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MtMM ßir UlSM «nd Amgegend Amtsblatt Sonnabend, de« 1. August LW8 «7. Jahrg No. 87 Wilsdruff, am 29. Juli 1908. Ä Schtttbblock liegen und mit einem großen. ges^ die 16 Menschenleben gefordert hat, während Bleistift versehen sein, auf diesem Schretbblock macht der I außerdem 22 Personen zum Teil schwer verletzt wurden. Es tagt bei den katholischen Korporationen! zu erfahren, was der .alte Hofmann" über die Zeitungs- lektüre unser? Kaisers sagt. Ein besonders wichtiger Teil seiner Arbeit, so schreibt er, besteht naturgemäß darin, sich von der Fülle der Erscheinungen ein klares Bild zu machen. Dazu dient neben den Borträgen der Minister auch in erster Linie die Zeitungslektüre. Nun ist es natürlich, daß der Kaiser nicht alle Zeitungen voll, ständig lesen kann, darum hat ein Beamter alle Zeitungen zu lesen und das Wichtigste kurz im Telegrammstil aus- zuziehen, teilweise auch einiges auSzuschnetden und auf- zukleben. Diese Arbeit ist sehr schwierig, nichts Wichtiges darf fehlen, Unerhebliches darf nicht enthalten sein. Diese Blätter sind gewissermaßen eine Kontrolle für den Kaiser über seine Minister. Der Kaiser wünscht, daß nicht ein. festig mit.diesem Auszug verfahren wird; damit alle Parteien zu Worte kommen, wird zu diesem Zweck Quellenangabe gewünscht. Trotzdem liest der Kaiser eine Zeitung vollständig. In dringenden Fällen kommt es auch vor, daß er sich auch mehrere Zeitungen zur ein gehenderen Information, damit er ein objektives und nicht einseitig gefärbtes Bild der Lage erhält, geben läßt. Es dürste darum interessiere», wie der Kaiser Zeitungen liest, was ihn dabei am meisten interessiert und wie er zu den einzelnen Artikeln Stellung nimmt. Von vornherein sei bemerkt, daß der Kaiser im Laufe des Tages wenig Gelegenheit und Zeit findet, sich der Zeitungs- lektüre zu widme«. Darum nimmt er dir Nacht zu Hilfe, und auf dem Nachttisch, der an seinem Bette steht, müssen die Zeitungen bereit liegen, da er gewohnt ist, im Bett vor dem Schlafengehen zu lesen. Neben der Zeitung muß Kaiser seine Anmerkungen, die meist von seinem Tempera ment Zeugnis ablegen. Am meisten soll, dem Vernehmen «ach, den Kaiser der soziale Teil der ZritungSlektüre interessieren. Er bringt besonders allen Artikeln, die von einem Streik, Lohnbewegung, Krankenversicherung, Schutz der arb ilendc» Klaffe und anderen sozialen Fragen handeln, das größte Interesse entgegen, das sich in den zahlreichen Anmerkungen, welche er aerade zu diesem Thema macht, dokumentiert. Des öfteren legt er sich auch ein Blatt zurück, um am nächsten Tage über ein Thema das ihm ganz besonders am Herzen liegt, nähere Auskünfte zu verlangen. Dabei bestimmt er sofort alle Einzelheiten, von denen er unter richtet sein möchte. Oesters läßt er sich auch gerade über Anregungen, welche ihm die Zeitungen bieten, Vortrag Da sich eine Instandsetzung des Schiffes, das schwere Beschädigungen erlitten, als zu kostspielig erwies, kam es jetzt auf der Kaiserlichen Werft tu Kiel unter den Hammer. Die im Termin abgegebenen Gebote bewegten sich in ziemlich weiten Grenzen: E« Voten eine holländische W rft 133000 Mk, R Neugevauer-Harburg 86000 Mk, Schiffs- und Maschinenbaugesellschaft Rendsburg 816 )0 Mark, JhmS-Kiel 75000 Mk. und eine Kopenyager Werft 57000 Mk. so wird auch mancher veraltete Schiffskörper abgestoßen, der vielleicht noch manches Jahr für Spezialzwecke Ver- Wendung finden könnte. Der Zahl der in letzter Zeit unter den Hammer gekommenen Veteranen unserer Kriegs schiffe hat sich nunmehr auch der nach mehr als 30jähriger Dienstzeit in der Marine aus der amtlichen Liste ge strichene „Blücher" angereiht. Das Schiff wurde nach seiner Außerdienststellung als Schulschiff, als es nur noch zu Wohn- und UnterrtchtSzwecken auf der neuen Marine- station Mürwik bei Flensburg Verwendung fand, am 26 November vor. Jahres von einer Kessclexploston heim- wird neuerdings mitgeteilt, der so recht die Tatsache be< leuchtet, wie wenig die Sozialdemokratie die KoalttionS- halten. Daß ihn die politischen Fragen selbstverständlich am allermeisten beschäftigen, besonders die Stimmen des Auslandes über Deutschland, braucht