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MMN für MRllff Marandl, Aossen, Sieöen^eßn und die Hüngegendm. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzosgwalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Noitzsch, Rothschönberg mit Perne, Zachsdorf Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Ml. 30 Pf., durch die Pou bezogen 1 Mk. 54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — JnsertiouSvrsis 10 Pfg. pro oiergespaltene Corpuszeile. 7rück und Verlag van Marlin Rerqer in Wilsdruff. — Verantwortlich iür die Redaktion Martin Berger daleUM No. 14. Donnerstag, den 31. Januar 1901. 6V. Jahrg. Lslitftche Rnndschan. Kaiser Wilhelm und dieEngländer. Die. Engländer haben vollen Grund über die Rücksichtnahme § und freundliche Gesinnung, die ihnen der deutsche Kaiser, bekundet, erfreut zu sein, und zwar um so mehr, als sic! sie gar nicht verdient haben und daher auch nicht erwarten ! konnten. Bian hat es in England meisterhaft verstanden, ! den Besuch des Kaisers, der streng privaten Charakter trug, auch politisch auszunützen. Die Ernennung des Kaisers zum englischen Generalfeldmarschall bot dazu die willkommenste Gelegenheit. Dem Brauche genügend, mußte der Kaiser von dieser Ernennung dem Ministerpräsidenten sowohl, wie dem Höchstkommandirenden der englischen Armee, dem durch seine Grausamkeiten im Boerenkriege so berühmt gewordenen Lord Roberts, Mi theiluug machen. Er mußte, der internationalen Höflichkeit entsprechend, bei dieser Gelegenheit der britischen Armee ein Wort des Lobes sagen. Die höflichen Erwiderungen Lord Salisburys und des zum Earl ernannten Lord Roberts blieben nicht aus, und dieser Telegrammaustausch bildet für die englische Presse nunmehr die Unterlage, den deutschen Kaiser und das deutsche Reich schließlich als Verbündete Englands anzurufen. Wie geringen Anlaß einige nothwendige Höf lichkeitsakte zu so weitgehenden Schlußfolgerungen bieten, braucht nicht erst gesagt zu werden; wird doch schon der Umstand, daß sie überhaupt nothweudig wurden, mit Rück sicht auf die derzeitige Abweisung des Präsidenten Krüger im deutschen Volke schmerzlich genug empfunden. — Trotz entgegengesetzt lautender Meldungen ist das Befinden des Präsidenten Krüger ein vorzügliches. Der Kaiser spendete, wie nachträglich bekannt wird, aus Anlaß der Krönungsfeier dem Offizierkorps des Königs- Ulanenregiments in Hannover die Summe von 10000 Rik. Das Kapital soll als „Kaiser Wilhelm-Fonds", wie ihn bereits andere Leibregimenter besitzen, zur Bestreitung be sonderer Ausgaben Verwendung finden. Kaiserin Friedrich hat nach Berichten aus Kron berg den schweren Schlag, der sie durch den Lod ihrer Mutter getroffen, bisher gesundheitlich gut überstanden. Gesammtbefindcu und Appetit find befriedigend. Durch den WitterunHsumschlag ist die Kaiserin an das Zimmer gefesselt, wo sie ihrer Gewohnheit gemäß als gute Haus frau waltet und in allerlei wirthschaftliche Einzelheiten selbst eingreift. Ihre Tochter Sophie, Kronprinzessin von Griechenland, traf Dienstag Nachmittag auf Schloß Fried- richshof ein. — Kaiserin Auguste Viktoria, die am Sonn- tag in Berlin eintraf, wollte am heutigen Mittwoch Vor- mittag nach Schloß Homburg v. Höhe zurückkehren. Prinz Eitel Friedrich, der zweite Sohn des Kaiserpaares, wird im Mai in das 1 Garderegiment zu Potsdam eintreten, da er dann sein 18. Lebensjahr vollendet. Erwirb seine Wohnung im PotsdamerKabinetshaus nehmen, 'n demselben Gebäude, das der Kronprinz bezogen hat. Beim Herzog-Regenten von Meckleuburg- ^^verinistderMasern-Ausschlag vollständig geschwunden uub der Husten nur noch gering. . .Kutscher Reichstag. So viele Sitzungen, hat wohl selten die Berathung des Etats des Relchsamts des Innern in Anspruch genommen. Am Dienstag zahlte man bereits den elften Berathungstag, ohne daß der Etat zur Erledigung gelangt wäre. Nur der erste Ausgabetitel, das Gehalt des Staatssekretärs, istbisher bewllUgt worden. Abg. Fürst Herbert Bismarck kenn- zeichnete in der Dienstagsitzung die Sachlage, indem