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Dienstag, 1. Januar 1924 Wilsdruff-Dresden Nr. 1 - 83. Jahrgang L Neujahr 1923/24. was Leutsch ist in uns und um uns, Lie Gemüter ihrer Leser aufrichten helfen. Sie soll, über Ler Klein- und Mittelstadt zeitung stehend, diese ergänzen in Ler Pflege des Heimat gedankens. Sie soll durch inniges Verbinden mit dem Empfin den ihres Leserstammes, den « e zu einer Leser gemeinde einen wird, die Großstadtzeitung ersetzen. Immer unter Wah rung und Pflege Ler Interessen und Ziele der drei großen Lesergruppen, für die sie bestimmt: Landwirsschaft, Bürgertum und Beamte. Wer diese Wege mit ihr zu gehen gewillt ist, fei Prosit Deujakr! Es haucht die letzten Züge Nun aus das alte Jahr. O, daß das neue uns trüge Aus Not ganz und Gefahr! Blieb uns nach all dem Trüben Manch Streben unerfüllt, Ist nur ein Traum geblieben So manches Zukunftsbild, — Ward schon im Keim zertrümmert So mancher Sehnsuchtswunsch — Trinkt dennoch unbekümmert Froh den Siloesterpunsch! Und singet Scheidelieder Bekommenem Miß""schick. Und traut der Zukunft wieder, Glaubt an zukünftiges Glück! Mit stumpfem Mystizismus Isis nimmer gut bestellt. Gesunder Optimismus Hält und beseelt die Well! Des scheidenden Jahres Bahre Begrabe alten Schmerz. Bringt dar dem neuen Jahre Ein hoffnungsfrohes Herz. Laßt ruhn vergangene Sorgen Für heute und immerdar. Glaubt an den neuen Morgen Und an ein gutes Jahr! Unserr c-mMMasl na» kinkübrung ilrr ftenttnmack. Von Curt Böhme, Rittergutspächter in Klipphausen. Der 15. November 1923 ist ein Wendepunkt in Ler Ge schichte Les Wirtschaftslebens unseres deutschen Volkes. Die Rcntenmark, deren geistiger Urheber der vielgeschmähte deutsch» nationale Abgeordnete Helfferich war, die, nicht gestützt Lurch einen unfähigen Staatsapparat, sondern Lurch die deusslbe Wirt schaft unter Führung der bedeutendsten Köpfe von Industrie und Landwirtschaft, hat uns endlich Verhältnisse gebracht, Lie uns aufatmcn lassen. Wie ein böser Traum erscheinen uns jetzt jene Oktober- und Novemberlage mit den sich fast stündlich ändernden Preisen, mit der Flucht vor Lem, was man noch mit „Geld" bezeichnete und was doch nur mehr oder minder schlecht be druckte Papierzettel waren. Nunmehr sind wir endlich zu stabileren Verhältnissen zurück- gekehrt. Und dies Ereignis ist von so ausschlaggebender Be deutung für Len Wiederaufbau unseres Wirtschafts- und Staats lebens, daß die weiteren Konsequenzen sofort gezogen werden müssen. Mit überzeugender Wucht ist es jedem Lenkenden Deutschen klar gemacht worden: Ler Staat, oder Lessen Verkörperung, das Parlament, ein Konglomerat von politischen Parteien, in Lem Lie Sozialdemokratie, die nur ihren Parteidogmen nachträumt, den Hauptbestandteil bildet, ist z. Z. nicht fähig, eine Besserung des Wirtschaftslöbens herbeizuführen. Von den einzelnen pro duktiven Wirtschaftszweigen, insbesondere von Landwirtschaft, Gewerbe, Industrie und vor allem auch von einer vorurteilslosen, wirtschaftlich und national denkenden Arbeiterschaft muß Lie Gesundung ausgehen. Diese müssen die Führung übernehmen! Diese Erkenntnis dringt allmählich in alle Kreise der Bevöl kerung, Widerstände leisten nur noch jene Gebilde, die eine ! />« V'rrinqeruna PneLuksi-i tragen -int" deren Glieder fürchten, daß sie wieder einem produktiven und Labei arbeitsreicherem Berufe zugeführt werden. Die Haupt