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Tharandt, Mosten, Sieöenteßn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Aleißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Milsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne,Sachsdo rf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechlshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag vvn Marrin Berger in Wilsdruff. — Veramworllich für die Redaktion Martin Berger daielbsl. No 53. Sonnabend, den 4. Mai 1001. 6V. Jahrg. Juin Ksnntnge Cantate. Joh. 4, lO: Wenn du erkennetest die Gabe Gottes, und wer der ist, der zu dir sagt: Gieb mir zu trinken — du bätest ihn und er gäbe dir lebendiges Wasser. Wie viel Schaden richten dock die Vorurtheile anl Das ist ein Hauptmittel „aus des Teufels Apotheke." Man macht sich ein ganz falsches Bild von Christus und dem Christeuthum zurecht, vor dem man sich dann entsetzt. Man kennt Jesus nicht; aber man giebt sich keine Mühe, ihn kennen zu lernen. Man redet nach, was andere sagen, und giebt sich nicht die Mühe, sich selbst ein Urtheil zu bilden. Nicht wahr, wenn man sonst im Leben über etwas urtheilt, was man nicht kennt, dann heißt man das anmaßend und ungebildet. Aber über Jesus kann man die albernsten Urtheile hören von — Gebildeten! Zu dem Weibe am Jakobsbrunnen sagt Jesus: Wenn du erkennetest die Gabe Gottes und wer der ist, der mit dir redet! Za, wenn sie ihn kennte, sie würde anders sprechen. Sie hält ihn für einen Juden und darum wundert sie sich, daß er von ihr, der Samariterin, einen Dienst begehrt. Nachher hat sie ihn erkannt. Als er sie in Staunen setzte durch seine Kenntniß ihres Lebenswandels, als er ihre Schuld aufdeckte, da hat sie ihn erkannt und zu ihren Landsleuten gesagt: Kommet und sehet einen Menschen, der mir Alles gesagt hat, was ich gethan habe, ob er nicht Christus sei? Und sie bat ihn und er gab ihr lebendiges Wasser. Wenn Du erkennetest! Ja, liebes Herz, wenn du ihn kenntest! Du bätest ihn und er gebe dir lebendiges Wasser! Du nähmest ihn in Anspruch als deinen Heiland — und er vergebe dir deine Schuld und Sünde! Wie kann man Jesus kennen lernen? Am besten m seinem Worte! Suchet in der Schrift; denn ihr meinet, thr habt das ewige Leben darinnen und sie ist es, die von mir zeuget! Da siehst du, wie er mit den Müden zur rechten Zeit zu reden wußte, wie er sich erbarmt über alle und jede Noth, wie er Niemanden hinausstieß, der zu ihm kam — und war es selbst bei der Nacht. Lerne Jesum kennen mit seinen! liebevollen Herzen! Dann werden deine thörichten Vorurtheile schwinden wie Nebel vor der Sonne! Ein anderer Weg, ihn kennen zu lernen, ist das Gebet. Du mußt ihn selbst anreden, du mußt mit ihm einen Verkehr anknüpfen. Dann erfährst du ihn als einen treuen, zuverlässigen Freund, dem du alles anvertrauen kannst, und der Rath und Trost und Alles für dich hat, was du brauchst. Und endlich kannst du ihn kennen lernen in der Gemeinschaft des Kindes Gottes, im Umgang mit solchen, in denen der Herr Gestalt gewonnen hat. Du hast solche Leute bisher vielleicht verachtet, wie die Welt es macht. Bei näherer Bekanntschaft wirst du finden, d"ß unter den verachteten „Frommen" Edelsteine sind! "vd du wirst reich gesegnet werden. Wenn du Jesum erkennetest! — Es hängt etwas davon ab, ob man mit Jesu bekannt ist oder nicht. Wehe, wenn er am Tage des Gerichts sagen müßte: ich habe dich noch nie erkannt, ich kenne dich nicht! Vaterländisches. Wilsdruff, den 3. Mai 1901. — Mai. Der 1. Mai, den wir Mittwoch verzeichneten, hat in neurer Zeit als sogenannter Weltfeiertag der Sozial demokratie eine gewisse politische Bedeutung erhalten. Unsere Zeit kennzeichnet sich ja durch das Aneiuandergerathen der schroffen politischen Gegensätze! Der 1. Mai hat gar oft schon Mißhelligkeiten gebracht. Gerade deßhalb tritt der Gegensatz zur früheren, friedlichen Maifeier aus der guten alten Zeit umso schroffer hervor. Damals waren Kränze, Guirlanden, Blumen, Ma-wagen, Maibaum, Tanz, Spiele, Freudenfeuer, kurz ern Leben der echten