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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Mas «Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Drei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzuglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post- Goten, unsereAusträgeru. ... Geschäftsstelle, nehmen zu ^dn Zeit Bestellungen-nt. Wochenblatt für Wllsdrusf u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gewalt,Kriegod.sonstiger " Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpsg., di- « gespaltene Zeil- der amtlichen D-kanntm-chung-n 40 Reichs, psenmge, die »gespalten- Reklam-z-tl- lm textlichen Teile l RM. N-chweisungsg-bühr 20 Reichspsennige. Darge. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlisch^wenn d^Bettag durch Klage -rngezogen werden mutz oder Ler Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadlrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 279 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dres^ Postscheck: Dresden > Donnerstag, den 30. November 1933 Die Stellung Wird gehalten! Wie oft war es im Weltkrieg gar nicht so schwer und verlustbringend, eine feindliche Stellung zu erobern — »der sie zu halten, machte um so größere Schwierigkeiten, -führte oft zu starken Verlusten! Ein wenig paßt das auch «uf die große „Arbeitsschlacht", auf den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit in Deutschland. Mit gewal tigem Elan erfolgte der Angriff auf diese millionenfache Not, und tief hinein ging der Stotz in das Gelände, datz sich die Arbeitslosigkeit Jahr um Jahr in größerem Um fange erobert hatte. Und nun, da der Winter herannaht, «nd zwar nicht ein Nachlassen der „Arbeitsschlacht", Wohl aber so etwas wie einen Übergang zum Stellungs krieg, zur Verteidigung des eroberten Gebietes er zwingt, läßt sich der volle Erfolg des Kampfes übersehen. Ende Oktober dieses Jahres sind in der deutschen Wirtschaft rund vierzehn Millionen Beschäftigter vor handen, die als solche bei den Krankenkassen versicherungs- bflichtig sind und daher genau registriert werden. Es find also die Massen der Arbeiter und Angestellten. In der gleichen Zeit des Vorjahres waren es noch rund 1,15 Millionen weniger, und am Tage der Machtüber nahme durch den Nationalsozialismus sogar 2,575 Mil lionen weniger — um 2,575 Millionen also ist seit dem 81. Januar dieses Jahres die Zahl der Beschäftigten in Deutschland gestiegen. Um 22,4 Prozent! So groß ist also der Umfang des Gebäudes, das von der Not und der Arbeitslosigkeit besetzt war und nun im Laufe des Jahres erobert werden konnte. Die Ziffer der bei den Arbeitsämtern gemeldeten Erwerbslosen ist um 2,17 Millionen gesunken, aber noch weitere 400 000 Mann konnten Arbeit finden, die aus irgendwelchen Gründen sich nicht gemeldet hatten und aus dem Gebiet der „un sichtbaren Arbeitslosigkeit" stammen. Wir wissen ja aus langjähriger, durch Deutschlands Klima und Wirtschaftsstruktur geschaffene Erfahrung, daß leider bei Herannahen des Winters zahlreiche „A u ß e n b e ru f e" oder Saisonbetriebe zur mehr oder minder großen Freisetzung von Arbeitskräften gezwungen sind. Das ist also sozusagen naturnotwendig, aber das ganze Programm der „Abwehrschlacht" gegen ein erneutes Vordringen der Erwerbslosigkeit ist ja nun abgestellt, einerseits darauf, dieses Steigen der Arbeitslosenziffer in Len Außenberusen möglichst gering werden zu lassen, und mwcrcrseits darauf, die Beschäftigung in jenen Betrieben weiter zu steigern, die solchen natürlichen Saison-Ein flüssen nicht oder nur wenig unterliegen. Noch im Winter 1931/32 war die Arbeitslosigkeit sehr stark gestiegen, weil zu diesen sie fördernden Saison-Einflüssen auch noch die Wirkung der Wirtschaftskrise hinzutrat, die auch in jenen anderen Betrieben die Zahl der Beschäftigten erheblich verminderte. Das war schon im vergangenen Winter er heblich anders geworden, weil sich die krisenhafte Ver schlechterung des Arbeitsmarktes in weit geringerem Maße bemerkbar machte. Inzwischen ist hier überhaupt eine Wendung, eine Besserung der Konjunktur — wenn auch eine langsame — eingetreten, und man hofft, daß im vor uns stehenden Winter sich eine Steigerung der Arbeits losenziffer überall dort zum mindesten vermeiden läßt, wo es sich nicht um „saisonbedingte" Betriebe der Außenberufe handelt. Ganz im Gegenteil! Man will es vielmehr erreichen, daß von dieser Seite her durch ver mehrte Arbcitsbcschasfung der Druck nach oben gemildert Wird, den der kommende Winter auf die