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Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Souuabeuds. BeruaspreiS vierteljShrlich I Ml. 30 Psg., durch die Poft bezogen 1 Ml. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdrufs. und Umgegend. Amtsblatt Inserate werden Montags, Mitwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jnsertiouspreis 18 Psg. pro viergespaltene KorpuSzeile. Außerhalb des AmtsgeüchtsbeM Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 80 «/» Aufschlag. für die Kgl. Amtshauptmannschaft Meisten, für das Kgl. Amtsgericht und den SLadtrat ru Wilsdruff, sowie flir das Kgl. Forffrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein. Braunsdorf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bet Mohorn, Helbigsdorf, Herzogöwaloe mir vanooerß. Hühndorf« Kaufbach, Keffelsdorf, Kleinschöuberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanueberg, Niederwartha, OberhermSdirf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bet Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmtedewalde, Sora, Steinbach bei Kesfelsdorf, Steinbach bei Rohor». Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion und den amtlichen Teil verantwortlich: Hugo Friedrich, sür den Jnserateutetl: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. No. 63. Donnerstag, den 4. Juni 1968. 67. Jahrg. Donnerstag, den 4. Juni d. I, nachmittags 6 Uhr öffentliche Stadtgemeinderatsfitznng. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Wilsdruff, den 3. Juni 1908. 3SS4 Der Bürgermeister. Kahlenberger. stramme junge Menschen, jedenfalls auf Nimm erwteder-I Trotzdem ist die Stellung des Generals Dedjuliu bei kommen fort. Höchstens aus einer kleinen Garnison > weitem nicht die, wie sie etwa seine Vorgänger General . Ueber den Einfluß der Großstadtgarnisonen auf die ländlichen Verhältnisse ^schreibt ein märkischer Grundbe- '^Jn der Landwirtschaft hält der Arbeitermangel dauernd an. Die alten Arbeiter, die man hat, behält diesem Jahre nach der Einsegnung zu Ostern. Ebenso kehrte im vorigen Herbste bei Entlastung der Soldaten kehrt hin und wieder jemand zurück, aus den Großstadt- garnisoncn fast niemand; sollte es einmal der Fall sein, so ist der Mann in jeder Hinsicht für da Landleben verdorben. So bequem die Großftadtgarnisonen vom Gesichtspunkte der Militärverwaltung auch sein mögen — für das Volk sind sie verderblicher als ein unglücklicher Krieg: denn sic nehmen ihm das beste, eine junge gesunde Generation. Als Eltern für die Arbetternachkommen bleiben nur die Militärnntauglichen und die schwächlicheren Elemente auf dem Lande zurück; denn auch alle halb» Wegs brauchbaren Mädchen ziehen ihrem Schatz nach in die Großstadt. Unsere Leute müssen ihren Kindern nach Berlin Butter, Brot, Eier, Schinken und sonst allerhand Lebens mittel schicken; als Gegenleistung dafür erhalten sie hin und wieder abgelegte, für da« Land völlig unbrauchbare Kleidungsstücke, aber niemals Geld. Die Berliner Kinder sparen nichts und hungern bet Arbeitslosigkeit; unsere sämtlichen Leute dagegen besitzen Sparkaffenguthaben, zum Teil bis zu 3. und 4000 Mark, und können, da die Arbeit auf dem Lande Winter und Sommer andauert, niemals arbeitslos werden. Der Versuch, über den Etat hier noch zehn bis zwölf Holzschläger bei hohen Akkord- löhnen zu bekommen, mißlang bisher trotz andauernder Bemühungen seit dem 1. November. Der Königliche» Oberförsterei geht es ebenso. Uns schädigt hauptsächlich die Eisenbahn, die bei viel Lohn sehr kurze Arbeitszeit und wenig Arbeit fordert. Das Land nimmt gern die Arbeitslosen auf, soweit sie arbeiten können und wollen. Die Ausländer sind nichts als ein Notbehelf, da sie sich in der Regel als schwächlich, faul und höchst unzuverlässig erweisen; auch macht die Verständigung große Schwierigkeiten, und endlich sind sie keinesweg billige Arbeitskräfte. A « - 5 a n d. Eine hundert Mann starke griechische Bande überfiel das bulgarische Dorf Ruzenec Koritza. Einem in der Nähe befindlichen Truppendetachement gelang eS im Verein mit Gendarmerie, die Bande zu verjagen, nachdem diese sieben Dorfbewohner getötet und zwei ver