übeltäter, die Kriegsgefellschaften, sind zwar erledigt, aber noch haben wir Ueberwachungs- und Preisprüsungsstellen sowie ähn liche Kuriosa, in Lenen der Damenschneider die Produktionskosten Les Ochsenfleischers kontrolliert und der Markthelfer glaubt, be rechnen zu können, wie hoch ein Liter Milch verkauft werden darf usw. Man könnte darüber lachen, wenns nicht so traurig wäre. Doch unsere Landwirsschaft wird über solche kleine Hemm nisse zur Tagesordnung, übergehen. Die Landwirtschaft ist sich dessen bewußt, daß sie nicht um ihrer selbst willen ihren Berus betreibt, sondern die hohe Aufgabe hat, Ernährerin des Volkes zu sein. Um Liesen Verpflichtungen aber nach kommen zu können, bedarf sie nicht nur voller Freiheit, sondern auch des Verständnisses und der Mithisse aller anderen Devöl- kerungsschichten. Immer und immer wieder ist Ler Landwirtschaft während und nach Lem Kriege zu Unrecht der Vorwurf gemacht worden, daß sie an Ler Teuerung schuld sei. Tatsache ist, Laß Lie Land wirtschaft während des Krieges nicht in der Lage war, unser Volk so zu ernähren, wie es zu leben gewohnt war. Und wenn gleich unsere deutsche Landwirtschaft in der ganzen Welt an Intensität nur noch durch einige kleine Länder übertroffen wurde, so hatte sie doch nicht den Grad höchster Produktionserzeugung erreicht, der zur vollkommenen Erfüllung ihrer Aufgabe nötig war. Schuld daran trug, daß ihr in der Vorkriegszeit nicht der Schutz und die Hilfsmittel zuteil wurden, die sie haben mußte, um zu höchster Produktionssähigkeit zu gelangen. Der Haupt- schaden, der Ler Landwirtschaft damals zugefügt wurde, war, daß sie mit ausländischen Futtermitteln überschwemmt, und daß damit Lie inländische Futtererzeugung, ein Hauptbetriebszweig unserer Landwirtschaft, unrentabel und damit exlensivierl wurde. Da sie aber nun vor Lem Kriege auch noch einen großen Teil Ler Düngemittel, insbesondere Ler stickstoffhaltigen, einführen mußte, konnte die zollfreie Einfuhr von Futtermitteln deshalb mit einem Schein des Rechts motiviert werden, daß sie ja ohne ge nügend eigene Düngemittel einer stärkeren Intensivierung des Futterbaues nicht mehr fähig wäre. Jetzt liegen die Verhältnisse anders. Durch eigene große Stickstoffwerke wird mehr erzeugt, als die Landwirtschaft zur Zeit — aus wirtschaftlichen Gründen — abzunehmen in der Lage ist. Mit Hilfe Lieser erhöhten Stickstoff- produltion im Inlands ist sie aber nun in die Lage verseht, neben genügender Körnerproduktion genügend Futtermittel für eine starke Viehhaltung zu erzeugen. Voraussetzung dazu ist aber, daß die Preise für Lie Bedürfnisse der Landwirtschaft in Einklang stehen mit den Preisen, Lie sie für ihre Erzeugnisse erhält. Z u r Z e i 1 st e k e n d ie,P r e i se f a st a l l e r land wirtschaftlichen Erzeugnisse unter Friedens preis. Für Getreide werden nur 75—80 Proz. des Vor kriegspreises gezahlt! Deshalb ist Lie Forderung Ler Landwirt schaft, Laß auch Lie Preise für Düngemittel, Kohlen, Eisen, Maschinen usw. herabgesetzt werden, voll berechtigt und es ist zu erwarten, daß alle anderen Berufskreise Liese Forderung unterstützen, und daß sie erkennen, daß Lie Landwirtschaft, wenn ihr diese Unter stützuna versagt wird, em-w schweren Krisis entgegen gehl, die wiederum zu einer Ertensivierung und damit letzten Endes zu Paul Frenzel. uns als Leser und Mitarbeiter willkommen. Den Wanderstab, Len ihr