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MMM » «!!sW Tharandt, Wollen, Sie6enlel)n und die Amgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Milsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, BurkhardtSmalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswaldc mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kessclsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen. Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne,Sachsdo rf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, - Seeligstadt, Spechtsbauseu, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Torpuszeiie. Druck und Berlaq von Marlin Berger in WWdruss. — Verantwortlich für die Redaktton Martin Berqer daselbst. No SO. Donnerstag, den 1. August 1001. 60. Jahrg. politische Rundschau. Der Kaiser verweilte auch am Montag noch in Molde. Daselbst halte die „Hohenzollern" eine Begegnung mit dem Touristendampfer .Prinzessin Viktoria Louise", der vom Kaiser durch einen Besuch ausgezeichnet wurde. Hierauf kamen die Passagiere der „Prinzessin Viktoria Louise" an Bord der kaiserlichen Aacht, wo mehrere derselben auf Ein ladung des Kaisers an der Tafel theilnahmen. Auch eine Anzahl Einwohner von Molde wurden zur Besichtigung der „Hohenzollern" zugelassen. Eine wahre Hochfluth von Preßbetrachtungen über die geplanten künftigen Zollsätze ist durch die amtliche Veröffentlichung des provisorischen neuen Zoll- tarisentwurfs hervoigerufen worden. Zum Theil macht sich hierbei der einseitige parteipolitische Standpunkt in recht leidenschaftlicher Weise geltend. Wenn z. B. die gesammte linksradicale Presse vor Ingrimm wegen der Höhe der projektirteu landwirthschaftlichen Zölle über schäumt, so gehen manchen Organen auf der entgegenge setzten Seite diese Zollsätze nicht weit genug; meint doch u. A. die entschieden agrarische „Deutsche Tagessig.", daß selbst ein Zoll von 7,50 Mk. für die hauptsächlichsten Ge- treidearten den Interessen der nothleidenden Landwirth- schaft kaum genügen würde. Zu dieser offenbaren Ueder- treibung der Verhältnisse steht eine Auslassung der „Ger mania", also eines der angesehensten Zenirumsblüttcr, über die vorgeschlagenen landwirthschaftlichen Zölle in ange nehmen Gegensatz. Das Blatt schreibt; „Was uns an langt, so gönnen wir der Landwirthschafl eine Zollerhöhung von Herzen. Es wird aber Gegenstand einer ernsten und eingehenden Prüfung sein müssen, bis zu welcher Höhe man, namentlich bei der unleugbaren Krisis in Industrie und Handel, welche eine Verschlechterung der Arbeitsver hältnisse nothwendig im Gefolge haben muß, gehen darf. Für durchaus verkehrt und mit den Grundsätzen der aus- gleichenden Gerechtigkeit durchaus im Widerspruch stehend würden wir es erachten, die Zölle auf Vieh und Getreide — die nothwendigsten Lebensmittel — so zu steigern, daß dadurch der Arbeiterschaft die Lebenshaltung ungebührlich erschwert oder gar unmöglich gemacht würde." — Dieser Hinweis auf das Bedenkliche einer scharfen Erhöhung der landwirthschaftlichen Zölle wegen der herrschenden Krisis im Handel und m der Industrie Deutschlands ist nicht ungerechtfertigt, so daß er verdient, bei der definitiven Festsetzung der neuen Zollsätze im Bundesrath mit berück- fichtigt zu werden. Ferner darf auch der Widerspruch des Auslandes gegen die erheblichen Erhöhungen der land- wirthschaftlicben Zölle, welcher sich in der ungemein ab- källigen Kritik derselben seitens der Auslandspresse kund- giebt, nicht leicht genommen werden. Andererseits freilich darf sich auch die Reichsregierung durch das Geschrei vom Auslände nicht einschüchtern lassen, sondern sie ist vielmehr verpflichtet, sich immer zunächst nach den Interessen des eigenen Landes zu richten, das Heinde liegt eben auch in diesem Falle näher als der Rock! Was die zunächst vicl- fach Zweifelte Nachricht anbelangt, noch vor der amt lichen Veröffentlichung des neuen Zolltarifentwurses sei em Exemplar desselben einem Londoner Finanzblatte