wundet und etwa zwanzig Gebäude niedergebrannt hatte. Bei dem Dorf Dekali, unweit Saloniki, wurden fünfzig bulgarische Feldarbeiter beim Heuaufladen von einer griechischen Bande aus einem Walde beschoffen. Sieben Feldarbeit» sind hierbei gelötet worden. Eine Ver- folgung der flüchtigen griechischen Bande hatte kein Resultat. Der einsame Zar. In das öde Einerlei der Gefangenschaft in ZarS- koje-Selo wird durch den Besuch des Königs von Eng land eine von allen wohltätig empfundene Abwechslung gebracht. Wie groß die Attentatsfurcht der nächsten Um gebung des Zaren oder vielmehr des Generals Dedjulin, Aus Ktadt und Lund. MlNeftnogm auS dem Leserkreise für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 3. Juui. — Die gestrigen Verhandlungen der Zweiten Stände kammer haben aller Voraussicht nach ein mit vieler Mühe verbunden gewesenes gesetzgeberisches Werk zustande ge bracht: Nach einer 7V,stündigen Sitzung wurde daS Wasse-g-s-h nach den Anträgen einigen Aenderungen mit 68 gegen 6 Stimmen angenommen. Staatsminister Dr. Graf v. Hohenthal und Ministerial- direktor Geh. Rat Dr. Schelcher wurden nach erfolgter Endabstimmuug von fast allen Seiten mit lauten Bravo, rufen und persönlichen Beglückwünschungen begrüßt. Be- kanntlich haben sich Regierung und Landtag gemeinsam während fast zweier Jahre mit dieser Vorlage befaßt indem auch während des letzkn und dieses Landtages eine Zwischendeputa ion die Gesetzesvorlage vorbereitet hat. Die erwähnte Zwischendeputatton hat nicht weniger als 50 und die Gesetzgebungsdeputation des jetziaenÄd. tages 18 Sitzungen avgehalten. Die Vorlage in der nun' mehligen Fassung ist ein Kompromiß zwischen der Reni-?»»« bis mm Le?bst des Landtages allseitig wird rin Dekret erwartet. Fast ^ ,d angenommen, daß die Vertagung bereits Bei der Geschäftslage liegt die "ohe, daß die Erste Kammer au« noch in d^ ^Eken Woche ihre Arbeiten fortsetzt.. Doch scheint alles darangesetzt werden zu sollen, um derbe Kammern noversche Courier". Vermutlich meint er, durfte es so politische Ann-scha«. Wilsdruff, den 3. Juni. Deutsches Reich. Zum Fall Eulenburg erklären die „Münchn. N. N.", es sei ausgeschlossen, daß die Untersuchung schon in in dieser Woche zum Abschluß gelange. Der nach Berlin zurückgekehrte Untersuchung», lichter, Landgerichtsrat Schmidt, hat die Vernehmung einer Reihe weiterer, in München wohnender Zeugen für nötig befunden. Sie wird im Laufe dieser Woche durch einen damit beauftragten Münchner Richter erfolgen. Zu diesen Zeugen gehört Redakteur Städele von der „Neuen Freien Volkszeitung", durch besten von Harden gegen ihn angestrengten Beleidigungsprozeß das Unter- suchungsverfahren gegen den Fürsten Eulenburg in Fluß gekommen ist. — Ein Vertreter der „Münchner Post" hat den Baron Wendelstadt in Neubeuren am Inn interviewt und von ihm erfahren, daß er den Fürsten Eulenburg noch unter dem alten Kaiser Wilhelm l. kennen lernte, olS dieser auf einer Reise nach dem Salzkammer gut in Rosenheim einen Tag verblieb und Baron Wendel stadt ihm sein Gespann zur Verfügung stellte. Bride Familien, Eulenburg und Wendelstadt, wurden damals aus diesem Anlaß befreundet, und Baron Wendelstadt sei auf Einladung auch mehrere Male in Liebenberg zum Besuch gewesen, wo er auch Kaiser Wilhelm H. kennen lernte. Dieser sei immer sehr freundlich zu ihm gewesen, und das sei alles, was er von Liebenberg Wiste. Baron Wendelstadt sei wohl wegen dieses Aufenthaltes in Lieben berg nicht durch den Untersuchungsrichter Schmidt in Berlin, sondern durch einen Rosenheimer Amtsrichter ver nommen worden, der auch drei Briefe Eulenburgs, einen alten und zwei neuere, beschlagnahmt Wk Diese seien aber so harmlosen Inhaltes, daß er sie auch an seine Großmutter nicht hätte harmloser schreiben können. Baron Wendelstadt sei froh, daß diese Briefe noch vorhanden waren, sonst wäre er vielleicht der Beseitigung seiner Korrespondenz mit Eulenburg verdächtigt worden. Die Neubeurener Bauern, die ihrem Schloßherrn früher sehr zugetan waren, seien wütend darüber, daß sie nun gleich denen in Starnberg ins Gerede gekommen seien. Im übrigen erzählte der Berichterstatter, daß die Neubeurener