Vorläufer, das „Wilsdruffer Tageblatt", aus der Hand gelegt, nimmt die „Sachsen-Zeitung", ihr Wcgziel fest im Auge, in vollem Vertrauen auf das innige Verständnis aller Lerer, Lenen sie zu Gesicht kommt, in ihre Hand. Sie wird — Ver trauen gegen Vertrauen — nicht enttäuschen. Bevor Lie Silvesterglocken das neue Jahr einläuten, wird Liese erste Nummer Ler „Sachsen-Zeitung" ihre Fahrt in Lie HänLe von tausenden von Lesern weit und breit begonnen haben. Wir und alle, Lie an ihr mitwirken, bitten, ihr einen freudigen Empfang zu bereiten. Die „Sachsen-Zeitung" erstrebt das Zusammenwirken von Stadt und Land zum Wohle Aller. Sie wird deutsch sein, ohne in irgendwelches Extrem zu ver fallen. Sie stützt sich auf die Aufmunterung, die ihr von her vorragenden und bekannten Vertretern von Landwirtschaft, Bürger- und Beamtentum zuteil geworden ist. Froh grüßenwirdlch,Iahr 1924! Dein Vor gänger ging fast zur Rüste, ehe er es vermochte, den Glauben an ein Wiedererstarken des Deutschtums in unsere Herzen einzu pflanzen. Nun es geschehen, nun wir gesehen, daß mit dem Abebben der uns fast verschlungenen Papierflut die Hoffnung auf stabilere Verhältnisse in uns Wurzeln zu schlügen beginnt, steigen auch wir — „trotz Wogendrang und Wettern kühn wie Cäsar in den Kahn!" keil wr»r „Sachsen-8tttung.0»Iag MS LchnMeimng Wilsdruff-Dresden. Vie „ZaAsen-Leitung" an idre vereinten Leser. „Trau dem Glücke, trau Len Göttern, Steig' trotz Wogendrang und Wettern Kühn wie Cäsar in den Kahn!" Mit diesem Leitmotiv tritt die „S a chf e n - Z e i t u n g" das Erbe an, Las ihr zugefallen. Aber nicht nur Lem Glücke trauen wir, -auch nicht nur den Göttern. Unser Vertrauen stützt sich auf mehr noch: auf Lie freudige Aufnahme, Lie der „Sachsen-Zeitung" aus allen Gegenden, Lie sie als ihr Ver breitungsgebiet besitzt und sich hinzugewinnen will, — auf Lie WenLe Ler Zeit, Lie Las zermürbte und geknechtete deutsche Vaterland nach fast zehn Jahren des Darniederliegens zu neuen HöhenpfaLen hinaufgeleiten wird, — und auf unsere von ehr- sichem Wollen getragene und auf ein wenig Können sich auf bauende eigene Kraft. Wenn diese drei Vertrauens-Eckpfeiler beisammcnstehen und zusammenhalten, bann soll und kann es am Gelingen nicht fehlen. Als „S a chs en - Z e it u ng", Nationales Tage blatt für Landwirtschaft, Bürgertum und Beamte steigt — dem Pböbus gleich — aus der kaum ver glommenen Asche des „Wilsdruffer Tageblattes" eine neue Tageszeitung hervor. Eine Zeitung, Lie ihren Lesern in Stadt und Land Las bieten und fein wird, was Liese seit Jahren schon entbehren mußten. Mit Ler hier vorliegenden ersten Nummer glaubt sie, der schon ausgesprochenen Hoffnung aus freudige Alssnahm - innerhalb Les Verdreitungsachietes, La; sie sich er koren, Lie Berechtigung zu solcher verbinden zu dürfen. Sie will von dieser Nummer ab wie in allen ihr folgenden zeigen, Loß sie mit festen Schritten aus dem Rahmen der Blätter heraustritt, die — von wenigen Ausnahmen abgesehen — bis lang vergeblich sich bemühten, dem immer mehr gewachsenen Lesebedürsnis Rechnung zu tragen. Sie will der Heimatzeitung, wie sie sich in allen mittleren und kleineren Städten ihrer Leserschaft Larbietet, die Existenzberechtigung nicht nur nicht ab sprechen, sondern Liese erst recht bejahen. Sie will nicht Sturm laufen gegen die politisch und wirtschaftlich führende Großstadt- »eitung. Was die „Sachsen-Zeitung" will, Las