zu- gegangen, so bestätigt sie sich gutem Vernehmen nach; an welcher Stelle dieser Vertrauensbruch erfolgte, dies scheint noch nicht festzu,tehen. Wie verlautet, wird sich bei der Begrüßung des aus China heimkehrenden Feldmarschalls Grafen Waldersee durch den Kaiser auch der Reichskanzler in der Begleitung des Monarchen befinden; dem Vernehmen nach trifft Graf Bülow am 7. August mit seinem kaiser lichen Herrn in Emden zusammen. . . Prinz Heinrich von Preußen sandte von Cadix aus der Königin-Regentin von Spanien ein Be grüßungstelegramm Namens des Deutschen Kaff ers zu Die Königin-Regeutin erwiderte telegraphisch ^Ausdrucken herz lichen Dankes. Die Anwesenheit des deutschen Geschwaders .in Cadjx scheint.in Spanien bereits allerhand Combma- tionen und Gerüchte hervorgerufen zu haben, denn der Minister des Aeußercn sieht sich veranlaßt, zu erklären, daß der deutsche Flottenbesuch jeder politischen Bedeutung entbehre und daß Spanien nicht an den Abschluß von Bündnissen denken dürfe. Die Kundgebung des Ministers bezeichnet es schließlich als zur Zeil für Spanien einzig bedeutungsvoll, daß die Bildung der Armee und der Flotte, sowie die Reorganisation der Verwaltung in die Hand genommen werde. Bei der Reichstagsersatzwahl im ostpreußischen Wahlkreise Memel-Heydekrug ist der Kandidat der Kon servativen und Lfflhauer, Mattschull, dem ja schon im ersten Wahlgange die relative Mehrheit der abgegebenen Stimmen zufielen, durch die Stichwahl nunmehr definitiv als Sieger hervorgegangen. Inzwischen ist auch die Stich- wähl im rheinischen Reichstagswahlkreise Duisburg-Mül heim, bei welcher sich der Nationalliberale Dr. Beumer und der Zentru nskandldat Rintelen gegenüberstehen, hcran- genaht, sie findet au diesem Freilag statt. Wie amtlich sestgestellt, haben bei der Hauptwahl Dr. Beumer 25764, Rintelen 20076 Stimmen erhalten. Der deutsche Lloyddampser „Gera" mit dem Feld marschall Grafen Wald erse e an Bord traf am Montag Morgen in Algier ein. Graf Waldersee besuchte am Nach mittag den Vertreter des Korpskommandeurs, Divisions general de Bellegarde, und den Marinekommandanten La- portaire, und besichtigte dann die Stadt. Abends 6 Uhr empfing der Feldmarschall auf der „Gera" den Gegenbe such der genannten beiden Würdenträger. Gegenüber den bisherigen kunterbunt durcheinander gehenden Nachrichten über den Zeitpunkt des angekündigten abermaligen Besuches des Königs Eduard von England in Deutschland wird jetzt von anscheinend offiziöser Seite folgendes aus Berlin gemeldet: „Der englische Botschafter begiebt sich am 6. August nach Homburg, um die Ankunft des Königs von England avzuwarten, welcher spätestens am 16. August daselbst einireffeu dürfte. In den ungarischen Regierungskreism scheint man gegen Deutschland wegen der Höhe der veröffentlichten neuen landwirthschaftlichen Zollsätze im provisorischen Zolltarif- eniwurf verstimmt zu sein. Es verlautet bestimmt, Minister präsident Szell werde dieser Tage nach Wien reisen, um sich mit seinem österreichischen Kollegen v. Körber über die durch den projektirteu neuen deutschen Zolltarif geschaffene Lage zu beralhen. Im englischen Unterhause kam es am Montage bei der Schlußberathung der Vorlage, betr. die ländliche Grundsteuer, zu Lärmszenen, hervorgerufen durch das Verhalten der irischen Nationalisten. Zwei derselben, William Redmond und Patrick O'Brien, wurden von der weiteren Sitzung ausgeschlossen. Schließlich wurde die genannte Vorlage ohne fernere Störungen in zweiter Lesung angenommen. Viscount Gough, Sekretär der britischen Botschaft in Berlin, wurde zum neuen englischen Minister residenten in Dresden und Coburg ernannt. Die am Sonntag vollzogenen Stichwahlen zu den französischen Generalräthen haben den Sieg der Republikaner bei der Hauptwahl vervollständigt. Es wurden bei den Stichwahlen 83 Republikaner und nur 11 Monarchisten gewählt; zwei Stichwahlresullate sind noch unbekannt. Der Kongreß von Argentinien stimmte der Wie deraushebung des