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MsdmffelTageblait Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags 8 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. lrei Haus, bei Postbeftellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu jed-rZ-itBestellungen-nt- Wochenblatt für Wllsdruff u. Umgegend «egen. Im Falle höherer Gewalt,Krieg od. sonstiger Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis- die «gespaltene Raumzeile 20 Rpsg.. die «gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen «0 Reichs» psennige, die »gespaltene Reklamezcile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Borge. Lensch S Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 ADchV^S annahme bisvorm.10Uhr. dre Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch. Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 149 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 264Ü Donnerstag, den 29. Juni 1933 Gesetzentwurf zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Reichsminister Dr. Frick über die neue Familiengcsetzgevung. Im Reichsministerium des Innern fand die erste Sitzung des Sachverständigenbeirates für Bevölke- rungs- undNassefragen statt, der von Reichs minister Dr. F r i ck zusammenberufen worden ist. Reichs minister Dr. Frick eröffnete die Sitzung mit einer grund legenden Rede, in der er u. a. ausführte, Deutschland gehöre zu den Ländern, die nach dem Kriege den bedrohlichsten Ausfall an Geburten zu verzeichnen gehabt habe. Nur die ländlichen Gemeinden hätten noch einen geringen Geburtenüberschuß, der aber nicht ausreiche, um den Verlust in den deutschen Städten zu ersetzen. Neben der bedrohlich zunehmenden erbbio logischen Minderwertigkeit müßten wir in gleichem Maße die fortschreitende Rassenmischung und Rassenentartung unseres Volles mit Sorge verfolgen. Die früheren Regierungen hätten den Mut nicht aufgebracht, einen grundsätzlichen Wandel herbeizuführen. Die Ursachen dieses völkischen Verfalls lägen darin, daß die große Zahl von Erwerbslosen und unser Volk meine, daß sich alles zum Guten wenden werde, wenn sie wieder Arbeit erhielten. Es sei aber irrig, zu tzlauben, daß damit allein das deutsche Volk im Herzen Europas zu retten sei. Die Folgen des bisherigen liberalistischen Wirt schaftssystems sei die Verstädterung und die In dustrialisierung Deutschlands gewesen. Damit habe die Entwicklung zum Individualismus, zum Klassen kampf, zum Marxismus und zum Kommunis mus begonnen. Die Mechanisierung der Arbeit, die wirt schaftliche Versklavung und Lie marxistische Wirtschaft nach dem Kriege hätten de» Zerstörungsprozetz vollendet, der unser Volk an den Rand des Abgrundes gebracht habe. Hand in Hand damit sei der sittliche Verfall unseres Volkes gegangen. So sehe der Mann heute in seiner Frau nur den Lebenskameraden, aber nicht mehr die Mutter seiner Kinder. Infolgedessen sei es kein Wunder, daß Abtreibung und Geburtenverhinderung unser Volk zum Absterben brächten. Bei der überaus starken Belastung unseres Volkes mit Steuern, Sozial abgaben und Zinsen dürften wir uns der Erkenntnis nicht verschließen, daß der Staat an einen Umbau der gesamten Gesetzgebung und eine Verminderung der Lasten für Minderwertige und Asoziale heranzugehen haben wird. Was wir bisher ausgebaut hätten, sei eine über triebene Personenhygiene und Fürsorge für das Cinzel- individuum ohne Rücksicht aus die Erkenntnisse der Ver erbungslehre, der Lebensauslcse und der Rassenhygienc. Diese Art moderner „Humanität" und sozialer Fürsorge für das kranke, schwache und minderwertige Individuum müsse sich für das Volk im großen gesehen als größte Grausamkeit auswirken und schließlich zu seinem Unter gang sühren. Erst wenn der Staat und das Gesundheitswesen als Kern ihrer Ausgaben die Vorsorge für die noch nicht geborenen anstrebten, könnten wir von einer neuen Zeit und von einer aufbauenden Bevölkerungs- und Rassenpolitik reden. Die wissenschaftlich begründete Vererbungslehre gebe uns nach der Entwicklung im letzten Jahrzehnt die Mög lichkeit, die Zusammenhänge der Vererbung und der Aus lese und ihre Bedeutung für Volk und Staat klar zu erkennen. Sie gebe uns damit aber auch das Recht und die sittliche Pflicht, die schwer erbkranken Personen von der Fortpflanzung auszuschalten. Infolgedessen habe er sich entschlossen, einen Gesetzentwurf zur Verhütung des erbkranken Nachwuchses vorzulcgen, den er im Anschluß an die heutige Sitzung zu prüfen bäte. Die bisherigen Steuerermäßigungen, die für die heute schon geringe Kinderzahl der überhaupt