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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «»» ,«m«dr»tskr Tageblatt» erschein« täglich nachm. L Uhr für den folgende. Tag. »eMgaprei,: «ei Abholung in bar <M«sch!ist»stell« uud den Aurgabestellen r Mit. im Monat, bei Anstellung duech bi« Boten 2,S0MK., bei Postbestellnng Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten»»»unser-«»». W»«r »ud »rschäst,ftell-n nehmen ,u jeder Zeit Be. iükmge» entgegen, Im Faste höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Kei» Anspruch aus Lieferung der Leitung oder KLrzung der Be,ug-preiser. — ALchsendung -ingefandter SchristftSeke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gesp«U«e Aaumzeile w Goldpfennig, die 2gefpaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespalteneReklamezeNe im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpfennige. 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Auch Herriot ist nach seinem Pariser Erfolge sehr zuversichtlich. Er sprach direkt die Meinung aus, daß der kritische Wendepunkt jetzt umgangen sei und der Erfolg der Konferenz als gesichert gelten könne. Auch im Nat der Vierzehn soll jedermann das Gefühl haben, daß die Ereignisse der letzten Tage einen glänzenden Fortschritt bedeuteten, der auf das Konto des guten Willens und der vorbildlichen Zu sammenarbeit der Delegierten zu setzen sei. Nach „Evening News" hätten auch ausländische Beobachter erklärt, daß noch nie seit dem Kriege soviel guter Wille vorhanden ge wesen wäre, wie er jetzt unter den Konferenzteilnehmern herrsche. Was ist nun der Grund zu dieser guten Stimmung? Das Ruhrproblem selbst ist als eigentlicher Ver handlungsgegenstand ausgeschaltet, so daß dadurch keine unliebsamen Überraschungen zu erwarten sind. Die deutschen Delegierten haben mit Franzosen und Belgiern direkte Verhandlungen darüber begonnen, die bisher vielversprechend verlaufen sein sollen. Herr Macdonald sah sich sogar veranlaßt, sofort, nachdem ihm Herriot vom Stande der Verhandlungen Mitteilung gemacht hatte, dem König Georg eingehend Bericht zu erstatten. Ob wir so zufrieden sein können, ist eine andere Frage. Eine gewisse Besserung läßt sich allerdings kon statieren, wenn man es als einen Fortschritt ansteht, daß Frankreich sich schon etwas abhandeln ließ. So besteht Herriot nicht mehr auf den zwei Jahren der weiteren Ruhrbesetzung. Er will sich mit einem Jahre be gnügen und auch noch diese Frist verkürzen, wenn noch gewisse Zugeständnisse gemacht werden. Darin liegt aber für uns die Gefahr, ganz abgesehen davon, daß Herriot noch nicht die einfachste Konsequenz zog, die es gibt, zu erklären, daß die restlose Annahme des Dawes- planes die sofortige Räumung zur Folge haben wird. Von einem schlechten deutschen Willen können doch jetzt auch nicht einmal mehr die Franzosen sprechen, wo man, wie es oben angedcutet wurde, solchen guten Willen allen Konferenzteilnehmern zubilligte. Aus der Versenkung taucht jetzt auf einmal wieder die Frage der Sicherheit Frankreichs auf. Das französische Bureau „Havas" kann melden, daß die fran zösische öffentliche Meinung sich jetzt nur noch wegen der Entwaffnung Deutschlands Gedanken macht. Die halb offiziöse Agentur fordert in diesem Zusammen hänge, es solle mit den deutschen Ministern in London ein Meinungsaustausch eingeleitet werden, damit die Tätigkeit der interalliierten Militärkontrollkommission un verzüglich wiederaufgenommen werden könne. Damit würde dann das schon seinerzeit gegebene Versprechen wieder hinfällig werden, daß die jetzt im Gange befind liche Durchprüfung der Bewaffnungsfrage in Deutsch land bei befriedigendem Ausfall die letzte Kontroll maßnahme der Kommission sein würde. Bei den