Belagerungszustandes über Buenos Aires zu. Der Rvieg mit China. Die letzte Sitzung der Gesandten. Die Gesandten sind sich angeblich in ihrer jüngst ab- gebalteuen Sitzung darüber einig geworden, welche Ent schädigung von den einzelnen Mächten von China gefordert werden solle. Ganz zu Ende ist die Geschichte aber doch noch nicht und es dürfte nicht unmöglich sein, daß der „letzten" Sitzung in dieser Angelegenheit noch so manche „allerletzte" folgen wird. Einstweilen sind die Gesandten jetzt damit beschäftigt, ein endgiltiges Protokoll auszusetzen. Vorläufig werden sie sich mit den Zugeständnissen begnügen, die unter Artikel 11 fallen: Regelung des Peiho, des Shanghai - Flusses und Erhebung fester Zölle an Stelle solcher aä valorem. Die Erwägungen über fernere Er leichterungen des Verkehrs werden auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Takuforts werde« geschleift. Die Gesandten stimmten auf Empfehlung der Generale zu, daß die Takuforts und die Befestigungen von Schau- haikwan von den Chinesen auf eigene Kosten unter Auf sicht geschleift werden sollen. Längere Occupatio« Chinas? Die angeblicü bevorstehende gänzliche Räumung Chinas von fremden Truppen wird in Shanghai strikte dementirt. Eine mehrjährige Occupatio» Chinas wird als sicher be trachtet, schon wegen der begonnenen Errichtung permanenter massiver deutscher und französischer Kasernen in Shanghai. Die Unruhen im Innern wachsen allseitig. Unglucksfall bei einer« Rettungsversuch. Generalleutnant v. Lessel meldet am 2. Juli aus Tientsin: Oberleutnant v. Heynitz vom 1. ostasiatischen Infanterie-Regiment ist am 27. d. M. auf einem Patrouillen ritt bei Schanhaikwan im Schiho ertrunken beieinemRettungs- versuch von zwei ebenfalls ertrunkenen Musketieren. Die neuesten Depeschen lauten: London, 30. Juli. Die „Times" berichtet aus Peking: Die Doyen der Gesandtschaften haben den fran zösischen Fricdensvcrmittlern mitgetheilt, daß die Mächte sich endgiltig über die Frage der Entschädigung geeinigt haben. Peking, 30. Juli. Die Chinesen zeigen sich sehr beunruhigt durch den Besuch der tibetanischen Mission in Petersburg. Shanghai, 30. Juli. Bedeutende Kasernenbauten sollen hier für die französischen und russischen Truppen er richtet werden. Diese Kasernen sollen feste Steinbauten sein. Der Bau dürfte 2 Jahre in Anspruch nehmen. Shanghai, 30. Juli. „North China Daily News" berichten, daß angesichts der Erfolge des „Bundes der ver einigten Landleute" inj Tschili gegen die Truppen Li- Hung-Tschangs auch die Boxerbewegung in der Provinz Schantung wieder auflebe. Rurze Chronik. Köln a. Rh., 29 Juli. Gestern brannte das Lager haus der Waaren-Kredit-Anstalt, Akt.-Ges., bis auf die Grundmauern nieder. Ungefähr 60000 Doppelzentner Getreide sind durch den Braud vernichtet worden. Das Feuer ist wahrscheinlich durch Kurzschluß entstanden. Prag, 30. Juli. Eine Feuersbrunst zerstörte ein Wohnhaus, wobei eine ganze Familie, bestehend aus Mutter, Sohn und Tochter nebst Enkelkind in den Flammen umkam. .. .. ., Bukarest, 30. JuU. Der reiche rumänische Groß grundbesitzer Torba in Batana wurde von vier Bulgaren, deren Erpressung er Widerstand entgegensetzte, ermordet. Sein Kind wurde schwer verletzt. Halle, 30. Juli. Das Präsidium des evangelischen Bundes giebt bekannt, daß der 21. Deutsche Protestanten tag vom 3. bis 5. Dezember in Kaiserslautern abgehalten wird. New-Aork, 30. Juli. Die Anarchisten in Patterson hielten gestern eine Versammlung ab, um den Jahrestag der Ermordung des Königs Humbert zu feiern. (!!) Und solche Bestien in Menschengestalt läßt man nicht nur im „freien" Amerika, sondern auch in anderen Staaten ge währen. In Folge eines heftigen Wolkenbruches ist, wie die „Schief. Ztg." aus Rothenburg a.O. meldet, die Bahn strecke bei Polnisch-Nettkow in einer Länge von 150 Metern bis zu 2 Metern hoch mit Sand überschwemmt. In Folge dessen blieb ein Güterzug stecken. Fünf Wagen wurden zertrümmert. Der Verkehr ist vorläufig unterbrochen.