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Nr. 148. Sonntag den 28. Oktober 1917. H 76. Jahrg. Der amtliche Teil befindet sich heute auf der 4. Seite. Die zweite italienische Armee geschlagen. Krisen und (Strömungen. sAm Wochenschluß-i In seinem Grundgefüge erbebt Europa. In einem Weltkriege ringt das Deutsche Reich um seinen Bestand, baS deutsche Volk um seine Lebensmöglichkeiten. Waffen- lärm auf allen Fronten und wieder treiben die Ereignisse einem neuen Abschnitt der ungeheuren Kämpfe entgegen, Lie jetzt anfangen, das vierte KriegSjahr zu erfüllen. Immer von neuem die alte blutige Lehre an unserer Feinde schier unabsehbare Zahl, daß unsere Abwehr eisenfest steht und nicht wankt, daß unser Angriff Zerschmetterung und Vernichtung in die feindlichen Linien trägt. Rußland, Flandern, Aisne, U-Boot-Krieg und dazu in diesen Tagen noch besonders der herzerhebende und begeisternde Siegesschritt der festoerkitteten Waffenbrüderschaft am zJsonzo, die Namen künden uns neue unoerwelkliche Muhmesblätter unserer tapferen Streiter und unserer Heeresleitung. Da schleicht ein Gespenst durch die Heimat. Näber und näher rückt der Augenblick, an den sich die Er wartung heftet, daß eine kraftvolle weise kundige Hand idaS Werk der Kanonen, die Arbeit des Schwertes diplo- jmatisch vollendet, daß ein Wille, herauswachsend und ge- tragen vom Vertrauen und der Unbeugsamkeit der gesamten Volksgemeinschaft in der Heimat das höchste und letzte .leistet, die schamlosen und hinterhältigen Anschläge des 'Feindes auf ein blühendes Volkstum, auf deutsche Kultur und Weltgeltung in Fetzen zu reißen. Mit stockendem "Pulse und ungehaltenem Atem harrt das Volk der An zeichen und Vorboten dieser Arbeit. Und da sollte es ein verhängnisvolles Geschick gefügt haben, daß just in der Schicksalsstunde des Reiches die Hand an der Spitze der Regierung zittert und erlahmt, ider Blick den Kurs nicht findet, der Wille schwankt und die Gefolgschaft versagt. So hören und lesen wir es seit Monatsfrist Tag für Tag. Donner und Doria! Wenn dem so wäre, wenn dem so ist, dann dürfte eine solche Krisis in der augenblicklichen -Weltlage auch nicht eine halbe Stunde schwären, ohne rück sichtslos und gründlich ausgelöscht zu sein. Wer in aller Welt wollte der Öffentlichkeit, den berufenen Gewalten wie der erbarmungslosesten Kritik in den Arm fallen, wenn sie allerkürzesten Prozeß machte und eine Auswechs lung im beschleunigten Verfahren durchsetzte, dis den'Kopf und den Geist auf die Höhe trüge, den die große Stunde braucht? Wenn dem so wäre —! Warum kann sich die große Öffentlichkeit über die Richtigkeit oder Grundlosigkeit dieses Vorbehalts nicht mit einem runden Ja oder Nein klar werden? Warum umschleiern und verwickeln sich die Kernpunkte der Auseinandersetzungen von Tag zu Tag mehr, statt sich zu klären und einer glatten Entscheidung zuzutreiben? Man braucht nicht in eine Verteidigungs rede für den Kanzler einzutreten, wenn man im natio nalen Interesse das Verlangen erhebt, daß die Kritik an Vorgängen, die Fehlgriffe und Unterlassungen enthielten, nicht zu einem unsachlichen Kesseltreiben auSartet. Aber es sei erlaubt, inmitten der aufgeregten Geschichtenträgerei einen kühlen Kopf zu bewahren und zum Verständnisse dessen, was sich im Schoße der nächsten Zukunft birgt, an den Tatbeständen festzuhalten, die der Leser kennt und zu »denen nicht nur die letzten inneren Geschehnisse gehören, -sondern auch der einhellige Beifall und die große An erkennung. die Ende Juli unmittelbar nach Antritt der Kanzlerschaft Dr. Michaelis' mit seiner Enthüllung und Zurückweisung der französischen Geheimpläne gefunden hat. Doch sei eine Würdigung solcher Einzelheiten, so sehr die Stunde dazu herausfordern könnte, der Zukunft Vor behalten. Heute kann als Stand der Dinge nach den Strebungen und Strömungen der ablaufenden Woche das Fehlen jedes Anzeichens dafür verzeichnet werden, daß die