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Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiesewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Sternbach bet Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. . Druck uud Verlag vou Arthur Zschuuke, Wilsdruff. Für die Redaktion und den amtlichen Teil verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, tsd» t» NM»»«. Ws. 44. Sonnabend, den 18. April 19V8. tz7. Jahrg. Jelus, meine verfiel ergriffen, wenn Leichenzüge nach dem stillen Gottesacker sich bewegten, wenn du selber an Gräbern standest, darein man den Leib eines deiner Lieben bettete „Erde zu Erde, Staub zu Staub, Asche zu Asche"; wie oft hast du es schon mitgesungen in deinem Gotteshaus, wenn sie wiederkehrte die fröhliche, selige, gnadcnbringende Osterzeit, und seine Rlänge senkten etwas von Osterfrieden, Ostertrost und Hoffnung in dein Herz hinein. Und nun ist's wieder Ostern geworden und abermals erklingt in der Christenheit die Osterbotschaft: Jesus meine Zuversicht und mein Heiland ist im Leben. N)er kennt nicht jene unser Herz immer wieder ergreifende Ostergeschichte von den trauernden Frauen, die in der Morgenfrühe sich aufgemacht nach dem Grabe des Erlösers? Ihr Glaube war aufs tiefste erschüttert, ihre Hoffnungen waren gebrochen, aber ihre Liebe hörte nimmer auf. Wohl fällt die Sorge um den schweren Stein ihnen sehr aufs Herz, — indessen wandelt nur getrost weiter, ihr Frauen, laßt Euch die Sorge nicht kümmern. Eben jetzt geht die Sonne auf und ihr Frühlicht erglänzt im Osten; ihr werdet noch mehr erleben als das, noch mehr als die Abwälzung des Steines. Er, der im Grabe ruhte, schläft nicht mehr, das Grab ist geöffnet, das Grab ist leer, aus seiner Gruft strahlt ihm entgegen der Morgenglanz der Ewigkeit und staunend vernehmen sie die Osterbotschaft: „Ihr suchet Iesum, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden und ist nicht hier." — Am diese Osterbotschaft zu vernehmen und damit den ersten Schritt zu frohen Ostern zu tun, bedarf es nur offener Augen und Ohren, lieber Leser. Du brauchst dich nur den feiernden Haufen anzuschließen, die ins Haus des Herrn wallen. Denn was uns die Glocken von allen Türmen ent gegenrufen, was uns die Prediger von allen Ranzeln verkünden, was die Ge meinden in ihren Liedern singen, ja was selbst der erwachende Frühling draußen in allen Landen zu predigen anhebt — es ist die Botschaft von dem, der den Tod überwunden und ein unvergängliches Leben ans Licht gebracht: Jesus, meine Zuversicht und mein Heiland ist im Leben. - Indessen nicht nur jenen trauernden Frauen, sondern auch vielen heutigen Hörern dieser Botschaft fehlt doch noch viel, um sogleich das Herz der Osterfreude zu öffnen. Man hört die Botschaft wohl, allein es fehlt der Glaube. Soll es zu fröhlichen Ostern Jesus, meine Zuversicht Und mein Heiland ist im Leben! Dieses weiß ich, sollt' ich nicht Darum mich zufrieden geben, Was die lange Todesnacht Mir auch für Gedanken macht? Jesus, er mein Heiland lebt; Ich werd' auch das Leben schauen, Sein, wo mein Erlöser schwebt, Warum sollte mir denn grauen? Lässet auch ein Haupt sein Glied, Welches es nicht nach sich zieht? Es war am 9. Januar des Jahres s6lf, als in den Morgenstunden der Rurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm, sich in seinem Schlosse zu Töln an der Spree nach den Zimmern seiner Gemahlin Luise Henriette, der ältesten Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, begab, um seiner Ge wohnheit gemäß einen Blick in das glückliche Leben seiner Familie zu tun, ehe er sich mit den Sorgen und Arbeiten seiner Regierung beschäftigte. Als er an die Tür des Zimmers trat, in welchem ein Betaltar aufgerichtet war, hielt er