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Mnblatt str WilsöM Erscheint wöchentlich dreimal and zwar DlmStag«, DomrerStagS und Ssmrabeud«. BezagrpreiS vtertelMrlich I Ml. 30 Psz., durch die Post bezvgeu 1 Ml. 54 Psg. Fernsprecher Nr. S. — Telegramm-Adrefs«: Amtsblatt Wilsdruff. «nö Amgegenö. Amtsblatt Inserate werden MontagS, Mittwoch« und Freitag« bi« sMesteus 12 Uhr angenommen. Insertion«Preis 15 Psg. pro vtergelpalteue KorpuSzeile. Anherhalb des AmtsgeiichtsbeztrlS Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Aufschlag. Nr die Kgl. Amtshauptmannlchaft Meißen, kür das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrst m Wilsdw» sowie für das Kgl. ForÜrentamt ru Ttzarrs^ Lokalblatt für Wilsdruff, Alttannrberg, Birkenhaix, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, verzogswaivr «n «rmsser», vvyn—. , "aufdach, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neulaaneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roiysch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorst Schmiedewalde, Zora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steildach bei Mohorn, Seeligtzadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg Dmck uud Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion oerautwortll»: Hugo Friedrich, iür den Juieroteuteil. Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. No. izy. Dienstag. Ne« 1. Dezember tW8. 67. Jabrg 4-ot tiisv« RUrx-rtthieL» Wilsdruff, den 30. November. Deutsches Reich. Das Hurrarufen. Aus akademischen K eisen in Münster wird der »Rheinjsch-Westfälischen Z ituug" geschrieben: „Die durch die Piesse gegangene Mitteilung von einem Ellaß über »as Hurrarufen auf den Schiffen unserer Kriegsmarine hat mehrfach Kopffchütteln erregt. Mir kam ste weder überraschend, noch schien sie mir unglaublich. Gleich, als ich zuerst davon hörte, erinnerte ich Mich nämlich einer ön^ruklion, Vie den zur Begrüßung des Kaisers ^schtenenen Studierenden unserer Universität zuteil Sewormn war. Die Studierenden, die stch benso wie Sie Prostssoren in der Universität versammelten, wurden darauf aufmerksam gemacht, daß der Kaffer besondere« Werl auf Vie Form der Begrüßung lege. Sobald Seine Majestät auf rem Domplatz eingedogen sei, und die Pro- lissorenschalt sich erhoben habe, soll ein dreifaches „Hurra" ansgcbrucht und bst jedem Hurra der Hut senkrecht in Höhe gehoben weiden. „Hoch'iufen und Hüte, schwenken sei verpönt. Seine Majestät sei nicht gern Zeuge der dabei unvermeidlichen Kollisionen der Zylinder, die natürlich auch den Besitzern der Hüte nicht erfreulich sein könnten. Die Verfassungsfrage im Reichstage. Für die am Mittwoch im Reichstage bevorstehende Debatte über die Verfassungsirage hat die Freisinnige Fraklionsgemeinschaft ihre Wünsche hinsichtlich der ^inffterverantwortlichkeit in eixem Gesetzentwurf nieder- gelegt, der folgende Hauptforderungen enthält: Schsfiang Eines Slaatsg^riLtshofcs, der dem Reichsgericht anzu- gliedern ist, uuv Schaffung einer materiellen Haftung deS Kanzlers iür politische Handlungen des Kaisers, die der ^"twarf unter Anlehnung an den 67a der badischen Perf ssong konstruiert. — Von den Polen ist ein Antrag Eingang'.