Krone sich einem Entlassungsgesuche des Reichskanzlers gegenüber befindet und daß sie bisher geneigt sei, den Rücktritt von Dr. Michaelis als die Folge der Haltung der sogenannten Mehrheitsparteien des Reichstags in Erwägung zu ziehen. Bleibt sonach noch der angedeutete Widerstand dieser in den Besprechungen der interfraktionellen Vereinigung .organisierten Mehrheit, zu der sich unter gewissem Vorbehalt i-ie Nationalliberalen gesellen. Auch hier wird man den iwahren Zusammenhang der zu erwartenden Entwickelung -der nächsten Tage nur richtig verstehen und einschätzen skönnen, wenn man vorher mit kräftigem Besen das ver wirrende Gewebe beseitigt hat, das die mehrmaligen Tages bedürfnisse einer unerfreulichen SensationLsucht gesponnen haben. Zentrum, Sozialdemokratie und fortschrittliche Volkspartei standen nach Bekanntwerden der Mög lichkeit eines Verbleibens des Kanzlers im Amte, mit den Nationalliberalen vor der Frage ihrer weiteren Stellungnahme. Man will neuen Burgfrieden ver sprechen, wenn über ein Arbeitsprogramm mit einem neuen Mann an der Spitze der Reichsleitung ein Über einkommen hergestellt werden kann. Die Grundzüge dazu bat man erörtert. Es ist nicht gerade ein überwältigender Beweis für die Einigkeit der Mehrheit, daß schon gleich die ersten Nachrichten über dieses Programm bekunden, wie die Parteiyresse sie für ihre Zwecke herrichtet. Man kann beispielsweise lesen, daß. mit Nachdruck die Fertigstellung der preußischen Wahlreform bis Weihnachten verlangt werde. Soviel wir wissen, ist kein Wort an dieser Befristung richtig. Das „Programm" nimmt an, daß das gesamte Reformwerk „bald" zustande gebracht, daß die politische Zensur, soweit sie nicht beseitigt werden kann, der Zivilbehörde übertragen werde, also den Ober präsidien, daß an sozialpolitischen Vorlagen das Arbeits kammergesetz und die Aufhebung des Koalitions paragraphen 153 Absatz 2 der Gewerbeordnung komme, und daß der unter Umständen kommende neue Kanzler, ohne an Fragen der auswärtigen Politik gebunden zu sein, erklären möge, daß er den Grundsätzen zustimme, die in der Beantwortung der Papstnote seitens der Reichs leitung zum Ausdruck gekommen sind. Einer Bindung auf die Friedensresolution des Reichstages vom 19. Juli haben die Nationalliberaleu ausdrücklich widersprochen! So schweben die Dinge. Zu den Fragen, die man aufwerfen könnte, ist man doch stark versucht, die eine hinzuzufügen: Worin unterscheidet sich die bisherige fachliche Stellungnahme des Reichskanzlers Dr. Michaelis von diesem Programmpunkte? Und Herr v. Bethmann Hollweg? Es ist wirtlich machmal schwer, keine Satiren zu schreiben ... Oer Krieg. Wie«, 36. Okt. Der amtliche Heeresbericht Leckt sich in der Schilderung der erfolgreichen Kümpfe a» der italienischen Front mit dem deutschen Heeresbericht. Sturz -es italienischen Kabinetts! Sonnino über die Vavstnote. Lugano, 26. Oktober. I» der italienischen Kammer erklärte Boselli, daß er den Tagesordnungsantrag Callaini annchme. Der Antrag besagt: Die Kammer billigt die Erklärungen der Regierung und geht zur Abstimmung über das Budgetprovisorium über. Boselli fordert namentliche Abstimmung und stellte für den ersten Teil der Tagesordnung die Vertrauens frage. Dieser Teil wurde mit SI4 gegen 86 Stimmen und S Enthaltungen verworfen. Die einzelnen Parteien hatten bereits gestern be schlossen, gegen das Ministerium zu stimmen. Nach diesen Beschlüssen war der Ausfall der Abstimmung und der damit verbundene Sturz des Ministeriums Boselli nicht mehr zweifelhaft. Die italienische Presse erklärt, daß das Kabinett Boselli ein Opfer seiner Zerfahrenheit und l Schlappheit sei. Man verhehle sich nicht, daß die Neu bildung Schwierigkeiten machen wird, zumal Sonnino. der vielleicht in Betracht käme, ausschließlich für die aus wärtigen Angelegenheiten verpflichtet bleiben müsse. Italiens Kriegsziele. In seiner großen Rede, die der Abstimmung vorher ging, erklärte