gemüthreichen Geselligkeit und unschuldigen Freude die Merkmale dieses hoffnungsreichen Tages, Arm und Reich, Jung und Alt, nahm gemeinschaftlich Theil an seiner Feier. In den Naturgegenden, in welchen heute noch Maifeste gefeiert und Maibäume gesetzt werden, wie z. B. in Nord böhmen, thun die Menschen gewiß besser daran, als nach moderner Weise politische Feste in Sälen zu begehen. Soviel über den sogenannten Weltfeiertag. Nun zu etwas anderem! DerMai, lateinisch maju8 msnsis d.i.derjugend- frische Monat, war ursprünglich der Mutter Merkurs, der jugendfrischen Göttin (Osa maja) geweiht. Das gothische „mnAus" entspricht dem lateinischen „maju8" und so ent wickelte sich den für den Monat des jungen Laubes die Bezeichnung kckaZio, IKmAo, iVlaiAs. In alten deutschen Schriften wird der Mai Blumenmond oder Bohnenmoud genannt und dieBezeichnung„Wunnimauoth" (Wonnemond) findet bekanntlich heute noch dichterische Verwendung. Der Mai ist ein überaus gefährlicher Monat und zwar nicht nur deswegen, weil in ihm einem alter Kalauer zufolge die Bäume ausschlagen und die Spargel schießen, sondern weil bei dem Springen der Knospen einer verbürgten Acußerung Heinrich Heines nach im Herzen die Liebe aufgehen soll. Wie die Wintermonate Gesellschaften und Bälle zu zeitigen pflegen, so ruft der Mai unaufhörlich Verlobungen hervor, denn Maienzeit und Liebestraum gehören, wenn wir dem alten Liede Glauben schenken wollen, nun einmal zusammen und so lange die Welt besteht, werden die jungen Leute im Wonnemond mehr oder minder verliebt resp. verlobt sein. Wohl dem Jüngling, der fick da einen lustigen Maikäfer, oder ein liebliches Maiblümchcn erringt, das ihm das ganze Leden zum ewigen Lenz gestaltet! Der wunderschöne Monat Mai steht aber nicht ausschließlich unter der Herrschaft Amors, des losenBogenschüßen, sondern auch der biedre Bacchus pflegt in ihm seine Getreuen um sich zu versammeln und labt die durstigen Kehlen mit dem duftigen Maitrank. Da findet dann mancher (Jung-) Geselle seinen (Wald-) Meister, denn wer nicht verliebt ist, der trinkt gern, das ist ein alter Erfahrungsgrundsatz! In den Familien unterzieht man im Wonnemond meistens die Garderobe einer genauen Inspektion und den wackeren Familienvater, dem dann täglich Rechnungen über Repara turen, Auffrischungen und Umgarnirungen von Kleidern und Hüten in's Haus fliegen, versetzt es in die höchste Empörung, wenn er das alte Lied hört: „Alles neu macht der Mai." Ja, wenn diese Erneuerungen nur nicht gar soviel Geld kosteten! — Das Landekkonsistorium hat der zusammen getretenen Landessynode wie üblich einen Bericht über denZustandderLandeskircheauf die Jahre 1896 -1900 unterbreitet. Der Bericht giebt in zwölf Abschnitten ein umfassendes Bild von dem Zustande und den Lebens- bethätigungen der Landeskirche. Als von allgemeinerem Interesse ist ihm zu entnehmen, daß die Landeskirche nach der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 eine Seelenzahl von 3619690 umfaßte. Hierin sind eingeschloffen die in ev.-luth. Kirchen Sachsens eingepfarrten Glaubensgenossen in Bodenbach und einigen anderen Grenzorten und eine Anzahl jenseits derLandgrenzen gclegeneOrte und Ortstheile. Austritte aus der ev.-luth. Landeskirche sind während der Berichtsjahre 3335 zu verzeichnen, denen 2554 Rück- bezw.Uebertritte zu derselbengegenübersteheu. DieBewegung im Ganzen, Austritte und Uebertritte zusammeugenommen, ist nach 1896 etwas zurückgegangen, dann aber erneut und von 1899 an sehr erheblich gestiegen. Die meisten Austritte aus der Landeskirche kamen den apostolischen Gemeinden zu statten, während von den liebertritten zur Landes kirche über zweiDritttheile auf die römisch-katho lische Kirche entfallen. In dem die Bethätigung des kirchlichen Sinnes in der Gemeinde behandelden Abschnitte des Berichtes wird bezüglich der Sonntagsheiligung erwähnt, daß ein wesentlich günstigeres Bild hierüber als im vorigen Berichte noch immer nicht gegeben werden kann. In dankenswerther Weise haben zwar die staatlichen Behörden zu