Arbeitslosen- zifscr ausübt. Genauere Zahlen darüber, wie groß die Verminde rung der Erwerbslosigkeit bei den Saisonarbeitern und wie groß sie bei den übrigen, also den hauptsächlich industriellen Berufen ist, liegen vorläufig nicht vor, aber aus den Angaben über diesen Rückgang in den einzelnen deutschen Landesteilen läßt sich doch entnehmen, daß auch in den Gebieten mit starkem industriellen Einschlag die Zahl der Beschäftigten fehr erheblich gestiegen ist, und vielleicht ist die Schätzung richtig, daß von den nicht saison mäßig bedingten Betrieben im Laufe des Jahres etwa eine Million Arbeitskräfte neu eingestellt worden sind. Sie sollen und müssen über den Winter gehalten werden, bis im nächsten Frühjahr die neue Offensive in der Arbeitsschlacht anhebt. Jnstandsetzungsarbeiten und Umbau von Wohnungen sollen ein allzu starkes Anschwellen der Winter-Arbeits- Slosigkeit im Baugewerbe verhindern. Die vor gesehenen umfangreichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen werden weiter durchgeführt. Freiwilliger Arbeitsdienst -und Notstandsarbeiten u. a. auch der Kommunen nnd schließlich die zahlreichen Steuersenkungen sollen dabei Mitwirken, die Arbeitslosenziffer möglichst niedrig zu halten, — zum großen Teil aber in dem Sinne die wirk liche Bclebnng der Wirtschaft, die Besserung der Kon junktur und damit ein natürliches Steigen der Beschäfti gung und der Beschäftigtenzahl hcrbeizusühren. Aber auch jeder Deutsche, auf dem im Winter noch das schwere Los der Arbeitslosigkeit lastet, braucht nicht Zu verzweifeln;, denn vor ihm steht namens unseres Volkes das Versprechen nnd die Mahnung des Führers: Kein Deutscher und keine Deutsche dürfen im kommenden Winter hungern oder frieren! AbWeigerilng, nicht Preiserhöhung. Der Michswirlschafisminlster gegen Preissteigerungen. Der Reichswirtschaftsminister hat bereits in seinem Erlast an die Spitzcnverbände vom 30. August und er neut im Oktober dieses Jahres in der Öffentlichkeit ein dringlich die Wirtschaft ermahnt, die Maßnahmen der Reichsregierung zur Arbeitsbeschaffung und Wirtschafts belebung nicht durch Preissteigerungen zu gefährden. In Verfolg dessen ist er gegen Maßnahmen von Verbänden, durch die Preise erhöht worden sind, in einer Reihe von Fällen eingcschritten, um die Preise wieder auf den srüheren Stand zurückzuführen. Soweit einzelne Wirtschaftszweige dem Verlangen der Reichsregierung auf Beibehaltung des alten Preis standes nicht entsprochen haben, beabsichtigt der Reichs wirtschaftsminister mit den schärfsten Mitteln vorzugehen. Er hat bereits die Marktregelung eines Verbandes für nichtig erklärt und hat weiter die marktregelnden Ver bände für Messingrohre, Schnellautomatenstahl, ge schweißte Stahlrohre, Kohlevirrsten, Schleifmittel, gewisse Sorten von Dachpappen ersucht, die Preiserhöhungen binnen kürzester Frist rückgängig zu machen, andern falls er schärfste Maßnahmen, die unter Umständen bis zur Aufhebung der Marktregelung gehen werden, er greifen wird. Was für die Warenpreise gilt, muß auch für die Preise für handwerkliche und sonstige ge werbliche Leistungen gelten. Der Reichswirt schaftsminister hat sich auch entschlossen, ein Verdingungs kartell der Bauwirtschaft wegen Gesährdung des Gemein wohls für nichtig zu erklären, da bei einer Regelung den an der Verdingung Beteiligten durch das Kartell über setzte Preise vorgeschrieben und die Geheimhaltung der Vereinbarung zur Pflicht gemacht worden war. Wenn auch nicht verkannt wird, daß durch den Kampf um den Absatz die Preise stark herabgedrückt worden sind, so kann der Ausgleich nicht durch Preiserhöhungen, sondern nur durch eine Steigerung des Absatzes erreicht werden. Preiserhöhungen führen zur Schwächung der Kaufkraft. Die Beseitigung der Wirtschaftskrise kann aber nur durch eine Stärkung der Konsumkraft erzielt werden. Sa- geistliche Ministerium der deutschen evangelischen Kirche zurückgetreten. Amtlich wird durch den Ev. Pressedienst gemeldet; Das geistliche Ministerium der Deutschen Evangelischen Kirche ist zurückgetretcn. Der Reichsbischof hat die Rück- trittscrllärung angenommen und die Mitglieder des geist lichen Ministeriums gebeten, bis zur Neubildung ihre Aemter wcitcrzuführcn. Die gestrige Meldung, daß Kirchenminister Sossen; selder zurückgetreten sei, entsprach nicht den Tatsachen./ Einberufung -es Reichstags zum 22. Dezember. Der ncugcwähltc Reichstag ist zu seiner konstituieren» den Sitzung für Dienstag, den 12. Dezember, 15 Uhr, ein- bcrufen worden. Eine besondere