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WenM für M druff ThirM Uojskn, Zikbkglchn und die Umsegenden. ' Z.— i."' ImlsblM für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrsntamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pfg. — Einzelne Nummern 10 Pfg Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittag 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich sür die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 82. Dienstag, de« 9. Oktober 1894. wieder hier einzureichen sind. Meißen, am 2. Oktober 1894. Königliche Amtshauptmannschaft von 8«Nrovtvr. Bekanntmachung. Die Ortsbehörden des hiesigen Bezirkes werden darauf hingewiesen, daß die Empfangs,Bescheinigungen über Unterstützungen von Familien der zu Friedens übungen einberufen gewesenen Mannschaften für die behufs Erstattung der Beträge hier aufzustellenden Berechnungen bis Mitte dieses Monates Bekanntmachung, die Vergütungen für Militärleistungen betreffend. Die Herren Gemeindevorftänve und Gutsvorsteher des hiesigen Bezirkes werden hierdurch angewiesen, die von den einquartirt gewesen Truppentheilen den Gemein den resp. Rittergütern ausgestellten chuartier- und Fsurage-Bescheinigungeu behufs Aufstellung der Liquidationen über die zu gewährenden Vergütungen, soweit es noch nicht geschehen sein sollte, ungesäumt anher einzureichen. Meißen, am 2. Oktober 1894. Königliche Amtshauptmaunschast. von Svki'ooKoi'. Sonnabend, den 13. Oktober d. Js. bleiben die Lokalitäten des König!. Amtsgerichts hierselbst wegen deren Reinigung geschlossen. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, am 6. Oktober 1894. »V. ««»KloU. Bekanntmachung. Der diesjährige hiesige Herbsturarkt wird Donnerstag, den 18. und Freitag, den 19. dieses Monats abgebalten. * Wilsdruff, am 2. Oktober 1894. Der Stadtrat h. Ficker, Brgmstr. Der drohende Stur) des chinesischen Reiches. Es ist nun indirekt bekannt geworden, daß der in letzter Woche mit F>eberbast zusammen berufene große englische Minister- rath sich mit der Frage des Ausbruches einer allgemeinen Re volution in China und dem drohenden Zusammenbruch des chine sischen Reiches, sowie mit in Hinblick auf diese Möglichkeit zu ergreifenden Schutzmaßregeln beschäftigt hat. Der kurze Krieg Japans gegen China hat bas verrottete und doch noch so anma ßende-himmlische Reich der Mitte dem Abgrunde nahe gebracht. In ollen chinesischen Städten, zumal in der Hauptstadt Peking herrscht angesichts des weiteren Vorrückens des Japaner eine furchtbare Panik. Wie verkommen und erbärmlich die Chinefen in ihrer Vaterlandsvertheidigung sind, das geht daraus hervor, daß sie nicht im Stande sind, den Japanern nördlich von Peking ein tüchtiges Heer gegenüber zu stellen, obwohl China sechsmal mehr Einwohner besitzt als Japan. Bei Peking sollen aller dings 150,000 Chinesen stehen, aber diese Art Truppen sind gar keine Soldaten, sie sind einfach von der Regierung zusam mengeraffte Menschen ohne militärische Ausbildung, ohne Dis ziplin und ohne gute Waffen. Nach englischen Berichten sollen m der Armee von Peking kaum 7000 gut bewaffnete Soldaten sein. Dabei neigen viele Elemente der chinesischen Armee fort während zur Meuterei und zur Plünderung, was bei dem Mangel an Disziplin, an Ausbildung und gehöriger Verpflegung kein Wunder -st. Dazu kommt nun vor allen Dingen, daß China gar kein einheitliches, fest organisirtes Reich ist, sondern aus einer großen Anzahl Provinzen, die viel widerstrebende Elemente enthalten, besteht. Gelingt aber den Japanern der Angriff auf Peking und erscheint somit den übrigen Volksstämmen in China die Herrschaft der MandschuS, die sich vor ca. 200 Jahren durch den Slurz der alten Dynastie in China festsetzten, gestürzt, so dürften überall Revolutionen ausbrechen. Diese Befürchtung wird schon dadurch gesteigert, daß nach den neuesten Nachrichten in der zu China gehörigen Mongolei ein Ausstand ausgebrochen ist. Ja, es wird sogar berichtet, baß es bereits in dem kaiser lichen Palaste zu Peking zu Unruhen gekommen sei. Die drohende Gefahr einer Revolution in China ist aber von allgemeinem europäischen Interesse, denn in den großen chinesischen Handels städten treiben die europäischen Staaten, zumal England, Frank reich, Deutschland und Italien, einen bedeutenden Handel und leben überbaupt eine große Anzahl Europäer in China, deren Leben und Eigcnthum durt- die drohende Revolution und den eingefleischten Haß der bornirten und fanatischen Chinesen gegen alles Fremde schwer bedroht ist. Auch ist es sehr zweifelhaft, ob die Kriegsschiffe der europäischen Großmächte, welche zumal von Seiten Englands no ch in verstärkter Anzahl abgeschickt wurden, in den chinesischen Häfen den Europäern genügenden Schutz gewähren können. Möglich ist aber, daß die Großmächte, zu mal England und Rußland, in dem chinesisch japanischen Kriege sich in's Mittel legen, um einer unberechenbaren Katastrophe vorzubeugen. Die Japaner, welche bereits mit 100,000 Mann guten Soldaten in Korea und im nördlichen China stehen, sollen aber sehr wenig geneigt sein, ihren Siegeslauf durch Vor stellungen der Großmächte zu unterbrechen. