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Zweites Blatt. MeMM fm KilsSriiss Marandt, Aossen, Sieömleßn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Milsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalve, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne,Sachsdo rf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnscrtionspreis 10 Pfg. pro viergejpaltene t»wrpuszeile. No 7« Truck und Berlaa von Marlin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daielbü. Sonnabend, den 13. Juni 1WL. 6b. Jahrq. Inm 2. Sonntage nach Trinitatis. Matth. 6, 34: Sorget nicht für den andern Morgen, denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe. Hat denn Jesus damit nicht dem Leichtsinn das Wort geredet, wenn er verlangt: Sorget nicht für den andern Morgen? Hat er denn damit die Trägheit, die nicht ar beiten will, und die Verschwendung, die nicht haushalten kann, nicht gutgeheißen, ja geradezu geboten? Sicherlich nicht! Wenn der Herr von seinen Jüngern verlangt, daß sie nicht forgen sollen, so ruht diese christliche Sorg losigkeit auf dem Grunde kindlichen Gottvertrauens. Nicht wahr, ein Kind macht sich keine sorgen? Ein Kind sorgt nicht für den andern Tag, ob es da etwas zu essen und anzuziehen habe. Ein Kind lebt ohne Sorgen, denn — es vertraut sich völlig seinen Eltern au. Ein Kind weiß, daß die Eltern es mit allem Röthigen versorgen werden. Wer einen Vater im Himmel hat, der hat es nicht nöthig, sich mit Sorgen zu quälen. Denn der Vater im Himmel weiß, was wir alles bedürfen. Es heißt: Mißtrauen setzen in die Vatertreue Gottes, wenn man als ein Kind Gottes sich Sorgen macht. Man erzeigt dem Vater keine Ehre, wenn mau selber sorgt. Und wie zwecklos ist alles Sorgen! Wird dadurch irgend etwas gebessert und ausgerichtet? Gar nichts! Man zerarbeilet sich und zerbricht sich den Kopf, man rechnet und sieht schwarz in die Zukunft, man steht gar kein Durchkommen wehr — und es ist Alles ganz umsonst! Fünf Minuten gebetet ist besser als vierundzwanzig Stunden gesorgt! Vertrau dich deinem Gott an, werde durch den Glauben an Jesum ein Kind Gottes, dann kannst Du den ganzen Sorgenballast über Bord werfen! Ich bitte dich, mein Freund, dieses Wort Jesu ganz buchstäblich zu nehmen. Je mehr du es buchstäblich nehmen lernst, unisoglücklicher und fröhlicher wirst du Wenn ich mir keine Sorgen machen soll für den morgenden Tag, dann erst recht nicht für die ferne Zu kunft. Wenn ich schon nicht für morgen sorgen darf, darf ichs erst recht nicht für meinen Lebensabend. Meinst du, das sei ein strenges Gebot: Sorget nicht? Ich sage dir, das ist eine wundervolle Erlaubniß. Ein Stein fällt vom Herzen, wenn man sich nicht mehr abzusorgen braucht. Wie leicht und froh wird man, wenn man die Sorgen dem Herrn übergeben hat, wie man ihm schon die Sünden übergeben hat. Nicht sorgen brauchen, das ist seliges Kindesrecht. Alle Sorgen auf Ihn werfen, weil Er sorgt, das ist nicht immer leicht, aber selig ist es. Probiers! Uebergieb dich an jedem Morgen aufs Neue den treuen Heilandshänden, daß sie dich führen und leiten, und die Falten auf deiner Stirn werden verschwinden, deine Augen werden einen ganz anderen Glanz bekommen; statt immer zu klagen und zu stöhnen, wirst du danken und preisen lernen, du wirst glücklich und sorgenlos wie ein Kind. Vaterländisches. Wilsdruff, den 14. Juni 1901. — Am Mittwoch Nachmittag von 3 Uhr ab hielt der Zweigverein der Gustav Adolf-Stiftung zu Wilsdruff bei Anwesenheit von einigen 40 Mitgliedern im weißen Saale des Hotels zum Adler unter Vorsitz des Herrn Pastor sm.Ficker seine Jahreshauptversamm lung ab. Gegen ^4 Uhr nahm die Versammlung ihren Anfang mit dem Gesänge des Verses: „Ein feste Burg ist unser Gott" und einem Gebete. Hierauf hielt der Vor sitzende mit bekannter Frische eine Ansprache, der wir Folgendes entnehmen: Der Gustav Adolf-Verein über haupt zählt 45 Haupt-, 590 Frauen- und 19l8 Zweig vereine. Im Jahre 1899 wurden 1Vs Millionen Unter stützungen verausgabt. Der Dresdner Hauptverein marschirt an dritter Stelle und verausgabte 118542 Mk. Unterstütz ungen. Erfreulicherweise läßt sich bei den meisten Haupt vereinen eine Zunahme der Einnahmen konstatiren. 