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MMufferTaMatt 7». s Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend x-mch«-n°»-»r«»-» rs« Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Etadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Werle,«r ««» Drucker: Arthur Aschuuke iu Wilsdruff. Berautwertlicher Schriftleiter: Her«««« LSssig, für de« Inseratenteil: «rth«r Zsch««k«, Heide ix Wtl«dr«ff. Re. 159 Dienstag de« 11. Juli 1822. 81. Jahrgang Amtlicher Teil Die Amtshauptmannschaft hat nach Rücksprache mit dem Reichskommiffar für die Kohlenverteilung in Berlin fest, stellen können, daß aller Voraussicht nach aus verschiedenen Gründen die Kohlenversorgung für den Küchenbrand im kommenden Winter der des Vorjahres noch nachstehen wird. Der Reichskommiffar hat deshalb der Amtshauptmannschafl auf ihre dringlichen Vor- stellungen den Bezug einer größeren Menge böhmischer Braunkohlen auf dem Bahn- und Wasserwege freigegeben. Die Kohle soll noch im Laufe des Juli eintreffen. Trotz des voraussichtlich hohen Preises wird der Bevölkerung sowie Behörden und Schulen -ringend empfohlen, von dieser letzten Möglichkeit der Anschaffung eines Wintervor rates an Kohlen den größtmöglichsten Gebrauch zu machen. Der Bezug ist bei den Kohlenhändlern bis spätestens den 12. Juli 19L2 abends 6 Uhr auzumelüen. Die Kohlenhändler haben die in Auftrag gegebene Gesamtmenge bis 14. Juli mittags der Amtshauptmannschaft durch Fernsprecher oder schriftlich zu melden. Später eingehende Meldungen können nicht berücksichtigt werden, da der Bezug nur noch im Laufe des Monats Juli möglich ist. — Die Halste der bezogenen Menge wir- auf Kohlen- kartenabschnitte angerechnet. Es wird de« Gemeinden empfohlen, für die Einwohner, die nicht iu der Lage sind, sich schon jetzt für den Winter einzudecken, eine entsprechende Menge Kohlen für eigene Rechnung auf Lager zu nehmen. Meißen, am 7. Juli 1S22. u 8. 525a Die Amtshauptmannschafl. Wegen Massenschntt ist der Weg vom Rittergut Limbach nach Birkenhain mit Genehmigung der Amtshauptmannschafl gesperrt. Der Verkehr wird über die Staatsstraße verwiesen. «vor Limbach, den 10 Juli 1S22. Der Gemein-e»»rst««d. Ein MMjWMsuH IeutsWOs. ZMunWusäMkis m 18. M. Berlin. Die Reichsregierung hat sich zu einem Mora- toriumsgesuch an die Reparativnskommissivn entschloßen mit dem Ziele, daß die Barzahlungen auf längere Zeit verteilt werden möchten, um so eine Atempause zu bekommen. Die Verhand lungen sind bereits im Gange. Die Staatssekretäre Fischer und Schröder sind nach Paris abgereist, um mit der Reparations kommission in Fühlung zu treten. Voraussichtlich wird sich auch Staatssekretär Bergmann an diesen Verhandlungen beteiligen. Das Fallen des Franken. Paris, 8. Juli. Der Sturz der Mark vollzieht sich mit immer wachsender Geschwindigkeit. Er ist von gestern auf heute um fast 40 Cents, d. h. von Fr. 2,78 auf 2,41 für 100 zurückgegangen. Der neue Sturz scheint diesmal wieder von Deutschland ausgegangen zu sein. Stark dazu beigetragen hat die Meldung, daß die deutsche Regierung das Garantiekomitee benachrichtigt haben soll, daß sie nicht in derLage sei, die Zahlung für den 15. Juli zu leisten. Die Befürchtungen der hiesigen Finanzkreise, daß auch der Franken in den neuen Marksturz mitgerissen werde, scheint sich schnell zu erfüllen. Das Pfund ist heute um 2 Fr., von 54,72 auf 56,58, der Dollar von 12,26 auf 12,69 gestiegen. Die sehr beträchtliche Kündigung englischer und amerikanischer Guthaben bei den hiesigen Banken laßen einen weiteren Rückgang des Frankkurses befürchten. Ser MerW der drMcii NuagzkrW i« Poris md Lmdsu. Paris. Die schwere Finanzkrise, von der Deutschland ge schüttelt wird, verursacht in Paris und London Aufregung. Das offizielle Blatt Poincarös, der „Petit Parisien", stößt angesichts der bedrohten Finanzlage Deutschlands einen wahren Schreckens schrei aus, vor allem deshalb, weil Deutschland demnächst die Verminderung der Kohlenlieferungen beantragen und die Repa rationszahlungen einstellen wird. Allerdings behauptet das Blatt, daß Deutschland beantragen wolle, im Lause des Jahres 1922 noch die restlichen Geldzahlungen in Höhe von 330 Mil lionen Goldmark zu bezahlen, aber nur unter der Bedingung, daß man es für 1923 und 1924 aller weiteren Geldzahlungen entbinde. Als Entschädigung würde Deutschland anbieten, nicht nur 1 Milliarde 450 Millionen Goldmark Naturallieferungen zu leisten, sondern für 2 Milliarden solche Lieferungen anzu bieten; denn wenn Deutschland