wohl nicht erst er wähnt zu werden. Aber noch eine Rubrik liest der Kaiser mit besonderer Aufmerksamkeit und — meist Widerspruch, das ist die Rubrik über Kunst. Er ist also nicht, wie man allgemein annimmt, über Kunstfragen nur einseitig informiert, sondern er liest alle Aeutzerungen, aber ohne dadurch seine eigene Anschauung sich nehmen zu lassen. Bemerkenswert ist übrigens noch, daß ver Kaiser auf Reisen auch die führenden Blätter der Provinzen liest, in denen er sich gerade befindet. Ein Hohenzollernprinz als Doktor. Wie aus Straßburg gemeldet wird, hat dort Prinz August Wilhelm von Preußen, der vierte Sohn des Kaiserpaares, sein Doktorexamen bestanden. Er er hielt sogar die Zensur „sehr gut'. Hoffentlich auf Grund seiner tatsächlichen Leistungen. — Der Prinz schrieb seine Dissertation über das Thema „Die Entwickelung der Kommissariaisbehörden in Brandenburg-Preußen bis zum Regierungsantritte Friedrich W lhelmS I." Die Arbeit wuroe von der rechts- und staatswisssnschaftlichen Fakuli- tät angenommen, worauf das mündliche Examen stattfand. Die Examinatoren waren die Professoren Sartorius Frhr. v. Waltershausen, Laband und Rehm. Den Vor sitz führte der Dekan der Fakulität Professor v. Thur. Der alte „Blücher" unter dem Hammer. Aus Kiel schreibt man: Die Marine rechnet prak tisch, und Sentimentalitäten finden bet ihr keinen Platz H it ein Schiff ausgedient und ist es aus der amtlichen Llste der Krtegsfahrzeuge gestrichen so wird es. falls dies angängig erscheint, noch einige Jahre als Hafenschiff, Kasernenschiff oder dergleichen verwendet, oder aber ver kauft und abgewrackt, je nachdem für den FiskuS der größte Gewinn daraus erwächst. Da aber auch mit einer Ueberfüllung der Häfen und Docks gerechnet werden muß, DaS im Grundbuche für Asthschsnberg Blatt 15 auf den Namen Wilhelmine verw. Bretschneider eingetragene Grundstück soll am 24. September 1908, vormittags 10 Ahr, — an der Gerichtssielle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 5,2 Ar groß und auf 6800 Mk. — Pfg. geschätzt. Es besteht aus Wohngebäude, Nr. 17 des Brandkatasters, und Garten und liegt an der von Rothschöaberg nach Kottewitz führenden Straße. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts, sowie der übrigen das Grund- stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Ein- tragung des am 22. Junt 1908 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Auf forderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. führte, ist jetzt dadurch beseitigt worben, daß die katho' lischen Verbtnoungen tu einem schriftlichen Revers die Gemeinschaft mit den Ultramontanen ablehnten. In Münster haben die katholischen Korporationen kürzlich sogar die Beteiligung an den öffentlichen Prozessionen avgelehnt. Das sieht wirklich so aus, als seien die jungen Herren es müde, nur immer die akademische Avantgarde des UitramontanismuS zu bilden. Nochmals wunderbarer Hagelschlag tu Frankreich I v. L. X. DaS „Wunder" der Hagelkorn-Medaillen in Remiremont, das die „Lsmsins rsIiAisuss" (das Amts blatt) des Bischof» von St. D:ö vertündtgte, hat schnell Nachahmer gefunden. In Saml-Paul-de-Fayrnc' (De partement Lar) hat sich am 2. Juli dss. I. etwas ganz Aehnltches zugetragen; wenigstens versichert dies die „Ssmsms rsHzisuss" des Bischofs von FrSjus. An jenen 2. Juli (Heimsuchung Mariä!) waren drei Fuhrleute be- shäfligt, m der Nähe eines Baches Fichtenh'olz aufzuladen, als plötzlich — um 1'/, Uyr Nachmittags, so genau ist der Bericht! — ein Gewitter entstand. Ein einziges Hagelkorn, groß wie eine Wallnuß, fiel vor den Augen dieser drei Leute in den Bach, bald darauf fielen ganz gewöhnliche Hagelkörner. Einer der Fuhrleute fischte vas merkwürdige Hagelkorn aus dem Bach heraus, und welche Überraschung! auf der eiten abgeglätteten Seite sieht er wie in einem Medaillon, groß wie em 5 Zentimenstück, das Bild eines sehr schönen Weibeö. Er zeigt es seinen Kameraden: das kann nur die Jungfrau Maria sein! Sie halten es weiter ab, um es besser sehen zu können, und sahen, wie das^Bild immer leuchtender wirv: sie trägt einen weiß?» Schleier, eine Krone auf dem Haupte, einen himmelblauen Gürtel, und streckt ihnen die Hände ein