1899 wurden dem Dresdner Hauptvereine 10000 Mk. durch Legate, dem Centralvereine 70000 NU. an Legaten und den Zweigvereinen 100000 Mk. an Legaten zugeführt. Die Thätigkeit des Gustav Adolf-Vereines wird sich sogar mehr und mehr über den Ozean erstrecken müssen. Haben wir doch in Brasilien 300000 Deutsche, die auch dort unserer Hilfe bedürfen. Erfreulicherweise gehe es weiter in Böhmen mit der Losbewegung von Rom trotz der hetzerischen Reden der Ultramontanen. Das Evangelium feiert neue Triumphe in den einst evangelischen Gebieten. Leider fehle es in Böhmen an evangelischen Geistlichen, so daß 40 reichs deutsche Theologen drüben in Böhmen ihres Amtes walten. Feinde hat diese Bewegung und überhaupt unsere evangelische Sache. Es ist geradezu ein psychologisches Räthsel, daß am Anfang des 20. Jahrhunderts unser gut evangelisches deutsches Vaterland unter dem Banner des Ultramontanis- mus steht. Es ist eine der schwerwiegendsten Ausgaben unseres deutschen Volkes, daß nicht mehr das Centrum Trumph in unserer Reichstagsvertretung ist. Allen den Ausführungen des Herrn Vorsitzenden war die Versamm lung mit sichtlichem Interesse gefolgt. Unter den Eingängen wird hierauf bekannt gegeben, daß die Diasporaen Znaim, Friedland, Haida und Dux Bittschriften an unsern Verein cingereicht haben. Der Centralvorstand bittet, dem Gustav Adolf-Kalender seine Aufmerksamkeit zu schenken. Die Hauptversammlung des CentralvereinS findet in Köln vom 1. bis 3. Oktober statt. Der Dresdner Hauptverein feiert sein Jahresfest voin 24. bis 26. Juni in Bischofswerda, bei welchem Herr Pastor Hieke-Kötzschenbrova die Feftpre- digt hält. Den Bericht über die zur großen Liebesgabe vor geschlagenen drei Gemeinden, sämmtlich in Oesterreich gelegen, hält Pfarrer Segnitz aus Dresden. Weiter waren eingegangen der Jahresbericht des Dresdner Haupt vereins und der Vertheilungsplan. Als Deputirte für das Jahresfest in Bischofswerda werden gewählt: die Herren Pastor Wolke-Wilsdruff, Stellvertreter Pastor Knauth - Unkersdorf, Cantor Lehmann - Burckhardtswalde, Gutsbesitzer Lippert-Schmiedewalde, Stellvertreter Priva- tus Hiller-Burkhardtswalde und Privatus Gerlach-Nieder wartha, Stellvertreter Rittergutsbesitzer Grundmann-Wild berg. Für das Jahresfest des Wilsdruffer Zweigvereins sind die Orte Naustadt oder Rothschönberg in Aussicht genommen. Dem vom Kassirer, Herrn Kaufmann Ritt hausen, erstatteten Kassenberichte ist zu entnehmen, daß die Einnahmen .... 1096,50 Mk. die Ausgaben 911,22 „ betrugen mithin ein Kassenbestandt von 185,28 Mk. verbleibt. Die Rechnungsprüfer, Herren Mertig-Naustadt und Apo theker Tzschaschel hatten die Rechnung für richtig befunden, worauf dein Kassirer Decharge ertheilt wird. Hierauf wird zur Neuwahl eines Vorsitzenden und Schriftführers ver- schritten. Dem verstorbenen Schriftführer des Vereins, Herrn Schuldirektor Gerhardt, widmet der Vorsitzende warme Worte der Anerkennung. Zum Vorsitzenden wird Herr Pastor Wolke und zum Schriftführer Cantor Hientzsch gewählt. Für das 1. Drittel wird Turn bestimmt für das 2. Drittel Dux vorgeschlagen. Paster Ficker bittet weiter, den Schulsammlungen die ihnen gebührende Auf- merksamkeit zuzuwenden. Am Schluffe der Versammlung dankte Herr Pastor Dr. Schönberg-Weistropp dem bis herigen Vorsitzenden herzlich und die Versammlung erhebt sich zum Danke von ihren Plätzen. Der neue Vorsitzende bittet um treue Mitarbeiter für das herrliche Werk des Gustav Adolf Vereins. Nach Verlegung des durch Herrn Pastor