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ÄcÄrsrZMM Me Sachsen-Zeitung enthält die amtliche« Bekmintmachunge« der Amtshauptmannschast Meitze«, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nosseu «. a. Seam/e, KnMMev. Kr-K/er Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Ranmzrile 20 Goldpfennig, dir 2 gespaltene Zeile der amtIichcnBekanntmachungen4VDold- pscnnig, die 3 gespaltene Reklamezeile tnl textlichen Teile der Zeitung lvo Goldpfennig. Nachwcisungsgebiihr 20 Gold- Pfennige. Dorgeschricbene Er- - fcheinungstage und Platzvor- schristen werden nach Möglich- Abwwfk K/M M/FAwF Kr'. o keit berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vormittags lü Uhr. - Für die Richtigkeit der durch Fernruf LbermitteltenÄnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatianspruch erlischt, wenn dcr Bctrag durch Klage «ingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen entgegen. 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Das wichtigste Ergebnis der Reise des neuen franzö sischen Ministerpräsidenten Herriot zu seinem englischen Kollegen Macdonald ist der Beschluß, Mitte Iulr eine Konferenz nach London einzuberufen, S» der die anderen Alliierten eingeladen werden sollen, um „endgültig das Verfahren für die Anwendung des Dawes- Planes festzusetzen", wie es in der amtlichen englischen Erklärung heißt. Man möchte mit »Faust" sprechen: »Hier steck' ich schon". Denn es ist doch nicht so ganz unwesentlich, Mr uns Deutsche wenigstens, ob Deutschland an dieser Konfe renz teilnehmen wird oder nicht. Darüber ist aber nur ganz Unbestimmtes gesagt. Die englische Erklärung spricht sich darüber gar nicht aus, und in der sehr viel ausführ licheren französischen wird ausgeführt, daß über diesen Punkt endgültige Beschlüsse nicht gefaßt seien, darüber werde man erst noch einen „Gedankenaustausch" zwischen London, Paris, Brüssel und Rom einleiten. Verschleiert wird angedeutet, daß man die Einladung an Deutschland davon abhängig machen will, daß die für die Durchführung des Dawes-Berichts notwendigen deutschen Gesetze so wesentliche Fortschritte in ihrer Be ratung im Reichstage machen, daß „sich die Ministerpräsi denten über das Maß des von Deutschland bekundeten guten Willens ein Urteil bilden können". Der Londoner „Daily Telegraph" hält diese Einladung für notwendig, weil man ja Deutschlands Zustimmung brauche für jene Bestimmungen des Dawes-Planes, die dem Friedensver trag von Versailles entgegenftehen oder über ihn hinaus gehen. Also eine Art Protokoll wie in Spa» wozu man ja auch deutsche Vertreter hinzugezogen hatte; als sich diese allerdings ein Wort der Kritik erlaubten, wurde Lloyd George wild. Unklar HLM auch was dis beiden Ministerpräsidenten in der Frage her französischen „Sicherungen* ausgemacht haben. Diese sollen von zweierlei Art sein: erstens die sogenannten „wirtschaftlichen Garantien" für die Ausführung des Dawes-Berichts durch Deutschland, und zweitens die allgemein-politische „Sicherung" Frankreichs Deutschland gegenüber, die mit der Frage der Militär- kontrolle aufs engste zusammenhängt. Um das letztere vor weg zu nehmen, so mag der „Matin" recht haben, daß die Botschasterkonferenz an der Forderung einer militärischen Bestandsaufnahme in Deutschland festhält und sie restlos durchgeführt wissen will, und zwar so schnell, daß Mac donald und Herriot, die i m Se ptem b e r zur Eröffnung der Plenarsitzung des Völkerbundes nach Genf gehen wollen, dort die „endgültige deutsche Ab rüstung" verkünden und dann dem Probelm einer all gemeinen Rüstungseinschränkung zu Leibe gehen können. Weit schwieriger aber ist die Behandlung der „w i r t- schaftlichen Garantien" gewesen, also der Frage, was geschehen soll, wenn Deutschland die Bestimmungen des Dawes-Berichts nicht „loyal" erfüllt. Die Zeitungen