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Mchfische (WMmg. Amts- und Anzetgeblatt für das Königs. Gerichtsamt und den Stadtrats) zu Schandau und den Stadtgemeinderats) zu .volMtln. Dit „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnnbend nnd ist durch alle Poüanflalte,,, sowie durch u/s chrcitaa früh^O Ill,r ,r- l-d'Iich IN bejiehen. - Inserate für da» Mtt.wochsblat. werde» bi« Dienstag früh 0 Mr, für da» So,,nabend»^ „ beten; später eingebende Inserate können erst in der darauf folgenden Nummer Aufnahme finden. — Auswart» werden Jule ! e. En aicr in Lcipiia stein bei -r„. Hess', in Dresden in den Amwncen-Vureaur der Herren W. Saalbach nnd M. Nuschpler, nnd paafenstei» L Vogler u. p. r.ng,er n- 36. 1871. Schandau, Sonnabend, den 6. Mai Tagesgeschichtc. Sächselt. Schandau. Die letzlvcrgangen! Sitzung deö Gcwerdevcreinü Mite zu den untres, santcsten de« Wintersemesters. Herr Mechanikuo Keller auS Krippen hielt einen Vortrag über Holz, stoss zur Papierfabrikalion. Die verschiedenen Ma. mpulaiionen, durch die Papier gewonnen wird, sind bekannt; sie wurden nebst der Geschichte de» Papiers auf das Eingehendste und in gediegener Weise von, Vortragenden r,örtert. Auch für weitere Kreise wird es von Interesse sein, zu erfahren, daß Herr Keller der Erfinder de» Holzstoff» zur Papierfabrikalion im Jahre 1844 durch da» Sluck eines Wespennestes auf rie Idee gebracht wurde, Papiermaffc aus Holz herzustcHen. Im Leucho'schcn Journal hatte Herr Keller s. Z. gelesen, daß nothwenbiger Weise ein Er satz sür Humpen gesunden werden müsse, wenn Pa pier nicht einen enormen Preis erlangen solle. Der Zufall führte ihm da« noch in seinen Händen befind- licht Stück WcsptNütst vor die Augrn. Ursprung- lich dtarbtilclc rr Holzrindc chemssch, bis ihn Ver suche zum Schleifen dcü Holzes führten. Seine Versuche waren mit Erfolg gekrönt, er erfand die noch heut angcwcndete „Hvlzpapicrmaffc", wie man sie gewöhnlich benennt. Dem Erfinder standen we nig pekuniäre Mittel zu Gebote, er bewarb sich um eine Unterstützung bei der königlich sächsischen Regie- rung, man schlug sie aber ab, man hatte lei» Geld sür einen Manu, der eine so wichtige Erfindung gc- macht, selbst die Erlangung eines Patentes machte Schwierigkeiten. Erst nach einem Jahre erlangte er es. Herr Keller verkaufte sein Geheimnis) für 700 Thaler an den bekannten Holzstosspapierfabr,kanten Völker, das waren die Vorihcilc, die der Erfinder durch angestrengte Thätigkeit und Genie erwarb; nach Verlauf von 25 Jahren empfing er von ver- schiedcncii Papierfabriken ein Ehrengeschenk in unge fähr gleicher Höhe. So werden bei un» Verdienste belohnt. — Zum Ergötzen der Anwesenden fabricirtc Herr Keller in der Sitzung selbst auf einem kleine» Apparat Papiere halb aus Holzstoff, halb au» hum- pen mit dem Wasserzeichen Ls V 8 (Gewerbvcrein Schandau); Icker nahm sich ein Stück mit zur Er innerung an den verlebten Abend. Herr Vorstand Böttcher schloß, — nachdem noch einige locale Sachen behandelt worden, — die Win- «ersitzungen, mit dem Wunsche, die VercinSmitgliedcr im Herbste wieder recht zahlreich begrüßen zu können. Im Sommer, der die hiesigen Verhältnisse durch den Znfluß der Fremden wesentlich ändert, werden Sitz- ungen nur auf ausdrücklichen Wunsch von Vereins- Mitgliedern, wenn wichtigere Sachen vorliegen, ad- gchalien. X — Von morgen Sonntag an tritt der voll- ständige Svmmcrfahrplan der sächs.