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MOMerAgÄM Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meiden, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstreniamts Tharandt, Finanzamts Nosseu Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Tageblatt» erscheint täglich »achm. s Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Del Abholung in »erSeschaftsftell-unb den Ausgabestellen 2 Mk. >m Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,SO Md., bei Postbestellung Wochenblatt für Wilsdruff». Umgegend vtSger nehmen zu jeder Zeit Be- «ellungen . Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreise». — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. As für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Sgespaltene Raumzelle 20 Goldpfenuig, die 2gefpaltencZeil» der amtlichen Bekanntmachungen 40<S»ld- pfennig, die JgespaltencReklamezeNc im textlichen Teile >00 Doldpfennig. Nachwcisungsgebühr 20 Goldpfcnnige. Vor- geschriebeneErlcheinungs- « "SZ und Plaz-°<schrifte» «erden nach MSglichdrit FprttfPkekh vv t AMl TötlSÄPUff Vtv. v beruchsichNgt. Anzeige»- annahmedisvorm.lOUHr - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nr 272 83 Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden ^.».»«»»«.2840 Donnerstag 21. November 1924 dor dem knäe ärr Militärkonttoile. Heydebrands Tod. Auf feinem Gut Klein-Tschunkawe ist der ehemalige Führer der Konservativen Landrat von Heydebrand und d-r Lase im Alter von 73 Jahren gestorben. Fast unbe merkt von der Öffentlichkeit erfolgte sein Heimgang. Die Gegenwart kannte ihn kaum noch, ihn, den man seinerzeit halb feindselig, halb hochachtend den .unge krönten König von Preußen" genannt hat. Der Zuschauer auf den Tribünen des Parlaments, der den Keinen, un scheinbaren Mann mit dem kurzen Pollbarl und den großen, fast verträumt blickenden Augen bislang nur aus den Witzblättern kannte, horchte hoch auf — gleichgültig, ob er Feind oder Freund dieses Führers der Konservativen war — wenn der Präsident mitteilte: „DerAbgeordnete v. Heydebrand hat das Wort" — denn jetzt kam immer etwas, was sich emporhob über den kleinlichen Wust des parlamentarischen Tagesbetriebes. Er sprach nicht gar zu oft: aber gerade deswegen wußte man, daß, wenn er sprach, er auch — etwas zu sagen hatte. Gerade 3V Jahre hindurch hat Heydebrand im Reichstag und — der eigentliche Schauplatz feiner Tätigkeit — im preußischen Abgeordneten haus gesessen, denn er war vor allem Preuße. Viel mehr Preuße als Deutscher. Und das mit allen Vorzügen und Nachteilen. Wie einst zu der Stunde, da im Spiegel saal von Versailles die Krönung des preußischen Königs zum deutschen Kaiser stattfand, der Kriegsminister Roon — krank im Bett liegend — die bange Frage tat: Was wird jetzt aus Preußen? —, so ist das doch letzten Endes der Untergrund im Denken dieses letzten preußischen Junkers vom alten S ^rot und Korn gewesen, über den sich jetzt die Erde geflossen hat. Man mag über die politische Tätigkeit Heydebrands denken wie man will, mag verurteilen, daß er sich mit aller Kraft gegen die innere Umwandlung Preußens durch Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts als äußeren Anlaß mit aller Kraft stemmte — niemand hat ihm je den Vorwurf egoistischen Machttriebes machen kön nen. Er wollte nichts für sich persönlich, verschmähte jeden äußeren Glanz, jeden hohen Verwaltungs- oder gar Ministerpostcn; er ist — „Landrat a. D." geblieben. Er wollte alles für Preußen. Dieser Mann, von dem man so oft und gern behauptete, daß gegen seinen Willen selbst der König von Preußen nichts ausrichten