wollen von einer Zusage Macdonalds wissen, daß in einem solchen Falle „Großbritannien wie während des Krieges an der Seite seiner Alliierten stehen werde, übri gens nur im Falle „fest gestellter" Verschlungen Deutschlands. Aber gerade über diese „Feststellungen" haben wir ja reichlich trübe Erfahrungen; denn bei solchen Feststellungsklagen sind ja die Kläger immer gleichzeitig auch die Richter gewesen. Herriot scheint nun um den Preis eines intimen eng lisch-französischen Zusammengehens — eine besondere amt liche Erklärung spricht von einem „paet moral", also einer moralischen Übereinkunft — die militärische Be setzung des Ruh r gehietes aufgeben zu wollen, sobald der Dawes-Plan in Wirksamkeit tritt. Wenigstens behauptet das der „Daily Telegraph", während die amt lichen Mitteilungen sich darüber völlig ausschweigen. Be sonders wichtig aber erscheint, daß man — was auch die Äußerungen der Pariser Presse beweisen — völlig im un klaren ist, wann dieser Zeitpunkt denn überhaupt da ist, von dem der Beginn der militärischen und wirtschaftlichen Räumung des Ruhrgebietes datieren würde. Wenn alles wunschgemäß gehe, so würde dieRäumunginetwa s e ch s Monaten erfolgen. Was sich sie Chequers aber vor allem angebahnt hat, das ist ein allerengstes Zusammenarbeiten Frankreichs und Englands aus dem Kontinent. Die schroffe Art eines Poin- carö erzwang zwar Lie Gefolgschaft Englands, aber sie war oft nicht ganz freiwillig. Herriot ist nachgiebiger gewesen und hat manches zugestanden, was Poincarö in diplomatisch geschickt stilisierten Noten verweigerte. Allerdings hat er nichts Wesentliches eingeräumt und er kann zufrieden sein mit diesem Kondominium Englands und Frankreichs auf dem Festlande. Denn die Zustimmung Dawes-Plan schaltet den letzten deutschen Widerstand gegen die „Verseipelung" Deutsch lands, wie man das nach österreichischem Muster nennen kann, also gegen unsere wirtschaftlich-finanzielle Internatio nalisierung aus und macht uns zu Objekten jener gemein samen englisch-französischen Herrschaft. Und Ler Völker bund, den man dazu als Werkzeug benutzt, weil er ja auch nur ein folches Objekt ist, wird die Kulisse sein, hinter der die wirklichen politische« Kräfte das Spiel der Puppen lenken werden. Wir werden dann wahrscheinlich zu tanzen haben, wie an den Sckmüren des Dawes-Gerichtes gezogen wird. M die Industrie und Wirtschaft.! Eine Rede des Reichr-rWeM Kredit und SachverständigengUkachienl Dresden, 23. Juni. Der Reichspräsident, der zur Besichtigung der Heuer der Textilindustrie gewidmeten Jahresschau deut scher Arbeit hier eingetroffen ist, hielt bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Frühstück eine bedeutsame An sprach e, in der er darauf hinwies, daß die deutsche, im besonderen die sächsische Textilindustrie in der Erzeugung hochqualifizierter Arbeit wertvolle Fortschritte erreicht hat. Sie bekunde damit den festen Willen, durch gute deutsche Erzeugnisse wieder volle Geltung aus dem Weltmarkt zu erringen. Dieser Wille, den deutschen Export zu steigern, sei lebhaft zu begrüßen, denn die für die deutsche Wirtschaft fo lebenswichtige Kreditfrage sei zum erheblichen Teil eine Exportsrage. Mit der Verbreiterung der Exportbasis werde sich auch die Zuführung ausländischer Kredite steigern. „Das Ziel der Belebung unseres industriellen und ge werblichen Lebens werden wir," so erklärte der Reichsprä- sident weiter, „mir erreichen können durch die Lösung der die Entfaltung unserer Kräfte im Innern und nach außen so schwer hemmenden internationalen Schwierigkeiten, durch die Öffnung Les Weges zum ungehinderten Waren austausch mit den anderen Völkern und mm gleichberechtigten freien internationalen Wirtschaftsverkehr. Die Reichsregierung und der Reichstag fehen trotz Bedenken gegenüber Einzelheiten in dem Sachverständigen'» gutachten die Grundlage einer Löfung, di«! neben der Befreiung der inneren Wirtschaft von drückenden Schranken^ neben der Herstellung der WirtschastsfreiheA unserer nach Ausfuhr drängenden Industrie, den Weg ins Freie geben kann. Nur in dieser Erwartung kön nen wir es wagen, die großen Lasten zu tra» gen, die die Durchführung dieses Gutach tens uns allen auferlegen wird." Der Reichspräsident erörterte dann LieBedeutung der Wirtschaft, die eines der Fundamente des staat lichen und nationalen Lebens bilde, aber nicht Selbstzweck sei. Sie sei vielmehr mit allen anderen schaffenden Kräften eng verflochten und damit abhängig vom Gedeihen oder Abstieg der Nation. Deshalb müsse auch die Wirtschaft vom Gedanken der Schicksalsgemeinschaft beseelt sein. Stärker als alle wirtschaftlichen und poli tischen Gegensätze müsse in allen das Bewußtsein leben, Glieder eines Volkes zu sein. Nur sä könne das deutsche Volk den harten Weg der Zukunft mit Erfolg gehen. Im Vertrauen auf die Zukunft des deut schen Volkes und seine Ausgabe in der Welt schloß der Reichspräsident mit einem von der Versammlung be geistert ausgenommenen: „Hoch Sachsen! Hoch Deutschland!" MMM A Mr über MWM WiM (Eigener Fernsprechdienst der „S a chse n -Z e!t ung") Bertin, 24. Juni. Der Berliner Vertreter des Rcuter- bureaus befragte den Reichskanzler Marx über die Stellungnahme der deutschen Regierung zu den in den letzten Tagen in einen Teil der französischen und auch der englischen Presse sich hausenden Alarmnach richten über angebliche deutsche Rüstungen. Der Reichskanzler be tonte unter anderem: Daß in einem großen Staate mit starken inner- politischen Gegensätzen neben einem Heere von nur 100 00» Mann für die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung sowie für die Er- ; ledigung administrativer Ausgaben ein Verwaitungskörper von ins- i gesamt 150 000 Kopsen ersorderlich ist, darf jedem Unbefangenen cin- i leuchten. Eine Gefahr für Frankreich bedeutet dicfe Zahl schon des- - halb nicht, weil die Angehörigen dieses Verwaltum gskörpers für mili- z täusche Zwecke gar nicht abkömmlich find und weil die Polizei mit der Reichswehr nicht die leiseste organische Verbindung hat. Der körperlichen Ausbildung der Lugend in Turn- und Sportvereinen kommt heute nach der Beseitigung der allgemeinen Wehrpflicht gewiß eine hohe Bedeutung zu, aber lediglich unter dem Gesichtspunkte der Volksgesundheit und die deutsche Industrie ist nur heute wirklich rest los auf Friedensprodultion umgestellt. Herriot in SriMK (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitung") Paris, 24. Juni. Herriot, der gestern srüh um 8,55 llhr aus London abreiste, ist gestern nachmittag 5,45 Llhr über Ostende in Brüssel eingetrossen. Er wurde aus dem Bahnhof von dem Minister präsidenten Theunis, dem Außenminister Hymanns und dem Bürger meister von Brüssel sowie einer Reihe von Senatoren und Abgeord neten empfangen. Die Menge brachte Herriot eine begeisterte Ova tion dar. Herriot begab sich sofort in die französische Gesandtschaft. Um 7 Uhr wird er programmgemäß von dem König empfangen und sich später mit einer Reihe politischer belgischer Persönlichkeiten unter halten. Die Aussprache mit Theunis und Hymanns dürste wahrschein lich erst heute vormittag im Ministerium des Aeußeren beginnen. Vor feiner Abreise aus London hatte Herriot eine sehr lange Unterredung mit dem Londoner belgischen Botschafter Meucheuer. Französisch-englische Kontrollnote an Deutschland (Eigener Fern sprech bien st der ,,S a ch se n- Z eitung".) Paris, 24. Juni. Aus Grundder Auskünfte, die Macdonald und Herriot über die Lage in Deutschland erhalten haben, haben sie am Sonntag beschlossen, an die Reichsregierung eine gemeinsame Note zu richten, um die Ausführung der Interalliierten Militärkomrolle in der von der