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MMtt U NlMss 76. Jahrg. Nr. 37 Donnerstag, den 29. März 1917 Der amtliche Teil befindet sich in der Beilage unä Umgegenä. ersclxinl seit äem Irkre,841. fü^ die Königliche Amtshauptmannschast Meißen, für das sowie für das Königliche der Empfänger innerhalb 8 Tagen, vom Lechnungstage an, Widerspruch dagegen erhebt Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrat zu Wilsdruff Forstrentamt zu Tharandt. 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Für die Redaktion verantwortlich Oberlehrer Gärtner, Wilsdruff. Infertionspreis ^g. sttr die 6-gespaltene Korpuszeile oder deren Raum, von halb des Amtsgerichtsbezirkes 20 Pfg., Reklamen 45 Pfa. Zeitraubender und tabeUuritch« Satz mit 50 Prozent Aufschlag. Bei Wiederholung und Jahresumsätzen Rabatt nack Tarif, Bekanntmachungen im amtlichen Teil (nur von Behörden) die Spaltzeile 45 Pfg^ 60 Pfg. Nachweisungs- und Gffertengebühr 20 bez. 30 Pfg. 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Willst Di in der sichere» Heinel«) weniger Pntcrlandsliede bebnnden - KIr? as wäre »ns für rin Schicksal beschieden gewesen, wenn nicht unsere feldgrauen Helden draußen vor dem Feind immer ^^und immer wieder mit Einsatz von Leben und Gesundheit schützend und schirmend eine undurchdringliche Wehr gebildet hätten, an der sich die überwältigende große Sturmflut der Feinde brach. Denken wir immer und immer wieder daran und lasten wir es «ns hundert und aberhundertmal gesagt sein, daß unsere Dankbarkeit diesen Helden gegenüber keine Grenzen kennen darf. Vor allem müssen wir in der Heimat den Damm stützen helfen, den unsere Brave« drautze« vor de« Heimatgrenzen errichtet haben. Keine bessere und erfolgreichere Stütze können wir ihnen geben, als durch möglichst große, alle Dolkskreise einschlietzende Zeichnung von Kriegs-Anleihe. Das ist die Waffe, mit der das Heimatheer Kämp fen mutz, sie mutz scharf und mächtig sein, wie das Schwert unse rer Kämpfer a« der Front. Der brave Feldgraue drautzen er wartet von «ns, daß auch unsere Waffe nicht schartig wird. Er hat den Tod stündlich vor Augen, doch nichts anderes im Sinn, als das Wohl der Heimat, als die Sicherung von Haus und Herd. De« opfert er nicht nur sein Leben, auch Geld und irdisch Gut gibt er hin, um mit seinem Beispiel zu zeigen: Alles sör hgs MerlM! Jetzt erst recht, wo die Feinde mit übermütigen Herausforderungen unser Friedensangebot zurückgewiesen haben. Wen erfatzt da nicht glühender» unbändiger Zorn! Wir sollen zu Kreuze kriechen, sollen unfreie Knechte werden, solle» wieder auf die Gnade unserer Fei«de angewiesen sein und nach ihrem Willen Kulturdünger werde«. Solcher Verblendung soll die gebührende Antwort werden. Unsere Helden draußen Haden sich in ihrem Grimme gelobt, de« letzte« Blutstropfen daran zu setzen, daß der Feinde Absicht zuschanden werde. Wollen wir uns in der Heimat beschämen lasten von so viel Opfersreudigkeit und Vaterlandsliebe? Nein, niemals! Deine Spuren sollen uns führen, wackerer Held! Wir folgen Dir, wir strömen in Scharen zu den Zeichnungsstelle» und unser Letztes legen wir hin und zeichnen. Auch unser Wahlspruch soll heiße«: Alles für das Vaterland! (Kundgebung des Verein« Deutscher Zeitungs-Verleger.) Der KoloK. Noch weiß er nicht, wie er's anstellen soll, der freigewordene Riese im Osten mit den gewaltigen Füßen, die vom fernen Ostasten bis in das Herz Europas hinein reichen und bisher immer laten, als wäre selbst diese ungeheure Erdenspanne ihnen noch nicht groß und weit genug. Jetzt soll er zeigen, daß er gehen, sich aus eigener Kraft fortdewegen kann — aber was wir sehen, ist vorläufig nur ein Schauspiel der Hilflosigkeit. Ist er vom Joch des Zaren tums freigeworden, so sind ihm dafür tausend andere Hemmnisse erstanden, von denen er einstweilen gar nicht weiß, wie er sie überwinden soll. Er hat aber keine Zeit, erst langsam und vorsichtig Geh Übungen zu machen, um nach und nach dir Herrschaft über seine gewaltigen Glied maßen zu erwerben; nein, die Zeit drängt, der Koloß muß sich regen und bewegen, wenn er vor dem Feinde bestehen soll, der keinen Sinn für Schonzeiten hat, wie man sie sonst wohl in Frirdensläuften einem neuen Staatswesen bewilligen mag. Es heißt jetzt: hier ist Rhodus, hier zeige nun, daß du springen kannst! Wird er es wa gen, sich mit seinen tönernen Füßen zum Sprung dereitzumachen? Was wir jctzt erleben, sind Manifeste and immer wieder Manifeste. Bald an die Arbeiter, bald an die Bauern, dann wieder an Soldaten und Beamten. Heute ist es der Wohlfahrtsausschuß, morgen die vorläufige Regierung, die sie unter zeichnet, und wenn alles nichts nützt, muß wieder einmal die ReichSduma als solche den