ist: die Mittel linie einnehmen und halten zwischen diesen beiden voneinander so unendlich verschiedenen Presseorganen! Weder gegen die eine noch gegen Lie andere will sie ihr Ziel richten, — nein, verbinden will die „Sachsen-Zeitung", verbinden La, wo die Interessensphären so unendlich weit voneinander getrennt geblieben sind. Verbinden im Interesse der großen Gemeinde von Zeitungslesern, denen die Heimatzeitung nicht genügt, Lie Großstadtzeitung aber — sagen wir es frei heraus — zu viel des Ueber-Guten bot! Des „Ueber-Guten"? — Jawohl! Die führende Eroßstadtzeitung vermag es nicht, Len Interessen von Landwirtschaft, Bürgertum und Beamten so zu Lienen, wie es jede einzelne Gruppe dieser drei zu erwarten berechtigt ist. Sie ist neben ihren mehr ins Große gehenden politischen und wirt schaftlichen Pflichten viel zu sehr an das gekettet, was ihr Domizil, eben die Großstadt, an Anforderungen aller Art an sie stellt. Es bleibt Ler Großstadtzeitung für die anders gearteten Belange Les Landes, der Klein- und Mittelstadt, nicht das übrig, was sie jenen schuldig, wenn sie einen großen Leserkr-sss aus Liesen Gebieten zu sich heranziehen und sich dauernd er halten will. Die Klein- und Mittelstadtzeitung dagegen verliert an Bedeutung mit jedem Kilometer, um Len ihr Leser von ihrem Verlagsort mehr abseits wohnt. In Liese Bresche, die fick als eine ganz natürlich» jedem offenbart, dem sie als solche vor Augen geführt wird, svll Lie „Sachsen-Zeitung" treten! Daß Liese große Kluft gähnt, wird jedermann ein leuchten. Zu ihrer Ueberbrückung ward die „Sachsen-Zeitung" ins Leben gerufen. Sie wird diese Kluft überbrücken. Nicht die Welt soll ihr Feld sein. Das gesamte mittlere Sachsen aber in erster Linie und Lie sächsische OLerlausitz hat sie sich als Las Gebiet ausersehen, innerhalb welchem sie alle Leser zu sich heranziehen will, die, deutsch gesinnt, Ler Landwirtschaft, Lem Bürger- und Beamtentum zugehören, einer solchen Zei tung bedürfen. Die „Sachsen-Zeitung" soll, wie schon ihr Titel andeutet, Lie Zeitung aus und für Sachsen sein. Sie soll durch eine rechtsgerichtete, lebensbejahende, an Sachsens und Deutsch lands Wiedererhebung tatkräftig mitarbeitenbe Betonung Lessen, > Gegründet 1841 «le Sachsen-Zeitung enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen u. a. SMona/eL VaM/akk M Fanö- »te.eachsen.Zeituna- erscheint »«glich nachmittags !i Uhr sür den folgenden Tag. Derugsp^s: Bei »en «achäftsftellen und Ausgabestellen 2,so Mark im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2.7p d" Postdes^llung LWL-L «M-.SK 8m Falle höherer Gewalt. Krieg oder pnstiger Betriedsftörungen ha« der Bezieher deinen Anspruch °ul Ltctcrung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto d«.n egt. Anzeigenpr^-: Lie 8 gespaltene Raumzeile MSoldpsennig, die 2 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen SO Gold» psennig, die u gespaltene Sieklamezeile im textlichen Teile der Zeitung IO« Doldpsennig. Nachweisungsgebühr 20 Gold pfennig. Dorgefchriedcne Er- rV« /L schcinungstagc und Plahoor- schriften werden nach Möglich- A'S/'/k/'L// K/M N/'. o keil berücksichtigt. Anzeigen annahme dio vormittags 10 Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlisch«, wenn der Belrag durch Klage eingezogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. 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