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fl»x s Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Mas »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint -a allen Werktagen nachmittags r Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. tzrei Hau-, bei Postbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanftalten und Post- Doten, unsereAusträgeru. , ... Geschäftsstelle, nehmen zu z-d-rZ-i,Bestellungen ent, Wochenblatt für Wllsdrufs u. Umgegend z-sen 3m Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger — Betriebsstörungen besteht »ein Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Aucksendung eingesandtcr Schriststücke ersolgt nur, wenn Aütkpvrto deiliegt. Beamte, Angestellte u. Arbeiter Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespalieue Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs» Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Borge- MsdmfferIMlatt schrieben- aa - tag-und Platznorschristen w-rd-n n-ch I^nchk-it Fernsprecher: Amt Wllsdrufs Nr. 6 berücksichtigt, «nz-ig-n. onnahmr bisoorm.lvuhr. - - - Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durstp Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 15 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdrusf-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 18. Januar 1933 Frankreich in Finanznöien. Wenn der alte General Montecuccoli einstmals mit Recht geäußert hat, zum Kriegführen gehöre Geld, Geld und nochmals Geld, so gilt dieses richtige Wort auch für einen „Frieden", der diesen Namen deswegen nicht so recht verdient, weil es sich dabei doch nur um die „Fort setzung des Krieges mit anderen Mitteln" handelt. Wenn also Frankreich zwecks Aufrechterhaltung des in dem Pariser „Vororts"srieden — Versailles, St. Germain, Neuilly — Erreichten die eigenen Kriegsrüstungen in un geheurem Umfang verstärkt und dazu noch im Osten und Südosten Europas ein ganzes System ebenfalls bis an die Zähne gewappneter Bundesgenossen ausbaut, die die Last dieser Rüstung allein kaum oder gar nicht tragen können, kurz, wenn man die französische Hegemonie über den größten Teil des europäischen Kontinents sichern will, dann kostet dies alles einen gewaltigen Batzen Geld. Solch eine P r e st i g e p o l i t i k ist immer sehr kostspielig ge wesen, namentlich aber dann, wenn sie nur mit den Mitteln brutalster Machteinsetzung durchgeführt wird; dann wachsen die Spannungen immer mehr an und so etwas zwingt dann dazu, unter Einsetzung auch immer größerer Mittel Explosionen unmöglich zu machen. Und einmal kommt doch der Tag, an dem diese Kräfte zu ver sagen beginnen. So ist denn Frankreich im Laufe des letzten Jahres endlich auch dahin gekommen, wo die anderen Staaten schon längst stehen: Sein Haushalt weist einen sehr, sehr großen Fehlbetrag auf. Mau hat ihn kommen sehen, tat aber nichts, um seine schnell wachsende Vergrößerung zu verhindern. Denn solch ein Defizit im Staatshaushalt ist wie ein Loch in mürber Seide: es wird sozusagen von ganz allein immer größer. Steuerzahlen ist an sich schon für niemanden eine an genehme Angelegenheit, für den sparsamen Franzosen ist es besonders unangenehm. Jetzt ist ihm durch den Finanzminister Chöron, den man für einen „starken Mann" in diesen Dingen hält, ein Steuerbukett unter die Nase gehalten worden, das keineswegs angenehm riecht, sondern einen überaus unangenehmen Ge ruch ausströmt. Ein ganzer Katalog von Steuer erhöhungen und -Verschärfungen ist ausgearbeitet, und zwar handelt es sich — nach altem französischen Steuer brauch — dabei hauptsächlich um „Verkehrssteuern", also um solche, die den Umsatz von Waren oder Geld treffen. Hierbei soll es auch zur Einführung ganz neuer Steuern kommen. Doch