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Wilsdruffer Tageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gefpaltene Raumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gkfpaitcnr Aeile der amtlichenBckunnnnanjuugen 40Gold pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchweisungrgel ühr 20 Goldpsennig. Dor- geschriebene Grscheinungr. _ __ rave und Platzvorschriflea werden nach Möglichkeir ffSkN sp vb ck Lk: Amt Wilsdruff Nr. p berücksichtigt, «nzeigeu» annahme bis norm.lOUHr --- -- ... . --- Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Aabattanfprucy rrlischt, wenn der Betrag durch Klageeingezogen werden muß oderderAnftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, . . - lldr kür dc» s"- Ta,. B.zugLprcir I Brr Abholung in "ri 6°,— Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend und »Uchäsi-ftellk» Dku>-li, »rt-o oder sonst!«<r B-irirb-st»rnn,rn destkhl drin Anspruch aus L'kserun, ^iuns-n - «aLsrndun, -in,-sandirr Schriftstür»- crs°I,i nur, w-nn Port» °eili-,t! Va^Wilsd ru ffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtratv zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Roste«. Nr. 247. — 85. Jahrgang. Telegr.-Adr.: .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Donnerstag, den 21. Oktober 1S26 Britische Reichskonferenz. , Das Britische Weltreich ist ganz eigenartig aufgebaut;l gibt nbcr seinen Zusammenhalt in der Hauptsache nur! -m Gewohnheitsrecht, kaum eine gesetzliche Bestimmung- Besonders das Verhältnis des Mutterlandes zu den sog., „Dominions", also zu Kai-ada, Südafrika, A ustralien und Neu ee - und, in gewisser Be ziehung auch zu Indien, -ft außerordentlich elastisch, mehr auf Verbindungen gleicher Abstammung, gemein samen Blutes gegründet. Persönliche Beziehungen treten Hinzu, durch die Weltreise des englischen Thronfolgers belebt und gefordert. Stolz fühlen sie sich alle rings um - « v. - " s Engländer, als Mitglieder des „Aroawr '"es-größeren Britanniens", wie vor 25 Jahren der Emberufer der ersten Reichskonferenz, Chamberlain, der Vater des jetzigen Außenministers, feststellen konnte. Ter Weltkrieg hat hierfür auch vieles getan. Trotzdem wird es auf der soeben in London eröff neten Neichskonferenz nicht an Schwierigkeiten fehlen, weil die Selbständigkeitsgelüste der Dominions — nicht zuletzt wegen ihrer starken militärischen Hilfeleistungen im Weltkrieg — immer stärker anwachsen. Das gilt für Kanada, ganz besonders aber für die Südafrikanische Union, für die der Premierminister Hertzog erschienen ist. Es ist nur ein äußeres Zeichen einer stark drängenden Entwicklung, wenn man in Südafrika sich eine eigens Flagge schaffen will; aber nicht angenehm vermerkt würde in London, daß die Annäherung zwischen Kanadaund den Vereinigten Staaten eine immer größere geworden ist, daß Kanada nicht bloß das Bestehen eines 100- jährigen Friedens mit den Vereinigten Staaten zusam men feierte, sondern sogar einen eigenen Gesandten nach Washington entsandte. Dafür ist aber Australien desto loyaler; sitzt diesem fernsten Dominion doch der Japaner auf dem Nacken. Der Versuch der Dominions, auf die englische Politik, auf Locarno und die dort vereinbarten außenpolitischen Verpflichtungen Englands ernen Einfluß auszuüben, ist ebenso gescheitert wie die Absicht, in Genf eine größere Nolle zu spielen. Bei dew riesigen Ausmaßen dieses Weltreiches, das die Erde um spannt, ist es aber nur durch die Elastizität des vereini genden Bandes bisher möglich gewesen, die kontinental europäische Politik des Mutterlandes mühsam mit den Interessen der ferngelegenen Länder auszubalanciercn. Der englische Ministerpräsident Baldwin hat be greiflicherweise in seiner Eröffnungsrede sofort die Frage der Außenpolitik des „xreater örikam" im Anschluß an die Locarnoabmachungen zum Hauptgegenstand der Debatte erhoben. Weltwirtschaftliche Angelegenheiten wie die des soeben veröffentlichten internationalen Wirtschafts- Manifestes kommen hinzu; denn bekanntlich treffen die dort gemachten Vorwürse einer zoll- und tarifpolitischen Bevorzugung künstlich geförderter Industrien besonders nfnabIEnglands zu seinen Kolonien zu. Die ein kontiuemal ourB der Hauptsache aber schließlich ist^ doch aeröd^ zurückhaltend; dem die Anregung zu der gan,cn A gewc,en. von Schon lange ist es aber auch glieder Englands in London ein?stärkere VenAuug ibr'cr Jntereisen zu haben; dahinstrcbcude Versuche wse b/i spielswene der Vorschlag, ein gewisses Wahlrecht zum Unterhaus zu erhalten, sind bisher gescheitert, haben auch keine Aussicht auf Erfolg. Indien, das größte Kronland, hat eine solche Vertretung wenigstens im Kabinett. Aber gerade me aus einen ganzen Monat berechnete Aussprache dieser Reichskouerenzsoll zweifellos Mittel und Wege finden, einen Ausgleich herbeizuführen, aber, wie s/it hundert Zähren, nicht durch Beschlüsse und Mehrheits- entscheidungen, sondern in norm freier Vereinbarungen. Oer Ministerbesuch in Doom. Eine holländische Erklärung. Die in Amsterdam erscheinende holländische Zeitung' Aüaemeen Handelsblad" betont in einem offenbar aus, amtlichen Informationen beruhenden Artikel, von feiten! niederländischen Negierung werde die kürzlich ab-! aeaebenc Erklärung vollkommen aufrcchterhalten, daß von Ker Abreise des früheren Kaisers keine Rede sei. Der' jüngste Besuch des Ministers des Innern m Doorn sei, einer der gewöhnlichen monatlichen Be such« gewesen und stehe in keiner Verbmdung mtt möglichen Abreise des Kaisers aus Holland. Es sei aber auch unrichtig, daß die niederländische keglerung in dieser Frage gegenüber den Großmächten Verpflichtungen em- gegangen sei. Zu den in der deutschen Presse geäußerten Vermutun gen, die englische Negierung habe in bezug auf die etwaige Rückkehr des ehemaligen Kaisers aus offiziösem Wege im Haag Erkundigungen einziehcn wollen, vernimmt der „Telegraaf" von zuständiger Seite, daß die englische Ge sandtschaft im Haag keinerlei derartige Schritte unter nommen und auch diesbezüglich keinerlei Instruktionen von der englischen Negierung erhalten habe. Ein höherer niederländischer Grenzbeamter antwortete N' die Frage eines Pressevertreters, was er tun würde. Vas neue öttrrreiebilebe Kabinett. Or. Geipels Ministerlifie. Die prodeutsche Politik Österreichs. Der an Prälat Dr. Seipel ergangene Rus zur Bildung s eines neuen Ministeriums ist von ihm sofort in die Tat! umgesetzt worden. Dr. Seipel wird dem Nationalrat - folgende Ministerliste vorlegen: Bundeskanzler und Äußeres: Dr. Seipel; Vizekanzler und Justizminister: Dr. Dinghofcr (Groß-! deutsch), an Stelle des bisherigen Ministers > Dr. Waber; Finanzen: Dr. Kienböck (Christlichsozial); Unterricht: Dr. Schmitz (Chrifilichfozial); Handel: Dr. Schürff (Großdeutsch); Ackerbau: Thaler (Christlichsozial); Heereswesen: Vaugoin (Christlichsozial); Soziale Verwaltung: Dr. Resch (Christlichsozial). Dr. Seipel. Dem Eintritt des Führers der Großdeutschen Partei und derzeitigen Präsidenten der Nationalversammlung, Dr. Dinghofer, in das Ministerium auf den Posten des Vizekanzlers wird in politischen Kreisen große Bedeutung beigelegt. Das neue Kabinett Seipel betont damit sehr scharf seine politische Stellung gegenüber Deutschland. Die prodeutsche Politik Österreichs soll also noch stärker betont werden als bisher, da Dr. Dinghofer bekanntlich als der hervorragendste Führer des An- schlußgedankens gilt. Mit der Betrauung Dr. Ding hofers ist auch den Sozialdemokraten ein Angriffspunkt I gegen das Kabinett genommen, da durch den Eintritt des Führers der Großdeutschen zum Ausdruck gebracht wird, daß der politische Einfluß Dr. Kienböcks, der wieder das Finanzporteseuille übernimmt, nicht mehr ausschlaggebend ist. Unterrichtsminister wurde Dr. Schmitz, der ini letzten Kabinett Seipel das Ministerium für soziale Verwaltung innehatte. Die übrigen Ressorts bleiben bei den allen Ministern aus dem Kabinett Namek. An Stelle Dr. Ding- hosers präsentiert die Großdcutsche Partei den seiner zeitigen Vizekanzler, Dr. Waber, als Präsidenten der Nationalversammlung. Der Bericht der Interalliierten Militär- kontrollkommMon vor der Botschafter- koufereoz. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdrufser Tageblattes", Paris, 21. Oktober. In der am gestrigen Mittwoch staü- gesundenen Sitzung der Botschafterkonferenz wurde ein Bericht der Interalliierten Militärkontrollkommission in Berlin zur Kennt nis genommen, ohne daß auf Grund desselben irgrndtvelche Ent scheidungen getroffen worden wären. Der Bericht besagt, daß ein Teil der interalliierten Einwände hinsichtlich der Abrüstung Deutschlands noch nicht behoben sei. Im- übrigen wird betont, daß nach französischer Auffassung seit dem Wgang des Generals von Seeckt eine Erleichterung in den Verhandlungen eingetreten sei. Die Frage der Teilnahme des Sohnes des Kronprinzen an den deutschen Manövern sei noch nicht abschließend behandelt wor den. Nach wie vor hält man an dem Standpunkt fest, daß eine Aufhebung der Interalliierten Militärkontrollkommisfion in Ber lin nur dann stattfinden könne, wenn ein interalliiertes Gutachten ausgesprochen habe, daß Deutschland seinen Entwafsnungsver- pflichtungen nachgekommen sei. Abreise der französischen Delegation zu den Saarverhandlungen. Paris, 20. Oktober. Ein offizielles Kommunique teilt mit, daß Serrnys, Direktor der Wirtschaftsverträge beim Han delsministerium- und Arnal, französischer Konsul, als Vertreter des Ministeriums des Auswärtigen gestern nach Berlin abgereist sind. Der Zweck der Reise sei, den provisorischen deutsch-sran- zöfischen Handelsvertrag vom 5. August in Bezug auf den Wa renaustausch zwischen Deutschland und dem Saargebiet zu er gänzen. Diese Ergänzung soll sich hauptsächlich aus die Abände rung des gegenseitigen Zollregimes für die Metallerzeugnisse be ziehen und dem internationalen Stahlabkemmen und den Privat verträgen, über die gegenwärtig verhandelt wird, angcpLßt werden. Aasten gegen dar Wirtschastrnlanisest. Rom, 20. Oktober. In der Tribuna schreibt der bekannte Nationalist Fvrges Davanzcri gegen das bekannte Wirtschafts- Manifest. Er erklärte in seinen Ausführungen, daß die Durch führung des Manifestes alle Handelsverträge Italiens illusorisch machen und Italien wirtschaftlich und politisch an die Wand drücken