Riedrich-Rothschönberg geführten Protokolls wird die Versammlung gegen ^6 geschlossen. — Die nachfolgenden, im Volke weit verbreiteten und für untrüglich gehaltenen Wetteranzeichen aus der Thierwelt dürsten für unsere Leser gewiß von In teresse sein: Gutes Wetter steht zu erwarten, wenn beim Regenwetter die Eulm schreien, Lerchen und Rothkehlchen hoch fliegen und dabei viel singen, Nachtigallen bis gegen Morgen flöten, Weihen, Reiher und Rohrdrommeln mit lautem Geschrei fliegen und die Sperber hoch ansteigen und laut schreien. Ferner ist auf gutes Wetter zu rechnen, wenn die Fledermäuse Morgens früh und Abends spät fliegen, wenn Johanniswürmer ungewöhnlich hell leuchten, Laubfrösche im Freien hoch sitzen, Schafe auf der Weide hoch und munter springen, Roßkäfer Abends häufig fliegen, ebenso Hornissen und Wespen, und wenn Blutegel ruhig am Boden der Wassergläser liegen. Schlechtes Wetter steht in Aussicht, wenn die Finken vor Sonnenaufgang sich hören lassen, Krähen hoch fliegen und sodann Wasser aufsuchen und die Ksvfe eintauchen, wenn die Tauben spät Abends vom Felde heimkehren und die Störche ihre Jungen ini Neste bedecken, wenn Kraniche und Geier bei schönem Wetter schreien und das Haus-Federvieh sich im Sande wälzt. Sturm steht in Kurzem zu erwarten, wenn die Drosseln, Finken und Ziemer sehr unruhig flattern, wenn die Fische springen, die Bienen ihren Stock nicht verlassen und Möven und andere Singvögel nach dem Lande fliegen. — Wohin mit der Radfahrkarte? So fragen besonders unsere Radlerinnen, wenn sie eine Fahrt unter nehmen wollen, aber im Kleid keinen passenden Aufbe wahrungsplatz für die Karte finden können. Wir em pfehlen, die in einen Briefumschlag gehüllte Karte in die am Rade befindliche Werkzeugtasche zu stecken. Dort stört sie erstens nicht und man kommt zweitens auch nicht in die Gefahr, sie bei einer Fahrt daheim liegen zu lassen. ings- vor, wurde jedoch in der Wüste von Kerbela von einer gewaltigen Ueberzahl angegriffen und nach heldenhaftester Gegenwehr, wobei auch sein Söhnchen sein Leben ein- büßle, mit seiner ganzen Gefolgschaft getödtet. Die Perser nun, zu dem schiitischen Glaubensbekenntniß ge- hörend, sehen Hussein, den in ihren Augen einzig berech tigten Nachfolger des Propheten, als Märtyrer an und begehen den Tag seines Todes mit dem Blutfest, auf diese Weise sein Andenken ehrend. Und auf welche Weise! — Die Sonne, hinter dem Goldenen Horn versinkend, hat noch einmal wie in loderndes Feuer das Häusermeer und die Paläste und Moscheen der gewaltigen Stadt ge hüllt, rasch bricht die Dunkelheit herein. In Stambul, (Fortsetzung.) Das Bluffest der Perser. Konstantinopel. Ein anderes Bild, düster, grauenhaft, als Gegensatz zu dem vorstehenden freundlichen, ein Stück aus dem finsteren Glaubenswesen der so vielfach zusammengesetzten Bevölkerung Konstantinopels. Einmal im Jahre, der Tag nach dem veränderlichen muselmännischen Kalender sich richtend, feiern die Perser ihr Blutfest, das folgenden Ursprung hat: Als Mohamed 632 starb, hinter! eß er eine Tochter, die an seinen Adoptivsohn und Lieblings helden Ali verheirathet war, der, in Folge weiblicher Ränke, erst spät, nach drei anderen Khalifen, die verdiente Würde des Propheten einnahm, die nach seiner Ermord ung jedoch nicht auf einen seiner Söhne, Hassan und Hussein, also die Enkel des Propheten, überging. Hassan, schwach und weichlich, entsagte gegen Zahlung einer ganz erheblichen Summe auf seine rechtmäßigen Herrscheran sprüche, Hussein dagegen hoffte mit Unterstützung der ihm ergebenen Gläubigen, der Schiiten, (Abtrünnigen), die im Gegensatz zu den Sunniten standen, den Anhängern der ersten Khalifen, den Platz seines Großvaters einzunehmen und drang mit einer kleinen Schaar Getreuer nach Kufa Aus deutschen Wen im ßrient. Reisebriefe von Paul Lindenberg. (Nachdruck verboten.) IX.