keine Geldzahlungen leisten müßte, so hätte es weniger Schwierigkeiten, um durch Inlands anleihen die Naturallieferungen zu finanzieren. Der „Petit Parisien" erklärt, daß Deutschland zwar in voller wirtschaft licher Blüte steht, wofür Hamburg das beste Beispiel biete, welches bereits Antwerpen und Rotterdam geschlagen habe und zahlreiche Banken und Fabriken errichte. Aber dieser wirtschaft liche Reichtum sei nur äußerlich. Die ganze Industrie könne nur auf der Höhe bleiben, wenn die Mark weiter sinke. Infolge dessen laufe man Gefahr, daß Deutschlands Finanzen auf den selben Standpunkt gelangen werden, wie in Oesterreich. Dies hätte vermieden werden können, wenn man Deutschland ge zwungen hätte, im Ausland Anleihen aufzunehmen (!) und die Mark zu stabilisieren. Das ist natürlich aufgelegter Unsinn, denn äußere Anleihen Deutschlands wären von der Reparations- kommißion niemals zugelaßen worden, weil der französische Vertreter sich immer widersetzt kätte. Der „Petit Parisien" behauptet weiter, daß man durch die Arbeiten des Garantie- komitees zu Sparmaßnahmen gelangen könnte. Uebrigens ver schließt sich das Blatt der Ansicht nicht vollkommen, daß selbst das vielgerühmte Garantiekomitee die Finanzkatastrophe in Deutschland nicht aufhalten könnte. Das Schlimmste für Frank reich liege darin, daß Deutschland nicht einmal die Reparationen in natura werde aufbringen können, weil es diese nicht werde bezahlen können. Ganz anders wäre die Situation gewesen, wenn man Millerands Vorschläge im Jahre 1920 angenommen hätte, Deutschland einen Teil seiner Schulden nachzulassen und dafür als Gegenwert einen Teil der interalliierten Schulden ab zustreifen. Da also die Kompensierung zwischen deutschen und alliierten Schulden nicht erfolgte, bleibt nicht anderes übrig, als die Hoffnung, daß die französischen Staatslenker entschloßen und klug sein werben, einem Zusammenbruch der deutschen Finanzen vorzubeugen, weil dieser unheilbar sein könnte. Dieser platonische Wunsch des „Petit Parisien" besagt natürlich garnichts über die Absichten, welche das Kabinett Poincare verfolgt. Mehr aufgeklärt wird man überdies durch eine Mitteilung des „Echo de Paris", in der es heißt, daß die Forderung Deutschlands, im Jahre 1922 noch die restlichen Geldzahlungen auszubringen, wenn die Jahre 1923 und 1924 ohne solche Geldzahlungen vergingen, zu zwei Anschauungen führten. In Frankreich erklärt man, daß Deutschland allerdings unfähig sein könne, gegenwärtig seine Verpflichtungen zu er füllen. Aber diese Unfähigkeit sei eine Folge seiner früheren Politik; infolgedessen seien die „Verfehlungen" der Reichs regierung „absichtlich". Würde Frankreich tatsächlich auf diesem Standpunkt stehen, so würde es, was tatsächlich das „Echo de Paris" einstweilen verschweigt, auch die nötigen Folgerungen aus dieser absichtlichen Verfehlung ziehen, und man weiß, worin diese bestehen: Aus dehnung der Strafmaßnahmen in Form militärischer Besetzungen. Aber das „Echo de Paris" hebt auch hervor, daß auch eine andere Ansicht bestehe, daß man sich nämlich ausschließlich um die gegenwärtige Finanzlage Deutschlands zu kümmern habe, ohne die Vergangenheit ins Auge zu faßen. Infolgedessen seien die „Verfehlungen" Deutschlands „unsreiwillig". Diese Tat sache habe man einfach festzustellen. Wie in Paris, ist man auch in London über die schwere Finanzkrise, die über Deutschland hereingebrochen ist, außer ordentlich erregt, und hierüber weiß der Londoner Bericht erstatter der „Chicago Tribune" wertvolle Mitteilungen zu machen, die er von einem Amerikaner erhielt, der mit Lloyd George zusammen reiste. Danach seien in der Downingstreet Nachrichten beunruhigender Art aus Berlin eingetroffen. Die finanzielle Zerstörung Deutschlands könnte den Fall der repu blikanischen Regierung herbeiführen und ein offener Konflikt zwischen den Monarchisten und den Kommunisten könnte aus brechen, wodurch Deutschland dem Chaos verfiele. Lloyd George sei durch die Mitteilungen der englischen Berichterstatter in Deutschland außerordentlich erregt. Er habe mit Schanzer über die Maßnahmen gesprochen, welche die Alliierten ergreifen müßten, wenn der Zusammenbruch sicher sein sollte. Zwischen der Downingstreet und dem Quai d'Qrsey werde über die Lage in Deutschland eifrig konferiert. Die für Ende Juli zwischen Lloyd George und Poincare vorgesehene Konferenz könnte des halb vorgeschoben werden, falls die Lage in Deutschland sich verschlimmerte. Mailand, 8. Juli. Wie der Londoner Korrespondent