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MsdmfferTageblall Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. "ki Haus, bei Postbestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstaltey und Post- dnte», unsere Austrägern. «... — Geschäftsstelle, nehmen zu "d-rgUtBchellungen-nt. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gcgcn. Im Falle höherer Gewatt,Kriegod. sonstiger > — — Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige. die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Wie sott man beginnen, um all' das Erleben dieses einzigartigen Tages zu schildern, den das deutsche Volk Mit dem 21. März 1N33 erlebt bat? Was ist gewaltiger, das Bild von Potsdam, die Parade, die Feier in der Kirche, der Jubel der Massen, oder war gewaltiger das Bild der Millionen vonDeutschen, die um dieMittags- stunde dieses Tages in den Familien, in den Werkstätten und Fabriken, in Gasthäusern und auf öffentlichen Plätzen der Städte und der Dörfer vor dem Lautsprecher versammelt waren, und auf dem Umweg über das Ohr zu einem geistigen Schauen des unvergeßlichen Geschehens ge langten? Ohne Zweifel ist dieses Bild von Millionen deutscher Männer, Frauen und Kinder von Deutschen aller Stände vor dem Lautsprecher das Ergreifendste. Noch nie vordem ist es gelungen, ein Sechzig-Millionen-Volk mit Hilfe einer unerhört entwickelten Technik einheitlich zur gleichen Stunde und zur gleichen Minute für ein großes nationales Erleben zu gewinnen. Millionen war es vergönnt, oen Ablauf der Ereig nisse zu hören, geringer aber war die Zahl, die den Tag in Potsdam selbst miterleben durften. Es war für- alle ein unvergeßliches Erlebnis. Schon in den aller frühesten Morgenstunden zogen Massen auf Massen aus der Reichshauptstadt hinaus nach Potsdam. Ununter brochen rollten lange Züge über die Schienenstränge, bis auf das letzte Plätzchen gefüllt, auf den Straßen endlose Ketten von Autos, marschierende und singende Kolonnen, im frischen Wind eines schönen Märzmorgens. Massen auf den Anmarschstraßen, Massen in den Straßen von Potsdam, auf den Plätzen vor den Kirchen. Jubelnd Wurde die entziehende Reichswehr begrüßt, die SA.-Leute, die Stahlhelmer und andere einmarschierende Verbände. Wer im glücklichen Besitz verschiedener Ausweise die Absperrketten passieren wollte, um die Plätze zwischen den Kirchen zu betreten, mußte mehrfach schärfste Kon trolle mitmachen. Es war das denkbar Mögliche ge tan, um Störungen und Anschläge zu verhüten. Mit den wartenden Hunderttausenden, mit den Truppen und mit den Kolonnen der Verbände, die seit Stunden in den Straßen aufgestellt waren, hatte der Wettergott ein Ein sehen, er schickte ihnen eine strahlende Märzensonne. Fenster und Ballone waren voller Menschen, auf den Dächern standen Schupoposten mit Karabinern, auf Leitern und sonstigen Gerüsten balancierten halsbrecherisch die Photo graphen, und Filmleute mit ihren Kurbelkästen. Plötzlich wälzten sich wie eine Woge Jubelrufe durch die Straßen, es war der Gruß für Hindenburg und für die Mitglieder der Reichsregierung, die zum Gottesdienst eingetroffen waren. Dann kam neues Warten für die Menge bis zum Ende des Gottesdienstes. Dann endlich das erste große Bild: der Zug der Abgeordneten von der Nikolaikirche nach der G a r n i s o n k i r ch e, wo der Tag leinen Höhepunkt erreichen sollte. Das sonst so stille Gotteshaus mit der Gruft der Preußischen Könige war schon früh vor Beginn der Feier lichkeiten bis auf den letzten Platz besetzt. Nur die Plätze der Abgeordneten und der Regierung waren noch leer. Da erschienen als erste im Braunhemd die Abgeordneten der NSDAP, und füllten den aroßen Raum rechts vom Altar. Dann sah man die Deutschnationalen, unter ihnen Reichsminister Dr. Hugenberg, neben ihm Reichs minister Seldte. Dann sah man auf der linken Seite die Abgeordneten des Zentrums, ihre Plätze suchend. Mit ihnen kamen noch die