-döhm. Dampf. schifffahrtSgescllschaft in Kraft. Näheres besagt.die im heutigen Blatte befindliche Bekanntmachung. Wie die „Dr. Nachr." schreiben, ereignete fich vor mehreren Tagen in Königstein ein trauriger Fall. Ein dasigcr Gastwirth machte seinem heben wegen auSgedrvchenen Familienzwistigkeiten durch Erhängen ein Ende, und zwar wurde er in einer Situation tobt vorgefunden, die wir hier nicht wie, der erzählen können. Der Dahingeschicdcnc lebte in sonst sehr guten Verhältnissen und nur ein bevor stehender HauSverkaufSabschluß baue ihn mit seinem Sohne in Eonflict gebracht. An seinem mit allen Ehren staugehabien Begräbnis) (er war Senator und Schützensffizicr der dafigen Gilde), betheiligten sich auch die sämmtlichcn Behörden. Dresden. Die für die Beraihungen der ha», dcöspnodc in da» allgemeine Kirchcngebel tinzuschal. lende Fürbitte lautet nach Verordnung des CulluS- mstsistcnums folgendermaßen: „Laß Deiner Kirchs infonderbeit auch die Beraihungen der in diesen Tagen zusammcntre,enden (jetzt versau,mellen) handcSspnode zum reichsten Segen gedeihen. Erfülle alle ihre Mitglieder mit dem lebendigen Bewußtsein ihres hohen Berufes, nmzubauen an Deinem Reiche auf Erden. Regiere sic mit Deinem heil,gen Geiste, daß sie nichts Anderes suchen, alö Deine Ehre, und nichts Andere» beschließen, al» wa» zum wahren Heil der Gemeinde gereicht und verleihe Deinen Segen, daß Deine Kirche unter uns immer fester gegründet und erbauet werde auf ihrem ewigen Grunde und Dein Gna denreich zu uno komme zu Deines NamcnS Ehre und unserer Seelen Seligkeit." Die zur Synode gewählten Abgeordneten haben sich am 9. Mai Mil- tag» 12 Uhr ,n dem hocale der Ständcvcrsammlung zu Dresden einzufinden. Der Eröffnung der Synode geht früh 9 Uhr ein Gottesdienst in der evangeli schen Hofkirchc voraus. — Die ElbdampfschifffahrtS-Gesellschaft hat im vergangenen Monat April eine Frachieneinnahmt von 17,252 Thlrn. erzielt. In Chemnitz sind in, lctztvergangenrn Jahre, hinaufgerechnet bi» zum März 1871, an den Bkat- icrn 456 Personen erkrankt, wovon 43 starben, näm lich 2 geimpslc und 41 ungeimpsle. (Unglücksfälle.) Am 22. April ist der Berg arbeiter Andreas Wenk in dem freiherrk. v. Ucker- mannschen Braunkohlenwerk zu Merka bei Bautzen durch herabstürzendc Thoniuaffen getödtet worden. — Am 25. wurden in HcrwigSdorf bei Löbau Wohn haus und Scheune des GarlcnnahrungübcsitzcrS Ku- nack durch Feuer zerstört. — Am 25. fiel in Ncu- ebcrSbach bei Löbau der 6sährigc Sohn de» Blcich- gehilfen K. Fr. Weber in ein unverbrcktcS Wasscr- loch und ertrank darin. — Am 26. wurde in Ein siedel bei Chemnitz dem Zimmermann Weber auS Drehbuch bei einer Reparatur de» Gränitz'schcn MühlwerlS der linke Arm zcrguelscht, so daß er ampulirt werden mußte. — An demselben Tage ist in Döbeln daü der Willwc Gardammer gehörige Wohnhaus nebst Scheune ein Raub der Flammen geworden. — Am 28. wurde in Zwickau rin 15 Jahre alter Flcischerlehrling von der Deichsel eines mit Ochsen bespannten Wagens beim Einlenken in baS Gehöfte gegen daü Thorgcwändc gedrückt nnd erlitt dabei so erhebliche innere Verletzungen, baß er sofort seinen Geist aufgab. Preußen. Berlin, 2. Mai. Im Reichstage wurde heute der Gesetzentwurf, die Vereinigung von Elsaß und Lothringen mit Deutschland betreffend, nach kurzer DiScussion von 28 Mitgliedern verwie sen. Vor Beginn der Debatte hielt der Reichskanz ler Fürst v. Biömarck eine längere Rede, in welcher er namentlich Folgendes hervorhobi Frankreich im Besitz von Elsaß bedrohe Deutschland ununicrbrv- chcn. Während deS letzten Krieges machten die neutralen Mächte Verminclungüvorschläge. Zunächst sollten wir uns mit den Äriegükvsten und Schleifen der Festungen begnügen. Die» genügte un» nicht. Die AuSfallbastion Frankreichs mußte zurückgcscho- bcn werden. Man schlug »,,S ferner vor, Elsaß und Lothringen zu neutralisiren. Dieser neutrale Staat würde aber weder Lust noch Kraft besessen haben, im Kriegsfälle die Neutralität zu bewahren. Wir mußten Elsaß mit Deutschland zur Sicherung dcü europäischen Friedens territorial verewigen. Allerdings stehl den, die Abneigung der Bevölkerung von Elsaß und Lothringen entgegen. Doch ist diese Bevölkerung kerndeutsch. Wir werden mit deutscher Geduld und Liebe dieselbe wieder zu gewinnen suchen. Namentlich werden wir der Bevölkerung Gemeinde- frcihciien gewähren. Der Bundeörath werde alle vom Reichstage vorgeschlagenen Abänderungen mit Sorgfalt prüfen. Berlin, 2. Mai. Die „Prov.