Volltext Seite (XML)
Fernsprecher MksSruff Nr. 6 WocheNvla^ fÜs Wl^dkUss UNd ^MgegLNd Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrsntamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleacr und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. 4844 Inseriwnsprei» MI. für die « gespaltene Korpuszelle oder deren Raum. Reklamen, bi- rspallige Korpus,eile Mk. Lei Wiederholung und Iahresaustrag entsprechender Preisnachlaß. Lekannlmachungen im amilichen Teil (nur von Behörden) die 2 gespaltene Korpuszeile Mk. Nachweisungs-Gebühr psg. Anzeigenannahme bis vormittags N> Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Feder Rabatt- anspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage «ingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. 81. Jahrgang. Nr. 250 Donnerstag / Freitag 16. /17. November 1922. Amtlicher Teil KleielieserW im MrtWstsWe 182223. LLS für Ernährung und Landwirtschaft über die Verwertung von Kleie vom 8. September 1922 — Re>chsgeffMatt S. 735 flg. — in Verbindung mit der Sächsischen Ausführungs verordnung vom 9. Oktober 1922 — Sächs. Stoatszeitung Nr. 237 vom 10. Oktober 1922 — steht den Erzeugern, die Umlasegetreide obznliefer« habe«, nach Maßgabe der Lieferung Anspruch auf Kleie im Verhältnis von I zu 1V zu dem abgelieferten Getreide zu. Die Lieferung erfolgt durch den Gstreideeinkaus Meißen-Stadt «nd "Land in Meißen, Neumarkt 34, an den auch die Bestellungen zu richten sind. Der Preis für die auf Lieferungen auf das erste Drittel der Umlage zustehende Kleis wird gemäß den Bestimmungen der oben genannten Verordnungen auf 990 Mk. für den Zentner ohne Sack ab Lager der Verteilungsstellen festgesetzt. Säcke werden nach den Festsetzungen der Reichsgetreidestelle in Rechnung gestellt, Meißen, am 11. November 1922. «r« 266 W Kommunalverband Meißen-Stadt und -Land (Die Amtshauptmannschaft). «WWIl III I ?>»««»»»»!> ! si „1 . ! -Mil«»»»—»S« Montag den 20. November 1922 vormittags 9 Uhr wird im Rathause zu Coswig öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses abgehalten werden. Die Tagesordnung ist vom 15. November 1922 ab im Aushangkasten der Amtshauptmannschaft angeschlagen. Nr. 597 18, Meißen, am 13. November 1922. «r, Der Nmtshauptmann. Ausgabe der neuen Brotmarken vormittags 9—1 Uhr (Polizeiwach?). Später als am bekannt gemachten Tage adge- holte Marken werden nur gegen eine Gebühr ausgehändigt. ist künftig für den Verkehr mit dem Publikum jeden Werktag von vormittags 9 bis mittags 1 Uhr und nachmittags nur Mittwochs von 8 bis 4 Uhr geöffnet. Wilsdruff, am 15. November 1922. Der Stadtrat. Mill««»UM Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die deutsche Regierung hat am Dienstag mittag in Paris eine neue Note mit unseren' endgültigen Vorschlägen über di« Markstabilisierung überreicht. * Die Verhandlungen zwischen Parteiführern und Regierung über die Neubildung des Kabinetts auf der Basis der großen Koalition wurden im Reichstage fortgesetzte * Im Rheinland, inWesifalen und einigen anderen Gegenden kam es aus Anlaß von Streiks und Teuerungsdemonstrationen in mehreren Städten zu Unruhen. * Frankreich ist nach Pariser Meldungen angeblich bereit, einer weitgehenden Herabsetzung der deutschen Schuld zu zu- stimmen, falls seine Verbündeten ihre Zustimmung zu „Zwangsmaßimhmen finanzpolitischer und territorialer Art* geben. DeuWands neue VorsHMe. Ganz unvermittelt ist die deutsche Reichsregierung trotz ihrer Inanspruchnahme durch die innerpolitische Krisis, dis plötzlich wieder einmal über uns hereingebrochen ist, dazu geschritten, der