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Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDicnstags , und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post ' bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne s Nummcm 10 Pf. ThmM, KoD. SitbtnlthN Md die KMgMn. Imlsölutt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. A Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 78. Freitag, den 28. September 1894. Hslzversteigeimng auf Spechtshauseiter Staatsforstrevier. Im Gasthofe zu Spechtshausen sollen Dienstag, den 9. Oktober 1894, von Bormittags 9 Uhr an folgende Nutz- und Brennhölzer, als: 1121 weiche Stämme, 3 birkne und 187 weiche Klötzer, 71 Hdt. fichtne Weinpfahle, 2 Nm. fichtne Nutzscheite, 52 Nm. weiche Grennscheite, 324,6 Nm. weiche Brennknüppel und 187,8 Nm. weiche Aeste versteigert werden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der umliegenden Orte aushängenden Plakate. König!. Forstrcvierverwaltung Spechtshausen und König!. Forstrentamt Tharandt, am 26. September 1894. Flemming. Wolfframm. Die Bekämpfung -es unlauteren Wettbewerbes. Die in voriger Woche zu Braunschweig stattgefundene Versammlung von Vertretern einer Anzahl deutscher Handels kammern, welche sich mit Erörterung geeigneter Maßnahmen gegen den unreellen Geschäftsbetrieb befaßte, hat erneut die Aufmerksamkeit auf diese für weite Bevölkerunngskreise wichtige Frage gelenkt. Denn auf dem so großen Felde des geschäft lichen Wettbewerbes haben sich nach und nach bei uns in Deutschland, dann wohl aber auch in anderen Ländern, eine ganze Reihe von Uebelständen heransgebildet, welche in erster Linie die solide Geschäftswelt, schließlich jedoch auch das con- sumirende Publikum mehr oder weniger schädigen. Es muß darum jeder Schritt, der sich gegen ein derartiges illoyales Ge bühren wendet, mitGenugthuung begrüßt werden, und deshalb^ kann man auch die erwähnte Braunschweiger Versammlung nur mit Befriedigung verzeichnen. Denn verschiedene der von ihr gefaßten Beschlüsse erscheinen wohl geeignet, als eine brauchbare Unterlage für ein späteres gesetzgeberisches Vorgehen zur Ein dämmung der unreellen GeschäflSkonkurrenz zu dienen. Dies gilt hauptsächlich von den Vorschlägen, welche sich gegen die vielfach beliebte Verschleierung der Qualität, des Preises und der Herkunft einer Waare wenden. Mit Recht war da die Versammlung der Ansicht, daß diesen so ungemein häufig an zutreffenden unsauberen Geschäftspraktiken nicht allein durch Schadloshaltung des getäuschten Käufers entgegengetreten werden müsse, sondern auch durch eine entsprechende Geld- und selbst Gefängnißstrafe des unreellen Verkäufers. Letztere Strafen sollen speziell in Fällen eintreten, in denen nachweislich zur be wußten Täuschung des Publikums, um dasselbe zum Kauf an- zulocken, falsche Angaben über Ursprung und Erwerb, über be sondere Eigenschaften und Güte von Waaren, über die Menge der angebotenen Vorräthe, über den Anlaß zum Verkauf oder über die Preisbemessung gemacht worden sind. Weiter vertrat die Versammlung in ihren Beschlüssen die Anschauung, daß durch em gesetzgeberisches Vorgehen in der gedachten Richtung mit Leichtigkeit anderen Schwindelmanövern, wie den Schein auktionen, Schnnndelausverkäufen, Schwindelconcursen, Wan derlagern, schwindelhaften Reklamen u. s. w. ein Riegel vor geschoben werden könne, ohne daß es zur Bekämpfung auch solcher Mißstände noch besonderer gesetzgeberischer Schritte be dürfe. Im Großen und Ganzen treffen die bezüglichen Vorschläge der Braunschweiger Versammlung zweifellos das Richtige, wenn sie eine energische Bestrafung der gedachten Manipulationen im unlauteren Wettbewerb verlangen und man kann wirklich nur wünschen, daß diese gegebenen Anregungen an zuständiger Stelle Beachtung finden mögen. Dagegen können jene weiteren Be schlüsse, in denen sich die Versammlung grundsätzlich für die civil- und strafrechtliche Verfolgung des Verrathes von Fa- lrikations- und Betriebsgeheimnissen erklärt, schwerlich als zur Umsetzung in die Praxis geeignet bezeichnet werden. Denn