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Zweites Blatt. TharM Mn, Menleh« mb die UWkgMn Imtsölatt Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. 14: unsre Feinde untertrelen. Sein Im Banne des Goldes ein stattlicher Leichenkondukt, der sich vom Steinauerhofe nach Das kriegeS — samcr Weise eine geheime Unruhe bemächtigte sich seiner, als er jetzt, ganz nahe, sah, wie verschiedene Personen auf dem Ge bäude traten, wieder andere in Trupps auf dem Hofe umher- für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt« Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. l Ulk. 30 j)f., durch die P>ost bezogen f Mk. 53Pf. Einzelne Nummern l0 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis sO pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. Lieblingslied und Schlachtensang war: Verzage nicht, o Häuflein klein, Obschon die F-inde willens sein, Dich gänzlich zu verstören, Und suchen deinen Untergang, Davon Dir wird recht angst und bang; Es wird nicht lange währen. Dich tröste nur, daß deine Sach' Ist GoiteS, dem befiehl die Roch', Laß ihn alleine walten. Er wird durch seinen Gideon, Den er wohl kennt, dir helfen schon, Dich und sein Wort erhalten. So wahr Gott Gott ist und sein Wort Muß Teufel, Welt und Höllenpfort, Und was dem thut anhangen, Endlich werden zu Hohn und Spott: * Gott ist mit uns, und wir mit Gott, Den Sieg woll'n wir erlangen. Ergebnis des unglückseligen 30jährigen Religions- 1618 bis 1648 — beruht wesentlich auf Gustav Zum dankbaren Eh ren ge dächtnis des unvergeßlichen Schwedenkönigs Gustav Adolf, des frommen Kriegshelden und Rette: ö der evange lischen Kirche und großen Wohlthäters des Protestau tismus. geb. 9. Dezember 1594. gest. 6. November 1632. „Gustav Adolf, Christ und Held, Rettete bei Breitenfeld Glaubensfreiheit für die Welt." „Nicht um Völker zu erdrücken, Flammt' in leinerZHand das Schwert! Sie zu segnen, zu beglücken War der Preis, den er begehrt'; Er zerbrach der Knechtschaft Bande, Hob zur Freiheit uns empor." — „Vor Menschen ein Adler, vor Gott ein Wurm, So stand er fest im Lebenssturm: Nur wer vor Gott sich fühlet klein, Kann vor den Menschen mächtig sein." Zum S. Dezember. Auch ein politisches Blatt kann den 300jährigen Geburts tag Gustav Adolfs von Schweden nicht vorbeigehen lassen, ohne ehrend dieses wahrhaft großen Mannes zu gedenken, dessen, Eingreifen in die Geschichte Deutschlands von den weitragend sten Wirkungen gewesen ist — man darf sagen: bis auf unsere Tage. Als Gustav Adolf im Jahre 1630 an der pommerschen Küste mit seinen 13,060 Mann landete, um in dem damals wüthenden 30jährigen Kriege sein starkes Schwert in die Wag- schale zu werfen, stand es um die evangelische Sache nahezu hoffnungslos. Die kaiserlichen Feldherren Tilly und Wallen stein hatten die Heere der evangelischen Fürsten geschlagen und der Kaiser Ferdinand II., dem ganz Norddeutschland besiegt zu Füßen lag, hatte das Restitutionsedikt erlassen, wonach alle seit dem Augsburger Religionsfrieden von den Protestanten einge zogenen Kirchengüter hcrausgegeben, die Calwinisten vom Rc- ligionsfrieden ausgeschlossen und die katholischen Stände an der Bekehrung ihrer Unterthanen nicht verhindert werden sollten. Was das für die Evangelischen im ganzen deutschen Reich be deutet haben würde, können wir an der gewaltsamen Unter drückung sehen, der sie später in des Kaisers Erblanden tbat- sächlich ausgesetzt gewesen sind. Gustav Adolfs Siege bei Breitenfeld und Lützen haben die evangelische Sache gerettet. Daß darum überall in evangelischen Landen der Name des Schwedenkönigs gefeiert wirb, daß seiner mit Dankbarkeit ge dacht wirb, ist selbstverständlich. An diesem Ruhm wird da durch nichts geschmälert, wenn Gustav Adolf neben den reli giösen Zielen auch politische verfolgt haben sollte. Er wird solche gehabt haben. Aber auch hierin erwies er sich groß. Als ein weitsehender