er ausführte, Alles, was in den letzten Tagen über die Wirth- schaftspolitik gesagt sei, habe man schon vor zwanzig Jahren gehört und werde mau im April oder im November, je nachdem die Zolltanfvorlage erscheine, nochmals hören. Und rechts und links wurden einander doch nicht über zeugen, denn diese Frage sei Zur Parteisache geworden. An der Erörterung betheiligten sich Abg. Tachnickesfrs. Verg.), Dr. Oertel (kons.), Bebel (Soz.), Fischbeck (frs. Vp.) und Gerstenberger (Ctr.), worauf endlich das Ministergehalt genehmigt wurde. Am heutigen Mittwoch ist Schwerins tag, und es steht der Antrag betr. Wohnungsnoth und derjenige betr. Theaterzensur auf der Tagesordnung. GrafBülows Erklärung im preußischen Abgeordneten hause bezüglich einer entsprechenden Heraufsetzung der Ge treidezölle in dem neuen Zolltarif wird zwar in der Presse des Auslandes fortgesetzt heftig bekämpft, und es wird der Meinung Ausdruck gegeben, daß unter diesen Um ständen an einen Abschluß neuer Verträge gar nicht zu denken wäre. Im Julande hat mau jedoch vielfach den Ausdruck, daß der Reichskanzler nicht so zuversichtlich ge sprochen haben würde, wenn er nicht seiner Sache gewiß gewesen und mit den in Betracht kommenden Regierungen des Auslandes nicht bereits eine Verständigung erzielt worden wäre. Am Sonntag ist in Tsingtau (Kiautschou) der Gouverneur desKiautschougebiets, Kapitän z.S. Jaeschke, an den Folgen des Darmtyphus gestorben. Der „Reichs- anzeigcr" widmet dem um die Entwickelung des Pachtge bietes von Kiautschon hochverdienten Offizier folgenden ehrenden Nachruf: „Durch kaiserliche Ordre vom 10. Oktober 1898 zum Gouverneur ernannt, hat Kapitän zur See Jaeschke, ausgestaltet mit hervorragenden Geistesgaben, von dem ersten Tage der Ueberuahme an mit seltener Energie in unermüdlicher Thätigkeit seines Amtes gewaltet und die Entwickelung des Schutzgebietes unter den schwierigsten Verhältnissen mit großer Umsicht und ebensolchem Erfolge geleitet und gefördert. Sein Tod bedeute: für das Schutzgeb iet einen großen Verlust. Die kaiserliche Marine verliert in ihn, einen ihrer fähigsten Offiziere. Er hat sich in der Geschichte der Entwickelung des Kiautschou- Gebiets selbst ein Denkmal gesetzt und sein Andenken wird in der kaiserlichen Marine stets in hohen Ehren gehalten werden." Der bisherige deutsche Botschafter in Peters burg, Fürst Radolin, ist vom Zarenpaar in Abschiedsaudienz empfangen worden. Der Zar verlieh dem Fürsten anläß lich dessen Scheidens die Brillanten zum Alexander-Newski- Orden. In England hat am Dienstag die Nationaltrauer für die Königin Viktoria begannen. Auf den Straßen Londons sieht man fast nur noch Damen in schwarzen Kleidern, schwarzen Hüten, Schleiern und Handschuhen. Die Männer tragen, wenn nichts Anderes, schwarze Cra- vatten, die Omnibus- und Droschkenkutscher Florschleifen an den Peitschen. Am Sonnabend, dem Tage der Bei setzung, haben alle Geschäfte auf Anordnung des Königs zu ruhen. Letzterer hat ferner befohlen, daß die Trauer dekoration der Gebäude an den Straßen, durch welche der Leichenzug sich bewegt, purpurn, nicht schwarz sein soll, was vielfach Befremden erregt, denn Schwarz ist doch eigentlich die Farbe der Trauer. In der Kavalkade, die bei dem Begräbmß in London dem Sarge folgt, reiten auch Kaiser Wilhelm und König Eduard. Der Zudrang nach London ist bereits ein gewaltiger. In Windsor werden die Staatsgemächer für den Kaiser vorbereitet, woraus geschlossen wird, daß er bis nach der am Montag erfolgenden privaten Beisetzung im Mausoleum zu Frogmore bleiben und seine Abreise frühestens am Dienstag antreten wird. Am Dienstag besuchte der Kaiser London und traf unter seinen Reitpferden, die bei der Ueberfahrt schweren Sturm hatten, eine Auswahl für den Leichenzug. Kron prinz Wilhelm erregt „drüben" durch sein bescheidenes Auftreten allgemeinen Beifall. Bei der Investitur des Hosenbandordens wurde auch dem Kaiser dieser Eindruck zur Erkenntuiß gebracht, dessen Vaterstolz dadurch hochbe friedigt war. Für die große Schiffsparade