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2 x ^ Q0L- <7- O^v S T^§' ZZ.s> 3-8. A^» 5'F-B U" L °k- Freitag, de« 3 August 1928 Rr 180. — 87. Jahrgang Mk GBene Mmllk str JeWlmd Bisherige Erfolge der einzelnen Länder. 1. Preise 2. Preise 3. Preise Punkte Es k!.W Amerika Finnland Deutschland Schweden England Kanada Frankreich anderen Franzosen, die von Deutschland und deutschem Wesen nicht die geringste Ahnung haben. Und die glauben, daß es so etwas wie Kultur überhaupt kaum jenseits der französischen Grenzen gibt, am allerwenigsten jenseits der Ostgrenze. Eine ganz besondere Note noch hat dieser Minister besuch in Köln. Wenige Tage erst ist es her, daß wegen des französischen Auslieferungsbegehrens die Wogen der Erregung in Deutschland hoch gingen und in folgedessen sehr viel Ql amtlicher Beruhigung notwendig war, um sie zu glätten. Herriot ist auf Grund eines Kabinettsrates nach Köln gereist; vielleicht darf man daher seine Reise als einen Ausdruck dafür auffassen, daß die Pariser Negierung hinter jene Affäre einen Schluß- Punkt gesetzt hat. Erfreulich wäre es. Dann würde Deutschland den französischen Sendboten herzlich will kommen heißen. Deutsch-rumänische Freundschaft. Wiederaufnahme der alten Beziehungen. In den letzten Tagen hat Ministerpräsident Vratianu den deutschen Geschäftsträger, Gesandtschaftsrat Dr. Kirchholtes, empfangen. Den Verhandlungsgegen- stand bildeten die schwebenden deutsch-rumänischen Streit fragen. Bratianu hat als stellvertretender Außen minister dem deutschen Geschäftsträger eine Note über reicht, in der die Hoffnung auf Wiederaufnahme der alten Vorkriegsbeziehungen zwischen Rumänien und Deutsch land ausgesprochen wird Gleichzeitig wird die deutsche Regierung von der Ernennung einer Abordnung in Kenntnis gesetzt. Diese Abordnung wird mit weitgehen den Vollmachten susgestattet werden. Die deutsche Negie- Dahinter folgen die übrigen teilnehmenden Staaten, ist als ein erfreuliches Resultat zu bezeichnen, daß Gruß an das deutsche Geistesleben. JmAuftragederfranzösischenRegierung. Der in Köln zum Besuch der „Pressa" eingetroffene französische Kultusminister Herriot mit feiner Begleitung wurde von den städtischen Behörden und von der Leitung der „Pressa" feierlich empfangen. In dem veröffentlichten Gruß Herriots an die Stadt Köln und an das deutsche Geistesleben heißt es u. a.: „Die französische Regierung hat mich beauftragt, mich als ihr Vertreter zur Internationalen Prcsieausstellung »ach Köln zu begeben. Aber ich bin auch vom Wunsche be seelt, selbst die ansehnliche Leistung, die die Stadt Köln vollbracht hat, zu würdigen. Sie wissen, daß ich ein über zeugter Anhänger des Friedens und des guten Einver nehmens zwischen unseren beiden Nationen bin, von denen jede über ihre besondere Geistesart und über alte zivilisa torische übcrlieferunaen verfüat. Als Minister des öffcnt- Der iu Deutschland weilende französische Kultusminister Herriot. stellung veranstaltete, zu der das Frankfurter Hochstift, das das Goethe-Haus in Obhut hat, eine Anzahl Stücke aus diesem Goethe-Museum sandte. Sie haben ein bißchen lange dazu gebraucht, um wieder nach Frankfurt zurückzugelangen. Bei Kriegsausbruch wanderten sie sorgfältig verpackt in den Lagerschuppen und als nun Krieg und Kriegsgeschrei einschließlich des Ruhreinbruchs lange vorbei waren, wir Deutsche infolgedessen die endliche Rückgabe der Goethe-Reliquien verlangten, da Präsentierte man uns eine große Rechnung über die Auf bewahrungskosten. Etwas ungewöhnlich, aber typifch für den französischen „Sparsamkeits"trieb. Herriot hat als Kultusminister nnd gleichzeitig als Lyoner Bürgermeister dann schnell dafür gesorgt, daß diesem Skandal ein Ende gemacht und die Ausstellungs gegenstände schleunigst kostenfrei in das Haus am Großen Hirschgraben in Frankfurt zurückgeschickt wurden. Denn er hat wirklich etwas übrig für deutsches Geistesleben und deutsche Kultur. In Wien sprach er beim dortigen Beethoven-Fest kluge, überzeugend wie überzeugt wirkende Worte über deutsche Musik. Und man darf seinem jetzigen Gruß an das deutsche Geistesleben glauben, in dem es heißt, er werde als Minister des öffentlichen Unterrichts alles daransetzen, um Deutschland und Frank reich aus kulturellem Gebiet einander näherzubringen; zwei Länder, die so viel für Wissenschaft, Literatur und Kunst geleistet hätten, müßten zusammenarbeiten, um nicht nur an dem Aufbau einer neuen Politik, sondern auch einer neuen Ethik mit Hand anzulegen. Alles, was die geistige Machtstellung Deutschlands bestätige, werde ihm Freude bereiten. . „. . . Gerade, weil ich an meinem Vaterlande mit allen Faftnr hange" — sagt Herriot, ein leider nur für einen Teil der Menschen selbstverständliches Wort! Herriot war es, der als Ministerpräsident auf der Dawes- Konferenz m London und durch sie den Gewinn des Nuhreinbruchs emstreichen konnte, nachdem die Neu wahlen 1924 Poincarö eme Niederlage bereitet, den Führer des Linksblocks, Herriot, ans den Stuhl des Ministerpräsidenten gehoben hatten. Aber er setzte es durch, daß die französischen Truppen noch ein Jahr länger tm Ruhrgebiet stehenbleiben durften, weil er erklärte, er wäre ein politisch toter Mann, wenn er ohne dieses deutsche Zugeständnis von London nach Paris zurück- kehren müßte. Er hielt es aber für notwendig im Inter esse Frankreichs. . . . . Gerade weil ich an meinem Vaterlande mit allen Fasern hänge" — mit dieser Einschränkung darf wan ihm auch glauben, daß er ein überzeugter Anhänger des Friedens und des guten Einvernehmens zwischen den beiden Nationen sei, wie es Herriot jetzt in seiner Kölner »Botschaft" lagt. Er hat offenere Augen als die meisten bisher Deutschland größere Erfolge erzielt hat als selbst England, das Mutterland des Sports. Oie Kämpfe am Donnerstag. Einen Finnen, Lorva, brachte die Entscheidung im 1500-Meter-Wettlauf als Ersten durchs Ziel. Er übertraf mit der Zeit von 3,53 noch den Nurmi-Rekord, den dieser bei den letzten Olympischen Spielen aufgestellt hatte. Ein Finne war auch der Dritte hinter dem Franzosen Ladou- megue, während Wichmann (Deutschland) erst Vierter wurde. Inzwischen haben die rüder sportlichen Wett kämpfe auf dem Kanal von Sloten begonnen. Die Regatta strecke ist wie üblich 2000 Meter lang und schnurgerade; da der Kanal aber nur 33 Meter breit ist, werden überaus zahlreiche Ausscheidungsläufe notwendig sein. Dazu treten noch Hoffnungs- und Befähignngsläufe, um einmal Geschlagenen von neuem Gelegenheit zu geben, weiter nach vorn zu kommen. Die Skuller begannen, und zwar im Einerkampf. Schon hier waren acht Vorläufe notwendig, wobei der Deutsche Flinsch unterlag; er hat aber die Möglichkeit, im Befähigungslauf sich wieder nach vorn zu arbeiten. Im Zweier ohne Steuermann ruderten Müller—Möschter, die deutschen Vertreter, im ersten Vorlauf als Sieger eine gute Zeit heraus mit 8,14; später jedoch brauchte ein englischer Doppelskuller nur 7,56. Schließlich begannen die 400-Meter-Meisterschafts-- läufe mit den Vorentscheidungen: alle vier gestarteten Deutschen, Neumann, Schmidt, Büchner und Storz, gewannen ihre Läufe überlegen. Für die Endent scheidung im Speerwerfen konnte sich der Breslauer Stoschek qualifizieren. yeranlteyen. Im Florettfechten konnten sich bei den Ein- zelkämpfen die beiden Deutschen Casmir und Ga- zerra bis zur Schlußrunde dnrchkämpfen. Auch im Damenfechten qualifizierten sich Fräulein Mayer und Fräulein Sondheim für die Endentscheidung; aber im modernen Fünfkampf verschob sich das Bild insofern, als der im Pistolenschießen siegreiche Oberleutnant Har beim 300 - Meter - Freistilschwimmen erst Fünfzehnter werden konnte, während Oberleutnant Hölter Achter und Kahl Neunter wurden. Im Freistilringen um die dritten Preise war Deutschland nicht beteiligt. Frau Radke gewinnt den 800-Meter-Lauf. Bei der Donnerstagentscheidung im 800-Meter-Lausen der Frauen siegte die deutsche Teilnehmerin Frau Lina Radke (Breslau) in neuer Weltrekordzeit von 2:16,8 vor der Japanerin Hitomi und der Schwedin Grentzel. Deutschland hat damit auf den Olympischen Spielen in Amsterdam seinen dritten Sieg feiern können. Deutschland an dritter Stelle. Die Entscheidungen in Amsterdam. Es scheint fast, als ob Deutschland in den bevor zugtesten Laufwettbewerben in Amsterdam die dritte Stelle belegt hat. Genau so wie bei dem Laufen über 100 Meter wurde bei der Entscheidung über die 200 Meter ein Deutscher, Körnig, der Dritte. In diese Endent scheidung war außerdem noch der Deutsche Schüller hineingekommen, doch vermochte er das erbitterte Ringen nicht mitzumachen, sondern gab 20 Meter vor dem Ziel den Kampf auf. Sieger blieb wie bei den 100 Metern auch jetzt wieder der Kanadier