eine hinreichende Definition dessen, was eigentlich als ein Ge schäfts- und Fabrikationsgeheimniß onzusehen sei, hat hierbei nicht erbracht werden können, wenigstens nicht so präcis und er schöpfend, daß sie eine Grundlage für ein gesetzgeberisches Ein schreiten abgeben könnte. Auch die von der Braunschweiger Versammlung ferner beschlossenen Resolutionen gegen diejenigen Blätter, welche dem Börsenschwindel anscheinend Vorschub leisten, kianken an einem Uedelstande, an dem, daß sie keinerlei Grenz linie zwischen der pflichtgemäßen sachlichen Beurtheilung von Börsengeschäften und der böswilligen Börsenreklame durch die Presse ziehen. Wenn es die Versammlung schließlich vermieden hat, bestimmte Beschlüsse auch hinsichtlich des Bauschwindels und der Konkurrenz der Consumvereine zu fassen, so ist diese Beschränkung vollständig zu billigen, denn letztere Fragen sind eigentlich nicht mehr unter dem Gesichtspunkte des unlauteren Wettbewerbes zu betrachten. Immerhin darf man aber von den Braunschweiger Berathungen und Beschlüssen hoffen, daß sie mit dazu beitragen werden, der eingeleiteten Agitation gegen die unredliche Geschäftskonkurrenz verstärkten Nachdruck zu ver leihen. Es wäre schon viel erreicht, wenn sie endlich zur Be seitigung wenigstens einiger der Krebsschäden auf diesem Ge biete durch ein gesetzliches Eingreifen führte und hoffentlich bringt eine der nächsten Reichstagssesstonen ein dahin zielendes brauchbares Gesetz. Tagesgeschichte. Eine bedeutungsvolle Ansprache des Kaisers in Beant-' wortung der Begrüßungsrede des ersten Bürgermeisters von Thorn lautet wie folgt: Mit Vergnügen nehme ich von dec Versicherung Kenntniß, daß die Stadt Thorn auch fernerhin treu zu mir halten wird. Die Geschichte Thorns ist mir^ von jeher eine der interessantesten der Monorchie gewesen. Die Bewahrung des Deutschthums betreffend, weiß ich, daß Thorn nicht hinter Marienburg zurücksteht und freue mich, feststellen zu können, daß die Stadt trotz der erlebten vielen Wechselfälle ikr Deutschthum bewahrte. Es ist zu meiner Kenntniß ge kommen, daß leider die polnischen Mitbürger hierselbst sich nicht so verhalten, wie man es erwarten und wünschen sollte. Sie mögen eS sich gesagt sein lassen, daß sie nur dann auf meine Gnade und Theilnahme in demselben Maße wie die Deutschen rechnen dürfen, wenn sie sich unbedingt als preußische Unter- thanen fühlen. Ich hoffe, daß die Thorner polnischen Mit bürger sich entsprechend dem, was ich in Königsberg gesagt, ver halten werden; denn nur dann, wenn wir alle, Mann an Mann, geschlossen wie eine Phalanx zusammenstehen, ist es möglich, den Kampf mit dem Umstur. siegreich zu Ende zu führen. Daß die Thorner in dieser Beziehung mit gutem Bei spiel vorangehen, wünsche ich von Herzen. Der Reichskanzler Graf Caprivi ist von seinem Cur- aufenthalte in Karlsbad am Dienstag Abend wieder in Berlin eingetroffen. Die Cur in Karlsbad ist dem Kanzler auch dies mal wieder ausgezeichnet bekommen und erfreut er sich eines frischen und gesunden Aussehens, trotzdem gedenkt er noch einige Tage auf dem Lande zu verbringen und erst in kommen der Woche die persönliche Leitung seiner Amtsgeschäfte wieder zu übernehmen. Jedenfalls steht aber zu erwarten, daß mit der Rückkehr des leitenden Staatsmannes des Reiches aus seinem Sommerurlaube nunmehr die Entscheidung in so manchen schwebenden Fragen der inneren Politik herannahen wird. Ob diese Entscheidung hie und da den Charakter einer Crists an nehmen und wohl gar Personalveränderungen in hohen Aem- tern veranlassen wird, wie man in manchen Kreisen vermuthet, das muß freilich noch dahingestellt bleiben. Das preußische Staatsministerium hielt am Dienstag eine Sitzung unter Vorsitz des Ministerpräsidenten Grafen Eulen burg ab, in welcher die Frage einer Novelle zum Vereins- und Versammlungsgesetz zur Erörterung gelangt sein soll. Von angeblich zuverlässiger Seite wird dem „Berliner Börsen-Courier" berichtet: Der neue Entwurf eines Gesetzes über die Organisation des Handwerks und die Regelung des Lehrlingöwesens ist im preußischen