Volltext Seite (XML)
Trschriot wScheutlich Lrrtmal aud zwar DiarStag», DouucrstagS uuL SouuabeudS. BizogSprelS vlertrljShrlich 1,35 Mi., in Wilsdruff 1,3) Mk., durch die Pep bezöge» 1,54 Ml. Fernsprecher Nr. S. — Telegramm-Adreffe: Amtsblatt Wilsdruff. «nö Amgege»-. Anrtsblatt Juserjate werden Montags, Mitwochs und Freitag- bis spätestens 12 Uhr angenommen. Insertion?Preis 15 Psg. pro viergespalteue KorpuSzcile. Außerhalb des AmtSgerichtsbezirls Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 -/, Ausschlag. für die Kgl. AmtshaupLmannschäft Meißen, Mr das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrst in MlskwA sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharaudr Lokalblatt für Wilsdruff, Altta«»eberg, Birke«haix, Blankenstein, Braunsdorf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, yrrzog««al»e mn «an»»««, vnyn»»»,, Kaufbach, Keffelsdorf, Klet»schö«berg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotze«, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirche«, Neuta«neberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, PohrSdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Pernr, Sachsdorf, Schmtedrwalde, Sora, Steinbach bet Keffelsdorf, Steiaba- bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, U«kersdorf, Wristropp, Wtldberg. Mit der wöchentlichen Beilage „Welt im Vild" und der monatlichen Beilage „Unsere Heimat". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für Politik und Inserate verantwortlich: Arthur Zschunke, für den übrigen Teil: Johannes Arzig, beide in Wilsdruff. No. 74. Sonnabend, den 3. Juli 1SVS. 68. Jahrg. Die Kranken- und Jnvalidenverstcheruugsbeiträge für das zweite Vierteljahr sind zur Vermeidung zwangsweiser Beitreibung bis längstens den w- Auli F. zu bezahlen. roio Wilsdruff, am 2. Juli 1909. Der Stadtrat. Kahlenberger. politische Rundschau. Wilsdruff, den 2. Juli. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm und die französischen RegattagSste. Ungenannte französische Teilnehmer an der Kieler Woche, die auf Senator Gaston Meniers Jacht „Ariane" dort mit ihm Kaiser Wilhelm empfingen und dann Ein ladungen auf die „Hohe^zollern" erhielten, äußerten sich dem „Figaro" und dem „Malin" gegenüber über ihre Be gegnung mit dem Kaiser und dem Reichskanzler: Kaiser Wilhelm und Fürst Bülow habe man die Aufregung der letzten Tage nicht angemerkt. Beide seien heiterster Laune gewesen und hätten ungezwungen geplaudert. Bülow gehöre zu den Männern, die politische Schlachten stets mit heiterem Skeptizismus betrachten, weil sie sicher seien, mit ihrem Geist und ihrer Geschicklichkeit aller parlamen tarischen Schwierigkeiten Herr zu werden. Der Kaiser sei immerhin weniger vertrauensvoll, da er sich seiner hohen Verantwortlichkeit ars Staatschef stets bewußt bleibe. AehnUche Worte, wie die neulich in Hamburg gesprochenen, habe der Kaiser in mehr familiärer Weise auch zu seinen Gästen geäußert; er habe keinem seine große Genugtuung über die Ergebnisse seiner Zukunft mit dem Zar^n ver heimlicht. Diese Ertrevue könne nur energisch zur Auf rechterhaltung des Weltfriedens beitragen. Die Sicherung des Friedens sei sein stetig vor Augen gehaltenes Ziel. Und ebensowenig, wie im Jahre 1906, habe er die Be- sorgnis vor der gelben Gefahr aufgegeben. Da er nicht wisse, waS die Zukunft für Europa und dem Orient bringen werde, so werde er mit allen Kräften aufrichtig an der Erhaltung des europäischen Friedens arbeiten. In der Casablancaaffäre habe er von vornherein auf eine friedliche Lösung hingearbeitet, da ihn dir deutschen Deserteure wenig interessierten. Nach der Ueberzeugung des Kaisers würden sich alle künftigen Kämpfe auf wirt schaftlichem, industriellem und kommerziellem Gebiete adspielen. England sei momentan nervös, werde aber einsehen, daß das von ihm verlorene Terrain nicht durch Krieg, sondern durch vermehrte produktiv: Anstrengungen zurückgewonnen werden könne. Nicht, was Frankreich betreffe, taffe den Kaiser gleichgültig. Ueber Coquelins Tod fei er sehr betrübt gewesen. Auch die Versuwe mit Flugapparaten interessierten ihn sehr; doch glaube er vorderhand mehr an große Luftschiffe. Auf die Erhaltung der freundschaftlichen Beziehungen