Reparationskommission in einer neuen Note nun noch genauere Vorschläge zur Ordnung unserer finanziellen Angelegenheiten zu unterbreiten. Was sie dazu bestimmt hat, ob lediglich der Eindruck, daß man in Paris über die bisherigen deutschen Vorschläge nichts weniger als zufriodengestellt schien, oder ob es der Druck unserer inneren Lage war, mag dahingestellt bleiben; mög lich, daß auch beide Einwirkungen zusammen die Feder der Reichsregierung abermals in Bewegung gesetzt haben. Der Inhalt der Note deckt sich jedenfalls in vielfacher Be ziehung mit dem sogenannten Wirtschaftspro gramm, das Reichskanzler Dr. Wirth in diesen Tagen von den bürgerlichen Regierungsparteien nahegelegt wurde, und man darf sie insofern als eine Ankündigung der vielerörterten aktiven Wirtschaftspolitik be grüßen, zu der wir endlich übergehen müssen, wenn anders wir nicht der Gegenseite das Recht einräumen wollen, uns der Untätigkeit in den drängendsten Lebens fragen der Nation zu bezichtigen. In den Vordergrund der Notwendigkeiten stellt das neue Dokument der deutschen Regierung abermals die endgültige Neuregel ungdex Reparations frage in Anpassung an die uns verbliebene Leistungs fähigkeit. Wir sind aber nicht mehr in der Lage, solange zu warten, bis es soweit ist, und deswegen müsse sofort eine vorläufige Aktion ins Werk gesetzt werden im Be nehmen deutscher mit ausländischen Kräften, um zunächst das verlorengegangene Vertrauen zur deutschen Mark wiederherzustellen. Auf unserer Seite ist die Reichsbank nun auch formell bereit, mit 500 Millionen Goldmark sich an der Stützungsaktion zu beteiligen; dies aber nur unter der doppelten Voraussetzung, daß man uns ein Mora torium von drei bis vier IahreNfür Bar- und Sachleistungen einräumt, und daß zweitens die gleiche Summe auch von ausländischen Banken zur Verfügung gestellt wird. Mit der Verwaltung dieser Goldmilliarde soll eine unabhängige Stelle in Anlehnung an die .Organi sation der Reichsbank betraut werden, die die Aufgabe bat, zugunsten des Kurses der Reichsmark, insbesondere im Auslände, einzugreifen und ihn durch Au- und Verkauf von Devisen im In- und Ausland zu regulieren. Ist auf diese Weise eine Besserung des Markkurses erzielt, dann will die deutsche Regierung zur Auflegung einer inneren Gold- anlejhe schreiten und auch im Auslande Anleihen zu angemessenen Bedingungen aufnehmen. Der Ertrag dieser Anleihen soll zum Teil zur Abdeckung von Bar- und Sach leistungen aus dem Vertrage von Versailles Verwendung finden, der andere Teil zur Deckung des eigenen Bedarfs, insbesondere auch zur Rückzahlung des Stützungskredites. So hofft Deutschland allmählich das G le ich g e w i ch t i n seinem Haushalt wiederherstellen, das Anwachsen der schwebenden Schuld aufhalten und die Diskontierung von Schatzanweisungen bei der Reichsbank einstellen zu können. Anleihen sollen dann nur für werbende Zwecke ausgenommen werden, «nd so glaubt man die Ursachen der Inflation in absehbarer Zeit beseitigen, «e können. 'MN aber kommt das wesentlich Neue: die inneren Reformen, mit denen die Reichsregierung den Not wendigkeiten der Lage gerecht zu werden gedenkt, und zwar, Einschränkung der Ausgaben, Erhöhung der Ein- nahmm; ^darunter Aufhebung entbehrlich werdender Be hörden, Verminderung der Zahl der Angestellten und Be amten, Vermeidung unproduktiver Ausgaben, Beschrän kung gesetzgeberischer Maßnahmen, die neue Ausgaben verursachen, auf die dringlichen Erfordernisse und endlich produktive Gestaltung der Reichsbetriebe zur Erzielung ihrer Rentabilität. Auch das wird ausdrücklich ver sprochen, daß