Sonnino, die Pässe für die Konferenzen mußten versagt werden, weil durch Einzelhandlungen der Parteien die hohen Kriegsziele Italiens nicht gefährdet werden dürsten. Er sprach dann über die Papstnote, deren allgemeine Bedingungen annehmbar seien, während ihre einzelnen Vorschläge ebensowenig eine Grundlage für Ver handlungen böten, als die Reden deS deutschen Reichs kanzlers, des Staatssekretärs Dr. o. Kühlmann und deS Grafen Czernin. Sannino schloß: Wir sind bereit, jeden Friedensvorschlag ernsthaft zu prüfen, ohne Ge danken an Eroberung. Aber es gibt wesentliche Punkte, über Hie wir nicht unterhandeln können. Die hohen Ziele, für die wir in den Krieg eingetreten sind, und für die wir bereits soviel Opfer von der Nation gefordert haben, sind: die Befreiung unserer Brüder und die Sicherung unserer Unabhängigkeit. Damit wollen wir weder die Zerstückelung eines fremden StaateS noch eine Änderung Les Regierungssystems im Innern anderer Staaten. * Der Durchbruch bei Misch—Totmein. Just in die Vorbereitungen zur zwölften Jsonzoschlacht traf die Italiener der Gegenstoß der österreichisch-ungarischen und deutschen Waffengenossen. Dis Angelpunkte der Offen sive waren Flitsch und Tolmein, die die Österreicher und Ungarn trotz aller Anstrengungen der Feinde fest in Händen behalten batten, und die Hochfläche von Bainsizza. Trotz erbitterter Gegenwehr wurden die Italiener auf der ganze» Front geworfen. Die Angreifer erkämpften sich am zweite« Tage Karfreit nnd Ronzina. Die Zahl der Gefangenen (30 000) und der Beute (300 Geschütze) zeigt deutlich, mit welcher Wucht der Angriff angesetzt und durchgeführt war. Und zudem wird die Kampfhandlung fortgefetzt. -st Darchou vor -er Kammer. Schwache Mehrheit für das Kabinett Painlevs. Paris, 26. Oktober. In der französischen Kammer fragte Augagneur «ach den Gründen, die Ribot zum Ausscheiden aus dem Kabinett bewogen hätten. Um ein Haar wäre darüber eine heftige Debatte entbrannt, wenn nicht der neue Minister deS Äußern, der vom Interpellanten nach seiner Meinung über die äußere Politik gefragt worden war, Erklärungen ab gegeben hätte, die Lie Kammer zufriedenstellten. So r»> klärte er mit großem Nachdruck, daß Rußland kräftig unterstützt werden würde (I) Ministerpräsident Painleve, der jeder Erörterung seines Ministerschubes die Spitze abbrcchen wollte, rief leidenschaftlich von de: Tribüne: Worauf eS augenblicklich in unserer Politik ankommk, ist die Rückkehr Elsatz-LothringenS zu Frankreich, und Hiro» für müssen wir un- schlagen und siegen. Nach diesem „Schlager*, auf dessen Erfolg sich noch jeder Minister in Frankreich hat verlassen können, forderte Painlevs das Vertrauen der ganzen Kammer. Aber er hatte sich verrechnet; denn nur 288 Stimmen einigten sich auf das Vertrauensvotum für die Regierung, während 137 Stimmen ihr das Vertrauen versagten. Die fran zösische Presse hat also recht, wenn sie erklärt, daß Painleves Ministerium nur auf schwachen Füßen steht. Meine Knegspost. Hamburg, 26. Okt. Die dritte Kriegsfitzung der See- berussgenoffenschaft nahm einstimmig eine Entschließung «», in der betont wird, daß ein von Deutschland ganz preis» gegebenes Belgien eine Beute Englands werde, im be sonderen ein neutrales Antwerpen ein englischer Antwerpe» sein würde. Bern, 26. Okt. Hier find 1200 skandinavische See leute angekommen, die sich geweigert haben, auf den vo» England beschlagnahmten neutralen Schiffen Dienst zu tun. Amsterdam, 2S. Okt. Nachdem gestern bereits ein eug- lisches Flugzeug mit vier Mann der Besatzung eingebracht wurde, meldet man beute aus Maasluis, daß ein neues, großes englisches Flugzeug in der Mündung der Schelde ge sunken ist. Washington, 26. Okt. Die Regiemng der Vereinigte» Staaten hat England eine neue Anleihe von 30 Millionen Dollar. Frankreich eine solche von 20 Millionen Dollar ge währt. Frankreich schuldet den Vereinigten Staaten nunmehr etwa SV- Milliarde« Mark.