleichsam mit Gewalt vor übereilten Reden und Taten hüte das kann ja aus verschiedene Weise geschehen. Wenn nur dem Geist des AergerS ein Geist der Selbstsucht gegenübertritt! Mancher lernt erst nach vielen bitteren Erfahrungen, worum eS sich hier handel!; mancher lernt'S überhaupt nie. LoUtisch« Run-icha«- WtlSdruff, de» 1. März. Deutsche» «eich. Deutschlai»- ««- Rußland. Die deutsch-russische» Verhandlungen solle», wie au« Petersburg gemeldet wird, kur, vor ihrem Abschluß stehen. Auch rechnet man mit der baldigen Veröffent lichung der zwischen den Kabinetten von Berlin und Petersburg erzielten Abmachungen. Vereinfach««- der Staatsverwaltung tu Württemberg. Der Stuttgarter Staatsanzeiger veröffentlicht die von der wücttembergischen Regierung dem Landtag Unterbreiteten Vorschläge zur Vereinfachung der Staats verwaltung. Sollten diese Vorschläge verwirklicht werden, so wird sich insgesamt eine jährliche Ersparnis Von 2,9 Millionen ergeben, von denen 1.3 Millionen auf dir Verkehrsaustaltes entfallen. Ein deutscher Rekard bet Marinefchietzübunge«. In einem englischen Morgenblatt wird von einer tläuze«den Schießübung berichtet. Während das Flag;- schiff de« asiatischen Geschwader«, der Kreuzer „Scharn- vorst-, mit einer Geschwindigkeit von 14 bis 17 Knoten fuhr, feuerte» seine 21-Zentimeter- und 15-Zcnttmeter- Geschütze in einer Entfernung von 5500 Meter und später Aoo Meter auf eine Scheibe von 20 Oaadralfuß. Von A2 Schöffen der Ll-Zmltmeter-Geschütze trafen 18, von A Schöffen der 15-Zentimeter-Grschütze 26 ihr Ziel. Dabei sind die Recochet-Treffer nicht mitgrrechnet. Somit wäre der Durchschnitt von 100 abgegebenen Schöffen ^6 Treffer Der englische Rekord, den der Kreuzer «Natal* hielt, ist nur 82.14, und dabei war die weiteste Atfernuug des »Natal- von ihren Scheiben nur 1820 Meter. Neuer aur aller Welt. Bei der vorgestrigen Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Allen- stein-Rössel wurde Rittergutsbesitzer Orlowski-Kutzborn (Ztr.) gewählt. Der Bund Deutscher Handwerker trat in Berlin zu seiner 6. Generalversammlung zusammen. Der Kurie erteilte den preußischen Bischöfen den Befehl, jede kirchliche Einwirkung aus die den Antimodernistcneid nicht leistenden staatlichen Professoren einzustellen. Das Kabinett Briand hat seine Entlassung gegeben. Die norwegische Regierung will Frauen den Weg zu sämtlichen öffentlichen Aemtern öffnen. Die russische Kommission für nationale Verteidigung bewilligte 2(t Millionen Mark zur Förderung der militärischen Aviatik. Die von 12 Projessoren der Universität Moskau cingereichten Abschiedsgesuche wurden genehmigt. Das Moskauer Kriegsgericht verurteilte einen Obersten wegen Annahme von 274000 Mark Bestechungsgeldern zu 5 Jahren Stras- Onstalt. Im Gebiete deS Panamakanals hat ein Erdrutsch stattgefunden. Lokalblatt für Wilsdruff, , „ .. . Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bet Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mtLandberg.Hüy^ kffelSdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen. Niederwartha, ObeMrmsdor^ RöhrSvor' bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachSdorf, Schmtedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohor», Seeitgstadl, Spechtshause«, Danneberg, Taubenheim, Unkersdorf, Wetstropp, Wildberg. Mit -er wöchentlichen Geilage „Welt im Bild" nnd -er monatlichen Geilage „Unsere Heimat" Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Zschunke, Wilsdruff- I 7». Jahr« Larlamentarischer. Der Reichstag setzte vorgestern und gestern die zweite Lesung des Militär etats fort. Für die Gleichberechtigung im Heere. Zum Militäretat haben die Abgeordneten Dr. Ablaß (Volkspartei) und Genoffen im Reichstage folgenden A». trag eingebracht: Der Reichstag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß bei der Besetzung militärischer Stellen allein die persönliche Tüchtigkeit entscheide« soll, daß insbesondere weder eine Bevorzugung des Adels «och eine Zurücksetzung aus politischen und konfessionellen Rückfichten erfolgen soll. Die Geschäftslage -es Reichstase wird jetzt auch in Regierungskretsen recht pessimistisch be- trachtet. Man trägt sich, wie verlautet, bereits mit dem Gedanke», daß eS kaum möglich sei» wird, die große» Vorlagen vor de» Neuwahlen noch unter Dach zu bringen. Der Etat dürfte aller Voraussicht nach bi« zum 1. April verabschiedet werden können. Die Regierung hegt neuer dings den Wunsch, zwischen Ostern und Pfingsten die zweite Lesung der RetchSverstcherungsorduung in Angriff zu nehmen. ES soll wenigstens der Versuch gemacht werde», diese Vorlage zu verabschieden; in parlamentarischen Kreisen steht man diesem Versuch aber zweifelnd gegenüber. Würde der Reichstag die ReichSverficherungSordnung gleich »ach Ostern berate», so würde die Strafprozeßordnung Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Prozent Auffchlag. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Austraggeb. m Konkurs gerät. nach Oesterreich verboten wird. Die österreichische« Land- wirte setzen also beim deutschen Vieh dieselbe Verseuchung voraus, wie ihre deutschen Kollegen beim österreichischen Vieh. Las vor» R-m irr Wien. In Wien fand eine große Versammlung statt, die von Evangelischen einberufrn, von den Klerikalen aber gesprengt wurde. Die Holge war, daß gegen hundert ihre» Austritt auS der römischen Kirche erklärten. Die BebSlkernng des russische« Reiches. Nachdem kürzlich die Ergebnisse der jüngsten Volks zählung im Deutschen Reiche bekannt geworden stnd, ist eS interessant, die B vöikerungSziffcr des russischen Reiches »ach der Aufnahme vom 1 Januar 1910. deren Resultat jetzt auch vorliegt, zu vergleichen. Rußland hatte an dem genauste» Datum 160095200 Einwohner, was eine Zu nahme von 26,2 Prozent (33199000 Person«») gegenüber der Zählung von 1897 beoeutet. Im einzelnen verteilt stch die Bevölkerung deS Reiche« folgendermaßen: euro päisches Rußland 116505000. Polen 11671800, Kau kasten 11392400, Sibirien 7878500, Zentralasien 9631300 und Finnland 3015700. Die mittlere Dichte der Be völkerung ist schwach; sie beträgt nur 8.3 auf de» Qua dratwerst und schwankt auserordcntlich: ProvinzJrkutSk 0.1, Gouvernement Archa»g«l 0,5. Gouvernement Moskau 96,3, Gouvernement Petersburg, 69.8, Gouvernement Petrikau (Polen) 166,6. Nur 21 Millionen Ruffen, V» der Be- völkerung, leben in SWsteu. «»«adaMTkewe für E«gia«-. Das kanadiMParament tu Ottawa hat einstimmig eine von der ^fran-öM-nationale» Partei eingebrachte Resolution ausgenommen die erklärt, daß die Reziprozität mit der vom karmischen Volke gewünscht werde, daß jedg-^Kanada unb-ingt England treu bleibe usd sie vteie^—^ durch die Union absolut aus ¬ geschlossen sei. Aauftkampf tm amerika«ische« Parlame«t. Bei der Debatte über die Vorlage zur Erhaltung der natürlichen Reichtümer in Alaska, die die Verpachtung der Bergwerke durch die Regierung ermöglichen soll, entstand im amerikanischen Kongreß et« Faustkampf zwischen den Mitgliedern Mandell von Wyoming und Wickersham von Alaska. Es war die erste Szene dieser Art im amerikanischen Repräsentantenhaus. Nach dem Dazwischentreteu der Ordner und vieler Mitglieder evt- schuldigten stch die Gegner vor dem Haus, lehnten jedoch jede Versöhnung ab — Der Kongreß hat die Vorlage über di« Bewilligung von 3000000 Dollar» für eine Befestigung deS Panamakanals angenommen. Ausland. Die Wut -er Tscheche«. Ueber die Ausweisung einiger Arbeiter au« Preußen Add über die Sprachenerg«b»iffe der letzte« Volkszählung M die Tschechen i« Böhmen dermaßen erbittert, daß sie Wohl auf administrativem als auf parlamentarischem Ang« die Berücksichtigung ihrer nationalen Aspirationen Zwingen wolle«. Wie aus Prag gemeldet wird, b«ab- Öligen die tschechischen Delegierten, in de» Delegationen Anfrage an den Minister de« Neußer« zu richte«, ", Sege« die das internationale Recht verstoßenden «-.»-Echt« Ausweisung«» von tschechischen Arbtitrr« aus ^.^^n für Schritte zu unternehmen gedenke. — Der W" ^.M^^ML^Meteri« der städtischen ^uierwtMG^de^Sprache al« ülmgaxgSsprache " angaben, die Wohnungen- Hü-e« wie -rü-e«. X der V tzf>en »Wiener Zeitung" w^rde am MMmerstafi » -Niß deS Ackerbau-Mintsterium^ ver- ^Dffstentlich» wonach wegen der Lungen-, Maul- und MKlauesjche die Einfuhr von Rindern und arideren ^lauentter zu Zucht- und Nutzzwecke« au« Deutschland Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jnjerate werden tags vorher bis mittags 12 Uhr angenommen. Bezugspreis vierteljährlich 1,35 Mi. frei inS HauS, abgeholt von der Expedition 1,30 Mk., durch die Post bezogen 1,54 Mk. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. E- für die Kgl. Amtshauptmannschäft Meißen- für das Kgl. Amtsgericht und den SLadtrat zu Wilsdruff» sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt.