Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, W« »Wilidruffer ra^dlott» «schrtn« an all kn Weltlagen nachmittag» S Uhr. Bezugaprei»: Bei Abholung in" »ar DeschLfl,stelle und den «u»,abeftelleu 2 BM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,3V RM„ bei PostdefteUung » «M. zuzüglich «dtrag. . gebühr. Einzelnummern »«pfg.AllePost-uftalten Wochenolall für Wilsdruff uümgkffend Postboten und unsere«us. trügerund <SeschSft»stellen — l — nehmen zu jeder Zeit Be. staüuugen entgegen. Im Falle dbhcrrr Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriediftörungen besteh! kein Anspruch aus Lieserun, dar Zeitung oder Kürzung de» Bezug»pretse». — Rücksendung «ingesaudter Lchriststücke ersolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 2V Rpfg., die 4 gespaltene Feile der amtlichen Bekanntmachungen 46Reichr- pfeunig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebuhr 20 Reich »Pfennige. Ha?* wndm^^^sgaWt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 dnn-tsichi?«°?°A^ annahmebisvorm.lOUHr. ' ' — ' Für die Richtigkeit der durch Fernruf üdermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. IederRabattanspru ch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden mutz oderderAuitraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr 226. — 87 Jahrgang Telegr Adr: »Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 264e Mittwoch, den 26 September 1928 „Arbeitöfn'e-en." England ist das Geburtsland des kapitalistischen Wirt schaftssystems. Ist auch das Geburtsland des Sozialis mus in Theorie und Praxis; dort entstanden die Arbeiter- gewerkschaften, trat nach außen hin wohl am deutlichsten der Gegensatz zwischen „Kapital und Arbeit«, zwischen Unternehmer und Arbeiter zutage. Und wieder ist es England, wo in diesem Gegensatz eine neue Phase heraufzieht. Vor kurzem fand ein Kongreß der englischen Gewerkschaften statt und dort brach der aus dem Bergarbeiterstreik von 1926 bekannte Führer der radikalen Richtung, Cook, nicht bloß physisch zusammen, — auch diese Richtung, die den unbedingten Kampf gegen das Unternehmertum von den alten sozialistischen Gedanken gängen aus predigt, unterlag und brach zusammen. Nicht bloß, daß jede Verbindung mit den sowjetrussischen Ge werkschaften abgelehnt wurde, — darüber hinaus nahm der Kongreß die Vorschläge an, die ihm sein Präsident Ben Turner vorlegte und die auf eine enge sozial-, lohn-, tarif-, aber auch wirtschaftspolitische Zusammenarbeit von „Kapital und Arbeit«, von Vertretern der Unternehmer organisationen nnd der Gewerkschaften abzielen. Ähnliches war 1918 — unter dem Druck des Krieges — auch in Deutschland eingeleitet und grundsätzlich ange nommen, aber bald wieder zersprengt worden; die Zeit, da Sünnes und Legien, der Führer der deutschen Freien Gewerkschaften, zusammen am Verhandlungstisch saßen, ging bald vorbei, als Inflation und außenpolitische Schwierigkeiten auch die wirtschaftlichen Gegen sätze zu unerhörter Schärfe zuspitzten. In Eng land aber gab der große Bergarbeiterstreik 1926 den Lehr meister ab für beide Setten. Denn nicht etwa bloß der unter legenen Arbeiterschaft waren Wunden geschlagen, die sich auch heute noch nicht ganz geschlossen haben; nicht min der liefe Wunden trafen die Wirtschaft, trafen das Unter nehmertum. Seitdem besteht die Wirtschaftskrise in Eng land, die seinen besten Kräften so viel Schmerzen macht; was bisher zu ihrer Bekämpfung geschah, blieb ohne größeren Erfolg. Sir Alfred Mond, jetzt Lord Keilchett, war es, der Vor Jahresfrist den Gedanken einer Zusammenarbeit, einer „Arbeitsgemeinschaft«, wie wir dies 1918 in Deutschland nannten, an die Gewerkschaften herantrng; ihr Kongreß nahm jetzt diese Vorschläge, die inzwischen durch einen ge meinsamen Ausschuß ausgearbettel waren, mit großer Mehrheit an. Als Ziel steht dabei im Vordergrund die energische Förderung der englischen Wirtschaft, der Wille, sie wieder zum Siege zu führen im Konkur- renzkampfausdemWeltmarkt, und damit, also davon abhängig: Hebung der Lebenshaltung d e s e n g l i s ch e n A r b e i t e r s. So ist der wirtschafts politische Teil des Programms natürlich ein viel aus gedehnterer als der sozialpolitische, dessen Durchführung die Erstarkung des englischen Wirtschaftslebens zur Vor aussetzung hat. Daß dabei gerade in der englischen Industrie die Frage der Betriebsrationalisie- rung die brennendste ist, Weitz man ja, und die Gewerk schaften erklären es für unvermeidlich, daß die Arbeiter schaft persönlich vielfach die Kosten dabei zn tragen habe; man will aber in Zusammenarbeit mit dem Unternehmer tum alles tun, um diese Schädigungen auf ein Mindest maß zu beschränken. Die ganze Zusammenarbeit gipfelt im paritätisch zu sammengesetzten Nationalen Jndustrierat, der neben den theoretischen und praktischen Verhandlungen über In dustrie und industriellen Fortschritt besonders die Ver mittler- oder Schiedsgerichtstätigkett im Falle drohender Arbeitskonflikte zur Aufgabe hat. Immer wieder wird betont, daß jeder irgendwie geartete, vor allem jeder staat liche Zwang bei diesem schiedsrichterlichen Verfahren aus geschlossen bleibt; ein Wahlausschuß des Jndustrisrates bestimmt auf Ersuchen einer der beiden beteiligten Seiten einen solchen Schiedshof. Und man verpflichtet sich, nicht eher zum Mittel des Streiks oder der Aus sperrung zu greifen, als bis dieser Schiedshof ge sprochen hat. Denn mit seinem Bericht, der veröffentlicht Wird, fällt die ganze Wucht der Verantwortung vor der Öffentlichkeit aus die Schultern der einen oder der andern Partei — nnd diese Last kann untragbar werden, wie es schon mancher Arbeitskampf in England bewies. Aur Deiitschland ist diese neueste Entwicklung des Verhältnisses zwischen „Kapital und Arbeit« in Eng land vor allem deswegen von Interesse — ganz ab gesehen von den wirtschaftlichen Folgen eines solchen Arbcitsfr redens—, weil das Reichsarbeits- ministerium für Anfang Oktober eine Besprechung über die Reform des Schlichtungs- und Schieds gerichtsverfahrens veranstalten will und hierzu die Vertreter der Arbeitgeber- wie der Arbeitnehmer organisationen eingeladen hat. Auf diese Verhandlung wird die englische Einigung — bei der der Staat nicht mitwirkte, die ganz freiwillig erfolgte — zweifellos einen bedeutsamen Einfluß ausüben und zum mindesten die Debatte, ob Zwangsmittel beim Schlichtungsverfahren »d« nicht, in Fluß' bringen. Vie Nbrüllung wirck verlckleppt Bernstorffs Anklage in Genf. Deutschlands Stimmenthaltung. Die Völkerbundtagung in Genf neigt sich dem Ende zu, Aber wir in Deutschland könen kaum mit Befriedigung aus die abgeschloffenen Beratungen zurückfehen. Die Hoffnungen find ziemlich enttäuscht worden und man mutz heute bezweifeln, datz hinter den mit so grotzem Aplomb in die Welt gesetzten Abrüstungsverkündigungen irgendein ernstlicher Wille zu finden war. Das kam auch deutlich in der Rede zum Ausdruck, die der deutsche Vertreter in Genf, Graf Bernstorff, am Dienstag hielt und in der er deutlich genug sagte, datz alle Vorschläge Deutschlands zu ernst hafter Abrüstung an der lauen Haltung der übrigen Mächte gescheitert seien. Man wird nach Hause gehen mit leeren Taschen, und wenn nachher die Herren in Paris und London noch so viel des Rühmens machen von ihren Bemühungen um den Frieden, so wird es nicht mehr sein als ein Säuseln des Windes, das man ohne Beachtung vorbeiziehen läßt, es hat nichts zu bedeuten. Diese Überzeugung scheut man sich sogar nicht, in Paris selbst ganz offen auszusprechen. Denn Pariser Blätter erklären, alle Abrüstungs bemühungen seien zur Nutzlosigkeit und Erfolglosigkeit verurteilt, solange Amerika, die größte Seemacht, und Ruß land. die grösste Landmacht, sich nicht daran beteiligen. Die Abrüstung werde über den toten Punkt nicht hinweg- kommen. Die Müßigkeit solcher Einwendungen ist natürlich so fort. auf den ersten Blick zu erkennen, wenn man dabei be denkt, datz Frankreich durch seine geheimen Flottenab- machungen mit England Amerika gleichsam zwingt, sich mißtrauisch zurückzuziehen. Graf Bernstorff sagte in derVölkerbundversammlung, nachdem der tschecho slowakische Außenminister die wesenlose Resolution zur Abrüstungsfrage bekanntgegeben hatte, die deutsche Dele ¬ gation yave oen Standpunkt der anderen Delegationen nicht verstehen können und sich von der Stichhaltigkeit der Einwendungen gegen den doch einfachen Vorschlag Deutsch lands. nun endlich einen b e st i m m r e u T e r m i n für die Abrüstungskonferenz anzusetzen, nicht überzeugen können. Das schleppende Tempo der Genfer Verhandlungen finde eben keine Erklärung. Deutschland sei entwaffnet. Seine 100 000 Mann Reichswehr und die geradezu unbedeutende Flotte könnten nicht als militärischer Machtfaktor dar gestellt werden, wie es Wohl geschehe. Nur mit Bitterkeit könne man es in Deutschland empfinden, wenn seine Bemühungen verkannt würden, wenn man sogar so weit gehe, Deutschland die verschwin dend kleine Wehrmacht vorzuwerfen. Heute sehe cs aus, als ob mau die weitere Behandlung der Abrüstungsfragc in erster Linie diplomatischen Verhandlungen überlasten wolle. Warum gehe man nicht daran, endlich fest um- riffcnc Grundsätze aufzustcllen? So entstehe der Eindruck, als ob der Völkerbund seiner dringlichsten Aufgabe gegenüber untätig die Hände in den Schoß lege. Die deutsche Delegation werde nicht gegen die Resolution in ihrer jetzigen Form stimmen, aber sie werde sich der Stimme enthalten, da sie diese Resolution für nutzlos ansehe. England und Frankreich zur Abrüstung. Für England erklärte in der Dienstagsvölkerbund- Versammlung Locker-Lampson, daß die britische Delegation nicht der Meinung sei, der Vorbereitende Ab rüstungsausschuß könne ohne vorhergehende entscheidende Einigung über die bestehenden Meinungsverschieden heiten einberufen werden. Die englischen Vertreter wür den aber loyal Mitarbeiten und hätten den Wunsch, die I allgemeine Friedensarbeit nicht zu behindern. Paul- Bon c o u r - Frankreich führte aus, es handele sich nicht um eine Frage zwischen Frankreich und Deutschland, son dern um ein Problem, das weit darüber hinausgeht. Es solle kein Vorwand für Nichtabrüstung geschaffen werden, die allgemeine Abrüstung sei aber heute nock verfrüht und könne nur etappenweise bewältigt werden. Das GraWgM „DesWand" verbrämt Passagiere und Besatzung gereitet. Arnsberg, 25. September. Heute mittag unternahm hier ein Verkehrsflugzeug der Deutschen Lufthansa, bas sich auf der Fahrt nach Berlin befand, eine Zwischenlandung wegen Motorschadens. Als die Paffagiere und die Bordbesatzung das Flugzeug verlaffen hatten, ging dieses in Flammen aus und ver brannte vollständig. Wie die Deutsche Lufthansa auf Anfrage mitteilt, konnte die Ursache des Brandes, durch den das Großflugzeug „Deutsch land" zerstört wurde, nicht mehr festgestellt werden, da der Appa rat vollkommen vernichtet ist. Man vermutet, daß beim Aussetzen auf den Boden ein Benzinzuleitungsrohr gebrochen ist. Von den acht Paffagieren, die sich vor Ausbruch des Brandes rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten- waren vier Ausländer. l Das EPluir des SatersMmgMsWsses jür die Mer-ck Sei der ReWdM. Berlin, 25. September. Der Arbeitsausschuß zur Un tersuchung der Betriebssicherheit der Deutschen Reichsbahn hat seine Tätigkeit beendet und teilt folgendes mit: „Die Betriebssicherheit bei der Deutschen Reichsbahn er scheint nach dem Gesamtergebnis der UntersuchuEn des Aus schusses in einem Maße gewährleistet, wie es billigerweise von einem öffentlichen Verkehrsunlernehmsn verlangt werden kann. Die Voraussetzungen, von denen die Neichsbahngesellschaft aus geht, um eine sichere Betriebssührung zu erzielen, entsprechen den aus dem Gebiete des Eisenbahnbaues und Betriebsdienstes herr schenden neuzeitlichen Anschauungen. Die Mittel, die sie zur Er füllung dieser Voraussetzungen anwsndet, sind richtig gewählt, auch dann, wenn sie in manchen Einzelheiten verbesserungsbe dürftig sind. Der Ausschuß muß dabei ganz allgemein anerkennen, daß die Reichsbahngejellschast trotz der schwierigen Verhältnisse in der Nachkriegszeit sehr große Auswendungen gemacht hat, um in erster Linie ihren technischen Apparat in betriebssicherem Zu stand zu erhalten. Von einem Systemsehler in der Betriebsfüh- rung, der eine akute Betriebsgefahr in sich schließen könnte, kann daher allgemein nicht gesprochen werden. Am auch für die Zukunft die Betriebssicherheit in weitgehendem Maße zu gewähr leisten, hat der Ausschuß in einer Denkschrift, die dem Herrn Reichsverkehrsminister überreicht wird, Anregungen gegeben." künstlicher Rebei im Mde-ÄMMMöver. Auch Parlamentarier sind dabei. Im weiteren Verlauf des großen Manövers in Mittelschlesien kam es aus dem Aordslügel der beiden Parteien zu einem Begegnungsgefecht einer Aufklärungs abteilung der roten zweiten Kavalleriedivision mit der von Penzig vormarschierenden blauen Nordgruppe. Dieses Gefecht sand bei Langenau statt. In den ersten Nachmittagsstunden trat dann eine Kampfpause ein, während der die Truppen verpflegt wurden, über den Verlauf der Kämpfe, die am Vormittag stattgefunden hatten, fand im Beisein des Reichspräsidenten eine kurzc Besprechung statt. Der Reichspräsident, der vom Stift Joachimftcin über Görlitz kommend auf dem Manöverfclde cingctroffen war, wohnte dem größten Teil der übunaen in der Geacnd von Reichspräsident von Hindenburg im Manövergcliinve.