und thatkräftiger Politiker hat er durch sein Eingreifen das übermächtige Anschwellen der Macht des habsburgischen Hauses verhindert. So ist für das Wachsthum der brandenburgischen evangelischen Vormacht in Deutschland Raum geworben. Auch politisch angesehen können wir seiner nur dankbar gedenken. Doch eignet seinem Auftreten eine noch viel tiefere und umfassendere Bedeutung. Der ganzen mittelalterlichen Auffassung war die Freiheit der p-rsönllchen Ueberzeugung ein fremder Begriff. Die Kirche reglementirte alles, auch die Wissenschaft. Und wer mit ihr in Widerspruch gerieth, den traf Bann und Acht. Als Luther unter dem Zujauchzen eines großen Theils der Deutschen sein: „Ich kann nicht anders, Gott helfe mir" gesprochen hatte, war eine neue Zeit angebrochen. Aber die Freiheit der persönlichen Glaubensüberzeugung drohte wieder verloren zu gehen in der Gegenreformation, welche die Jesuiten schürten. Daß sie doch erhallen worden ist, daß eine Zeit freier wissenschaftlicher Ent faltung, religiöser Duldung sich anbahnen konnte, ist Gustav Adolfs Verdienst, oder richtiger ausgedrückt: dazu ist er das Werkzeug gewesen in der Hand der göttlichen Weltreglerung. Uno damit ist er ähnlich wie Luther ein Sieger geworden nicht nur für die evangelischen Nationen, sondern rückwirkend auch für die katholischen Völker, für die Welt überhaupt. Gustav Adolf hat für die hohen Güter, für die er kämpfte, fein Leben eingesetzt. Darin ist er vorbildlich für unsere Zen. Für Freiheit der persönlichen Ueberzeugung schwärmen heut' Viele, die nur in öder Verneinung das Freisein von allen reli giösen und sittlichen Idealen darunter verstehen. Gustav Adolf hatte eine feste Position, er war ein gläubiger, überzeugter, evangelischer Christ. Er trat mil Leib und Seele em für die Wahrheit, wie sie sein innerster Besitz war. So steht er als Mahner da für das Geschlecht unserer Tage, wie ihn die In schrift auf dem Denkstein in Breitenfeld schildert: Gustav Adolf, Christ und Held, Rettete bei Breitenfeld Glaubensfreiheit für die Welt. Adolfs Verdienste. Und worin besteht dies Ergebnis? Darin, das der westphälische Friede v. I. 1648 endlich die Gleichberechtigung der Protestanten und Katholiken in Deutschland aussprach. Und deshalb ehren wir den König Gustav Adolf als einen Mann, der in Wahrheit mit Gort große Thaten gethan hat. Und darum konnte ihm auch kein würdigeres Denkmal gesetzt werden als durch die Stiftung des Gustav-Adolf-Vereins, auf dessen Fahne des Apostels Mahnung steht: „Lasset uns Gates thun an Jedermann, allermeist aber an desGlaubensGenossen (Gal. 6, 10.) Möge dieser Verein grünen und blühen bis in die ernsten Geschlechter. Mögen die Reichen von ihrem Reich thum, die Armen ihr Scherflein, die Kinder von dem, was Elternliebe ihnen spendete, auch fernerhin fleißige und willige Opfer bringen zur Ehre Gottes, zum Dienste der Brüder, zum Danke gegen Gustav Adolf. Ja Alle, die seit manchen Jahren Treue Bundsgenossen waren, Ruf' ich neu zur Fahnenwacht. Alle, die seit manchen Jahren Wackre Kampfgenossen waren, Sei ein Brudecgruß gebracht. fallenen zu überzeugen, so mäßigte er dieselben im Gegentheil noch mehr. Jetzt wurden die Leute auf dem Hofe seiner ebenfalls an sichtig ; schnell stoben sie auseinander und nur noch einige We nige blieben vor dem Wohnhause stehen, um hier die Ankunft des jungen Herrn zu erwarten. Erich war sehr bleich geworden, als er jetzt an das kleine Häuflein der müssig dastehenden herantrat und den Blick for schend über dieselben gleiten ließ. „Was ist geschehen, Leute, warum seid Ihr nicht bei Eurer Arbeit?" fragte er mit unsicherer Stimme. Niemand wagte, ihm gleich Antwort zu geben und erst die alte Haushälterin, welche jetzt ebenfalls unter der Hausthüre erschien, vermochte mit einigen unzusammenhängenden Worten einigermaßen in Kenntniß zu setzen, aus denen Erich, soweit sie verständlich waren und nicht