Einkommensteuerpflichtigen in Frage kämen, machte nur etwa ein Zehntel der gesamten Steuernachlässe überhaupt aus. Man behandele also, steuertechnisch ge sehen, das Kind schlech 1 erals diejenigen, die mit ihrem Einkomen nur sich selbst zu erhalten hätten. Es müsse gelingen, die Frau wieder dem Ehe- und Familienleben und den häuslichen Pflichten, den Mann aber wieder dem Beruf zuzuführen. Die vorhandenen gesetzlichen Bestimmungen seien auf ihre samilienfcindliche Wirksamkeit hin nachzuprüfen und eine faMilienfreundlicheGesetzgebungseitu Angriff zu nehmen. Es müsse ermöglicht werden, für Ein- kommcnsteuerpslichtige durch stärker gestaffelten Steuer- Nachlaß in Prozenten der Steuer einen fühlbaren Aus- gleich zu schaffen. Ebenso müßte die Besoldung der Beamten nach dem Familienstande und der Kinderzah! noch wirksamer abgcstuft werden. Es müßte etwa aus gegangen werden von dem Gehalt, das ein Beamter zur Unterhaltung von drei bis vier Kindern benötige, um es je nach der KinderLahl nach unten und oben zu staffeln. WMlMiff Ws die Arbeitslosigkeit Hitler über die Überwindung des parteistaates. Der Reichskanzler spricht vor den Zeitungsverlegern. Reichskanzler Adolf Hitler hielt anläßlich des Zusammentritts des neugcwählten Vorstandes des Ver eins Deutscher Zcitungsverlcgcr in Berlin eine Ansprache. Der Kanzler führt- u. a. in seiner Rede aus: Wir besänden uns mitten im Stadium der Be reinigung der Verhältnisse, die den früheren Zustand der Verwirrung und Verirrung geschaffen haben. Da er glaube, daß auf die Dauer die Presse nicht existieren könne, wenn nicht ganz klar eine Entscheidung über die Richtung hervortrete, die nun endgültig als Sieger in Deutschland anzusehen sei und die deutsche Zukunft be stimmen werde, begrüßte er es, daß die deutsche Ver legerschaft sich von sich aus bereits mit diesen Tat sachen abgefunden habe und gewillt sei, auf diesen Boden zu treten. Je schneller dieser Übergangszustand beseitigt werde, um so schneller und sicherer werde die deutsche Wirtschaft und damit das notleidende Zeitungsgewerbe wieder in Ordnung kommen. Es sei nicht beabsichtigt, etwa nur Staatszeitungen in Deutschland herauszubringen, was seinen sonstigen wirtschaftlichen Auffassungen völlig widersprechen werde, aber man müsse selbstverständlich jedem einzelnen die Pflicht auserlesen, daß er im Sinne der großen weltanschaulichen Linie mitarbcite. Es sei selbstverständlich, daß eine gesunde Wirt schaft nur dann entstehen könne, wenn endlich die poli tischen Streitigkeiten entschieden seien. Die Würfel seien nun gefallen, und erdanke den Zeitungsverlegern, daß sie selbst bereit seien, diese Entscheidung an- zuerkennen. Dfe Maßnahmen auf wirtschaftlichem Gebiet seien bis her nicht vergeblich gewesen 1,7 Millionen Men schen seien wieder in die Betriebe zurückgeführt, davon mindestens 700 000 über die normale sommerliche Auf wärtsentwicklung hinaus Der Generalangriff gegen die Arbeitslosigkeit beginne erst jetzt und werde mit immer größerer Energie geführt. Er sei überzeugt, daß dieses Problem endgültig gemeistert und gelöst werde. Zuvor müsse allerdings das politische Problem endgültig gelöst werden: Überwindung des Partei st aates der Vergangenheit. Im übrigen glaube er, daß die Probleme, die Deutschland zur Zeit beschäftigten, allen anderen Regierungen in der Welt auch gestellt seien, die diese Probleme letzten Endes auch nur dann lösen würden, wenn ihnen dieselbe Autorität zur Verfügung stehe, die wir zur Zeit in Deutschland uns zu schaffen be mühten. Er sei der Überzeugung, daß vieles von dem, was die übrige Welt heute an uns kritisiere, schon in wenigen Jahren von ihr übernommen werden würde. Der Kanzler richtete zum Schluß den Appell an die Zeitungsverleger, sich hundertprozentig hinter die in Deutschland gefundene Lösung zu stellen. Es Werde im Lause der Zeit, wie immer im Wirt schaftsleben, auch im Zeitungswesen das eine oder anders zugrundegehen, aber insgesamt dich ein gewisser Stand deutscher Verleger übrigbleiben, der dann gesund fein werde und auch mit in die Zukunft Hineinzuwachfen ver möge. Er lege Wert darauf, daß die private Initiative unbedingt erhalten bleibe als Voraussetzung für die Entwicklung der großen wirtschaftlichen Möglichkeiten, die in Deutschland an sich gegeben seien. Er trete ein für die A u t o r i t ä t der Persönlichkeit. Man sehe vielleicht in seinem eigenen Zentralverlag ein Unternehmen, daß einer Partei gehöre. Dieses Unternehmen aber könne genau so gut einem einzelnen Manne gehören, denn wenn es auch im Besitz der