wenig entgegen. Hätten sie doch gleich Hunderte von Zeugen gehabt, so bewegt und erregt sind sie; aber ach! weit und breit ist kein Mensch in der Nähe bis auf 3 Kilometer in der Runde. So müssen sie sich allein mit ihrem köstlichen Fund begnügen; zeyn bis fünfzehn Mi nuten können sie sich noch au dem Anblick erfreuen, dann schmilzt die Schloße nach und nach, aber zuletzt erst ver geht das Bild. — DaS Bistum ließ selbstredend über diese Sache ein Protokoll aufsetzen, daß von den drei Zeugen unterzeichnet wurde. Natürlich bewahrt sich der Bischof sein Urteil vor, bis die von ihm angrordnete „wissenschaftliche Prüfung" vollendet ist Das „Beweisstück" ist freilich geschmolzen, aber dafür hat er ja das genaue Protokoll mit der Unterschrift jener drei Fuhrleute! Wahr- scheinltch wird sich bald an der Stelle, da da« Hagelkorn. Medaillon (wie es wohl jetzt genannt werden wird) ge- sehen wurde, eine Kapelle mit einem MuttergotteSbild „mit weißem Schleier und himmelblauem Gürtel" erheben, und das Bistum Fräjus Lourdes Konkurrenz machen. Und da sage man noch, daß das Zwanzigste Jahrhundert nicht auch seine Romantik hat! * Ei» bezeichnender Fall van sozialdemokratischem Terrorismus » Der Stavirat. Kahlenverger. Fslitiiche RvnSsetzam. Wilsdruff, den 31. Juli. Deutsches Reich. Die Zeitungslektüre des Kaisers. Ein „alter Hofmann", der in der Umgebung des Kaisers gelebt hat und von der Wirklichkeit zu erzählen weiß, hat soeben im Verlage von Gustav Rieckes Nahf. in Berlin ein mit hübschen Abbildungen geschmücktes Büchlein „Bei Kaisers" (Preis drosch. 2 Mark) heraus- gegeben, in dem er mit lebhafter Plauderkunst und liebe voller Feder unsern Kaiser als Menschen und Familien vater zeichnet, und so dazu beitragen will, den Herrscher seinem Volke näherzubringen. Da erst ganz kürzlich wieder in der Presse ein Streit darüber austauchte, ob der Kaiser nur Zeitungsausschnitte oder auch ganze Zeitungen lese, dürfte es interessant sein, Mr dir Kgl. Amtshauptmann schäft MMen, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrst rir MllsdrE sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, HerzogSwaloe mit »an>oer>. Hllynvon, Aaufbach, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsimrs, Pohrsdorf, RöhrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiebewalde, Sora, Steinbach bet Keffelsdorf, Steiabach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Wristropp, Wildberg. Druck uuv Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion und den amtlichen Teil verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in MlSdmff. Erscheint wScheutlich dreimal und zwar Dienstag», DounerStagS und Souuabe udS. VeruaSpreiS vierteljllhrlich I M. 30 Psg., durch die Post ° bezogen 1 Mk. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 8. — Telegramm-Adrefse: Amtsblatt Wilsdruff. m / 7 77 . 7 ? ttetheit der Arbeiter da anerkennt wo st. selbst keinen Aus Halle a. S. kommt eine Nachricht die dem Vorteil hat, wie sie oann genau wie die schlimmste» Zmtrum kem Wohlgefallen sein wird. Die Uneinigkeit „Scharfmacher" ihre wirtschaftliche Ueberlegenheit benutzt, der Studentenschaft, welche bei der BtSmarckseier und dem um den von ihr wirtschaftlich abhängige» Arbeitern ihr Rektoratswechsel zum Fernbleiben der Korporationen Koalitionsrecht zu rauben. Besteht da in Brandenburg Wer ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht hat, muß vor der Erteilun des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbei führen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des ver steigerten Gegenstandes tritt. Wilsdruff, den 24. Juli 1908. u 6/08 Nr 2 Asnigltches Amtsgericht. Bis 15. August ds. J8. ist der 2. Termin Staats-Grundsteuer nach 2 Pfg- für die Grundsteuereinheit und V, Pfennig Zuschlag auf jede beitragspflichtige Einheit, zwecks Deckung oes Bedarfs des Landeskulturrates, zur Vermeidung zwangsweiser Beitreibung au die Stadlstcuer-Einnahme zu entrichten. Inserat« werd« Montag«, Mittwoch« and Freitags bU spätestens 12 Uhr angenommen. JnsertionSpretS 15 Psg. pro viergespalt«« KorpaSzell«. Außerhalb deS AmtsgertchtSbeMS MlSdmff 20 Pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 '/, Ausschlag.