zu Frankisich und auf die gelbe Gefahr sei der Kaiser wiederholt zurückgekommen. Hiernach wird man also i» Paris auf 24 Stunden sich einer deutschfreundlichen Stimmung hingeben, dann kommt wieder — das andere. Ausfallen muß bei den allerdings erst durch den Filter französischer Lebhaftigkeit gegangenen Aeußerungen des Kaisers, daß er erklärt, bas Schicksal deutscher Deserteure lasse ihn gleichgültig! Darum hat es sich in Casablanca doch eigentlich nicht gehandelt, sondern um einen Angriff französischer Soldaten und Offiziere auf einen Vertreter des deutschen Konsulates, also des Deutschen Reiches. Und das ist doch etwas ganz anderes. Bemerkenswert ist auch der zweimalige Hinweis auf die gelbe Gefahr, obwohl gerade er in Japan wahrscheinlich wieder von unseren englischen Freunden gegen uns ausgebeutet werden wird. Fürst Eulenburg in Berlin eingetroffen. Am DienStag abend um 11 Uhr ist auf dem Stet tiner Bahnhof in Berlin Fürst Philipp zu Eulenburg mit Gemahlin und Gefolge auS Liebenberg eingetroffeu und hat seine Wohnung in der Königin Augusta-Straße be- zogen, die für diefen Aufenthalt besonders hergerichtet worden ist. Der Fürst scheint sich gut zu befinden und will in Berlin den Beginn der Schwurgerichtsverhandlung gegen sich abwarten, die bekanntlich am 7. Juli ihren Anfang nimmt. Die Gründung eines Deutschen Bauernbundes. Vertreter des Bauernstandes aus dem ganzen Reiche gründeten am Mittwoch unter Teilnahme von mehreren mationalliberalen und freikonservativen Reichstags- und Landiagsabgeordneten den Deutschen Bauernbund, dessen Ziel es ist, die Interessen des Bauernstandes in der energischsten Weise zu fördern. Der neue Bund schließt namentlich diejenigen landwirtschaftlichen Interessenten zu- fammen, die mit der Art und Weise, wie der Bund der Landwirte die Landwirtschaft zu fördern sucht, nicht ein- verstanden sind. Besonders zahlreich beteiligten sich die Ansiedler aus den Provinzen Posen und Westpceußen. Die erste große Bundesversammlung findet am 6. Juli in Gnesen statt. Ins Präsidium wurden gewählt der natiovalltberalc Reichstagsabgeordnete Wachhorst de Wente als erster Vorsitzender, ferner der preußische Landtags abgeordnete Wamhoff, Reichstagsavgeordneter Löscher (Reichspartei) und Landwirt Härte-Posen Betrügerisches Einschenken. In welchem Maße ein Bedürfnis für die Erhöhung des SchaumraummaßeS bei Schankgefäßen besteht, geht aus einer dem Reichstag zugegangenen Petition des Münchener Verbandes zur Bekämpfung betrügerischen Einschenkens deutlich hervor. In dieser Petition wird erwähnt, daß die Schänk- kellner oft mehrere Mark pro Hektoliter (vis zu 11 Mk.) mehr berausschänken müssen, als der Inhalt des Gefäßes nach Maßgabe des Preises gestattet, und es wird auf Grund des Materials des bayerischen Statistischen Amts sestgestellt, daß das bierkonsumierende Publikum in München allein jährlich um mehr als 4000000 Mk. durch dieses schlechte Emschänken geschädigt wird. Diese Summe, die auf den ersten Blick enorm hoch erscheint, findet ihre Erklärung, wenn man annimmt, daß bei einem Liter Bier durchschnittlich nur Liter fehlt. Dieser ziffer- mäßig auf Grund statistischen Materials nachgewiesene Betrag erhöht sich aber noch um ein bedeutendes angesichts der offenkundigen Tatsache, daß in München in den größeren Bierausschankstellen gewöhnlich nur Liter verabreicht werden. Bei der Beratung der Petition sprach man sich von verschiedenen Seiten übereinstimmend dahin aus, daß die beklagten Mißstände nicht bloß in Bayern, sondern auch außerhalb Bayerns an vielen Orten und nicht zum wenigsten auch in Berlin bestehen. Ihnen müsse, soweit es im Wege der Gesetzgebung überhaupt wöglich sei, ent- schieden entgegengetreten werden. Gleichzeitig wurde hierbei von allen Setten der Meinung Ausdruck gegeben, daß die von dem petitionierenden Verein vorgeschlagene Erhöhung des SchaumraummaßeS ein wirksames Mittel zur Bekämpfung des betrügerischen EinschänkeuS bilden würde. Ausland. Kornblumenaffären in Böhmen. Trotz der den deutschen Abgeordneten bezüglich deS Kornblumenverbotes in Salzburg vom Unterrichtsminister Grafen Stürgkh gegebenen Versicherung, daß das Tragen von Kornblumen seitens der Schüler „keinem