würde. Eine Zumutung, die ein faschistisches Italien nie mals annchmen würde. Auch Virginia Gayda, der Direktor des Giornale d'Italia, erklärt sich gegen den Pazifismus internatio naler Wirffchaftsgruppen. Das Manifest zeige bedenkliche repi- fionWsche Tendenzen. Italien sei durchdrungen vom neuen nationalen Geist und könne sich seinen nationalen Willen zum Aufstieg nicht durch fremde Interessen verkümmern lasten. Erneute Unnllderung kumllniens an Irsnkkeicb? Paris, 20. Oktober. Wie der Paris Midi meldet, wird Britanu, der Führer der liberalen Partei Rumäniens, eine Reise nach Paris antreten, um den ungünstigen Eindruck zu beseitigen, der durch den Abschluß des rumänisch-italienischen Vertrages entstanden sei. Britann werde bei der französischen Regierung die Erklärung abgcben, daß die französischen Interessen aus dem Balkan und in Rumänien durch das italienisch-rumänische Ab kommen nicht berührt werden. Schwerer Orkan über Florida. London, 21. Oktober. Nach Meldungen aus Iackson- ville auf Florida wütete ein von Cuba kommender Orkan mehrere Stunden über Florida und richtete große Zerstörungen an. wenn der Exkaiser plötzlich dre ntederlandrfcye Grenze uver- schreiten wollte: „Ich werde ihn passieren lassen, wenn er sich legitimieren kann. Ich habe nicht das Recht, ihn anders als jeden anderen Ausländer zu behandeln." Der Berliner Korrespondent der amerikanischen Hearstpresse, Kart von Wiegand, hatte eine Anfrage an das Haus Doorn telegraphiert, ob die Gerüchte über die Rückkehr begründet seien. Darauf ist das folgende Tele gramm von Haus Doorn abgegangen: Karvowieg, Berlin, über ein Ereignis, das Seine Majestät der Kaiser dem Willen der Vorsehung anheim- gestellt haben, kann selbstverständlich leine Auskunft er teilt werden. Aus allerhöchsten Befehl Graf von Schmettow. Der Exkaiser ist zurzeit allein in Doorn, seine Ge mahlin weilt in Lahor in Schlesien. Der Kaiser sieht sehr gut aus und wird als sehr rüstig geschildert. Immer noch beschäftigt er sich täglich mit Holzarbeiten, um sich die von dem Arzt vorgeschriebene körperliche Arbeit durch Holz hacken und -sägen zu schaffen. Er unternimmt ferner ständig Spaziergänge im Park von Doorn, und zwar in Begleitung seines Adjutanten, von Jlsemann, der ständig in seiner Umgebung weilt. 6VV060 Arbeitslose weniger. Durchführung des Arbeitsbeschaffungsprogramms. , Der Reichstagsausschutz für Soziale Angelegen heiten beschäftigte sich mit der Erwerbslosenfürsorge.! Reichsarbeitsminister Dr. Brauns leitete die Verhand-! lungen mit einem Bericht über den gegenwärtigen Stand! der Arbeitslosenfrage und die Fttrsorgematznahmen der! Regierung ein. Er führte aus, datz die Zahl der unter- stützten Erwerbslosen gegen das Frühjahr um rund! liOOOOO zurückgegangen sei und datz diese Entwicklung Inhalte. Dieser Rückgang sei aus die wirtschaftliche Ent-j Wicklung zurückzuführen. Das Arbeitsbeschaffungspro gramm der Ncichsregierung sei in seinem überwiegen den Teil in der Durchführung begriffen. Die Maßnahmen der produktiven Erwerbslosensür- sorge kämen ganz überwiegend den langfristigen Arbeitslosen zugute. Die einsache Verlängerung! der Unterstützung, wie sie vielfach gefordert werde, würde! alle Vorteile beseitigen, die eine Arbeitsfürsorge gegen über der Unterstützung besitze. Die Reichsregierung hätte sich deshalb zu dieser Verlängerung bisher nicht ent schließen können, habe sich auch ohne die Genehmigung