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MOrufferTageblatt Amts Blatt Königliche Amisgenchi und den Gia-irai zu Wilsdruff für die Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das Forstreniamt zu Tharandt sowie für das Königliche Postscheck.Konto: Leipzig Nr. 2S614. Fcrnsprccher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Sahre FnscrftonSftreiS 20 pfg. für die »gespaltene KorpuS;eUc oder deren Raum. Lokotprete Id Pfg., RcNamen 4ö Psg., alles mit 10"/» TeusrungSzuschlag. Zcitraud und tabcNarischcr San mu do"/- Aufschlag, riet Wiederholung und HahreonmfLtzen entsprechender Nawloft. Äetannimachungen im amtlichen Teil tnur von Behörden) die Spaltzeile so pfg. bcz. 4d pfg. / NachwcffungS- und Offcrtengebühr 20 bcz. 30 pfg. x Telephonische /nscratcn-Aufgabc schließt jedes ReNamattonerech, aus. / Anzeigenannadmc bis li Uhr vormmaqS. / Neilagengebühr das Tausend ö MI., für die Poüauslage Zuschlag. 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Nein, wir haben immer noch kein gutes Gewissen, wenn wir an unsere Braven an den Fronten draußen Lenken. Nach den Wundern von Zähigkeit, Todesverachtung und Heimatliebe, die aus Flandern und von der Aisne gemeldet werden konnten, nun die schmetternden Sieges botschaften aus den oberitaliemschen Gefilden, wo im brausenden Orkan der Unwiderstehlichkeit die unerhörteste Schändung von Treu und Glauben im Völkerleben zwischen Jsonzo und Tagliamento ihre weltgeschichtliche Sühne fand, wo österreichisch-ungarische Tüchtigkeit und deutsches Ungestüm unter genialer Führung in festoerkitteter Waffen brüderschaft Taten verrichteten, die den Kontinent er schüttern. Ein breiter Strom des Dankes, der Bewunde rung und der Liebe fließt aus der Heimat hinaus zu ihren großen Söhnen. Wir saugen die glänzenden Botschaften von draußen in uns ein, dann aber können wir uns eines gewissen Schuldbewußtseins nicht erwehren. Ungeschriebenes flimmert vor unserem Blick zwischen den Zeilen der Heeres berichte, bis es uns in Lapidarschrift vor Augen steht: Wir haben unsere Schuldigkeit getan! Tut Ihr die Eure! Noch einige Tage, da werden Tausende und aber Tausende von schwieligen Kriegerfäusten hastig nach den Zeitungen greifen aus der Heimat und mit fingernder Hand erwartungsvoll nach dem Widerhall suchen, den dir Kunde von ihren Ruhmestaten zu Hause freigemacht hat. Sie werden sehr wohl solcher Echos beredten Ausdruck finden, sie werden aber daneben immer noch die Mißtöne vernehmen aus dem verworrenen Chor unserer innerpoli« tiichen Musikanten, die regellos durcheinanderblasen und fideln und das wird sie betrüben und beunruhigen, wie es unS mißmutig gemacht und mit ehrlichem Zorn er- Mt hat. Das soll nun anders werden. Den Taktstock soll wieder eine feste Hand führen, ein gewisses Zusammen- . spiel für die Zukunft gesichert, die Disziplin für den Gleichklang und Wohlklang des nationalen Konzerts in der Erneuerung des innerpolitischen Burgfriedens wieder befolgt und durchgehalten werden. Schnell hinaus mit >hen klärenden und verheißenden Funksprüchrn, damit die W dergeburt des vollen Einbeitsbewußtseins unsre Ab wehr- und Siegerkrast noch ui ter stähle und vervielfache! 'Fügen die Götter, daß die Selbstbesinnung zu Hause zur guten Stunde gekommen ist! Die neue Wendung tm Zusammenwirken mit den be- fjreienden Taten draußen, die jegliche Sorge brechen, wird ^<s dem Heimatspolitiker ermöglichen, mit um so kühlerem Kopfe in die pflichtmäßigen Erwägungen einzutreten, die -frei von Überschätzung und bereit zu derjenigen Selbst- Pei Kränkung und Entsagung, di« der Augenblick von allen Meteiligten heischt, die innere Arbeit zu dem gemein- fsamen vaterländischen Ziele führen müssen, wenn sich auch »die Wege zeitweise trennen. Es kann deshalb auch darauf verzichtet werden, die beigelegte Reichskanzler- und «R gierungskrisis rückschauend nochmals daraufhin zu .würdigen, was offenkundig und verhohlen daraus ge- Maast worden und was als