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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Fernsprecher Wilsdruff 7K. 6 Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger »«d Drucker: Arthur Zschunke i« Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, sür den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Rr. 131 Donnerstag de» 8. Juni 1922. 81. Jahrgang. Amtlicher Teil. Montag den 12. Juni 1922 vormittags 9 Uhr iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii.'iiiiii!iiiiiiiiii!!iiiiii!iiiiiiiiiiiiiiiiii»iiii!iiiiiiiiiiiiiiiiiiiii<i!iiiiiiiiiiiiiii»ii!iiiiiiiii!i!i!iiiiiiiiiiii!iiiiiiiii!iiiiiiiiiiiiMii»itt wird im Verhandlungssaale des amtshauptmannschattlichen Diensigebäudes öffentliche MA»« M „Wilsdruffer Tage- Sitzung des Bezirksausschusses abgehalten werden. Die Tagesordnung ist vom DL 8 KHUH M W Mn yffäDsH ölatt , das eMM weUver- 8. Ium 1922 ad im Aushangkasten des amteh. DienftgebäudeS angeschlagen. ,«r HU ZweigteNU. Kaufkräftigen Ltser- Meißen, am 6. Juni 1922. Nr. 32S18. Der Amtshauptmann ! d MMN Kreis besitzt, große Wirkung. Kleine Zeitung für eilige Leser * Der Gesetzentwurf über die Awangsanleihe ist numuebr dem Reichstage zugegangen. * Das altmärlische Dorf Streesow ist zum größten Teil nie- dcrgcdrannt. Gebäude, Vieh und Vorräte sind vernichtet. * Der französische Präsident Poincars warb in einer Rede zu Verdun um Amerikas Freundschaft für Frankreich. * Nach der Bekundung ihres Bürgermeisters haben d,ie zu rückgebliebenen Bewohner des französischen Städtchens Pagny während der Besetzung durch die Deutschen die Wohnungen ihrer geflohenen Mitbürger selbst geplündert. * Nach einem Funkspruch aus Warschau soll sich das Befin de» des erkrankten Lenin gebessert haben Auf dem toten Punkt. Die Verhandlungen des Pariser Anleihekomitses rücken nicht vom Fleck, bleiben sozusagen auf dem toten Punkt. Herr Morgan hat über Pfingsten eine Spritz tour nach London gemacht, und in Paris will man wissen, baß er von dort gar nicht mehr über den Kanal zurückkeh ren werde. Die guten Franzosen bemühen sich um den Nachweis, daß wir die Hoffnung auf wirksame Hilfe von feiten der internationalen Hochfinanz ruhig begraben könn ten, wobei besonders wohlmeinende Tröster treuherzig hin- fufügen, daß eine große internationale Anleihe nicht ein mal für Deutschland erwünscht wäre. Ob diese Versiche rungen ernst gemeint sind oder nicht, muß natürlich dahin gestellt bleiben. Den Franzosen geht es einzig und allein sarum, den Schlußfolgerungen der Finanzgewaltigen, die üne Herabsetzung der Neparationsschuld Deutschlands als «verläßliche Voraussetzung für die Kreditgewährung an »ns bezeichnen, unter allen Umständen auszuweichen. Und kein Mittel ist ihnen schlecht genug, das sich zur Abwehr vieser drohenden „Gefahr" verwenden läßt. Trotzdem — die Anschauung, daß wir dem Abschluß tiner auswärtigen Anleihe nur mit gemischten Empsin- sungen entgegensetzen könnten, wird auch in Deutschland von gewichtigen Kreisen geteilt. Einmal schon deshalb, weil wir sehen müssen, daß die internationale Bankwelt, schon seit Jahr und Tag mit der Möglichkeit einer Heilung «rserer durch und durch zerrütteten Finanzverhältnisse be schäftigt, doch bis jetzt gar keine Neigung gezeigi hat, einen Wirischaftsfaktor von der Größe und Bedeutung des Deut schen Reiches langsam wieder gesund zu machen. Ver handlungen mit Staaten wie Italien und Rumänien, mit Österreich und Jugoslawien nehmen einen mehr oder weniger aussichtsreichen Verlauf. Wir daaeaen haben bisher nichts als Ablehnung erfahren. Aus Gründen, die sich allerdings hören lassen: denn einmal beswbt heute so wenig Aussicht wie je, daß unsere Wiederherstellungs- j»flichten auf ein annähernd vernünftiges