plötzlich an, denn es war ihm, als höre er sprechen. Und so war es auch; die Rurfürstin redete, aber mit Gott — sie betete, und das in so herzlichem Tone, daß der Rurfürst nicht den Mut hatte, durch seinen Eintritt das Gebet seiner frommen Gemahlin zu stören. Leise legte er sein Ghr näher an die Tür, um die Worte und Anliegen eines gläubigen Herzens an Gott auch in seine Seele aufzunehmen. Nachdem die Rurfürstin geschlossen hatte, trat der Rurfürst ein, zog die Gattin an seine Brust und sagte mit bewegter Stimme: „Luise, ich danke Luch, daß Ihr auch für mich gebetet habt. Ls mag lange her sein, daß ich für mich selbst nicht so innig und herzlich mit Gott geredet habe." Nach mancher lei Gesprächen ging der Rurfürst ein wenig im Zimmer auf und ab. Dabei näherte er sich dem Schreibpult seiner Gattin, wo er ein mit Versen beschriebenes Blatt Papier fand. „Was ist das?" fragte er verwundert. „Das ist ja Eure Hand, und wie ich sehe, noch ganz frisch geschrieben!" „Ich habe es allerdings erst diesen Morgen niedergeschrieben," antwortete die Rurfürstin; „das Herz war mir gar zu voll, ich konnte nicht anders." „Und das ist ja gar ein geistlich Lied", fuhr der Rurfürst fort. „Ich weiß wohl, daß Luch Gott die herrliche Dichtergabe verliehen hat; habt Ihr doch oft schon mit kleinen Versen mich erfreut, die Luer frommes Herz Luch eingegeben hat. Ach, leset mir das Lied, Luise. Wenn Luer Mund ausspricht, was Luer Herz zuvor mit Gott geredet hat, so wird das eine doppelt eindringliche Sprache." „Wenn Ihr mir ein billiger und gnädiger Richter sein wollt", sagte die Rurfürstin, „so mag ichs wohl tun. Ich bitte Luch aber, lieber Herr, sehet mehr auf den Gedanken, als auf das Wort und die Sprache." Dann nahm sie das Blatt zur Hand und las: „Habt Ihr denn nur solche Todesgedanken?" unterbrach hier der Rur- sürst, plötzlich ernst geworden, seine Gemahlin. „Warum hüllt Ihr denn mitten in allem frischen, blühenden Leben Lure Seele in das traurige Totenkleid?" „Traurig?" wiederholte die Gattin; „nein, gewiß nicht, lieber Herr! Meine Seele war nie heiterer und fröhlicher als diesen Morgen, wo ich dies Lied an meinen Heiland niederschrieb. Ist es nicht des Christen Pflicht, eben mitten in aller Blütezeit des Lebens an den Tod zu denken? Doch, damit Ihr wisset, warum gerade dieser Gedanke heute so lebendig in meiner Seele geworden ist, — vergönnt nie, lieber Herr, diese Mitteilung. Ls war vielleicht in Folge der gestrigen Reise, daß ich, allzu ermüdet, nicht gut schlafen konnte. Um mir die Einsamkeit der Nacht weniger quälend zu machen, gedachte ich, wie ich es schon oft getan habe, durch Nachdenken über einen Spruch aus der heiligen Schrift meine Gedanken zu fesseln. Und wie ich nach einem suche, fallen mir sogleich die heiligen Worte aus dem Buche Hiob ins Herz: „Ich weiß, daß mein Er löser lebt und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken, und werde darnach mit dieser meiner Haut umgeben werden und werde in meinem Fleische Gott sehen. Denselben werde ich nur sehen und meine Augen werden ihn schauen, und kein Frenider (Hiob 23—27). „Und diese Worte nahmen mein Herz und Sinn so sehr gefangen, daß ich nichts Anderes denken konnte, als sie und frühzeitig aufstand und niederschrieb, was mir meine Seele vorsprach." Statt aller Antwort schüttelte der Rurfürst ernst und betrübt das Haupt und sagte dann: „Wollt Ihr nicht bis zum Ende lesen?" Und die Rur- fürstin las weiter. Als sie ihr schönes Lied geendet hatte, erblickte sie ihren Gemahl in tiefes Nachdenken versunken, das Haupt auf die Hand gestützt und die Augen zu Boden gerichtet. Nach einer Weile wiederholte er die letzten Worte des Verses: „Wo ihr ewig wünscht zu sein", halblaut vor sich hin und sagte zu