Botzchafterkonferenz verlangten Form zu sichern. Die Note soll bereits am Montag srüh der Reichsregierung zugcstcül wor den sein. Einzelheiten über die Kontrollnote. Paris, 24. Juni. Die Mitteilung, daß Frankreich und England in der Frage der interalliierten Milutaerkontrolle eine gemeinsame neue Note an die Reichsregierung richten werde, hat Herriot gestern abend persönlich den alliierten Korrespondenten in Brüssel gemacht. Diese Note wird der deutschen Regierung zugestellt, sobald der Text den einzelnen Ministern belanntgegeben worden ist und sie ihre Zu stimmung dazu ausgedrückt haben. Der Brüsseler Korrespondent des „Petit Parisien" glaubt zu wissen, daß die Note entweder heute oder morgen dem Reiche mitgeteilt werden wird. Rach der Llebermittelung des Schriftstückes werde der Inhalt der Oefsentlichkcit mitgetcilt werden. Hösch im Ministerrat. (Eigener F er n spre chb i enst der „Sachfen-Zeitung".) Berlin, 24. Juni. Der „Lokalanzeiger" berichtet: Nachdem das Reichskabinett gestern nachmittag eine Sitzung abgehalten hat, die sich im wesentlichen mit taufenden Angelegenheiten beschäftigte, sand in den Abendstunden noch eine Ministerbesprechnng statt, in der der deutsche Botschafter in Paris Herr v. Hösch,»der dem Außen minister bekanntlich bereits Bericht erstattet hatte, vor den Ministern des Kabinetts über die Lage in Paris und die Rückwirkungen der Konferenz von Chequers sprach. Herr v. Hösch wird voraussichtlich bereits heute abend wieder von Berlin nach Paris zurückkehren. Die Besprechungen zwischen dem Reichsminister und dem Botschafter sind selbstverständlich vertraulicher Natur. Frankreichs Entrüstung über MscckonaMs Erklärung (Eigener Fern sprech bien st der „S ach se n-Z e it un g".) Paris, 24. Juni. Die gestrige Unterhaus-Erklärung Ramsay Macdonalds wird von der Pariser Presse mit sehr gemischten Ge- sühlen beurteilt. Die Stelle, wo Macdonald sagt, baß gewisse Ver pflichtungen, die sich für Deutschland aus dem Sachverstündigen- bericht ergeben, nicht den Bestimmungen des Versailler Vertrages ent sprechen, hat geradezu sensationell gewirkt. Diese Acußerung des eng lischen Ministerpräsidenten wird in gewissen Pariser Kreisen als ein erster Versuch aufgefaßt, eine Berichtigung des Versailler Vertrages herbeisühren zu wollen. „Journal" unterstreicht die Gesahr, die sich sür Frankreich aus dem Standpunkte des englischen Premierministers ergibt. Wichtige Beschlüsse des italienischen Ministerrates. (Eigener Fernsprech bien st der „Sachsen-Z eitun g".) Paris, 24. Juni. Dem Intransegant wird aus Rom ge meldet, daß gestern nachmittag in Rom ein Ministerrat stattgesunden hat. In den Wandelgängen der Kammer erklärte man, daß im Ver lause der Beratung beschloßen worden ist, General de Bono, den Oberkommandierenden der faschistischen Miliz vom Amte zu entfernen und ihn durch General Sara zu ersetzen. Es verlautet auch, daß auch die Umbildung des Kabinetts beschloßen wurde und man ferner die Angliederung der saschistischen Verbände an die reguläre Armee in Erwägung gezogen hat. Roßi, der frühere Direktor des Preße bureaus hat sich den Behörden gestellt. Offizielle Demission Smuths. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitung") London, 24. Juni. Aus Kapstadt wird gemeldet, daß Gene ral Smuts offiziell seine Demission erteilt hat. Der Gouverneur Hal den Führer der Nationalisten Hertzog mit der Kabinettsbildung be- austragt. Amerikas europäische Politik. (Eigener Fernsprech dienst der „S ach s e n-Z eitung".) Paris, 24. Juni. Nach einer Havas-Meldung aus Washing ton wird in Washingtoner offiziellen Kreisen zu der zwischen Mac donald und Herriol erzielten Verständigung erklärt: Die amerikanische Regierung erteilt zu jeder Maßnahme ihre Zustimmung, die darauf abzielt, die Ausführung des Sachvcrständigenplanes zu beschleunigen.