könne, hat seinen König nur ein einziges Mal gesprochen. Byzantiner war er ebensowenig wie überhaupt die ostelbischen Junker, die in den Hohenzollern immer noch ein bißchen die .Ein dringlinge" sahen. Gewiß hat der preußische Adel dem König in Treue gedient, aber er hat sich dadurch nie das Recht der Kritik verwehren lassen. Auch Heydebrand nicht; er am allerwenigsten. Herbe Worte kamen anläßlich der N o v e m b e r k r i s e 1908 aus seinem Munde über die sprunghafte Politik des Kaisers. Und unvergessen bleibt jene große Rede anläßlich derAgadirafsäre und der englischen Kriegshetze 1911, als Heydebrand im Reichstag — leise bewegte der anwesende Kronprinz die Hände zum Beifall — England als unsern Hauptgegner bezeichnete, mit dem wir früher oder später die Klinge kreuzen müßten — zum starren Entsetzen Bethmann-HollwegS, der in seiner Aniwortrede die Wendung prägte .man darf das Schwert nicht im Munde führen". Die Konservativen blieben stets Gegner von Beth mann-Hollwegs, weil sie ihm vorwarfen, er finde trotz bester Einsicht nicht den Mut zur Tat. Bethmann hat ja noch 1912 seine Politik mit Zentrum, Nationalliberalen und Freisinn zusammen gemacht. Auch im Kriege, bis er gestürzt wurde. Innenpolitisch sank die Macht des konser vativen Staatsgedankens immer mehr, bis die Ankündi gung des Königs aus Abändernug des Wahlrechts auch der Demokratisierung Preußens freie Bahn schuf. Es ist eine versunkene, aber nicht kleine Welt, an die die Erinnerung jetzt durch den Tod Heydebrands, ihres letzten Vertreters, wieder heraufbeschworen wird. .Man hat uns furchtbar getäuscht" soll sein letztes Wort 19l8 ge wesen sein. Mit der Idee, die ihn trug und die er trug, verschwand er aus dem politischen Leben in starre Ein samkeit. Zusammengebrochen ist alles, was unvergänglich schien: die preußische Monarchie, die 500jährige Hohen- zollernherrschaft. Und eine ihrer besten Stützen, groß an Charakter, stürzte jetzt ins Grab. GMvWHe den befreiten Gebieten. Reichspräsident und Reichskanzler. Der Reichspräsident hat nach der erfolgten Räumung der sogenannten Flaschenhälse an die Oberpräsidenien der beteilig ten Provinzen Begrüßungstelegramme gerichtet. Dem OLer- präsidenten der Rheinprovinz ist folgendes Telegramm zugegangen: „Wieder sind Teile des Rheinlandes von fremder Militärherrschaft frei geworden und ihre Bewohner aufs neue Mit uns vereinigt. Ganz Deutschland grüßt sie, die das Harle Los der Fremdherrschaft so tapfer und treu getragen haben, in herzlicher Dankbarkeit. Reichspräsident Ebert." Dem Oberpräsidenien der Provinz Hessen-Nassau übersandte der Reichspräsident folgendes Telegramm: .Den Bewohnern des beute von fremder Besatzung befreiten Gebietes Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 20. November. „New York Herald" meldet, daß die Untersuchungen der Interalliierten Rheinlandkommissivn in Deutschland nahezu beendet seien. Entgegen gewissen sensatio nellen ausländischen Meldungen hat der Korrespondenz des „New Bork Herald" an autorisierter Quelle erfahren, daß die Kontrolle mit Ausnahme des durch einen Fanatiker hervorgerufenen Zwi schenfalles in Ingoldstadt ganz und gar befriedigend verlaufen sei und die demnächstige Abreise der Kommission rechtfertige , die ihre Vollmachten vorher noch auf den Völkerbund übertragen müsse. Beginn der Kriegsgerichtsverhandlung gegen General von Nathusius Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 20. November. General v. Nathusius wird heute nachmittag vor dem Kriegsgericht in Lille erscheinen, dessen Zu sammensetzung bis jetzt noch nicht bekannt ist. Botschaftsrat von Rintelen, der schon am Dienstag in Lille eiMetroffen ist, hatte mit dem General eine lange Unterredung. Rechtsanwalt Nikolai ist in den letzten Tagen in dauernder Fühlungnahme mit dem General gewesen. Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 20. November. Wie das „Berliner Tageblatt" aus Lille meldet, ist damit zu rechnen, daß die Verhandlungen gegen General v. Nathusius vertagt werden, weil es unmöglich gewesen ist, in der kurzen Zeit die zahlreichen deutschen Ent lastungszeugen ausfindig zu machen. Wieder zwei deutsche Offiziere in eontumatiam verurteilt. Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 20. November. Das Kriegsgericht in Amiens hat, wie Havas meldet, gestern den früheren deutschen Offizier Ber tin« und den Stabsarzt Preles in eontumatiam zu je zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Bankier Wallenberg neutrales Mitglied des Sachlieferuugsausschusses. A W Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 20. November. Nach einer amtlichen Mitteilung der Reparationskommission ist Markus Wallenberg von der Cus- lila-Banl in Stockholm im Einverständnis mit den alliierten und deutschen Mitgliedern des gemischten Sachlieferungsausschusses zum neutralen Mitglied ernannt worden. Wallenberg hat die Ernennung angenommen. D'e Ernenmurg Wallenbergs, der sich zurzeit in Paris aufhält, ermöglicht die sofortige Wiederaufnahme der Verhandlungen. Die Opiumkonferenz — Deutschland im Arbeitsausschuß Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Genf, 20. November. In der gestrigen Nachmittagssitzung der Opiumkonferenz wurde ein Arbeitsausschuß gebildet, der aus 11 Mitgliedern besteht. Auch Deutschland war unter den Ge wählten. Es erhielt von 3S abgegebenen Stimmen 27. der Provinz Hessen-Nassau übermittele ich namens des Reiches herzliche Grüße und die Versicherung dankbarer Anerkennung für mannhaftes Ausharren in der schweren Zeit der Fremd herrschaft. * Reichskanzler Marx hat an den Oberbürgermeister von Darmstadt folgendes Telegramm gerichtet: „Der Verwal tung und der Bevölkerung von Darmstadt spreche ich aus Anlaß der jüngsten Räumung durch die Besatzungstruppen herzlichsten Glückwunsch aus. Mögen die daraus erwachsenden Erleichte rungen für Wirtschaft und Verkehr sich zum Vorteil aller Volls- kreise auswirken." Oie Arbeit -er Deutschen Nothilse. Verteilung von 700 000 Goldmark. Der Reichsarbeitsausschuß der Deutschen Nothilfe trat in Berlin zu einer Sitzung zusammen. Er war in der Lage einen Betrag von über 700 000 Goldmark zu verteilen. Den Notstandsgebieten im unbesetzten Deutschland wurden aus den Erträgnissen der Wohlfahrtsbriesmarke 120 000 Mark zur Ergänzung der öffentlichen Mittel für die Wohlfahrts pflege überwiesen. Den besetzten Landesteilen wurden 100 000 Mark zugeteilt. Die vom Hochwasser betroffenen Länder erhielten 200 000 Mark, die der Reichspräsident zur Eröffnung der neuen Sammlung für die Hochwassergebiete gespendet hat. Zur Fürsorge für die noch jn französisch-bel gischen Eesängnissen befindlichen deutschen Gefangenen und deren Angehörige wurden 20 000 Mark bereitgestellt. Zur Ergänzung der staatlichen Fürsorge sür die Ausge wiesenen wurde ein Betrag von 290 000 Mark bewilligt, Keine MmnW der Kölner Zone gU lö. Januar. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 20. November. Der diplomatische Korrespon dent des „Daily Telegraph" erklärt, daß für die erste Hälfte de» Monats Dezember kaum eine Entscheidung darüber erwartet wer den könne, ob sich die Räumung der Kölner Zone schon am 10. Januar 1925 vollziehen würde. Aber man entnimmt au» gewissen Anzeichen, daß ein Kompromiß Zustandekommen könnte, wonach die Besetzung solange verlängert wird, bis die Räumung der Ruhr durch die französischen mrd belgischen Truppen er folgt ist. Frankreichs Abrüstung. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 20. November. Nach einer Havasmeldung wer den demnächst sechs neue französische Torpedoboote von je 140S Tonnen vom Stapel laufen. Eine RechtsertigW des „Sem". Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 20. November. Oevre rechtfertigt gegenüber de» Borwürfen und Kritiken eines Teiles der Pariser Presse die Ver öffentlichung der Auszüge aus dem Tagebuch George Louis. Der Zweck dieser Ausführungen, betont das Blatt, bestehe darin, zu der Geschichte des Kriegsausbruches noch einiges Aktemnaterial hinzuzufügen und zum Gegenstand einer allgemeinen Erörterung zu machen. Der deutschen Propaganda müsse der Grund zu der Behauptung genommen werden, daß Frankreich sich jeder Klä rung der Kriegsschuldftage widersetze. Im übrigen müsse man den Eindruck zerstören, daß Frankreich blindlings hinter Poiu- cars stehe. Damit würde den Deutjchnationalen gleichzeitig eine wertvolle Handhabe für die Propaganda entzogen. Mexiko gegen kngianä. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyork, 20. November. Die mexikanische Regierung beantwortet Englands Unterlassung der Anerkennung Mexiko» mit der Anweisung, sämtliche mexikanische Konsulate in de» eng lischen Dominions zu schließen. Kabinettskrise in Portugal. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 20. November. Nach einer Meldung aus Lissa bon ist das portugiesische Kabinett gestern mit 43 gegen 46 Stim men in die Minderheit versetzt worden. Es reichte nach Beendi gung der Sitzung seinen Rücktritt ein. General Serrano gefallen. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 20. November. Nach einer offiziellen spanische» Meldung ist der General Serrano in Marokko durch eine ver irrte Kugel tödlich getroffen worden. der durch eine Lotterie aufgebracht wird. Weitere für ve« Winter dringend benötigte Mittel zur Linderung der Not soll die im Dezember im ganzen Deutschen Reich stattfindende Opserwoche der Deutschen Nothilfe auf bringen. Gewerbe- und Kaufmannsgerichie. Umwandlung nach den neuen Verordnungen. Von den kommunalen Aufsichtsbehörden werden gegen wärtig die Stadtverwaltungen ausgesorden mit möglichster Be schleunigung durch Gemeindebeschluß die Ottsstatuien sür das Gewerbe- und Kansmannsgericht den neuen Verordnungen an zupassen, die den Aukgabenkreis der Gewerbe- und Kausmanns gerichte verändert haben. Die wichtigsten Änderungen sind d>t- durch bedingt, daß die Gewerbe- und Kausmannsgerichte nach der Reichsverordnung über das Schlichtungswesen die Stellung der Arbeitsgerichte einnehmen, bis diese durch das ge plante neue Gesetz allgemein errichtet worden sind. Als Arbeits gerichte haben die Gewerbe- und Kausmannsgerichte auch Streitigkeiten aus dem Betriebsrätegesetz, aus der Land arbeiterordnung, dem Reichsversorgungsgesetz usw. zu entschei den. Durch diese Umwandlung der Gewerbe- und Kausmanns gerichte hat sich auch der Kreis der Wahlberechtigten bei den Beisitzerwahlen erweitert. Auch die landwinschastlichen Arbeiter, die Hausangestellten, die Betriebsbeamten und Haud- lungsgehilsen mit mehr als 5000 Mark Jahresgehalt erhalten nunmehr das Wahlrecht zu den Gewerbegerichten. Es wird I vorgcschlaaen, daß unter den aus den Vorschlagslisten für die > Leisitzerwaylen ausgesührten Personen eine vestimmte Zahi selche i süsd, sür die das Gewerbe- und Kausmannsgericht tediguch als Arbeitsgericht in Frage kommt.