Williams, der nun Wohl als der schnellste Sprinter der Welt zu bezeichnen ist. Merdings erkämpfte er den Sieg nur mit einem ganz geringen Vorsprung, in der nicht übermäßig guten Zeit von 21,8: ihm folgte einen halben Meter zurück der Eng länder Nangeley und dahinter im toten Rennen Körnig und der Amerikaner Scholz. Wieder brachte Dr. Peltzer in den 1500-Meter-Vor- läufen eine Enttäuschung. Er blieb wie gewöhnlich zuerst am Schluß des Feldes, ging dann zur Mitte, konnte aber nur Vierter werden. In den anderen Vorläufen war der deutsche Erfolg größer. Die Deutschen Wichmann, Böcher und Krause konnten sich durch ausgezeichnetes Laufen in die Entscheidung Hineinarbeiten, haben nach den bisherigen Erfahrungen aber auch hier keine über mäßigen Aussichten. Ein geringer Trost ist es dabei, daß die Amerikaner bisher im Laufen völlig versagten und so gnt wie gar keine Erfolge erringen konnten. Dafür wurde ihr unumstrittener Erfolg der Sieg im Stabhoch sprung; dort belegten sie die ersten drei Plätze und außer dem den fünften Platz: der Deutsche Müller blieb hinter den amerikanischen Leistungen beträchtlich zurück. Die Ausscheidungen im Herrendiskuswerfen führten zu einer Niederlage für Deutschland, weil nicht ein ein ziger unserer Vertreter sich für den Endkampf quali fizieren kannte. Hoffmeister ebenso wie Hähnchen und Paulus er reichten gar nicht oder nur knapv die 40 Meter, während der Amerikaner Houser die Scheibe über 47 Meter schleu derte. Das 300-Meter-Hindernislaufen war natürlich eine gegebene Sache für die Finnen Nurmi. Ritola und Loukolg. die von den anderen Konkurrenten kaum jemand lichen Unterrichts werde ich alles, was an mir liegt, däran- setzen, um Deutschland und Frankreich aus kulturellem Gebiet einander nkherzubringen. Zwei Länder wie die unserigen, die so viel für die Wissenschaft, für die Literatur und für die Kunst geleistet haben, müssen bei der Morgen röte dieser neuen Zeiten miteinander arbeiten, um an dem Aufbau nicht nur einer neuen Politik, sondern auch einer neuen Ethik mit Hand anzulegcn, die der wieder versöhnten Menschheit unaufhörlich höhere Ziele steckt. Gerade deshalb, weil ich an meinem Vaterland mit allen Fasern hange, werde ich mich über alles freuen» was die geistige Machtstellung Deutschlands bestätigt." Minister Herriot besichtigte Donnerstag früh eine Reihe von kommunalen Einrichtungen, eine Volksschule, ein Krankenhaus, Parks und Museen. Mittags gab er ein Frühstück, dem sich ein Presseempfang und eine Be sichtigung der „Pressa" anschloß. Abends fand feierlicher Empfang durch die Stadt Köln und Bankett im ehr würdigen Gürzenich statt. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff - Dresden Postscheck: Dresden 2640 Herriot. V Ein französischer Minister in hochoffizieller Eigenschaft auf deutschem Boden, umgeben von seinem Staatssekretär und zahlreichen anderen politischen und journalistischen Persönlichkeiten des offiziösen oder bei nahe offiziösen Frankreichs. Man besucht die „Pressa", will aber auch sonst ein wenig von Deutschland kennen- lernen. Feierliche Begrüßung durch den Kölner Ober bürgermeister, feierliches Essen und feierliches Reden. Höchste Liebenswürdigkeit auf beiden Seiten, denn der Gast ist ja einer der einflußreichsten Männer Frankreichs, nicht bloß, weil er Kultusminister ist: Herriot, der schon einmal Ministerpräsident war, es auch einmal wieder werden kann. Herriot war ursprünglich Sozialist wie auch sein Kollege Briand und andere Mitglieder des Kabinetts. Aber sie sind es alle nicht mehr. Den Sozialisten aber wählte einst das ziemlich „rote" Lyon zum Bürgermeister. Dort hat er sozusagen die erste Berührung mit der deutschen Kultur gehabt, als nämlicb Lvon 1214 eine Aus- MsdmfferAaebla« Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meitz-m, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 2V Rpfg.» die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4Ü Reichs pfennig, die 3gespaltene Reklamrzeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Vo^ geschriebene Erscheinung»- tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. t) berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.10 Uhr. — - Für dir Richtigkeit der durch Fernruf übermittettcnAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. 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