«, wonach der Reichstag jederzeit cinberufen werd.» mutz, wenn es von einem Drittel ferner Milglieder verlangt wird. Von den Freisinnigen wird auch eine Änderung der Geschäftsordnung beantragt, die eine leichtert Haudhabuug des Intelprllatiousrcchtes und eine bisher nicht mögliche Brschlußiassang am Ende einer Z^ierpellalioasdebatte einsühct. Die bürgerlichen Parteien ^bstM^, Vie feststeht, bei dieser Verhandlung die Dedat e der vorigen Woche über den Kaiser und das liche Regiment nicht zu erneuern. Für ausgeschlossen 7?^ Man «uch wie vor, daß der Bundesrat durch eine ^"lüiung oder duich Nichterscheinen die Antikste gew sier- protestierend zmückwiisen werde. Di-s eul.pricht, beißt es Mclvung der „F ankf. Zig.", vor allen j^^sjen der gegenwärtigen Lage nicht Es wird vermutet, oaß der Reichskanzler oder ein Vertreter des Bundesrats Ar Begin» der Verhandlungen über düse Anträge eine Erklärung abgeben werde, daß der Kaiser und der Reichskanzler den Gang der Verhandlungen mit Ersst verfolgen würden. Die Neuordnung der Fernsprechgebühren. Wie die „Berl. Uu.-Korrespondenz" hört, stno die Gutachten aus Handels- und Juduftriekreffen über die Neuordnung der Fernsprechuevührex im Reichspost' °mte eingelangt. Die Gutachten werde« gegcuwärtig ge- üchiet und die geäußerten Wünsche bei der rn kurzer Ze t Zu erwartenden neuen Redigierung der Frnsprechgebührru. ordnung weitgehendste Berückstchtigung finden. Wann die an de« BuuveSrat gelangen wird, steht noch nicht fest. Die Flucht hoher Steuerzahler aus Berlin, wie ^it Mihrereu Zohren zu beobachten ist, war, m> ^Ehien Sleurrüberw-isungen ergeben, auch in d>n n s 2 ^ril bis Juni 1908 ziemlich bedeutend. Es „ "3 itschrift für Sozialwiffenschasl" (heraus- NKenN^"u Dr. Jul. Woll) Mitretlt, aus Briln "" einem Einkommen von über 50000 Mk o "Ur drei gleichw-rtige als zugezogen 50000 Mk Steuer stufe von 25500 bis n un ^ logar 54 Persouen verzogen und nur hiazugekommen. Aehnlich liegen die Verhältnisse bei den Zeostten all r Klaffe« über 6000 Mk. Ein kommen. Im ganzen haben rn dem genannten Qua- tal 23294 steuerzahlevde Personen Berlin verlassen, während nur 17787 zuzezogen sind In der untersten Steuerstufe — 900 Mk. — sind 287 Zenstten mehr zugezogea als abgegangen. Hätte die Stadt Berlin nicht einen Ersatz iür dir „flüchtigen" hohen Steuerzahler in höheren Abgaben der Geschäfte, so würde der Fortzug so vieler steuerkräftigen Elemente bedenklich stin. Die Entvölkerung der Berliner Altstadt schreitet ebenfalls immer weiter fort, und in absehbarer Zeit wird die Wohnziffer im Innern Berlins so abgenommen haben, baß hier lediglich noch Geschäftsüäuser bestehen werden. Ei« Zwischenfall vor dem Schwurgerichte. Aus Düsseloorf schreibt man: Die besonders mit Rücksicht aus den vorliegenden Entwurf einer Slra'prozkß. refonn vielfach erörterte Frage, ob es sich nicht empfehle, an den Beratungen des Gffchworeueukollegiums auch Juristen teilnedmen zu lassen, wurde durch einen eigen artigen Vorgang in einer Schwurgerichtsverhand- tung charakteristisch illustriert. Unter der Anklage »es betrügerischen Bankerotts — eines der schwierigsten Straf- oelikte — halte sich ix zweitägiger Verhandlung der Kaufmann Sleian vom Hofe ans Viersen, zu verantworten. Die G-ichworene« bejahten die Schuldfrage im Smue de Anklage unter Ausschluß mildernder Umstände, worauf der Staatsanwalt eine Zuchthausstrafe von 2 Jahren i» Vorschlag