engen Beziehungen von „Havas" zu der französischen Ne gierung kann man annehmen, daß hier die Meinung der leitenden Kreise Frankreichs ausgesprochen ist. Aber Frankreich ist nicht so bescheiden, um sich mit einem Preise zu begnügen. Es hält weiter zäh an dem Gedanken wirtschaftlicher Vorteile fest. Wo diese hinauswollen, ist jetzt klar, nachdem Herr Clementel Herrn Stresemann das französische Memorandum mit den diesbezüglichen französischen Wünschen übergeben hat. Darin wird für den neuen Handelsvertrag die Meist begünstigung und die Austauschlieferung von lothringischen Erzen gegen Ruhrkohle verlangt. Dar über ließe sich ja möglicherweise reden. Weniger un- bevenklich ist aber eine weitere Forderung nach Sicher stellung von Sachlieferungen, namentlich in Farb stoffen. Hier hat sich die deutsche Delegation bisher stets ablehnend verhalten, weil sie meint, daß die Reichs regierung auf die Privatindustrie keinen Druck ausüben kann. Was aber Frankreich wirklich damit bezweckt, ver rät ein französisches industrielles Blatt, das es fertig bringt, die Lieferung von Farbstoffen direkt in Ver bindung mit der Sicherheit Frankreichs zu bringen. Es sucht seinen Landsleuten und der Welt den Gedanken an billige Lieferung dadurch schmackhaft zu machen, daß es durchblicken läßt, welche Kontrolle Frankreich dadurch unter Umständen über die ganze deutsche Farben industrie hat. Um sich ein klares Bild zu machen, mutz mau natür lich erst die Entwicklung abwarten. Aber soviel ist schon zu sagen, daß das Lösegcld für die widerrechtlich besetzten Gebiete kein geringes sein wird. Die Eisen, die Frank reich im Feuer hat, kommen allmählich zum Vorschein, und wir wissen ja aus Erfahrung, daß Frankreich uns damit recht empfindlich brennen will, zumal der deutsche Wille erkennbar ist, für die endliche Befreiung der schwer geprüften Landesteile selbst die größten Opfer zu bringen. Das darf aber nicht dazu führen, daß Deutschland sich zu unwürdigen Kompensationen bereit erklärt. j Verhandlungen Dr Luthers mit Clementel. Eigener Feinsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 13. August. Der deutsche Finanzminister Dr. Luther hat gestern nachmittag eine zweistündige Unterredung mit dem fran zösischen Finanzminister Clementel gehabt. Der deutsche Sachverstän dige Trendelenburg war bei der Unterredung zugegen. Sie bezog sich aus die Voraussetzungen auf die Unterzeichnung eines deutsch-franzö- sischen Handelsvertrages. Nach einer Havasmeldung wurde be schlossen, daß zwischen beiden Ländern bis zum Abschluß eines eigent lichen Vertrages im November ein Vertrag zur Geltung kommen soll, dessen Umrisse in London noch vor Ausgang der Konferenz sestgelegt werden sollen. Der Direktor im Pariser Handelsministerium Sorrus ist mit der Abfassung eines Handelsvertragsentwurfs beauftragt und bereits nach London beordert worden. Serrus wird von Seydoux, dem Unterdirektor im Handelsminiesttium, begleitet und mit dem deut schen Sachverständigen Trendelenburg konferieren. Ein prinzipielles Abkommen wird in London getroffen werden. Am 1. November wer den deutsche und französische Bevollmächtigte zusammentretcn, um den definitiven Handelsvertrag aufzuzeichnen. Mumungsplsn. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 13. August. Der Londoner Sonderberichterstatter des „Matin" ist in der Lage, den endgültigen französischen Plan zur Räumung des Ruhrgebirtcs mitzutcilen. Er lautet dahin: Die Räu mung des Ruhrgebietes erfolgt nicht vor Ablauf eines Jahres. Eine kürzere Frist reicht nicht aus, um festzustellen, ob die Anwendung des Sachverständigenberichtes möglich ist. Die Räumung wird im ge gebenen Augenblick mit einem Male vorgenommen. Die Idee einer schrittweisen Räumung ist aufgegeben worden. Der Plan deckt sich zum größten Teil mit den Anregungen des Generals Rollet. Havas meldet ergänzend, daß Frankreich und Belgien gestern abend überein- gekommen sind, die Truppen nach Zahlung der ersten in dem Sach verständigengutachten vorgesehenen Jahresleistungen nach Ablauf eines Jahres aus dem Ruhrgebiet zurückzuziehen. Cs ist anzunehmen, daß der französische Plan im Verlaufe der Besprechung, zu der die fran zösischen, belgischen und deutschen Minister um tt-11 Uhr zusammen treten, zur Sprache gebracht wird. Alles deutet darauf hin, daß die Sitzung einen entscheidenden Verlauf nehmen dürfte. Sie dürste in der Downing-Street abgehalten werden. TeM'fraMWe Verhandlungen in Paris? London, 12. August. Der deutsche Minister Dr. Stresemann verhandelte außer mit Herriot auch längere Zeit mit dem französischen Delegierten Clementel. Es soll dabei vereinbart worden sein, daß die Verhandlungen über den Abschluß eines Handelsvertrages zwischen Deutschland und Frankreich, besten Grundzüge jetzt in London sestgelegt werden sollen, am 1. Oktober in Paris beginnen. Die Franzosen verfolgen zunächst den schon bekannten Plan, lothringisches Erz und Nuhrkohle in Form einer Interessengemeinschaft zu verbinden. Dann aber ver langt Frankreich, daß die Kontingente Elsaß-Lothringens, die nach dem Versailler Vertrag nach Deutschland ohne Zollschranken eingeführt werden können, vergrößert werden. Auch soll Deutschland Fristenverlängerungen zu- gcstehen, da die Termine abzulausen beginnen. Am 10. Januar 1925 erhält Deutschland feine Handlungsfreiheit in Wirtschaftssachen zurück und die Meistbegünstigung für Frankreich würde erlöschen. Dafür will man in Paris Vorsorge treffen und eventl. Gegenleistungen in der Nuhr- frage bieten. Leider will Frankreich auch günstige Bedin gungen für seine Ausfuhr an Luxuswaren dabei erzielen. Die Militärkoutrolle. Entscheidungen über die Frage der interalliierten Militärkontrolle erwartet man in der augenblicklichen Sitzung der Konferenz. Die Vorschläge der französischen Delegation laufen dahin: Die interalliierte Kontrollkom mission hat die Durchführung der Generalinspektion der deutschen Abrüstung unverzüglich in die Wege zu leiten. Angemeldete Kontrollbesuche werden während eines Mo nats stattfinden. Nach Ablauf dieser Frist werden unan gemeldete Besuche drei Monate lang erfolgen, wenn die jj Kontrollkommission es für notwendig halten sollte Schwere Anleihebcdmgungcn. In Londoner Bank- und Handelskreisen fanden die ersten Besprechungen über die deutsche Anleihe statt. Der der mütärilchcn Namm ng überschattete die Konferenz. Aber cs ist eine merkwürdige Tatsache, daß seitdem diese Frage aus dem Hinter grund iu den Vordergrund getreten ist, die Konferenz selbst in den Un' ngrund ve> sunten ist. Der Artikel schließt mit den Worten: Jeder Versuch, die Trugen an der Ruhr zurückzubehalten, wird es höchst schwierig, wr-en nicht unmöglich machen, die Anleihe unterzubringen, auf der der ganze Plan beruht. Der Plan der militärischen Räumung sollte freimütig und einfach sofort erledigt werden. Zwischenfall auf der gestrigen Konferenz. (Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes".- London, 13. August. Aus der gestrigen Vollkonfercnz vertrat der Reichssinanzminister Dr. Luther in der Frage des Transfer ener gisch den deutschen Standpunkt. Im Laufe der Diskussion kam es zu folgender Auseinandersetzung zwischen Herriot und Snowden. Her riot, der während einer Rede von Snowden unterbrochen wurde, be merkte: Ich vertrete einer interalliierte These, die bereits zwischen den Alliierten diskutiert worden ist. Snowden erwiderte: Dann sehe ich nicht ein, warum die Deutschen eingeladen wurden, worauf die Ant wort von Herriot lautete: Ich habe die Bemerkungen von Dr. Luther angehört und werde mit ihm diskutieren, aber nicht mit ihnen. Mac donald warf dem Schatzkanzler einen mißbilligenden Blick zu, worauf dieser auf die Fortsetzung des Wortwechsels verzichtete. Der Zwischen fall war damit erledigt. j Auch der Bericht der 3 Kommission fertig : Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 13. August. Die Sachverständigen Haben gestern ! abend eine Verständigung über den Bericht der dritten Kommission s erzielt. Der Bericht wird morgen von der Konferenz gutgehcißen werden. Die Wühlarbeit der Poincaristen Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 13. August. Pertinax schreibt im „Echo de Paris": Herriot zeigte vorgeestrn das Benehmen eines siegreichen Generals. Heute ist eine Aenderung eingetreten und er ist von neuem mutlos erworben. Der Minicrpräsident hat erfahren müssen, daß einfluß reiche Politiker, auf deren Unterstützung er für die bevorstehende parlamentarische Aussprache rechnete, in entschiedener Weise gegen ihn Steilung genommen haben. 10 v H für die Anleihe? London, 13. August. Du den BaiErcisen der City fanden s gestern besondere Verhandlungen über die Anleihcbcbingungen statt. > Es wird jetzt im allgemeinen mit einem Zinssatz von 10 Prozent (!) gerechnet. Zinsfuß wurde allgemein aus 7 A geschätzt, der Ausgabe kurs auf 93 A. Wenn diese Bedingungen Tatsache werden sollten, so müßten sie als recht harte bezeichnet werden. Amerika hat in jüngster Zeit der Schweiz und Groß britannien Anleihen zu 5 und 5^ A gewährt, einer Reihe von Stadtverwaltungen, ferner Holland, Belgien und Norwegen nur je 6 abgenommen. Und auch die An leihe für Österreich hat nominal nur 7 2L gekostet und ist zu höherem Kurse aufgelegt worden, obwohl die Sicher heiten in allen vorliegenden Fällen zweifellos mit denen der durch das Dawes-Gutachten festgelegten Deutschlands nicht verglichen werden können. (Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes".) Einladung nach Paris. London, 12. August. Der französische Minister Clementel soll an den Reichsaußenminister Stresemann bereits eine offizielle Einladung an Deutschland zu deutsch-französi schen Wirtschaftsverhandluugen nach Paris gerichtet habe». In der Einladung werde ausdrücklich betont, daß die Verhand lungen auf der Grundlage der vollen Gleichberechtigung und mit der Absicht des loyalen Entgegenkommens seitens Frank reichs geführt werden sollen. Französische Forderungen. London, 12. August. Der französische Finanzminister Clementel hat Stresemann ein Memorandum über den deutsch-französischen Handelsvertrag überreicht, das laut „Daily Telegraph" in der Hauptsache zwei Punkte enthält: 1. die französische Forderung auf Exporterleichterungen in der gegenseitigen Ausfuhr für Produkte gleichwertiger Art und 2. die weitere französische Forderung auf Verlängerung der jenigen Bestimmungen im Versailler Vertrag, nach denen das Duetsche Reich den Produkten der Textil- und anderer In dustrien in Elsaß-Lothringen eine gewisse Vorzugsbehandlung «»gedeihen lassen muß. Das Konserenzende hinausgcschoben. London, 12. August. Das Ende der Konferenz ist vor läufig wieder ganz ins Ungewisse geschoben. Da aber der 15. August ein hoher katholischer Feiertag ist, legen die Belgier Wert darauf, vorher noch fertig zu werden, weil sonst tue Arbeiten der Konferenz drei Tage hintereinander, infolge des unmittelbar darauffolgenden Sonntags, lahmgelcnt waren. Die Times für die Ruhrräumung Eigener Fernsprechdi'enst des „Wils-druffer Tageblattes". London. 13. August. Die „Times" schreibt über den gegen wärtig:« Stand der Konferenz: Die Repar ttionskvmmMon scheint wieder einmal zwischen zwei Meinungen zu schwanken. Die Frage