Zauberklang ihres Namens für die Bitten und Beschwörungen an die lieben Untertanen — Verzeihung: Reichsbürger, Untertanen gibt es natürlich nicht mehr im heiligen Rußland — hergeben. .Die Hauptstädte beginnen zu hungern", heißt »S in ihrem neuesten Aufruf an die Land bevölkerung, „die Vorräte reichen nur wenige Tage. Die Armee ist ebenfalls dem Hunger ausgesetzt. Mitbürger, Bauern! Eure heilige Pflicht ist, die zu versorgen, die Tuch von dem verhaßten Joch be freiten, damit sie nicht der Hunger wie derum in die Arme der Unterdrücker jagt." Also das leibhaftige Hungergespenst steht vor der Tür, und die neuen Herren wis sen ebenso wenig zu bannen, wie die ver flossene Regierung. Sogar die republi kanische Staatsform haben sie bereits, die Kadetten an der Spitze, in ihr politisches Programm mit ausgenommen, um vor der Arbeiterschaft einen handgreiflichen Beweis ihrer Anpassungsfähigkeit abzulegen. Aber die Gefolgschaft der Tscheidze und Genos sen denkt nicht daran, ihr eigenes Pro gramm preiszugeben; sie will, da sie nun einmal zur Macht zugelassen und die Ge- legenheil so überaus günstig ist, gleich den ganzen sozialistischen ZukunftSstaat ins Leben rufen, den Kapitalismus mitsamt den kriegverlängernden Imperialismus zu Tode Hetzen und aus dem ehemaligen Za renreich ein Mufterland auch der sozialen Freiheit machen, an dessen Beispiel wo möglich auch die übrige Welt genesen soll. Deshalb lassen sie nicht locker. Ihre Ne benregierung bleibt auf dem Platz, und es sieht fast so aus, als hätte sie größeren Einfluß i» Lande und in der Armee als die Herren Rodzianko und Mil ¬ jukow. Und schließlich muß sich ja einmal der Punkt ergeben, an dem beide Strömungen sich von einander tren nen — daß es dann an einer beiden über geordneten Staatsmacht fehlen wird, er öffnet bei dem wilden Naturell des russischen Volkscharakters die schönsten Aussichten. Und die Bauern, der eigentliche Trä ger des ganzen Volkstums? Werden sie sich von ihren Vorräten trennen, um sie irgendwelchen unbeamteten Petersburger Bevollmächtigten in den Rachen zu werfen? Vorläufig hört man nur, daß sie von der einen Sorge erfüllt sind, sie könnten bei der unausbleiblichen Aufteilung der kaum übersehbaren Güter des Zaren und der Großfürsten zu spät oder zu kurz kommen. Deshalb strömen sie in ihre Dörfer zurück, und die Reihen der Armee, deren KadreS ja überwiegend mit Bauernsöhnen gefüllt sind, beginnen sich zu lichten. Das sieht nicht gerade nach selbstloser Hingabe an Staat und Gesellschaft aus, und es wird — zum mindesten — einige Anstrengung kosten, um den guten Leuten begreiflich zu machen, baß jetzt für Rußland alles andere angebrochen hat, nur nicht: das goldene Zeitalter 0er Bauernfreiheit. Aber da sind noch ganz andere Schwie rigkeiten, die sich auch bereits ziemlich ver nehmlich ankündigen. Rußland ist nichts weniger als ein einheitlicher Nationalstaat / er hat eine ganze Reihe fremder Völker und Stämme der Herrschaft des Groß, russentums unterworfen und seiner West- und Südgrcnze vorgelagert, ohne je den Versuch zu machen, durch innere Ver- schmelmng diese auSeinanderstrebendenTeile zu einem Ganzen zu vereinigen. Von den Finnen im Norden über die Ostseepro vinzen, Litauen, Polen und im Westen bis zu den Ruthenen im Süden — dem Lande der Ukraine — hat es alle diese „Fremdstämmigen" immer nur mit Ge walt niederzuhallen verstanden, ist immer wieder mit Feuer und Schwert über sie hergefallen. Für alle diese zum Teil kul turell sehr hochstehenden Nationen war der Zarismus der Feind. Nun er ge stürzt ist, eröffnet sich ihnen erst die Aus sicht auf ein menschenwürdiges Dasein, so weit die siegreichen Mittelmächte ihnen nicht schon die Ketten des Russentums abge nommen haben. Den Finnen ist die neue Petersburger Regierung sofort aus eigenem Antrieb entgegengekommen, wohl weniger aus allgemeiner Menschenliebe oder um die Wehrkraft dieses Großfürstentums möglichst noch vor den Wagen der Revolution einspaunen zu können. Ob ihnen das glücken wird, ist sehr zwei felhafc: die Finnländer halten die Zeit für gekommen, vor allem an sich selbst zu denken, und nicht anders steht es bei den übrigen Fremdoölkern. Der Prozeß deS geistigen Erwachens datiert bei ihnen nicht von heute und gestern, und daß er jetzt ein beschleunigtes Tempo einschlagen wird ist wohl unausbleiblich. Erklärt doch so gar ein Moskauer Blatt rund heraus, die Zukunft Rußlands liegt in der Loelösung aller Fremdoölker und der Auflösung des Landes in zahlreiche Einzelrepubliken, die einen Bund schließen " nklen,- sonst würde Rußland gänzlich gusu Das ist ein Gedanke von ung-heurer Werbekraft, und gerade die jetzigen Machthaber in Peters bürg sind nicht imstande, ihm weseNt-