hierin liegt noch der geringere Teil jener poli tischen Schwierigkeiten, die dem Kabinett Boncour und seinem Finanzminister aus dem Versuch erwachsen, das Loch im Haushalt zu stopfen. Man muß nämlich für diesen edlen Zweck auch bei den Staatsausgaben ganz gehörige Abstriche machen. Wenn man sich dabei mit einer Verkürzung nur der sachlichen Ausgabe posten begnügen könnte, dann wäre es noch nicht so schlimm. Allerdings wagt sich Herr Chöron dabei sogar an das Allerheiligste, was es in Frankreichs staatlichem Leben gibt, also an den Haushalt für die „nationale Ver teidigung". Der setzt sich äußerlich aus dem des Heeres, der Marine und der Luftfahrt zusammen; in Wirklichkeit stecken aber Ausgaben militärischer Art auch in den Haus halten anderer Ressorts. Man gibt für solche Rechnungs manöver auch gern das Recht der „Übertragbarkeit" be stimmter Posten, erreicht damit gleichzeitig auch noch, daß das Ausland schwer oder gar nicht feststellen kann, wie hoch in Wirklichkeit die militärischen Ausgaben sind. Also will Herr Chsron bei den offiziellen Ausgaben für die Rüstung Abstriche machen, nicht allzuviel, doch ein bißchen. Im ganzen etwas mehr als hundert Millionen. Selbstverständlich, ohne daß dabei und dadurch die Stärke der Rüstung irgendwie verringert wird. Immerhin ist die Rechtsopposition schon auf dem Plan erschienen und macht heftige Anstrengungen, das gar nicht bedrohte Kapital zu retten. Das hat natürlich nicht zuletzt politische Hintergründe, obwöhl kaum jemand dem Kabinett Boncour die undankbare Aufgabe abnehmen möchte, den Haushalt zu sanieren; denn die vorgesehenen und not wendigen Abstriche bei den persönlichen Ausgaben macht bei den davon Betroffenen das übliche böse Blut. Denn es handelt sich dabei um — Gehaltskürzungen, und da die Beamten in Frankreich vielfach gewerkschaftlich organisiert sind, andererseits diese Gewerkschaften gerade SU den stärksten Stützen der Radikalsozialistischen Partei gehören, so hat sich Herr Chsron etwas in die Nesseln gesetzt, auch wenn die Gehaltskürzung nicht rein schema tisch erfolgen soll, sondern progressiv entsprechend der Gehaltshöhe wächst. Gekürzt werden sollen aber auch die Kriegs renten. In der Bewilligung solcher Zahlungen ist Wan in Frankreich überaus freigebig gewesen, da man ja damit rechnete, daß „der Deutscheal lesbezahlen" werde. Damit ist's aber vorbei. Kriegerwitwen z. B. be zogen ihre Rente ruhig weiter, auch wenn sie sich wieder verheiratet hatten. Auch bei den Pensionen „kam's nicht darauf an". Bisher wohl nicht, aber jetzt gähnt das breite und tiefe Loch des Fehlbetrages. Um die unwilligen Kriegsrentner zu beruhigen, ist Chsron auf die Idee ge kommen, eine große Lotterie zu veranstalten, deren Ertrag dann dLn .KriLLsxeLUiLrs Luaeführt werden soll ein Ein neues EmWWgsM? Neue Kompromißpläne. Die Wünsche des Zentrums. Die Reichsregicrung ist am Dienslagnachmittag zu einer Beratung zusammengetreten, in der im besonderen handelspolitische und agrarpolitische Fragen aus der Tagesordnung standen. Außerdem stand eine Vorlage zur Debatte, die die Übernahme weiterer Bürgschaften für den Umbau von Wohnungen Vorsicht. Der Reichskanzler hat in der Kabinettssitzung natur gemäß auch über die Verhandlungen berichtet, die er in den letzten Tagen mit den Parteiführern hatte. Als letzter ist bei ihm der Führer des Zentrums, Prälat Dr. Kaas, erschienen, der, wie es heißt, nach wie vor die Forderun gen des Zentrums vertreten hat, daß die Lösung der poli tischen Krise auf parlamentarischen Wege gefunden werden müsse, und daß ein autoritärer Kurs, wie er unter der Kanzlerschaft Papens eingeschlagen worden ist, nicht ge steuert werden dürfe. Das Zentrum geht, wie in parlamentarischen Kreisen betont