bei Spithead am Freitag hat der König mit den Marinebehörden zu- sammen die Vorbereitungen getroffen. Die Ankunft unseres Geschwaders unter dem Befehl des Prinzen Heinrich dürfte inzwischen erfolgt sein. Eine Abwechselung in die Trauerstimmung am eng lischen Königshose brachte die soeben erfolgte Belehn ung ^Investitur", wie der offizielle Name heißt) des deutschen Kronprinzen Wilhelm mit dem Hosenbandorden. Die Feierlichkeit ging mit dem bei solchen Anlässen üblichen Ceremoniell vor sich. König Eduard hatte vor dem Thron Aufstellung genommen, zu seiner Rechten seine Gemahlin, zur Linken Kaiser Wilhelm, während Kronprinz Wilhelm vor seinem königlichen Großoheim kniete. Der König hielt zunächst eine herzliche Ansprache an den Kronprinzen und betonte dann seinem kaiserlichen Neffen gegenüber die zwischen Deutschland und Englano bestehenden freund schaftlichen Beziehungen — die aber von Seiten der Eng länder schon oft außer Acht gelassen worden sind, wie wir hinzufügcn müssen. Der Arieg mit China. Nachrichten von besonderem Belang liegen auch heute aus China nicht vor. Es ist gewiß als ein befriedigendes Symptom zu betrachten, daß zwei der Hauptschuldigen an den Chinawirren nunmehr hingerichtet sind und daß in Peking selbst einige Rädelsführer der fremden feindlichen Bewegung verhaftet wurden und der sicheren Strafe ent gegensehen; die politische Lage im Großen und Ganzen hat sich dadurch aber nicht verändert, es bleibt im Wesent-' Uchen Alles beim Alten und das heißt r ichtig verstanden die Situation verschlimmert sich zu Ungunsten der Ver bündeten. In der Provinz Schansi, derselben also, in der sich der Hof während seines freiwilligen Exils aufhält, ist eine furchtbare Hungersnoth ausgebrochen, ein kaiserlicher Edikt ordnet die Vertheilung großer Mengen von Reis an. Prinz Ttschun, der nach Berlin gehen und dort dem Kaiser das Beileid an der Ermordung des Gesandten von Ketteler aussprechen soll, wurde vom Grafen Waldersee empfangen. Rußland hatte sehr feierlich erklären lassen, daß alle Ausstreuungen über seinen Vertrag mit China betreffs der Mandschurei erfunden seien. Nun bestätigt es sich aber doch, daß bezügliche sehr eifrige Verhandlungen gepflogen werden! „Wolffs Telegr.-Bureau" berichtet aus Peking unter dem 27. Januar: Prinz Tschun und seine Brüder sind gestern im kaiserlichen Palaste vom Feldmarschall Graf Waldersee empfangen worden. Verhaftung weiterer Rädelsführer. AuSPe- king wird gemeldet: Hsuhschenyi, ein Sohn des bekannten Fremdengegners Hsuemng und Tschihsin, Mitglied des Tsung-Ii-Iamen, die beide bei den jüngsten Unruhen eine verantwortliche Führerrolle gespielt haben, wurden am Sonntag im japanischen Viertel verhaftet. Sie werden bis zu ihrer Bestrafung gefangen gehalten. Der „kranke" Li-Hung-Tschang. Ein Tele gramm der „North China Daily News" berichtet: Li-Hung- Tschang leide an hochgradigem Fieber; an seinem Wieder auskommen wird gezweifelt. — Am 27. Januar wurden Tschwang und Yutsien hingerichtet. Der Transvaalkrieg. Die bedrohliche Lage, in welche die englische Armee durch die Unterbindung der Lebensmittelzufuhre gerathen ist, wird auch in London in vollem Maße anerkannt. Ein bekannter Militärkriliker änßerte, Lord Kitchener würde genöthigt sein, innerhalb von 14 Tagen Pretoria zu ver lassen, wenn ihm auch noch die rückwärtige Verbindung mit Natal und Durban, die einzige, auf die er sich zur Zeil noch stützen könne, abgeschnitten würde. Da man weiß, daß die Boeren auch in Natal eine rührige Thätig keit entfalten, so ist die Zeit vielleicht nicht mehr fern, da Kitchener mit feinem Riesenheere Pretoria verläßt und sich nach der Küste durchzuschlagen sucht. Sehnsüchtig schaut Lord Kitchener nach der geforderten Verstärkung von 40000 Mann aus, die ihm Rettung bringen soll. Auf die An kunft dieser Verstärkungen wiro er nun freilich noch recht lange warten müssen, da England so gewaltige Streitkräfte gar nicht disponibel hat. Vielleicht glückt es den Boeren, bis dahin reinen Tisch in ihren beiden Republiken gemacht