Tagesordnung liegt nicht vor: jedoch erfolgt in dieser Sitzung, die vom bis herigen Reichstagspräsidcnten Göring geleitet wird, die Konstituierung des Reichstags. Die Sitzung findet in deu Räumen der Krolloper statt. Die Reichsbahn in -er Arbeitsschlacht. Der Vcrwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn trat zu einer ordentlichen Tagung zusammen. Der Vcrwaltungsrat begrüßte es, datz die Reichsbahn über die 1400 Millionen Mark hinaus, die fürArbeits- beschaffungsz wecke in diesem Jahre ausgeworfen werden, für Winterarbeiten zngunsten des Handwerks wertere 25 Millionen Mark hat bereitstellen können und in ihren Bemühungen fortfährt, weitere Beträge für Arbcits- bcschaffungsmaßnahmcn aufzubringen. Der Verwaltungsrat ermächtigte die Hauptverwaltnng zu folgenden fozialen Maßnahmen im Interesse der Arbeiterschaft: Die Kündigungsfristen sür die Reichsbahn- arbcitcr sollen angemessen verlängert werden und an Ar beiter mit langjähriger Dienstzeit gestaffelte Treu- prämien gewährt werden. Die Auszahlung dieser Trcuprämien an die in Frage kommenden Arbeiter soll noch vor Weihnachten erfolgen. Aus Belgien nichis Neues. Hymans über die belgische Außenpolitik. Die mit Spannung erwartete Rede des Außen» ministers Hymans in der Kammer über die bcl - gische Außenpolitik beschäftigte sich, wie vorauszu sehen war, vornehmlichmit dem Verhältnis zu Deutschland. Hymans ging u. a. auf die in einem Teil der öffentlichen Meinung verbreiteten Behaup tungen über den Beginn einer Wiederaufrüstung Deutsch lands, über die „m i l i t ä r S h n l i ch e n Organisa tionen" und über eine Verletzung des Locarnopaktes ein. Was sei nun in der gegebenen Lage zu tun? Vor allem könne Belgien nichts allein tun. Jede Einzelaktion sei unmöglich, daher stehe die Regierung in dauernder Füh lung mit den Mächten, namentlich mit Frankreich, Eng land nnd Italien. Eine Politik der Gewalt bedeute den Präventivkrieg, nnd der Präventivkrieg sei der Krieg schlechthin. Welche Regierung könne es wagen, eine solche Verantwortung auf sich zu laden? Der Minister wies dann ausführlich aus die Aussprache im französischen Parlament hin. Das A b - rüstungsproblem müsse gelöst werden durch eine Konvention über Nüstungseinschränkungen, die dauernd überwacht werden müsse. Bevor jedoch die Abrüstungs konferenz wieder ausgenommen werde, müsse durch diplo matische Verhandlungen die Grundlage für ein Abkommen geschaffen werden. Bei seinem Hinweis ans das Ab kommen von Locarno, das aufrechterhalten werden müsse, erwähnte der Minister die Bezirke Eupen und Malmedy. Er betonte auffallend, daß die Grenzen dieser Bezirke gemäß dem Versailler Vertrag die Grenzen Belgiens seien. Der Rheinpakt habe diesen Zustand ausdrücklich anerkannt und garantiert. Im Falle einer flagranten Verletzung seien die Unterzeichner des Paktes zur un mittelbaren Hilfeleistung verpflichtet. Belgien und Frankreich müßten sich gegenseitig Beistand leisten und sie hätten wiederum Anspruch auf den Beistand Englands und Italiens. llafremidlichkeiien in -er belgischen Kammer. üble Stimmungsmache gegen Deutschland In der Aussprache der belgischen Kammer über aus wärtige Angelegenheiten glaubte auch der belgische So zialist Vandervelde behaupten zu müssen, das Deutschland wieder aufrüste. Belgien müsse sich daher an den Völkerbund, oder an den Internationalen Gerichts hof wenden, selbst wenn es diesen Schritt allein tun müsse Der Versailler Vertrag sehe außerdem finanzielle un wirtschaftliche Maßnahmen gegen Deutschland für einer solchen Fall vor. Der katholische Wallone Singot vertrat ebenfalls du Mär von der Wiederaufrüstung Deutschlands, aber ei halte es nicht für zweckmäßig, daß Belgien allein proste stiere. Viel besser würde es sein, wenn sich eine gemein same Front der anderen Mächte gegen Deutschland bilde Man müsse mit den Germanen immer in der Sprache dei Kraft sprechen. Der nationalistische Flame Borginan erhol . gegen diese Parolen Einspruch, indem er darauf hinwies, daß auch die Flamen Germanen seien. Diese Reden feier geeignet, im Lande eine panikartige Stimmung zu schaf fen. Zum Schluß kritisierte er die Regierung wegen ihre, einseitigen und ausschließlich gegen Deutschland gerich teten Politik. Der liberale Abgeordnete Marcel Iaspar erklärte datz Belgien seine Politik gegenüber der Regierung Hitlei ändern müsse, und daß die in den Verträgen vorgesehener Sanktionen angewandt werden müßten. Denke an Weihnachten schon heute, und gib durch Aufträge Brot und Wärme deinen Volks genoffen!