wird, darauf hinaus, für die Regierung Schleicher ein sogenanntes Ermächtigungsgesetz durchzubringen. durch das der Reichstag für kürzere oder längere Zeit aus geschaltet werden würde. Auch dem Reichskanzler von Schleicher soll eine abermalige Vertagung des Reichstages nicht unangenehm sein. Er würde dann eine kürzere Ver schiebung dazu benutzen, um neue Verhandlungen wegen der Umbildung seiner Regierung zu führen, mit der er vor den Reichstag treten würde. Am liebsten wäre es ihm natürlich auch, wenn sich der Reichstag dazu verstehen könnte, in eine längere Vertagung zu willigen, und seiner Regierung ein Ermächtigungsgesetz zur Verfügung zu stellen, auf Grund dessen er dann sein Programm durch führen könnte. Bei den kommenden politischen Entscheidungen wer den, worauf wiederholt hingewiesen worden ist, die Nationalsozialisten ein ausschlaggebendes Wort mitzu sprechen haben, denn von ihrem Verhalten im Ältestenrat des Reichstages wird es abhängen, ob es zu einer Neichs- tagssitzung oder ob es zu einer Verschiebung der innen politischen Entscheidung kommen wird. Der Reichskanzler hat die Besprechungen mit den Nationalsozialisten noch nicht ausgenommen. Hitler ist am Diensttagabend in Berlin eingetroffen, nachdem er vorher in Weimar Station gemacht hatte. Von dem Ergebnis der Verhandlungen zwischen dem Reichskanzler und den Nationalsozialisten wird also im wesentlichen die Entwicklung der Innen politik in nächster Zeit abhängen. Es sind jedenfalls starke. Bemühungen im Gange, dem drohenden Konflikt zwischen Reichsregierung und Reichstag im Interesse des von der Wirtschaft dringend geforderten inneren Friedens aus zuweichen. Ob diese Bemühungen allerdings Erfolg haben werden, steht noch dahin. Die nächsten Tage müssen jedenfalls eine Klärung der Lage bringen. * OLe Sihung -es Neichskabineiis. In der Sitzung des Reichskabinetts, die sich bis in die späten Abendstunden des Dienstags erstreckte, befaßte man sich eingehend mit finanztechnischen Fragen, wobei die Steuererhebungstechnik für das Haushaltsjahr 1933 eine besondere Rolle spielte. Die Absichten der Regie rung gehen dahin, künftig eine einfachere Er- hebungsweise anzuwenden. Im Verlauf der Sitzung wurden auch die weiteren Bürgschaften für Hausrepa raturen, Wohnungsteilungen usw. bewilligt. Ein schließlich der seinerzeit bereits bewilligten 50 Millionen Mark für ähnliche Zwecke beläuft sich der Gesamt betrag für dieses Gebiet nunmehr auf rund 100 Mil lionen Mark. U. a. dürften künftig auch Zuschüsse für die Teilung von Neubauwohnungen sowie für die Umwandlung von Geschäftsräumen in Wohnräume bewilligt werden. In der Sitzung nahm alsdann die Siedlungspolitik einen breiteren Raum ein, wobei es sich u. a. darum gehandelt haben dürfte, die Siedlungspolitik dem System des Voll st reckungsschktzes anzupassen. Es darf nach wie vor als der entschiedene Wille des Kanzlers be zeichnet werden, die Siedlung tatkräftig durchzuführen. Die umfangreiche Tagesordnung der Kabinettssitzung dürfte sich ferner noch auf die deutsch-schwedischen Handels vertragsverhandlungen erstreckt haben. Gedanke übrigens, der auf die recht große Spielleiden schaft der Franzosen sehr glücklich spekuliert, aber doch immerhin ziemlich seltsam berührt. Leicht hat es heute kein einziger Finanzminister mehr, und seufzend wird Herr Cheron an seine Vorgänger zurückdenken, die souverän über Milliarden verfügen konnten^ War wird der Dollslreüungss-uh bringen? VorderVeröffentlichungderVerordnung. Der Reichspräsident empfing den Reichs minister der Justiz, Dr. Gürtner, zum Vortrag über die auf dem Gebiete des Vollstreckungsschutzes ge planten Maßnahmen. Die Verordnung über den Voll streckungsschutz wird am Mittwochabend im Reichsgesetz