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VilsdnOrMeblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wtlrdruffei Tagebl-ll» erlchkint täglich nachm. 5 Uhr sür den gk«> Tag. Bezugspreis: Bei 'Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Md., bei Pvstdestellung 2 Md. zuzüglia, Abtrag- — . , ,, . gebühr. Einzelnummer» ISPfg. Alle Poftanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PostdoienundunscreAur- träger und Geschäftsstellen ' - nehme» zu jeder Feit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle HSHerer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Mraertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: dic8gespaIIcncRaumzc!le20Doldpsennig, die -tgispallcueZeift deranUIichenB-kunntulachuugcnävLolr- Pfennig, die 3 gespaltene Aeklamczeilc im textlichen Teile log Goldpfennig. Ncchweifungrgcbühr 20 Golbpscnnig. Bor. geschriebene Erscheinung-- — . . , ...., ... tage mid Platzvorfchriftelt werden nach Möglichkei-. sisevN fp v S ch Lk: Alttt Wilsdruff Nv. ß berücksichtigt. Anzeigen. annahmebis oorm.lv Uhr — — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzelgen übernehmea wir keine Garantie. Jeder Rabatlanspruch erlischt, wenn der Bctrag durch Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlung-stellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meihen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forsirentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. 179 85 Jahrgang Lelegr Adr.: .AmUblaü- WilSdrUff-DreaVe« Postscheck Dresden 2840 Dienstag LeN 3. August 1926 Robuste MLiiel. Man sicht jetzt politische Meinungsverschiedenheiten mit etwas robusteren Mitteln aus als früher. Nicht etwa, daß Attentate gerade in südlicheren oder tropischen Län dern etwas Seltenes sind — schneller kracht dort der Rc volver, fliegt die Bombe, blitzt der Dolch auf —, aber auch wir kühleren Nordländer haben schon viel zu viel von dieser Art innerpolitischcn Auseinandersetzungen über nommen. Daß dem spanischen Diktator Primo de N ivera nicht schon längst etwas „passiert ist, erscheint geradezu merkwürdig, da der König Alfons XIII. wohl derjenige Herrscher ist, auf den die meisten Attentate ver übt worden sind. An seinem Hochzeitstage trug er seine junge Gemahlin im Brautkleid hinweg über die Blutlachen der Opfer eines Attentats; bisher ist er immer entronnen. Primo de Rivera scheint ein ähnliches Glück zu haben. Auch auf den mexikanischen Staatspräsidenten Calles soll ein Attentat verübt worden sein. An und für sich ist das für Mexiko nichts Auffallendes; das gehört dort sozusagen zum „Lebens"bedarf des Präsidenten. Denn es hat wohl kaum einen einzigen mexikanischen Präsidenten gegeben — auch Porfirio Diaz nicht, trotz seiner großen Verdienste nm Mexiko —, der das Ende seiner Präsidentschaft in ganz normaler Weise erlebt hätte. Attentate Revolutionen und dergleichen fallen in Süd- und Mittelamerika kaum noch aus. Nun hat der Kul turkampf in Mexiko — sämtliche Geistliche dürfen nicht mehr ihres Amtes walten, die Kirchen sind ge schlossen, ein Trennungsgesetz zwischen Staat und Kirche nach französischem Muster soll durchgeführt werden — die Leidenschaften aufs höchste entfesselt; es hat Tote gegeben, viele Verwundete; schroff stehen die Parteien gegen einander. Da ist dann der günstige Boden für Attentate gegeben, wie wir es ja auch im Kullmann-Attentat gegen Bismarck 1875 erlebt haben. Die Leidenschaften Partei- potitlfchLr und konfessioneller Art sind dann derart auf- gepeUscht, dah bei den heißblütigen Südländern die Hand gar schnell zur Pistole fährt. Man muß sich allerdings dabei auch vor Augen halten, daß diese Attentate häufig recht mysteriösen Ursprungs, daß sie bisweilen „gestellt" sind, um poli tische