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm hat seinen Aufenthalt in der Wal deseinsamkeit von Rominten nunmehr mit einem Jagdaufenthalte in Schloß Hubertusstock vertauscht. Hier gedenkt der Monarch bis zum 12. Oktober zu verweilen, um dann am 13. Oktober wieder im Neuen Palais bei Potsdam einzutreffen. Wenige Tage nach der Heimkehr des Kaisers von seinen jüngsten Ma növer- und Jagdreisen wird sich in den Mauern der Reichs hauptstadt ein überaus bedeutsamer Doppelakt abspielen, indem am 17. Oktober die Nagelung von 172 den neuen vierten Bataillonen verliehenen Fahnen in der Ruhmeshalle, und an dem denkwürdigen 18. Oktober die Weihe der neuen Embleme vor dem Denkmale Friedrichs des Großen stattfindet. Speziell letzterer Akt wird durch die Gegenwart wohl sämmtlicher re gierender Fürsten eine ganz besonders feierliche Umrahmung aufweisen und es wird sich somit, wenn auch am anderen Ort und aus anderem Anlaß jener so überaus eindrucksvolle Vor gang aus dem Beginne der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II. wiederholen, da sich um den jugendlichen Schirmherren des Reiches begeistert die deutschen Bundesfürsten vor dem ver sammelten parlamentarischen Vertretern der Nation schaarte. !Auch der junge Serbenkönig, der im Laufe des 17. Oktober i in Berlin als Gast des Kaisers eintrifft, wird der bevorstehenden ! Fahnenweihe beiwohnen. Noch während seiner Anwesenheit in ! Rominten empfing der Kaiser den deutschen Botschafter am i Petersburger Hofe, General der Infanterie v. Werder, klll- j gemeiner Annahme zufolge hat der Botschafter hierbei seinem erlauchten Souverän Bericht über den wahren Krankheitszustand des Czaren erstattet. In der Stille des Jagdschlosses Hubertus stock, wo Kaiser Wilhelm nach Beendigung seines Romintener Aufent haltes zur Zeit weilt, dürften die längst erwarteten Entscheid ungen in den mancherlei schwebenden Fragen der inneren Poli tik fallen. Am Sonnabend hat Reichskanzler Graf Caprivi seinem erlauchten Souverain Vortrag in Schloß Hubertusstock gehalten und darf man wohl annehmen, daß der Vortrag in erster Linie das Thema der Bekämpfung der Umsturzbestrebungen zum Gegenstand gehabt hat. Indessen wird sich der Monarch endgiltige Entschließungen in dieser Frage wohl noch Vorbehalten haben, da er nächster Tage in Hubertusstock auch den Vortrag des preußischen Ministerpräsidenten Grafen Eulenburg entgegen nimmt, wie man aus Berlin meldet. Neben rein preußischen Angelegenheiten dürfte die signalisirte Conferenz des Kaisers mit dem Ministerpräsidenten ebenfalls die Frage der Bekämpfung der Umsturzpartei behandeln und steht alsdann wahrscheinlich die definitive Entscheidung des Kaisers zu erwarten. Inwie weit bei dem dienstlichen Besuche des Reichskanzlers in Schloß Hubcrtusstock auch das.Gebiet der auswärtigen Angelegenheiten berührt worden ist, bleibt zwar noch abzuwarten, in Hinblick auf die kriegerischen Ereignisse in Ostasten kann jedoch eine solche Annahme nicht gerade von der Hand gewiesen werden. Der deutsche Botschafter am Petersburger Hofe, Genernl v. Werder, ist von Romintenaus, wo er dem Kaiser Vortrag geholten hatte, in Berlin eingetroffen. Mit Rück sicht auf die in Rußland durch die Erkrankung des Czaren ge schaffene Lage wird man dem gegenwärtigen Aufenthalte des Botschafters in der Reichshauptstadt schwerlich eine gewisse politische Bedeutung absprechen können. Die „Nordd. Allg. Ztg." führt aus : »Die neueren Nach richten vom ostasiatischen Kriegsschauplätze rücken die Gefahr vor Augen, daß mit dem Ausbruch innerer Unruhen in China Leben und Eigenthum der zahlreichen Fremdenkolonien sehr bedroht werden. Zu Beginn der ostasiatischen Wirren war die deutsche Seemacht nur durch zwei Schiffe vertreten. Da aber dieser Schutz ungenügend erschien, wurden drei weitere Schiffe dahin beordert, und es sollen noch zwei abgehen. Die Aufgabe, die das vereinigte Geschwader zu erfüllen hat, ist nicht leicht; wir dürfen aber hoffen, daß das möglichst schnelle Auf gebot der verfügbaren Kräfte unserer Marine zur erfolgreichen Wahrung des deutschen Ansehens und der deutschen Interessen genügen werden." Berlin. Ueber die gegenwärtige Stellung der Parteien im Bierkriege schreibt man der „B. Ztg.": Ob es demnächst heißen wird: „Die Waffen nieder!" das hängt zur Zeit noch