Buben und Diarndeln in Oberländer Tracht antreten und juchzen mußten, wenn früher Graf Eulenburg zu Besuch kam. Dann ging es immer hoch her. Es wurden Bälle veranstaltet, und Graf Eulenburg führte auch dann und wann eine Bauerndirne zum Tanze, aber «r sei den Weibern gegenüber doch kalt geblieben. Die Burschen in ihrem kurzen Wichs hätten ihn weit mehr interessiert. Großartig sei früher des Barons Geburtstag oder Weth- nachten gefeiert worden. Aus aller Herren Ländern, so- gar aus Amerika, seien die Freunde des Barons dann herbeigekommen, und die Neubeurener feierten erst auch wit- seitdem aber der Schloßherr eine ehemalige Hof dame der Königin von Württemberg, eine sehr resolute Dame, heimgeführt und diese das Regiment an sich ge- nommen habe, sei alles anders geworden und die Bauern sehr unzufrieden mit ihrer Schloßherrschaft. Es würden keine so >r^n Feste mehr gefeiert, und Fürst Eulenburg selten, zuletzt von Gicht geplagt, ans Krücken zu Besuch gekommen und habe sehr verdrießlich und ge- langweilt dreingeschaut. Großftadtgarnisonen und das Land. Trepow oder Hesse innegehabt haben. Hesse und Trepow begleiteten den Zaren sogar auf seinen Spaziergängen. Er, der meist sehr Schweigsame, sprach mit ihnen auch zuweilen über Politik, hörte ihre Ansicht oder deutete seine Auffassung an. Mit General Dedjulin spricht der Zar nur noch über die Schutzvorkehrungen, über die Bewachung des Palais und andere Sicherheitsmaßregeln. Diese sind mit einer derartigen Routine ausgebildet, daß, wie erwähnt, jedes Telephongespräch mit Zarskoje-Selo, wenn mau sich zum Beispiel eilig über irgendwelchen den Hof betreffenden, selbst ganz unschuldigen Vorgang informieren möchte, zur Unmöglichkeit geworden ist. Ganz gegen seine Gewöhn- heilen bleibt der Zar abends meist sehr lange auf. Er beschäftigt sich viel mit Lesen. Zu seiner Lektüre gehören auch die stenographischen Berichte der Dumadebatten. Um diese späte Stunde, meist Mitternacht, erscheint Stolypin nach einer auS Petersburg nach ZarSkoje-Selo ins PalaiS gemeldeten, streng geheimgehaltenen telephonischen Losung zum Vortrag. Diese nächtlichen Vorträge hat ihm der Zar nach dem entsetzlichen Attentat gegen seine Villa auf der Apothekerinsel vor zwei Jahren bewilligt. Auch auf dieser Seite herrscht eine recht begreifliche Attentatsfurcht, obgleich das Sommerpalais Stolypins von 160 Mann Polizei und zahlreichen Geheimagenten bewacht wird. Ei» strenges Gericht über sudanesische Rebellen wurde am Sonnabend in Kamlin am Blauen Nil ge- halten, wo die Verhandlung gegen 23 Personen stattfand, die wegen ihres Angriffs auf die Regierungstruppen und wegen der Ermordung des stellvertretenden Inspektors der Blaue-Ntl-Provinz Scott Moncrieff verhaftet worden waren. Ueber zwölf Angeklagte wurde die Todesstrafe verhängt, acht wurden zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt und drei freigesprochen. Der Anführer, der sich als neuen Mahdi aufspielen wollte, ist bereits gehängt worden, aber die übrigen wurden nachträglich zu lebens länglicher Zuchthausstrafe verurteilt. deS Leiters des Sicherheitsdienstes ist, geht daraus her vor, daß das kleine Zarskoje-Selo allein von 1500 Geheim agenten bewacht wird, von denen also mehr alS einer auf jedes Haus kommt. Außer dieser Schaar, von denen über 1000 Mann nach Reval abgehen, um für den Tag, den das englische Herrscherpaar in Reval beziehungsweise Katharinental am Lande zubringen dürfte, den Wachtdtenst zu übernehmen, besitzt das Palais in Zarskoje-Selo noch eine innere „Ochrana" von gegen 400 Mann, die mehreren Offizieren unterstellt ist und vom General Dedjulin ge leitet wird. Die letzten Jahre haben im Sicherheits dienst des Zaren sehr große Veränderungen herbeigeführt. Seit über einem Jahr ist die Telephonverbinbung zwischen Zarskoje-Selo und Petersburg so eingerichtet, daß jedes geführte Telephongespräch selbsttätig ausgeschrieben und von General Dedjulin gelesen wird. Kein Telegramm reorle im ooriaen veroue vo keine Postkarte, kein Brief kommt in Zarskoje-Selo an niemand zurück, dagegen zogen acht tüchtige Arbeiter,! der nicht von Spionen geöffnet, gelesen, kopiert würde!