ihres Wesens Kern fest- halten ist. Graf Hertling will unter Auffrischung der Reichsleitung und des preußischen Staatsministeriums ^Lurch führende Parlamentarier sich der gewaltigen und kiklippenreichen Doppelarbeit am Staatsruder unterziehen. Lie Namen Friedberg, Payer, Dove sind Programme -und die ausgezeichneten Fähigkeiten Hertlings spiegeln sich 'in den Erfolgen einer seltenen Laufbahn. Die Stimmen aus den Parteien, die entscheidend ins Gewicht fallen für die Beurteilung des Fundamentes des neuen Regiments, -wenden sich aber weniger der Einschätzung der Köpfe zu — darin find sie ziemlich einig — als der Form, in der die neue Bildung sich vollzogen hat. Das Verfahren ist in -Ler Tat eine Neuerung, die in ihrer Tragweite noch gar nicht abzusehen ist. Der Graf hat vorgängig mit den Führern der Mehrheitsparteien verhandelt, eine Ver- Bändigung über ein Arbeitsprogramm ist dermaßen zu stande gebracht worden, daß sowohl die Parteien als der Kanzler dieses durchgesetzt, auf jenes verzichtet haben. Also auf Umwegen das parlamentarische RegierungS- fqstem, rufen die Sozialdemokraten und einige fortschritt liche Stimmen. Also ein verhängnisvoller Schritt auf dem Wege zum parlamentarischen System und zum Abbau der ver fassungsmäßigen Kronrechte, sagen die konservativen Parteien, die auch für die Bildung einer Arbeitsmehrheit, wenn nicht abseitsstehen so sich doch die endgültige Ent scheidung nach Maßgabe der Offenbarung der genaueren Richtlinien der Lerttinaschen Politik Vorbehalten. Für die Gründe, die die Parteien der Rechten einer Übertragung des parlamentarischen Systems der West mächte auf unsere politischen Verhältnisse seit Jahr und Tag entwickelt haben, begegnen sie sich auch mit einem groben Teile der sogenannten Mehrheitsparteien durchaus und es ist wohl anzunehmen, daß die Machtstärkung, die in der Wiederherstellung burgfriedlicher Beziehungen, wo es die innerpolitischen Vorlagen der näheren Zukunst auch nur einigermaßen gestatten, für das Reich nach innen und außen gewonnen werden kann, auch von denjenigen Parteien nicht verkannt werden wird, die der neuen Ordnung kritisch gegenüberstehen. Dazu tritt der Umstand, daß die Verhandlungen des Grafen Hertling mit den Parteiführern denn doch auch unter ganz anderen Gesichtswinkeln gesehen werden können als unter dem des schematischen Ver gleichs mit Ministerwechseln in Fremdstaaten. Ein Recht der Krone dürfte kaum als verletzt oder ge fährdet erachset werden können, wenn man in Betracht zieht, daß das Verfahren seitens der Krone aus freien Stücken Billigung gefunden hat. Das Gegenieil scheint natürlich ausgeschlossen und somit liegt eine Freiwillig- keit der Krone vor, die jede wcitergehende Sorge be seitigt. Eine Reihe fernerer Zusammenhänge fehlt gleichfalls, der Kanzler würde, wenn daS jetzige Vertrauen der Mehrheit hinfällig werden sollte, ausschließlich und allein durch Entscheidung der Krone entlassen werden können und anderes mehr. Die Auseinandersetzungen darüber mögen sich auS- toben. Das Volk erwartet auS innerstem Drange der Empfindung aber auch mit großer Entschiedenheit von der neuen Klärung der Dinge die Wiederherstellung der Geschlossenheit in vollem Umfange des Erreichtbaren. Die Mitwirkung keines einzigen der bewährten Männer im öffentlichen Leben, stehen sie nach ihrer politischen Lehrmeinung, wo sie wollen, ist zu entbehren. Es gibt nur eine Zielrichtung für die Arbeit aller Kopfs» das ist der gemeinsame Feind! Bringt Graf Hertling in der neuen Ara seines FührertumA diese Kräfte geschloffen hinter sich, dann wird er nicht nur den Guten seiner Zeit genug getan, sondern sich um die gesamte Zukunft des Reiches hochragendes Verdienst erworben haben. Oer Krieg. Wien, LNoo. Der amtliche Heeresbericht meldet, Laß am unteren Tagliamento erneut mehrere Lausend Ge fangene gemacht wurden. * * Am Tagliamenio. Italienischer Rückzug zmu Piave? Nachdem die Italiener die Brückenköpfe bei Dignano, Codroipo