Anstande" unterliege, scheinen übereifrige und gewissen hochmögenden Kreise liebedienerische Schuldirektoren doch päpstlicher sein zu wollen, als der Papst. So hat in Letschen an der Elbe der Direktor des dortigen Ober-Realgymnasiums Schüler der Anstalt wegen des Tragens von Kornblumen zur Verantwortung gezogen. Man wird nun wieder im Abgeordnetenhause interpellieren, ohne einen wirklichen Erfolg zu erzielen, da nach wie vor ganz die willkürliche Auffassung der Schulleitungen maßgebend ist. Im übrigen melden sich auch anderwärts Elemente, denen die Aechtung eines Zeichens deutschvölkischer Ge sinnung stets willkommen ist. So hat in Böhmisch- Kamnitz der römisch-katholische Geistliche Pater Mimberg einer Blumenhändlerin, die anläßlich des Jubelfestes des dortigen Männergesangvereins Kornblumen feilbot, nicht nur den Verkauf mit dem Bedeuten, das Tragen solcher Blumen sei „hochverräterisch", verboten (!), sondern sogar die Vernichtung der Kornblumen verlangt. Leider ent fernte die durch solche pfäffische Ueberhebung eingeschüch terte Frau die Kornblumen aus der Auslage; die Ver nichtung wurde von einigen Deutschen hintertrieben. Neben dem dreisten Uebergriff in fremde Rechte aber ist an dem Fall von besonderem Interesse, daß Pater Mimberg ein erst seit einigen Jahren in Oesterreich w:ilender ehemaliger Reichsdeutscher ist. Wie der Leiter der Prager klerikalen Agitationszentrale, Pater Alban Schachleitner (ein Rhein preuße), vor Jahren den religiösen Krieg zwischen dem „katholischen Oesterreich" und dem „protestantischen Deutsch, land" ankündigte, so find auch andere Römlinge, sie mögen glcichwohl aus Deutschland stammen, in O-sterreich die erbittertsten Gegner jeder Aeußerung alldeutscher Gedanken. Englands Rüstungssorgen. In England nimmt nun das Kriegsspiel der drei englischen Flotten seinen Anfang. Es wird angenommen, daß zwischen England und einem anderen Lande, sagt der Telegraph, seit geraumer Zeit eine große Spannung herrscht. Nun haben die Flotten beider Staaten bereits Stellung angenommen, um auf alles vorbereitet zu sein. Die rote englische Flotte ist zwischen Newhaven und den Orkneys verteilt. Der Feind hat mit seiner weißen Flotte in der Nordsee und an der Westküste von Schottland Stellung genommen. Die rote Flotte hat nun die Auf gabe, zu verhindern, daß die feindlichen Flotten sich ver einigen. Voriges Jahr ist dieselbe Aufgabe unter dem Befehl der Admirale Beresford und Scott mißlungen. Neue Alarmnachrichten aus Marokko. Nach den letzten über Tanger aus Fez eingetroffenen Meldungen soll Mulah el Kebirs Einzug in Mekinez unmittelbar bevorstehen. Unter der Vorspiegelung, er be sitze in der Stadt selbst einen nennenswerten Anhang, habe er verschiedene Stämme der Umgegend überredet, fich ihm anzuschließen. Die südlichen Stämme deS Landes haben angeblich die bastdistischcn Gouverneure abgesetzt, um Mulay Hafis den Weg nach dieser Stadt zu verlegen. Neue Kämpfe zwischen der Sultans- Mahallah und den Streitkräften des Roghi sollen in der unmittelbaren Umgebung von Fez stattgefunden haben. Einzelheiten über ihren AuSgang fehlen zur Stunde noch. Der verschwundene Castro. Aus Paris wird berichtet, daß die dortigen Behörden zahllose Anfragen nach dem Aufenthaltsorte des Ex- Präsidenten Castro erhalten haben, darunter Telegramme aus Venezuela. Die venezolanischen Detektivs, die mit Castros Ueberwachung betraut waren, sind von seinem Verschwinden ganz konsterniert. Man hat bereits die Polizei sämtlicher europäischer Länder in Bewegung ge letzt, ohne daß es möglich gewesen wäre, Castros Aufent haltsort zu erkunden. Ans Kta-t nnd Land. Mitteilung« aui dem Leserkreise für diese Rubrik nehme« wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 2. Juli. - Se. Majestät König Friedrich August verliest am Mittwoch früh mittels Souderzuges Dresden, um wieder eine Landesreise zu unternehmen. Er fuhr zunächst bis Kupferhammer-Grünthal i. E. und beehrte von hier aus viele Ortschaften des oberen Erzgebirges mit seinem Besuche. Wie auf den früheren Landesreisen so begegnete er auch auf dieser Reise überall großen Sympathien. Die Rückkehr nach Dresden erfolgte heute Freitag, den 2. Jalh nachmittags '/»2 Uhr vom Bahnhof Freiberg aus.