Partei sei, so spreche in diesen: Unternehmen doch nur ein einziger Mann, der verantwortliche und allein entscheidende Generaldirektor. Schon aus dieser eigenen Einstellung könne man ersehen, daß unser Kampf nicht gegen den Unternehmer als ver antwortlichen Träger des Unternehmens gerichter sei, sondern nur gegen eine Presse, die ihre Aufgabe der Nation gegenüber nicht erkannt habe. * Verlegerlum und ständischer Aufbau. Auf der ersten Sitzung des neugewählten Vorstandes des Vereins Deutscher Zeitungsverleger machte ferner, wie der Völkische Beobachter meldet, der neue Vorsitzende des Vereins, Verlagsdirektor Amann, programmatische Ausführungen, wobei er u. a. betonte: Das deutsche Verlegertum bekundet durch seine ent schiedene Stellungnahme zum neuen Presserecht den Willen, in vorderster Front am Wiederaufbau- Werk unseres Führers mitzuwirken und alle Pflichten zu erfüllen. Dieser Wille begründet den An spruch auf Wahrung und Sicherung der Führerstel lung in unseren Zeitungen. Die Doppelstcllung des ZcitungSverlegers in seiner wirtschaftlichen Funktion als Unternehmer und in seiner geistigen Funktion als Führer der Zei tung schließt aus, daß er im Rahmen des neuen berufsständischcn Aufbaues nur in die Kategorie der rein wirtschaftlichen Unternehmer eingeordnet wird oder gar in dem Reichsstand des Handels unterzubringen ist. Des halb ist die Frage zu prüfen, ob vom Verein Deutscher Zeitungsverleger die Bildung eines Ncichsstandes der Presse anzuregen ist, der alle Berufsangehörigen von Presse betrieben umsaßt. An den sozialen Aufgaben der Zeitungen im Rahmen des Neuaufbaues des Tarif- und Arbeitsrechts werden wir Mitarbeiten. Wirtschaftlich wird es notwendig sein, durch eine Bereinigung des Anzeigengeschäftes und durch Schaffung solider geschäftlicher Grundlagen in diesem Geschäftszweig den Verlagen die Voraus setzung sür die Festigung ihrer wirtschaftlichen Basis zu geben. Schließlich beabsichtigen wir die Errich tung einer Kreditüberwachungs stelle. Bei Angestellten und Lohnempfängern gebe es nur die Möglichkeit, den Ausgleich durch Ausgleichskaffen zu schaffen, in die alle nach Maßgabe ihres Einkommens Beiträge zu zahlen hätten. Dies brauche keine Mehr belastung für den Staat und die Betriebe zu bedeuten. Unser Volk sei im Bauernstände verwurzelt und die Erhaltung der erbgesunden deutschen Bauernfamilie sei letzten Endes ausschlaggebend für den Volks bestand. Der Boden müsse wieder Teil eines Fami lienrechts und unter staatlichen Schutz gestellt werden. Als Gegengabe aber müsse der nationalsozialistische Staat von den Herren dieses Bodens verlangen, daß sie ihm eine ausreichende Zahl gesunder Nachkommen zur Verfügung stellten. Es gelte daher, die Siedlung so zu gestalten, daß eine ausreichende Kinderzahl durch steuerliche und erbrechtliche Bestimmungen gesichert werde. Die Seele der Frau müsse zum Kinde zurückfinden. Das sei nur möglich durch Erneuerung des Denkens der Frau und durch Lösung der Frauenfrage. Die Frau müßte aus ihrer wirtschaftlichen Not befreit und ihr wie den Kindern ausreichender Schutz gewährt werden. Der Mann aber müßte zur Pflicht der Familiengründung erzogen werde». Die Aufklärung über Erbgesundheitspslege und Rassenkunde müsse zur rassenhygieuischen Erziehung der Jugend und des gesamten Volkes ausgebaut werden, um sie für die Eheschließung vorzubereiten. Um diese Er ¬ kenntnisse zu vermitteln, sei die Umbildung des Reicks, ausschuffes für hygienische Volksbelehrung in einen solchen für Volksgesundheitsdienst angeordnet worden. „Wir wollen die einheitliche Krastentfaliung -er Nation Reichsminister Dr. Goebbels sprach in Stutt gart zur Presse. Er führte dabei u. a. folgendes aus: „Das Krastzentrum der Nation muß aus ein heitlicher weltanschaulicher Basis aufgebaut werden. Wenn die DeutschnationaleFront sich selbst auf gelöst hat, ist das nur eine logische Entwicklung, und wenn ich dem Zentrum einen guten Rat geben darf: Ich glaube, daß cs sehr gut daran täte, wenn es seinen Partei laden selbstzumachte. Zudem werden die National- sozialisten nicht mehr lange mit verschränkten Armen den Experimenten des Zentrums zusehem Wenn das Zentrum meint, die katholischen Belange verteidigen zu müssen, so sagen wir: Was dem Katholizismus dient, wissen wir selbst, wir wissen aber auch, was der Nation dient. Die Interessen des Katholizismus sind wahrscheinlich bei uns in besserer Hand als in der Hand des Zentrums. Wenn wir das Zentrum entfernen, tun wir der Kirche einen Dienst. Am Ende der Auflösung der Parteien steht der deutsche-