Wirkungen auszuübcn. Auch hierüber lassen sich in der Geschichte gerade jener Länder recht merkwürdige Bei spiele aufweisen. Man sorgt dann dafür, daß ein solches „Attentat" nicht zur Ausführung kommt ooer höchstens so, daß es weiter keinen Schaden anrichtet. Freilich ist das Hann ein sehr gefährliches Spiel, weil es die schon zur Siedehitze gestiegenen Parteileidenschaften zum überkochen bringt. Wir Deutsche, die nicht vergessen haben und nicht vergessen wollen, daß Mexiko uns im Weltkrieg die Neutralität wahrte und daß nach dem Kriege dort Scharen von Auswanderern eine neue Heimat fan den, halten uns jeder.Stellungnahme zu diesen innerpoli- tischen Streitigkeiten fern, haben vielmehr nur den einen Wunsch nach einer baldmöglichen inneren Befrieduna dieses Landes, das ans eine Geschichte unabsehbarer Wirr- nisie und Kampfe zuruckbllckt. Die Hamburger Kslom'alwoche. Machtvolle Kundgebung für den kolonialen Gedanken. In Hamburg wurde mit der Feier des 25jährigen Stiftungsfestes des Vereines ehemaliger Ostasiatcn Hamburgs vie Hamburger Kolonialwoche eindrucksvoll eröffnet. Regie rungsrat Zache, der Vorsitzende der Kolonialen Arbeitsge meinschaft Grotz-Hamburg, eröffnete Mit einer Festansprache die Kolonialwoche, in der er betonte, daß die koloniale Schuldlüge zusammengcbrochen und in Locarno zurück- genommcn worden sei. Es gelte nun, ans die Rückgabe un seres Kolonialbesitzes hmzuarüctten, und dann müsse das ganze deutsche Volk Zusammenarbeiten. Deutsche Kolonial- oolttik solle uicht trennend, soudern einigend wirken. p Am Sonntag fand die Fahnenweihe des Vereins Deut- Neu"'^ordmtt^ Schutztruppeableiku^ Kamelrei^ bestehender Festzug, belebt durch Festwagenmit^ Deutsch-Ostafrikas, des tropischen Afrikas, der Kolo uen m der Südsee und in China, des Seehandels usw. sowie durch eine Hagenbeckschc Jagdkarawaue, brachte den nach Tausenden zählenden Zuschauern, die die Straßen umsäumten, die Er innerung an die verlorenen Kolonien nahe. ^,n der Ham burger Stadthalle hielt Bürgermeister Dr. Petersen eine An sprache. Mit einem Hoch aus den kolonialen Gedanken im deutschen Volke schloß Bürgermeister Dr. Petersen seine mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen, denen das Deutschlandlied, von der nach Tausenden zählenden Zuhörer schaft begeistert gesuugeu, folgte. Darauf ergriff der Präsi dent der Deutschen kolonialen Reichsarbeitsgemcinschaft, der ehemalige Gouverneur Exzellenz Dr. Seitz, das Wort zu seinen Ausfübrungcn über das Thema „An das deutsche Ge wissen". Er führte u. a. aus: Nur Deutschland, diesem Volk, dessen 60 Millionen aus den engen Raum im Herzen Europas rusammengepreßt sind, will man dieses Recht mit einem ein' '«chen Machtwort bestreiten. Das deutsche Volk mutz sich aruber klar werden, daß wir als selbständige Nation aus tim»-"Kgen Umwälzung der Weltwirtschaft nur hervorgehen es uns gelingt, die territoriale Basis unserer "'wait zu erweitern. Das ist das w a b r e K i e l u nle r er Wm W GmWug i» seine AngcleMeiten ad Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 2. August. Der chinesische Gesandte in Rom und Hauptdelegierte beim Völkerbund Dr. Cha-Hnw-Chu erklärte in einem Interview dem Korrespondenten der british united preß u. a. China werde unter keinen Umständen die ungleichen Ver träge, die es zum, Sklaven der anderen Mächte gemacht hätte, erneuern. Was die Opiumsrage anbetreffe, so lehne China eine weitere Einmischung in seine eigenen Angelegenheiten, die für die starke antiausländische Stimmung, die sich in China noch im Wachsen befinde, verantwortlich zu machen sei, unbedingt ab. China Hobe bereits anstelle der Vorkriegsverträge mit Deutsch land, Oesterreich und Rußland Verträge auf der Basis völliger Gleichberechtigung