brachte. Nachdem der Gerichtshof zur Beratung abgetreten war, erkläite der Obmann der Geschworenen dem Staalsanwalte, daß es kstaeSwegs die Absicht der Geschworenen gewesen sei, den Angeklagten Wege» betrüge- rischen Bankerotts ins Zachthaus zu schicken, uud daß der entscheidende Teil der Schuldfraqe irrtümlicherweise mit Ja beantwortet worden sei. Der Verteidiger setzte das R chtnkollegium von der also eingetretenen Sachlage umgehend in Kenntnis, uxd in U bereinstimmung mit dem Staalsanwalte hirß der Gerichtsvorsitzende das Ge> schworenenkollegium nochmals abtreleu. Diesmal lautete das Verdikt auf Schuldig dis einfachen Bankerotts unter Versagung mildernder Umstände, das Urteil auf fünf Monate Gefängnis. Der Handwerksbursche als Wahlbürger. Aus Bay rn wird geschrieben: In Lechhausen, wo die Genossen diesmal bei den Gemeindewahlen noch zwei ihrer Vertreter ams Rathaus durchdiückten, kam auch ein Handwerksbursche zum Wählen angerückt. Ec brachte einen Wahlzettel und legte als Legitimation sein Wander- buch vor. Auf die Frage, ob er das Bürgerrecht besitze, antwortete er gewichtig: „Nein, aber zngi reist bin ich soeben!". Ec wollte offenbar den Triumph der Genoffen von Lechhausen vervollständigen helfen und das Wählen mag ihm, als deren gelehriger Anhänger und wie eine Art Fahneneid, als die heiligste Pflicht immerdar vor Augen schweben, die auch der wanoernde Handwerks bursche hat. Ausland. Ei« «euer tschechischer Ueberfall auf deutsche Studente» i» Prag. Bei der Auffahrt der Studenten in Prag wurden am Sonnabend abend acht dmffche Couleurstudenten von nchechffcheu Studenten überfallen und mißhandelt. Die deutschen mußten in das Gebäude der Union-Bank flüchten, dtiin Tore geschlossm wurden. Die rschechische Menge belagerte das Gebäude so lasge, bis hundert Man« Gendarmerie die Emgeschlossenen befreite». Außer- dem fanden Kundgebungen vor dem Deutschen Haus am Graben statt. Die Tscheche« scheinen das Regierungs- jubiläum dadurch besonders feiern zu wollen, daß sie den gesamten Pöbel gegen die deutschen Studenten mobilisieren. Schreckensregiment auf Haiti. Die au; Hain eintreffevden Nachrichten lassen erkennen, daß die von dem General Simon geleitete R.Solutions- bewegung im Südes der Negerrepablik unaulhattsame Fortschritte macht; überall lehnt die Bevölkerung stch gegen ore Herrschaft des Präsidenten Alexis auf und eine Rehe grausamer Regierungsmaßregeln haben nicht wenig dazu beigetragen, die Reihen der Insurgenten zu verstärke« und die Popularität des R-volutionsgedankens zu befestigen. Wie hoch die Erbitterung gestiegen ist, zeigt das Schicksal deS General Lecomle, des M MerS des Innern. Am Dienstag traf der durch seine blutige Strenge berüchtigte Beamte an der Sp tze einer Truppenschar in der Stadt Jcremie ein. Der gefürchtete Mulatte, d-ssen Laufbahn genug blutige Spuren hinterlassen hat. gr>ff auch hier sofort zu den grausamsten Maßregeln. Zwei Tage vorher hatte er elf hervorragende Politiker auf vage Vrdächligung revolutionärer Gchnaung hin exekutieren lasse«. Als er in Jeremie eintral, fand er das Regierungskauonenboot Ocogaut gestrandet. Sofort beschuldigte er den Kommandanten, K-Pilän Oltema, deS Vorrat« und ließ ihu ohne weiteres erschießen. Dann begann er in der Stadl gewaltsam R kcutex auszaheben, die bestimmt se n