thunlichster Abstellung mannichfacher Unzuträglichkeiten und Störungen einer würdigen Sonntagsfeier in Stadt und Land die Hand geboten. Hier und da, besonders in den Großstädten, lebt sich eine strengere Sountagsordnnng ein, noch aber ist die öffentliche Meinung und die christliche Sitte in den Gemeinden nicht soweit beeinflußt und gestärkt, daß die alten Klagen über Sonntagsarbeit hinter verschlos senen Thüren, Ausdehnung landwirthschaftlicher Notharbeit rc. etwa verstummt wären. Aus allen Gegenden desLanve^ aber wird die Erfahrung bestätigt, daß weniger die So untagsarbeit, als vielmehr die zahllosen Sonn- tagsvergnüguugen mit ihren sittlichen Gefahren und Ausschreitungen den Sonntag entweihen, wenn auch ver einzelte Anzeichen einer Wendung zum Besseren, an zuständiger Stelle auf Verminderung der Sonutagsvergnügungen in den Gasthöfen hinzuwirken, zu erkennen sind. — Die Zahl der Taufen stieg von 136244 im Jahre 1895 auf 147132 im Jahre 1900, d. i. 10888 oder 8 Prozent mehr gegen 1895. Den Hauptantheil an dem stärkeren Zurückbleiben in der Taufziffer ist bei unehelichen Kindern zu konstatiren, was auf die bekannte Thatsache zurückzuführen sein dürfte, daß uneheliche Kinder häufiger als eheliche sterben, ehe die Taufe begehrt wird. Immerhin kommt aber auch bei ehelichen Kindern das Hinwegsterbenlassen vor der Taufe bedauerlick oft vor. Völliche Taufablehnungen sind in der sächsischen Landeskirche selten vorgekommen, be- klagenswerth dagegen bleibt die große Zagl der vorge kommenen Taufverzögerungen, und zwar vornehmlich in der Stadt, weniger auf dem Lande. — Ueber die Trau ungen äußert sich der Bericht dahin, daß seit der reichs gesetzlichen Einführung der bürgerlichen Eheschließung 18433 Ehen rein evangelischer Paare ohne den Segen der Kirche geschloffen worden sind, viele davon aber zweifel los die Trauung nachträglich nachgesucht und erlangt habe». Die Zahl der Eheschließungen rein evangelischer Paare belief sich im Jahre 1900 auf 33991. Hiervon wurden getraut 33668 Paare. Das crgiebt auf 100 Eheschließ ungen einen Ausfall von ein Prozent. Rein evangelische und gemischte Ehen zusammengenommeu, betrug in der Landeskirche der Prozentsatz der Trauungen im Jahre 1900 98,2 gegen 96,5 im Jahre 1895. Trauvcrwciger- ungen kamen im Jahre 1900 116 vor. Fälle von Trau versagung gelangten im Jahre 1902 32 gleich 0,9 auf 1000 Eheschließungen zur Anzeige. — Aus dem Abschnitt über sittliche Zustände in den Gemeinden geht nach der Justizftatistik bei den Amtsgerichten hervor, daß aber- mals eine erhebliche Zunahme der vor Gericht gekommenen Sühnesachen in Eheirrungen stattgefunden hat, und zwar beziffert sich deren Zahl für 1897 auf 2934 gegen 2530 im Jahre !891. Vor den Landgerichten wurden 1897 1941 Prozesse in Ehesachen überhaupt verhandelt, die sich in sechs Fällen auf Nichtigkeit der Ehe, in 31 auf Un giltigkeit der Ehe, in 1355 auf Ehescheidung und in 549 aus Herstellung des ehelichen Lebens bezogen. Aus den Zahlen gegen die Vorjahre geht auf dem Gebiete des EhescheidungsprozcsseS eine wesentliche Verschlimmerung hervor. Die von den Gerichten zur Kenntuiß der Pfarr ämter gebrachten Ehescheidungen haben seit 1897 noch er heblich zugenommen und nur von 1899 auf 1900 ist wieder eine Verminderung bemerkbar. Der Einfluß der Geistlichen, um sic zu verhüten, ist schwächer geworden, doch darf ge hofft werden, daß durch die Vermehrung der Seelsorger- bezirkc dieser Einfluß auch aus diesem Gebiete sich wieder hebt. — In dem Prozentsätze der unehelichen Geburten im Lerhältniß zu den Geburten überhaupt für das ganze Laud ist eiu kleiner Rückgang zu verzeichnen. Im Jahre 1898 stellte sich der Prozentsatz der unehelichen Geburten im Vcrhältniß zur Geburtenzahl überhaupt auf 13 in der gestimmten Landesbevölkerung und 12,1 bei den Ange hörigen der Landeskirche. Während die Bevölkerungsziffer gestiegen ist, ist der Prozentsatz der unehelichen Geburten in den letzten Jahren sich gleichgeblieben. — Bei der Be sprechung der Sittlichkeitsverbrechen, die in unserem