und Latisana verloren hatten, war ihre Stellung auf dem linken Tagliamento-Ufer erschüttert. Die Reste der geschlagenen Armeen — nur um solche kann es sich handeln — find auf das rechte (West-) Ufer des Flusses abgedrängt worden. Damit ist die Annahme der Neutralen und der englisch-franzöfischen Heeresleitung, daß Italiens Armeen an! Tagliamento eine Ausnahmestellung beziehen und halten können,hinfällig. InderTatistderZusammenbruch einer etwa vorbereiteten Stellung am Tagliamento unhaltbar geworden, da die aus Karnten herabdrängenden Österreicher dreier Stellung in die Flanken kommen würden. Halbamtlich wird denn auch in Paris erklärt, daß der Rückzug der Italiener bis zum'Piave notwendig geworden sei, um die Linie Belluna—Treviso—Venedig zu decken. Italiens Unversehrtheit wird garantiert. Die Botschafter Englands, Frankreichs und Rußlands haben in einem gemeinsamen Schritt der Regierung in Rom die Unversehrtheit des italienischen Staatsgebietes garantiert. Der amerikanische Botschafter hat im Namen des Präsidenten Wilson die gleiche Erklärung abgegeben und die tatkräftige Hilfe Amerikas im Abwehrkampse gegen die Feinde zugesichert. Der Verband scheint also nicht sicher zu sein, daß die so tönend angekündigte Hilfe noch zu rechter Zeit kommt, oder daß sich das Schicksal noch wenden kann. Italien märe unter den obwaltenden Verhältnissen sicherer gegangen sich diese Garantie-Erklärung von Osterreich-Ungarn und Deutschland geben zu lassen. England winkt ab! Die Londoner „Times" betont, die italienische Front solle für England und Frankreich von untergeordneter Bedeutung bleiben, weil Italien selbst genügende mili tärische Hilfsquellen habe. Die Anglofranzosen werden daher- ihren Feldzugsplan in Flandern nicht aufgeben, wozu Deutschland sie verlocken möchte. — Sehr gut ge sagt! Das von seinen Bundesgenossen verlassene Italien wird diese Winke außerordentlich schmerzlich zur Kenntnis nehmen. Kleine Kriegspost. Berlin, 2. Nov. Der Kaiser hat den General Luden dorff rum Chef des niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 3» ernannt. Berlin, 2.Nov. DerKaiser bat an General». Below, den Sieger im Friaul «in Telegramm gerichtet, in dem er ibm die Anerkennung und den eigenen sowie Len Dank de« Vaterlandes auSsvriLt. Oer Kanzlerwechsel. Der Kanzlerwechsel ist vollzogen. Freitag nachmittag «mrde Ler nachstehende kaiserliche Erlaß durch das amt liche Depeschenbureau veröffentlicht: S. M. der Kaiser und König hat de« Reichs kanzler Dr. Michaelis auf seine» Antrag vom de« Ämtern als Reichskanzler, als Präsident des könig lich preußischen Staatsministeriums und als preußi scher Minister der auswärtigen Angelegenheiten unter Verleihung der Kette zum Großkreuz des Roten Adlerordcns eutbunden und zu seinem Nachfolger in diesen Ämtern den königlich bayerische« Staats minister Dr. Grafen von Hertling ernannt. Einige Stunden zuvor wurde eine Drahtmeldung des amtlichen bayerischen NachrichtenbureauS verbreitet, die besagte, daß Graf Hertling in einem Telegrammwechsel mit dem König von Bayern die Annahme seiner Berufung zum Reichskanzler erklärt und daß König Ludwig den Rücktritt des Grafen vom Amte deL bayerischen Staats- Ministeriums genehmigt habe. Wir haben also jetzt endlich den siebenten Reichs kanzler. 'Die kurze Episode MichaeliS ist abgeschlossen, und unter zunächst noch verhaltenem Brausen und Stürmen zieht die Aera Hertling am politischen Himmel Deutschlands herauf und mit ihr das parlamen tarische System, dem die ReichstagSmehrhett mit überraschendem Erfolge die Wege geebnet hat. Graf Hertling zählt, daS hat er oft und laut genug beteuert, nicht zu dessen Freunden. Aber wie er es in Bayern verstanden hat, als aus- gesprochenerBertrauens- mann der dortigen Land tagsmehrheit, dieStoats- geschäfte in völliger Übereinstimmung mit den Wünschen und Ab sichten auch der Krone zu Wren und deren auS der liberalen Ver gangenheit in die vom Zentrum beherrschte Gegen-