des „Secolo" berichtet, ist man in englischen Regierungskreisen leb haft beunruhigt über die politische und wirtschaftliche Lage in Deutschland, die in dem neuen Marksturz eine der bedenklichsten Folgen habe. Der britische Kabinettsrat hat sich mit der Prüfung dieser Zustände befaßt. Eine Umsturzbewegung scheine nur ver mieden werden zu können, wenn die Berliner Regierung sofort mit aller Tatkraft eingreife. Wenn aber ihre Anstrengungen zur Unterdrückung der sich vorbereitenden inneren Erregung nicht von wohlwollendem Verständnis der Alliierten für die deutsche Lage begleitet seien, erscheine eine neue Krise unvermeidlich. Wenn man Deutschland und damit ganz Europa helfen wolle, müßte man hinsichtlich der Wiedergutmachungen und der An wendung des Versailler Vertrages Zugeständnisse machen. Eng land sei sich der großen Gefahr bewußt und deshalb zum Ent gegenkommen bereit, aber Frankreich behalte sich feine dies bezüglichen Entscheidungen vor. London, 8. Juli. Der Berliner Vertreter der „Times" schreibt zum erneuten Sturz des Markkurses: Die Aussicht auf regelmäßige monatliche Reparationszahlungen schwindet immer mehr. Nur eine praktische Aktion von außen her kann das Vertrauen wieder Herstellen. Die letzten französischen Vorschläge über die Beteiligung deulscher Arbeitskräfte am Bau von Wasserstraßen in Frankreich können das Reparationsproblem nur erleichtern, wenn sie einen Ersatz der monatlichen Bar zahlungen darstellen oder bis zu einem gewissen Grade fördern. Ar einer «eile« ReMlitiW- konferenz? Schanzers Besprechungen mit Lloyd George und Poincare. Paris, 9. Juli. Der Londoner Berichterstatter des „Petit Journal" teilt mit, am kommenden Dienstag werde ein außer ordentlicher Ministerrat unter dem Vorsitz Lloyd Georges ab gehalten werden, der sich mit der Reparationsfrage beschäftigen werde. Der Berichterstatter glaubt, daß Lloyd George sich mit Außenminister Schanzer über die Einberufung des Obersten Rates verständigt habe, und daß letzterer heute hierüber in Paris mit Poincare verhandeln werde. Lloyd George habe noch gestern abend vor seiner Abreise aufs Land mit dem Schahkanzler Horne gesprochen, der seinerseits sich sofort zu Chamberlain begeben habe. Letzterer habe ihn fogar im Krankenzimmer empfangen. Die Unterredung habe sich auf die deutschen Zahlungen und auf die Kriegsschulden der Alli ierten bezogen. Paris, 9. Juli. Der italienische Außenminister Schanzer hatte heute vormittag eine zweistündige Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Poincare. Der italienische Minister wei gert sich, irgendeine Mitteilung darüber zu machen, jedoch glaubt die Agence Havas mitteilen zu können, daß die Ver handlungen allgemeinen Charakter trugen und zu keiner Ent scheidung führten. Es sei nicht davon die Rede gewesen, den Obersten Rat zusammenzuberufen. Nach der Agence Havas geht die Meinung in offiziellen italienischen Kreisen dahin, daß in der Reparationsfrage keine Lösung herbeigeführt werden könne, bevor das in Berlin befindliche Garantielomitee der Reparationskommissivn seinen Bericht über die Finanzkontrolle erstattet habe. Das scheine auch die Ansicht zu sein, die in den interessierten Kreisen in Paris vorherrsche. Nach dem „Temps" findet keine weitere Unterredung zwischen Schanzer und Poin- cars statt, da ersterer schon heute abend die Reise nach Rom angetreten hat. Frankreich für Einberufung des Morgan-Komitees? Paris, 8. Juli. In Paris herrscht beträchtliche Aufregung über die Meldung, Deutschland verlange ein neues Moratorium. Der furchtbare Kurssturz der Mark erweckt hier weitgehende Befürchtungen, einmal wegen des Zusammenbruches der Repa rationszahlungen, zum andern aber fürchtet man auch weiter ernstlich für den Frankenkurs. Wie verlautet, will die franzö sische Regierung das Morgan-Komitee zu sofortigem neuen Zu sammentritt veranlassen. Die Reparationskommissivn ist heute zu einer dringenden Sitzung zusammengetreten, um über die Lage zu beraten. Wie in Pariser politischen Kreisen verlautet, beabsichtigt die französische Regierung im Zusammenhang mit den bevor stehenden Verhandlungen über das Moratorium bei der Repa rationskommission daraus zu dringen, daß die deutsche Regierung energische Maßnahmen zur Unterbindung der wilden Devisenspekulation an den deutschen Börsen ergreift. Man ist in Regierungskreisen der Auffassung, daß die augenblickliche Unterbewertung der Mark im deutschen Inlande in den tat sächlichen Verhältnissen keine ausreichende Begründung findet.