übrigen Abgeordneten des Reichs tages. Sozialdemokraten sah man nicht. Kaum hatten die Abgeordneten Platz genommen, kam Bewegung in die Reihen, alles erhob sich: der Reichspräsident erschien in Feldmarschalluniform im Gang rechts vom Altar; vor ihm die Geistlichen der Kirche, hinter ihm Reichskanzler Adolf Hitler. Glockenge- läute von draußen mischte sich in das Orgelspiel. Frische Knabenstimmen klangen auf, der Choral des Staats- und Domchors setzte ein. Dann kurze Stille. Dann erhob sich der Reichspräsident von seinem Sitz, mit ihm erhoben sich alle Anwesenden und hörten stehend die kurzen, tief ergreifenden Worte Hinden burgs. Auch die Vertreter der fremden Mächte, fast vollzählig erschienen, hatten sich mit erhoben, neben dem Nuntius sah man den Botschafter Frankreichs in der ersten Reihe, daneben den Vertreter Englands und den Bot schafter Amerikas. Sie alle hatten sicherlich das Gefühl, mit diesem Augenblick einen Wendepunkt in der deutschen Geschichte mitzuerleben. Als der Reichspräsident geendet hatte, trat Reichs kanzler Adolf Hitler an das Pult vor dem Altar. Mit dem Gesicht zum Reichspräsidenten gewendet, gab er seine Erklärung ab. Tief und kräftig durchdrang die Stimme des Kanzlers den Kirchenraum. Der fran zösische Botschafter beugte sich weit nach vorn, als ob er sich kein Wort entgehen lassen wollte. Was mag er gedacht haben, als der Reichskanzler mit feierlichen Worten die Kriegsschuldlüge zu rück wies? Hoffentlich berichtet der Vertreter Frankreichs seiner Negierung auch von den Worten des Kanzlers, in dem er sich als auf richtiger Freund eines Friedens bekannte, der endlich alle Wunden heilen soll, unter denen alle leiden. Was mögen sie alle gedacht haben, die Vertreter der fremden Staaten, die in dieser Kirche und in diesem Augenblick den Flügelschlag einer neuen Zeit fühlen konnten. Als auf die Aufforderung des Kanzlers sich die Festversammlung z u Ehren des General feldmarschalls erhob, blieben auch die fremden Diplomaten nicht sitzen, sie sahen und fühlten, wie sich in diesem Augenblick die neue Zeit mit der alten glor reichen Vergangenheit verband, und wie das neue Deutschland in der Huldigung für den greisen Feldmarschall in Demut sich vor der glorreichen Ver gangenheit beugte. Dann kam der ergreifendste Augenblick, als der Reichspräsident langsam zur Gruft des großen Preußenkönigs schritt, die hinter dem Altar liegt. Das Gittertor öffnete sich, die große Gestalt Hindenburgs trat gebückt durch das Tor, zwei Adjutanten trugen große Lorbeerkränze. Leises Orgelspiel wehte durch den Naum. Alles stand in tiefer Ergriffenheit. Man sah viel feuchte Augen. Wie eine Visionin einem einzigen Bild zogen in diesem Augenblick die ungeheuren Opfer vorüber, die das deutsche Volk seit fast zwei Jahrzehnten gebracht hat, und wie eine Vision sah man zugleich hinüber über die Grenzen von Leiden und Not in ein sonniges, glück licheres Land. Die Wirklichkeit dröhnte von draußen mit Trommel wirbel in diesen Augenblick stillen Gedenkens. Draußen näherten sich die Kolonnen für den Parademarsch. Das war ein Jubel und ein Tücherschwenken, und ein Rufen und ein Freuen, als die feldgrauen Reihen vor dem Feldmarschall vorbeizogen. Immer wieder hob Hindenburg seinen Marsch all st ab zum Gruß, weithin blinkte in der grellen Märzen sonne die goldene Helmspitze ^Hindenburgs. Nach der Reichswehr marschierte die Polizei an, dann folgten die braunen Kolonnen der SA., dann d i e S t a hl- tz e l m e r und die übrigen Verbände. Unermüdlich grüßte der Marschall all die Tausenden von Fahnen, die an ihm vorübergetragen wurden. So schloß dieser unvergeßliche Tag ;ür die, die ihn er leben durften. Jeder Deutsche aber muß ihn mit dem Gelöbnis beschließen, mit allen Kräfren mit zuhelfen, daß aus diesem Tag wahrhaft ein neues Deutschland ersteht. L Reichskanzler Adolf Hitler schreitet die Front der Reichswehr und der SA. ab.