seiner Gemahlin: „Wie ergreift mich dies Euer Lied! Wie arm steh' da vor Luch, Luise! einer solchen Sprache des innigsten Glaubens bin ich "icht fähig. Sagt mir, woher habt ihr solche herrliche Gesangesgabe erhalten?" „mebcr Herr", antwortete die Rurfürstin, „wenn in diesem Liede wirklich eine des Reiches Gottes und der Liebe unsers Heilands würdige Sprache redet, so kann ich nur sagen, daß mein Glaube mich zum Reden gebracht hat." Hier auf erwiderte der Rurfürst: „Gott schütze Euch, mein teures Leben, und erhalte Euch mir und meinen Rindern!" und verließ das Zimmer. „Jesus meine Zuversicht und mein Heiland ist im Leben!" wie oft, lieber Leser, hast du dies herrliche Lied schon gehört, wie oft hat es dich auf's tiefste bei dir kommen, lieber Leser, dann mußt du auch den Osterglauben haben und sprechen können: Dieses weiß ich; ich weiß, daß mein Erlöser lebt. Wie aber kommst du zu dieser Gewißheit, zu dieser persönlichen Aeberzeugung von dem Leben des Auferstandenen? Forsche in der heiligen Schrift! In ihr findest du den Lebendigen. Um ein Gleichnis zu ge brauchen: tritt in den Frühlingstagen einmal hinein in den Wald. Willst du zweifeln an dem Lenz, — sieh,-mus dem Blühen und Sprießen überall, aus dem Rauschen des Waldes, aus der Vögel Gesang ruft's dir entgegen: der Lenz ist erwacht! ein Tor, wer noch zweifeln wollte! So tritt hinein in den ehrwürdigen Hain der heiligen Schrift: aus den: Rauschen ihrer Weissagungen, aus ihrem ewig jungen Evangelium, aus dem Rlang ihrer Psalmen und dem Gesang der Apostel wirst du bald vernehmen, daß Er lebt der Auferstandene, und je mehr du in diesem Buche heimisch wirst, desto größer wird deine Gewißheit: ich weiß, daß mein Erlöser lebt. — Aber betritt nicht nur das heilige Land der Schrift, sondern komm auch herein in den Dom seiner gläubigen Gemeinde, beteilige dich an dem Leben der Rirche: aus all den Zeugnissen gläubiger Prediger, aus dem Leben und Sterben der Männer Gottes, aus den Liedern der Gläubigen, aus den Sakramenten, vom Taufstein und vom Altar her schallt's dir entgegen: Er lebt! — und je mehr du da zu Hause bist, desto mehr werden deine Zweifel verschwinden vor der Gewißheit: ich weiß, daß mein Erlöser lebt! — Aber solltest du doch nicht glauben können, dann gibt es noch einen Rat: Wach auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, gehe selbst hervor aus deinem Grabe, sei es aus der Höhle der Sorgen ""^d^ Rümmers, oder aus dem Grabe der Sünde und Eitelkeit, reib dir den schlaf aus den Augen und die Ostersonne wird dir leuchten, daß du in ihren: Glanz ein anderer, ein fröhlicher Mensch wirst. So gesellt sich zur Osterbotschaft der Osterglaube und zu beiden derGsterfriede: sollt ich nicht darum mich zufrieden geben, was die lange Todesnacht mir auch für Gedanken macht? — Was für eine Schuld uns drückt, was für ein Fehltritt unser Gewissen quält, „Friede sei mit euch!" grüßt uns der Auferstandene und bringt Vergebung mit, Versöhnung und Frieden mit Gott. Was für eine Not uns Sorgen macht, welche Steine uns den Lebensweg erschweren, was für Tränen unser Auge weint — Christus will unser Trost sein, des sollen wir alle froh sein. Sollt ich nicht darum mich zufrieden geben, was auch das Leben niir bingen oder nehmen mag, zufrieden geben auch angesichts der letzten Stunde? Todesgedanken — mem kommen sie nicht beim Hinscheiden der Lieben, bei dem Hineilen zu dem eiaenen And niemand kann es leugnen, daß diese Gedanken unend^ schmerzlich sind, bis sie sich in Gedanken des Lebens verwandeln bis auck, in unsere Wehmut, Trauer und Furcht etwas hineintönt von ns ? n < " Osterfestes: „Auferstehn, ja auferstehn wirst du, mech Sm Unsterblich Leben wird, der dich schuf, dir geben. Hallelujah?^ Ruh.