abgeschlossen. Wenn die Ausländer fortführen, ihre außerordentlichen Vorrechte zu beanspruchen, so werde der chinesische Widerstand bald einen Grad erreichen, der es jedem Ausländer in Chino unmöglich machen werde, Geschäfte zu be treiben. * Annahme Ler Verfassungsänderung durch den polnischen Sejm! W ar schau, 3. August. In der Montagsitzung des Sejm sind die Fragen der Verfassungsänderung und der Bevoll mächtigung der Regierung voll und ganz bewilligt wordem Der Sejm ist nicht nur allen Forderungen der Regierung nachgekom men, sondern ist noch darüber hinaus gegangen, so daß nach den Beschlüssen am Montag die Parlamente nur durch den Präsiden ten der Replnbli! aufgelöst werden können, und nicht durch eigene Bestimmung. Beide Parlamente haben sich am Montag bis zum 1. September vertagt. Der Antrag der Sozialisten auf Auflö sung beider jetzigen Parlamente wurde mit großer Mehrheit ab gelehnt. Gerüchte über die Abberufung der bal tischen Gesandten in Rußland Reval, 3. August. In hiesigen politischen Kreisen laufen Gerüchte um, wonach alle baltischen Gesandten inMoskau abbe- rusen werden sollen. Attentat aus den syanischen Diktator Primo de Rivera unverletzt. InBarcelon a ist auf General Primo de Rivera kurz vor seiner Abfahrt nach Madrid ein Attentat verübt worden. General Primo de Rivera ist unverletzt ge blieben und inzwischen in Madrid eingetroffcn. über den Vorgang veröffentlicht „Havas" folgenden Bericht: Als sich General Primo dc Rivera im geschlossenen Automobil auf dem Wegs zum Bahnhof befand, «in nach Madrid zu fahren, schleuderte ein in der Nähe stehender Mann einen Dolch gegen den Wagen des Ministerpräsidenten, ohne ihn jedoch zu treffen. General Primo de Rivera verließ seinen Wagen einen Augenblick und betrachtete den Dolch einige Zeit, um alsdann seine Fahrt zum Bahnhof fort- zusstzen, wo er von der Menge begrüßt wurde. Ter Angreifer, der von dem hinter dem Wagen des Ministerpräsidenten fahrenden Polizeiauto überfahren worden war und dabei einen Beinbruch erlitten hatte, wurde sofort verhaftet. Es handelt sich um den 34 Jahre alten und in der Nähe von Barcelona behei mateten Tagelöhner Domingo Masacho Torrent, der be reits wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt vor bestraft ist. Aus dem Verhör scheint hervorzugehen, daß der Täter Anarchist ist. Verschwörung gegen Präsident Lasier. Der K i r ch e u k o n f l i k t in Mexiko. In Mexiko-Stadt ist ein Komplott gegen den Präsi denten Calles entdeckt worden. Sieben Frauen und zwei Männer wurden verhaftet; sämtliche Verhafteten sind städtische Beamte. Das Haupt der Verschwörung ist eine junge Stenotypistin namens Dolores Lemus. Dir Regierung bewahrt Stillschweigen. Es ist anzunehmcn, daß das Komplott im Zusammenhang mit den Kultur kämpfen im Lande steht. — Blättermeldungen aus der Stadt Mexiko zufolge kam es aus Anlaß des Inkraft tretens der neuen Gesetze zu ernsten Zusammenstößen. An fünf Plätzen ereigneten sich größere Ausschreitungen. Die Zahl der Toten wird aus sechs, die der Schwerverletzten auf 38 geschätzt. Hunderte von Verhaftungen wurden vvrgenom-neu. Unter den Fcstgenvmmenen befinden sich auch viele Frauen. So wurden vierzig junge Frauen aus wohlhabenden Familien unter der Beschuldigung, Propaganda gegen die Politik der Regierung getrieben zu haben, verhaftet. Nach Meldungen aus Pachuea sind bei den letzten Gottesdiensten sechs Frauen nud sechs Kinder in den ungeheuren Menschenmengen, die sich in die Kirchen drängten, erstickt und erdrückt worden. * WaffenftittstmröSaugebot -er mexikanischen Geistlichkeii. Alls bischöflichen Kreisen Merikos ist „Associated Preß" eine Erklärung zugegangen, In der es heißt, man sei bereit, mit der Regierung eine Art Waffenstillstand zu vereinbaren, bis