blatt veröffentlicht werden. Sie despre-nngen beim Reichskanzler. Wie an unterrichteter Stelle verlautet, lagen bisher keine weiteren Anmeldungen von Parteiführern bei dem Reichskanzler vor. Eine Unterredung zwischen dem Reichs kanzler und dem PrälatenLeicht von der Bayerischen Volkspartei dürfte erfolgen, sobald Leicht gelegentlich einer der nächsten Sitzungen von Reichstagsausschüssen oder des Plenums in Berlin ist. Eine Unterredung mit so z i a l- demkratischen Führern im Zuge der bisher geführten Verhandlungen des Reichskanzlers ist nicht vorgesehen. * Llnierredung Hiiier-Hugenberg. Der Führer der NSDAP. A d o lf H i tl er, der von Weimar kommend in Berlin eintraf, wird, wie zuver lässig verlautet, von sich aus keine Unterredung mit dem Reichskanzler von Schleicher herbeiführen. Hitler batte zunächst mit dem Führer der Deutschnationalen, Dr. Hugenberg, eine längere Unterredung. Diese war bereits seit langem vorgesehen und wurde lediglich wegen der Wahl in Lippe verschoben. Wie ferner bekannt wird, sind alle Meldungen, die von einer Begegnung Hitlers mit GregorSträsserin Weimar wissen wollten, absolut falsch. Strasser ist während der Gauführertagung der NSDAP, überhaupt nicht in Weimar gewesen. über die längere Unterredung zwischen Hitler und Hugenberg verlauten von beiden Seiten keinerlei Einzelheiten. Die Nnterrednng fand jedoch unabhän gig von den Verhandlungen statt, die seit einer Reihe von Tagen der Reichskanzler von Schleicher mit dem doppelten Ziele einer Klärung der parlamentarischen Lage und einer Umbildung der Reichsregierung führt. Gerade was diese Bemühungen des Reichskanzler angeht, so sind ihre Aussichten eigentlich schon durch die Tatsache hin reichend gekennzeichnet, daß Adolf Hitler von sich aus nicht die Initiative zu einer Besprechung mit dem General von Schleicher zu ergreifen gewillt ist, aber auch der Reichskanzler höchstwahrscheinlich nicht an Adolf Hitler herantreten wird. Mutmaßlich wird Göring als Reichstagspräsident die Fühlung mit dem Reichskanzler aufnehmen. * Forderungen Ser Stunde. Eine Rede des Abgeordneten Schmidt-Hannover. Auf einer großen Reichsgründungsfeier, die vom Leipziger Stahlhelm veranstaltet war, sprach der deutschnationals Reichstagsabgeordnete Schmidt-Han nover. Er führte u. a. aus: Die bisherigen Leistungen der Reichsregierung geben nicht die Gewähr, daß sie die Wirtschafts- und Staatskrise meistert. Sie steht in Gefahr, sich durch Verstrickung in überspitzte Taktik, überklügelts Schwenkungen und unorganische Einzelmatznahmen von der großen strategischen Marschrichtung ablenken zu lassen, die einer Konfliktregierung vorgezeichnet ist. Der Parla mentarismus fängt an, sich von seinen schweren Nieder lagen zu erholen. Der Kampf der Berufsstände gegen einander spitzt sich zu. Wir fordern jetzt von der Regierung klare Entschei dung über Weg und Ziel. Der Staatsnvtstand vertrügt keine Halbheiten. Es geht darum, daß eine Politik des nationalen Widerstandes durch eine große schwarzweitz- rote Volksfront Antrieb und Rückhalt erhält. Die zur Verwirklichung drängende Befreiung Deutsch lands von den widersinnigen Versailler Rüstungs beschränkungen fordert eine entschlossene, in sich ein heitliche, mit den Kräften der vaterländischen Be wegung engverknüpfte Reichsregierung. Das Par lament ist heute ein arbeitsunfähiger „Souverän" des Volkes. Wahlen am laufenden Band werden es nicht arbeitsfähiger machen. Nur wer offenen Kampf mit ihm nicht scheut, wird die Möglichkeit zu wirtschaftlichem Auf bau und außenpolitischem Kampf erhalten. Das gepeinigte Volk will Stetigkeit und Arbeit, will Wehr haftigkeit und Führung. Es will, daß um der Zukunft willen die dunkele Gegenwart mit der große« KMteydeuMlLauaLn^ wiÄ-