man gewisse Maßnahmen ergreifen werde, um insbesondere durch Erhöhung des Wirkungsgrades der Arbeit zu einer Steigerung der Produktion und damit zu einem Ausgleich der Handelsbilanz zu ge langen. Unter Festhaltung des Achtstundurtages als Normal arbeitstag soll das Arbeitszeitrecht neu geregelt und zur Behebung der Notlage unserer Wirtschaft die Zu lassung gesetzlich begrenzter Verlängerungen des Acht stundentages in die Wege geleitet werden. Auch will man der Heranbildung von Qnalitätsarbeitern wieder beson dere Aufmerksamkeit zuwenden, den Luxusverbrauch und die Luxuseinfuhr einengen und sogar den Alkoholver- brauch beschränken. Zuletzt wird auch der weitere Abbau der Zwangsbewirtschaftung des Brotgetreides in Aussicht gestellt, um so die landwirtschaftliche Produktion neu zu beleben. Bei einer Besserung der Mark würden dann auch die wesentlichen Gründe für die bisherige Getreide- Politik, einschließlich der Reichszuschüsse zur Verbilligung des Brotes, fortfallen. Auf der andern Seite wird dann aber auch die Zubilligung der Meistbegünstigung für den deutschen Außenhandel gefordert nebst Unabhängig keit der deutschen Wirtschaftsverwaltung im besetzten Ge biet, da sonst der notwendige Ausgleich der deutschen Handels- und Zahlungsbilanz nicht zu erreichen ist. Im ganzen genommen ein Programm, das es weder an Bestimmtheit noch an Reichhaltigkeit des In halts fehlen läßt. Man begreift es, wenn zu seiner Durch- fiihrung der Reichskanzler weder auf Vie Mitarbeit der Deutschen Volkspartei, noch auf diejenige der Sozialdemo kratie verzichten will. Mau kann aber auch voraussehen, daß es nur durchzuführen fein wird, wenn die Parteien ungleich einiger und entschlossener als bisher im Dienste dieser Aufbauarbeit ans Werk gehen wollen. Werden sie es tun?, Rücktritt des Kabinetts Wirth. Berlin, 14. Nov. Die sozialdemokratische Rerchstags- fraktion trat heute abend zu einer Besprechung über die poli tische Lage zujammen. Nach mehrstündiger Aussprache be schlossen die Sozialdemokraten mit großer Mehrheit, ein Zu sammengehen mit der Deutschen Volkspartei in der Reichs- regierung abzulehnen. Damit ist die Frage der großen Koalition vorläufig gescheitert. Das Kabinett trat unmittelbar nach Beendigung der sozialdemokratischen Fraktionssitzung zusammen und be schloß, dem Reichspräsidenten den Rücktritt des Kabinetts zu erklären. Welche Folgen sich aus diesem Beschluß der Sozialdemokratie ergeben werden, läßt sich im Augenblick noch nicht klar erkennen. Möglich ist die Bildung eines bürgerlichen Minderheitskabinetts oder eines sozialistischen Mehrheitskabinetts. In beiden Fällen ist die Auflösung des Reichstages nahegerückt. Ob es dazu kommen wird, werden die Verhandlungen, dis morgen im Laufe des Tages «irdrr ausgenommen werden, zeigen müssen. Krawatte in Rheinland-Westfalen. Streiks und Lebens mittelplünder ungen. In einzelnen Städten des Rheinlandes und Westfalens ist es in den letzten Tagen zu bedenklichen Ausschreitungen, die sich vornehmlich gegen Lebensmittelgeschäfte richteten, gekom men. Die ersten Meldungen kamen bekanntlich aus den Kölner Vororten Kalk, Ehren selb und Mülheim, wo von Demonstranten, zumeist jugendlichen Personen, die Schau fensterscheiben Vieler Geschäft« zertrümmert und Polizeibeamte, die einscbreiten wollten, tätlich angegriffen wurden. Die Be wegung pflanzte sich dann nach Düsseldorf fort und nahm hier einen besonders großen Umfang an. Sie begann hier mit einem Streik, der wieder seinen Grund darin hatte, daß die Arbeiter der Mannesmannwerke sich weigerten, einen Lohn vorschußabzug