das Volk die Möglichkeit gehabt habe, in einer Volksabstimmung seine Meinung zu dem Kirchen streit abzugeüen. In der Erklärung heißt es weiter, verschiedene Diplo maten des lateinischen Amerikas und verschiedene hohe Negierungsbeamte hätten ihre guten Dienste zur Vermitt lung angeboten. Der augenblickliche Kirchenstreit sei ein unnötiger Kampf, denn er würde ohne weiteres beigeiegt sein in dem Augenblick, in dem die Regierung dem Volk Freiheit in religösen Fragen und andere von der Verfassung gewährleisteten Rechte einräume. Vom Wirtschaftlichen Standpunkt aus sei der Kampf verderb lich, da der von katholischen Kreisen geplante Boykott wahrscheinlich effektiv sein würde. Weiterhin wird die Forderung ausgestellt, daß während des vorgeschlagenen Waffenstillstandes die Durchführung der neuen Regie- rungsverfügungen in kirchlichen Fragen und die antireli giösen Verfolgungen eingestellt werden. K o lö ni äl p o li ti k. Kolomalpolitik treiben heißt Politik auf lange Sicht treiben. Mit Erfolg kann sie nur eine Nation treiben, die über politische Einsicht und über geschlossene» Willen verfügt. Unser Volk muß fein Gewissen schärfen und sich klarmachen, daß das Wohl der Allgemeinheit höher stcyi als parteipolitische Zänkereien. Tagung der Deutschen Mn-th»rst-Vün-L Entschließungen für Reichsbanner und Reickwfiagge. In Soest i. W. fand die 6. Reichstagung der enWindthor st-Bünde statt- Unter der. die gefaßt wurden, betraf erner die Beteili- Mitglieder der Windthorst-Bünde am R eich s. Resckckut- chwarz - Not - Gold. Es heißt m diesem i starke Vertretung der Zentrumspartei innerhalb des Reichsbanners dringend notwendig sei. wurde ersucht, die Frage der poli- Uschen Kampfverbände, ihren gegenwärtigen Charakter und ihre Zielrichtungen einer Durchprüfung zum Zweck einer m allen Landesteilen einheitlichen Stellungnahme zu unterziehen. Eine Entschließung zur Flaggen- frage lautet: Wir erwarten von der Zentrumspartei und Zentrumssraktlon daß sie die in der NeichsverfassunS festgelegten Farben schützen, sichern und ihnen zur allge meinen Geltung verhelfen w,rd." Die Schlußreden auf der Reichstaquna dielten der preußische Wohlfahrtsminister H i r t s i e f e'r u^ tagsabgeordneter B o o^r^^""MeIegramme u. a. der Reichskanzler -k a r x , der frühere Reichst""^" Dr. Wirth und der Vorstand Reichsbanners gesandt. Slnbenlsimg -er Französischen Aatlonalverfammlusg. Zur Errichtung der Tilgungskasse. Der französische Ministerrat, der unter dem Vorsitz des Präsidenten Doumergue zusammentrat, hat be schlossen, die Nationalversammlung zur Genehmigung der Errichtung einer autonomen Tilgungskasse einzubcrufen. Nm diese Kasse, die ausschließlich der Stützung der Bons der Nationalen Verteidigung und der kurzfristigen Schatzwechscl dienen soll und der auch die Verwertung des zu»' gemischt-wirtschaftlichen Betriebe umzuwandeln den Tabakmonopols angegliedert werden soll, mit den größtmöglichen Sicherheiten auszustatten, will man ihr Statut m einem Perfassungsgesetz verankern, das der Verabschiedung durch die Nationalver sammlung Kedars. Für die Beratung der Vorlage in Kammer und Senat wird Poincarv, ebenso wie er es für die Steuergcsetze getan hat, die Dringlichkeit verlangen. In der amtlichen Mitteilung über die bevorstehende Ein berufung der Nationalversammlung heißt es, daß der Mrulsterrat den Gesetzentwurf gebilligt habe, während littst Zu heißen pflegt, der Gesetzentwurf sei einstimmig fchm Miuisterrat angenommen worden. Rcichstagsabgeordneter Dr. Levi verklagt. München. Wie die Münchener Zeitung erfährt, Achtel stch die Klage des- bayerischen Justizministers Dr. Gürtnei sowohl gegen den Vorwärts als auch gegen den Reichstags- abgeordnetcn Levi. Die Klage ist in Berlin anhängig gemacht