-Corr." bestätigt heule, daß unsere Forderungen an die französische Negierung in Bezug auf die Bezahlung der Vcr- pslegungükosten für rie in Frankreich stehenden deul- lchcn Truppen im Laufe der vorigen Worbe annähernd erfüllt worden sind. Die von dem Reichskanzler Fürsten Bismarck süngst darüber geihancn Acußer. ungen scheitien in Versailles Beachtung gefunden zu haben; cS sind kurz darauf die Kosten etwa biü Ende April entrichtet worden. Daü halbamtliche Blatt faß, sodann die Verpflichtungen Frankreichs in Be- treff der Zahlungstermine der Kriegsentschädigung in folgende Sätze zusammen: eine Mtlliarbc muß bis Ende 1871, die fünf Milliarden müssen in drei Jahren gezahlt sein. Für die Zahlung der ersten halben Milliarde ist ein Termin vor Ende 18el überhaupt »ich, festgesetzt; eü ist Frankreich überlas- scn, ob eö dieselben früher zahlen will, um dadnrch die frühere Räumung des Gebiete» im Norden und Osten von Paris zu erreichen. Diese Räumung ist aber außerdem an den vorherigen definitiven Frie- denüschluß geknüpft. So lange dieser nicht erfolgt ist, würde die Zahlung der halben Milliarde daher für Frankreich keinen Nutzen haben. Daü Drin gendste für die französische Negierung wird daher un» gegenüber unter allen Umständen die Beschleu nigung der Vrrhandlungrn in Brüssel fein müssen. Berlin, 30. April. Laut amtlicher Aufstellung betrugen im Zollvereine die gemeinschaftlichen Brutto- Einnahmen an Ein- und AuSgangöabgaben im Jabrc 1870 überhaupt 28,509,401 Thaler oder 1,835,036 Thlr. mehr alü 1869, daü sind 6,„ pCt., von welch lctzlercm Betrage 1,788,023 Thlr. auf die Eingangs- Abgaben und 47,013 Thlr. auf den AuSgangszoll kommen. — Die Gesammtcinnahmc der Postverwaltung dcü norddeutschen Aundeü betrug im Jahre 1870 23,214,991 Thlr., die GesamnnauSgabc 21,056,694 Thlr.; im Jabrc 1869 stand einer Gesammtcinnahmc von 20,989,905 Thlr. eine Gcsammlauügabc von 20,727,287 Thlr. gegenüber. — Dem deutschen Ncichütagc ist die im Erfur ter Parlamente benutzte Präsibentenglockc übersandt worden; sic trägt die Inschrift: „Präsidenienglocke dcü Erfurter Parlaments. Den, Deutschen Reichs tage gewidmet von Gottfr. Augi Schmorbitz. Er furt, in, März 1871." Die Glocke ist dem Archive de» Reichstages überwiesen. Beiläufig bemerkt, präsidirtc dem Erfurter Parlament gleichfalls llr. Simson. Zu seinen Schriftführern gehörte u. A. der Abgeordnete Dtichhauplniantt von Biümarck, der jetzige Bundeskanzler Fürst Biümarck. Auf der Kassel-Bebraer Bahn entgleiste gc- stcrn Abend der Nordbahngütcrzug. Elf Wagen wurden zertrümmert, andere beschädigt. Mit Aus nahme leichter Contufioncn sind beim Beamlenperso- nal keine Verletzungen vorgckommcn. Frankreich. Paris, 29. April. Dem Cen- tral-Comitee der Artillerie ist befohlen worden, 20 neue Feldbatterien zu organisircn. In den Atclicrü der Nordeisenbahn-Gesellschaft werden auf Befehl der Commune Kanonen fabricirt. Die Commune decreiirie, daß die Nationalgardcn sich tbcilwcisc au» den, Fort Jffy zurückzichen sollen; das 107. und 108. Bataillon sind bereits hierher znrückgckchrt. Eine dritte Million soll laut Commune-Befehl von allen Eiset,bahn - Gesellschaften innerhalb 8 Tagen aufge bracht werden. — Die Commune verlangte von der Bank von Frankreich ferner 8 Millionen, deren Zah lung die Direktoren der Bank jedoch verweigerten. — Zwei communalistischc Blätter verlangen, daß die Wähler von Pari» zusammenberufen werden, um durch Ja oder Nein mit absoluter Majorität darüber abzustiminen, ob dcr Kampf fortgesetzt wer- den soll. Paris, 29. April. (N. A. Z.) Der g-strigc