für gelieferte Kartoffeln anzuerkennen. Kommu- mstische Arbeitertrupps begaben sich daraus auch zu anderen industriellen Betrieben und zwangen die Arbeiter, die Fabriken zu verlaffen. Auch die Straßenbahn wurde zum Teil stillgelegt. In die Druckerei des Düsseldorfer Tageblattes drangen jugendliche Kommunisten ein, zerstörten die 'Setzerkästen, stahlen, was sie erreichen konnten und erzwangen die Stillegung des Betriebes. Auf den Straßen mußte die Polizei verschiedentlich von der blanken Waffe Gebrauch machen. In Oberbilk Wurden Kohlenwagen umgeworfen und der Inhalt gestohlen. Der an verschiedenen Stellen unterbrochene Eisenbahnbetrieb konnte glücklicherweise schon nach kurzer Zeit wieder in Gang gebracht werden. Infolge aller dieser Vorkommnisse wurde im ganzen Stadtbezirk Düsseldorf die Polizeistunde auf 10 Uhr festgesetzt. Tanz und Lustbarkeiten wurden verboten. Infolge einer Art rückläufiger Bewegung griffen die Un ruhen schließlich wieder auf Köln zurück. Es kam hier am Abend des 13. Novembers zu großen Straßenkundgebungsn, gegen die die Polizei schließlich mit der blanken Waffe vorgehen mußte. Man spricht von vielen Verwundeten, die von den Demonstranten bei ihrem Rückzüge mit fortge nommen wurden. Ein (allerdings nicht bestätigtes) Gerücht wollte sogar von Todesopfern wissen. Zu besonders schweren Zusammenstößen kam es wieder im Vorort Ehren ke ld. Nach einer Meldung aus Aachen streiken sämtliche industriellen Betriebe des Unterwesterwaldkrcises. Im wesent lichen sind die Ton- und die Glasindustrie beteiligt. Schließ lich sei noch erwähnt, dgß auch in Gladbach, in Dillen burg und in Herborn Teuemngskrawalle stattgefunden haben. Nach Dillenburg mußte zur Wiederherstellung der Ordnung eine größere Abteilung der Schutzpolizei aus Siegen entsandt werden. Deutscher Reichstag. lJ66. Sitzung.) OL. Berlin. 14. November. Das furchtbare Erdbeben in Chile gab Anlaß zu einer Kundgebung, mit der Reichspräsident Löbe di« heutige Sitzung eröffnete. Herr Löbe sprach der befreundeten chileni schen Republik die innige und schmerzliche Anteilnahme des Reichstages aus zu dem schweren Schicksalsschlag, der Chile durch die furchtbare Erdbebenkatastrophe betroffen habe. Die Abgeordneten hörten diese Ansprache stehend an. Hierauf Wandte man sich kleinen Anfragen zu, deren Zahl heute nicht weniger als 25 betrug. Auf ein« Frage des Abg. Thomas (Komm.) wurde geantwortet, der Reichsbankprästdent sei nicht verpflichtet, der Regierung Aus kunft über seine- mit der Bank von England getroffenen Ab- machunge-n zu geben. Abg. Graf Westarp (Deutschnat.) führt zahlreiche Fälle an, in denen bei Ausführung des Gesetzes zum Schutze der Republik unter Verletzung gesetzlicher Vorschriften gegen Angehörige rechtsstehender Kreise mit Haussuchung und Neryastungen vorgegangen worven sein soll. Der Anstagende begehrte zu wisscir, ob die betreffenden Beamten zur Rechen schaft gezogen worden wären. Ein Regierungsve-rtreter ver neinte dies; es liege dazu kein Anlaß vor. überdies seien ver schiedene der angeführten Fälle nicht richtig dargestellt. Dann brachte der Abg. Gras Westarp (Deutschnat.) in einer weiteren Anfrage viele Fälle von Gewalttätigkeiten gegen rechtsstehende Kreise vor und fragte, ob d-ie Regierung nicht die Losung „Der Feind steht rechts" zurücknehmen wolle. Auch hier wurde er klärt, daß verschiedene Fälle unzutreffend dargestellt seien und daß ein Anlaß zum Einschreiten gegen die Behörden nicht vor liege. Mit erregter Stimm« ergänzte Graf Westarp seine An- iraae dabin. db di« ReicksveaieniNL glaube, der Neiauna rn