folllen, gegen die Revolutionäre zu kämpfen. Eine Anzahl der angesehensten Bürger Protest erte formell gegen dieses Verfadren. General L comte antwmtete auf dir Beschwerde oamit daß er die zwei bilanntesten Bürger sofort gefangen- nehmen und auf der Stelle hinrichten ließ Die blutige Tal eutfeffZte die heimlich zählende Empörung der Be völkerung aufs höchste, und der Sturm brach los. Alles rief nach Waffen, nnd oann begann ein ungestümer Angriff aus die Truppen des Ministers. Aber es kam nicht eiumal zu einem Kamp e, die Truppen leisteten keine Gegenwehr und der General wurde gesungen genommen. Man vergalt ihm Gleiches mit Gleichem Auf derselben Siälte, wo er noch eine Stunde vorder kaltblütig das Tooesurteil gegell des Kommandanten Ostema hatte voll strecken lasst n, ereilte ihn sein Schicksal; die wütende Volks menge eikläite ihn des Todes für würdig und er wurde sofort erschossen. Ratlos steht die Negierung diesen Auf wallungen des Volkszornes gegenüber. Der Kriegsmimster bittet um disziplinierte Truppen, da er mit den gewaltsam zum Dienst gezwungenen unausgebildeten Rekruten gegen die Revolutionäre Nicht kämpfen kö rne; aber seine Bitten müssen ungehört veryalle», das Prestige der Regierung scheint erschüttert, wäh e.»d den Revolutionären von alle« Seiten Kämpfer zustrümen. Aus Ktadt und Land. Mitteilungen aus dem Leserkreise für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, de» 30. November. — Graf Hohenthal nicht amtsmüde. Die von der „Voss. Zt4." veroceitete Metvung, ouß Staats- Minister De. Gra: von Hohenthal gleich nach der Erledigung der Wahlrechtsreform von seinem Amte zurückzutreten beabsichtigt, weil er amtsüoe sei, ist, wie das Wölfische Telegrapyenbureau von zuständiger Seite zu e»k ä en ermächtigt ist, unrichtig. Der Minister ist wkder amtsmüde, noch trän er sich mit Rückirittsgedanken. — Ein konservativer Antrag auf Zmassaag einer Alterszusatzstimme. Ja Zw.uen Kummer ging ein vom Äbgeo.oueieo Ärurä und 38 anderen Mit gliedern der konscroalivex Fraktion unt rze'.chneter Antrag ein, der b-zwickl, den grundlegenden Z 10 deS Entwurfes dahin abzuändern, daß die gesamte Wahstr>chait nicht in zwei, sondern in drei Gruppen geteilt wird, und zwar derart, daß eine Gruppe mit einer Alterszusatzstimme (Altersgrenze 50 Jahre) geschaffen wird, die sich von der Masse der »ach dem Eoenlualoorfchlage nur Mit einer G u- dstimme Bedachten avzweigt. Weiter wird beantragt, daß die Bestimmung des ß 10: „Zar Gruppe (Wähler Mil 4 Stimmen) gehören diejenigen Wahlberechtigten, die zur Gewerbekammer wählen dürlen" ergänzt wird durch den Satz: »Und aus dem Gewerbebetriebe Mindestens 1000 Mk. Einkommen iu dem der Wählerlistexausstellung vorausgegangenen Jahre versteuert haben." Der Vor schlag der Alterszusatzstimme soll eine Biücke zur Ver- sta.digung bilden. Es vlejvt avzuwarten, wie die Regierung, die sich bisher gegen die AllerSstimme ausge- ip ochen hat, stch zu dem neues Vorschlag stelle» und ob die Minderheit ihn «!S ginügenbeu Grund zu Revision ihres ablehnenden Standpunkt s betrachten wird. — Die Dresdner Nationalen Ausschüsse hielten jüngst bcu dru ea dicöiayt.ige» Liskunionsamnd bet Kneift ab. Herr Landrichter Dr. Reiche-Große st rach über das Thema: „Arbeitsvertrag und Werk pensionskassen". Ausgehend voa den bei der Firma