in Schluchzen erstickten, entnehmen konnte, daß seinem Vater etwas Schreckliches zugestoßen. „Hat man denn nicht nach dem Arzt gesandt?" fragte der junge Mann, nachdem er seine Fassung etwas wiedergewonnen hatte; als ihm dies bejaht und ihm mitgetheilt wurde, derselbe sei schon oben bei dem alten Herrn, ließ er die Leute stehen und eilte die Treppe hinauf. Ganz außer Athem und mit klopfendem Herzen trat er in das Zimmer seines Vaters. Was er hier sah, bestätigte ihm, was er zum Theil schon erfahren; auf einem Sopha hingestreckt lag die leblose Gestalt seines Vaters. Der noch im Zimmer anwesende Arzt kam ihm entgegen und der Ausdruck seines Gesichts weissagte ihm nichts Gutes. „ES ist eine sehr betrübende Mittheilung, die ich Ihnen da machen muß, Herr Steinau," sagte der Arzt mit ernster Freundlichkeit. „Meine Hülfe kam leider schon zu spät und alle ärztliche Kunst war vergebens." „Ist es denn wirklich wahr?" brachte Erich endlich mit bebender Stimme heraus. „Mein Vater todt!" „Sie müssen sich in das Unabänderliche fügen," erwiderte der Arzt. „Seine Gesundheit war zwar nicht immer die beste und besonders in den letzten Jahren, aber ich glaube, eine ge wisse Aufregung oder sonst Etwas, was er heute Morgen schon gehabt, hat die Katastrophe beschleunigt; ein Herzschlag hat seinem Leben ein Ende gemacht; die Haushälterin fand ihn auf der Treppe, welche vom Komptoir zu diesem Zimmer führt, zusam mengebrochen. Der Tod mag ungefähr vor einer Stußche ein getreten sein." Erich bedeckte sein Antlitz mit beiden Händen und weinte; er war kein schwächlicher Gemüthsmensch, aber das plötzliche Ende seines Vaters ging ihm doch nahe, war er doch von hinnen geschieden mit einem Groll gegen seinen Sohn, ehe er sich mit :hm versöhnt, und dann wußte er doch noch gar zu gut, was diese Aufregung bei ihm veranlaßte, wenn er sich auch mit gutem Gewissen sagen konnte, daß es nicht kindlicher Trotz gewesen, der ihn dazu getrieben, dem Willen seines Vaters sich zu wider- ! setzen. Erst nach einer Weile fand er die Kraft, an die Leiche des Entschlafenen heranzutretcn. Das Antlitz des Leblosen zeigte nicht die geringste Spur ! eines Todeskampfes, wenn schon der Ausdruck desselben einsol- !cher war, wie Abel Steinau sein ganzes Leben ihn zur Schau igerragen; man konnte förmlich die Mißgunst und das zänkische ! Wesen aus demselben herauslesen. Doch Erich achtete nicht darauf; die versöhnende Hand des Todes gleicht ja alle Gegen sätze aus, und sein Schmerz war daher ein aufrichtiger. Der Arzt, welcher wohl einsehen mochte, daß er nun hier ! überflüssig war, griff stillschweigend nach seinem Stock und Hut, i Erich allein lassend, der jetzt die kalte Hand seines Vaters er- Sein Lieblingsspruch und Losungswort war Psalm 60, Mit Gott wollen wir Thaten thun. Er wird Original-Roman von Gustav Lange. - , - . „ lFonsetzu^l u.berechtiüter Nachdruck Verbote,Mte und, von tiefem Schmerz ergriffen, lange m der seinen nach der Straße hin, wo der Hof nicht von Gebäuden um- snnv-rli^er R<-ii-btK->llsn » schlossen, den Blick auf das Wohngebäude werfen. Und seit- ' " - I .. > . doch viele Lindenberger daran Theil, schon Mit Rücksicht auf seinen Sohn und weil es die Sitte erheischte; es war daher Lich L Elm, Ab„ e,^u mußte etwas ganz besonderes vorgefallen sein, donn so ohne Grund verließen diese Leute ihre Arbeit nicht, bei der Strenge, An der Gruft sprach der Geistliche den Segen, der Sarg mit welcher sein Vater derartige Verstöße gegen die Fabrikord-. wurde hinabgelassen; noch einige Blumen als letzter Liebesdienst nung bestrafte; ein unerklärliches Gefühl, eine beklemmende Angst , wurden darauf geworfen und die irdische Hülle des Verstorbenen legte sich schwer auf seine Brust und während er seine Schritte, war ihrem Bestimmungsort übergeben. nur hätte zu beschleunigen brauchen, um sich von dem Borge-' * » Ro. 1»8. Sonnabend, den 8. Dezember 18S4.