Staatsministerium festgestellt worden. Der Verfasser, Minister von Berlepsch, hat sich an scheinend für einen bestimmten Jnnungszwang gewinnen lassen. Alle Handwerker, welche mindestens eine fremde Arbeitskraft, Lehrling oder Gesellen, beschäftigen, sollen zum Eintritt in die Innung gezwungen werden. Soweit das Jnnungsstatut eine Meisterprüfung zur Voraussetzung der Mitgliedschaft hat, soll für den Fall des erzwungenen Beitritts aller bereits selbst ständigen Meister die Prüfung aufgehoben sein. Die Fachge nossenschaften des vorjährigen Entwurfs könnten jetzt natürlich aufgegeben werden. Dem Vernehmen nach hat aber Minister von Berlepsch keineswegs ungctheilte Zustimmung im Staats ministerium gefunden. Man spricht von einem und dem anderen Separatsvotum gegen den Entwurf. Wenn derselbe an den Bundesrath gelangt, ist noch unsicher. Der Eisenacher Parteitag der freisinnigen Volkspartei bat den ihm zur Entscheidung vorgelegten Entwurf des neuen Parteiprogramms im Ganzen einstimmig und fast unverändert angenommen; die vorgenommenen Abänderungen sind eigentlich nur redaktioneller Natur. Mit diesen Beschlüssen des Eisenacher Parteitages kann Herr Eugen Richter einen neuen und äußer lich bedeutenden Erfolg verzeichnen, den aber der freisinnige Parteichef freilich nur durch die Drohung zu erreichen vermochte, er würde mit seinen näheren Anhängern aus der Partei aus- schetden, falls der Parteitag den vorgelegten Programmentwurf nicht in allen Stücken gut heiße. Wenn Herr Richter nur noch mit solchen Gewaltmitteln die Freisinnige Volkspartei zu sammenzuhalten vermag, dann dürfte es mit deren Zukunft schwerlich sehr günstig bestellt sein. Zur Untersuchung gegen den Kanzler Leist wegen der be kannten Vorfälle in Kamerun wird jetzt gemeldet, daß nach den bisherigen Ergebnissen der Untersuchung sein Verhalten keineswegs tadellos gewesen sei, daß aber anderseits viele Be schuldigungen gegen Leist stark übertrieben worden seien. In dessen wird noch hinzugefügt, daß von einer dienstlichen Wieder verwendung desselben keine Rede sein könne, es müssen also doch bedenkliche Sachen für Herrn Leist vorliegen. Auch in Frankreich zeigen sich die Vorboten der heran nahenden Wintersession des Parlaments. Pariser Meldungen kündigen die Vertheilung des neuen Budgetvoranschlages für nächste Zeit an, wobei bereits ein Defizit von 25 Millionen Fres, infolge neuer Ausgaben stgnalisirt wird. Zur Deckung desselben soll hauptsächlich die geplante neue Erbschaftssteuer dienen und wird die Veröffentlichung der betreffenden Vorlage ebenfalls für nächste Zeit angekündigt. Ueber das diesjährige Ernteergebniß in Rußland bringt der „Reichsanzeiger" aus einzelnen Gouvernements eine Reihe von Berichten denen wir folgendes entnehmen: In Liv- und Kurland waren Roggen und Weizen, welche sich stellenweise ge legt hatten, zum größten Theil eingebracht worden; die Ver wendbarkeit des neuen Getreides ist jedoch in Folge ungünstiger Witterungsverhältnisse sehr beeinträchtigt worden. In Estland erwartete man vom Weizen, Hafer und Gerste eine gute und vom Roggen eine Mittelerntc. Im Königreich Polen war die Witterung während des Monats August für den normalen Ver lauf der Ernte günstig. Die Roggenernte ist fast überall gut, die Weizenernte befriedigend ausgefallen. Auch Hafer und Gerste haben ein befriedigendes Ergebniß geliefert. Auch in den Gouvernements Kowno, Wilna und Grodno ist die Ernte gut eingebracht worden, nur Hafer und Spätgerste hatten noch unter der regnerischen Witterung zu leiden. Das Ergebniß von Roggen und Weizen wird im allgemeinen als Mittelernte bezeichnet. Ebenso konnte in dem ganzen Südwestgebiet sowohl das Winter- wie das Sommergetreide bei günstiger Witterung eingebracht werden, und die bisher vorliegenden Nachrichten stellen das Ergebniß als das einer Mittelernte dar. In Folge des nassen Wetters im Juni und der ersten Hälfte des Juli haben die Hopfenpflanzungen in Wolhynien stark gelitten, so daß nur eine sehr schwache Mittelernte zu erwarten ist. In den Operationen auf dem ostasiatischen Kriegs-