Maß zurückge- mhrt werden, und überdies kann auch die Tatsache, wie die uns etwa zu gewährende Anleihe verwendet werden soll, auf die internationalen Finanzkreise nichts weniger ,ls ermutigend wirken. Wenn sie auch nur zu einem nam haften Teil zur Wiederherstellung unserer Wirtschaft die nen könnte, so würde in dieser Art ihrer Nutzbarmachung allein schon eine beträchtliche Sicherheit für die Anleihe und ihre Verzinsung gegeben sein. Sie soll aber in erster Reitze zur Befriedigung unserer Hauptgläubiger, Frank reichs und Belgiens dienen, die dadurch ihrerseits in den Stand gesetzt würden, die internationale Konkurrenz auf dem Weltmarkt mit größerer Aussicht auf Erfolg zu bestehen. Da dem aber so ist, müssen wir damit rechnen, daß eine Anleihe, wenn sie uns ernstlich geboten würde, nur zu Bedingungen zu haben wäre, die das mühsame Schreiten unserer Volkswirtschaft nur noch schwerfälliger machen würden. Auf der anderen Seite würde unsere Wirtschaft allerdings in entsprechender Höbe von Schulden lasten befreit, und an die Stelle kurzfristiger, lausender Zahlungen würden langfristige Verpflichtungen treten. Aber zu welchen Bedingungen? Wenn uns die Stillegung miserer Notenpresse zur Pflicht gemacht wird, so wird wohl kein Erfüllungsministerinm in der Lage sein, unter den ge gebenen Verhältnissen eine solche Bedingung einzugehen, sclange ihm nicht gleichzeitig Mittel und Wege angegeben werden, wie trotzdem die obne unser Dazutun unaufhalt sam steigenden Ausgabeverpflichtungen des Reiches ge deckt werden sollen. Und was denkt man sich als Sicher heitsleistung für eine auswärtige Anleihe, mag sie nun „klein" oder ..groß" ausfallen? Das Vermögen des Reiches und der Länder ist bereits der Revarationskommission als erste Hypothek für die Schuldverpflichtungen Deutschlands verhaftet. Wird sie bereit sein, einen Teil davon für die Darlehnsgebcr freizumachen? Oder sollen wir etwa unse ren wertvollen Privattzesitz, vor allen Dingen unsere gro ßen Jndustrieunterneymungen als Psandovtekt tungeven r Damit würde für den Vampyr des Verfailler Vertrages nur ein neues Futter bereitgestellt, ohne daß wir jemals hoffen könnten, auf diese Weise nun wirklich „erfüllen" zu können, was doch nun einmal unerfüllbar ist und bleibt. Und im Endergebnis würde ein Teil der öffentlich recht lichen Reparationsschuld den Charakter einer Privatver- pflichtung annehmen, die selbstverständlich unter allen Um ständen erfüllt werden mutz, während wir von den Kriegsforderungen der Siegerstaaten immer behauptet haben und bis in alle Ewigkeit behaupten werden, daß Wir sie nicht erfüllen können. Ans solchen Gründen erklärt es sich, daß man vielfach auch in Deutschland den Pariser An-leiheverhandlungen mit kühler Zurückhaltung begegnet. Wer, wenn sie endgültig scheitern sollten, in Wahrheit der leidtragende Teil sei. Würde, dürfte danach immer noch als eine offene Frage bs handelt werden. Sy. Gestaltung der Getreiheumtage. Kein Einheitspreis. Der Reichsernährungsminister hat den zuständigen Stellen den Entwurf des Gesetzes über die Regelungen des Verkehrs mit Getreide aus der Ernte 1922 zur Be gutachtung zugehen lasten. Nach dem Entwurf wird die Umlage in der gleichen Höhe wie im Vorjahre eingefordert. Die aufzubringend» Menge wird aus die Läni^r nach dem Verhältnis ihrer Ernteerträge an Brotgetreiüe, Gerste und Hafer im Durch schnitt der Jahre 1906 bis 1921 verteilt. Länder mit viel Kleinbesitz werden geringer belastet. Den Ländern wird die Ermächtigung erteilt, der Umlage die gesamte land wirtschaftlich benutzte Fläche zugrunde zu legen. Für den Fall der Verteilung aus die gesamte landwirtschaftlich be nutzte Fläche ist die Freilassung der Fläche bis zu fünf Hektar vorgesehen. Die Kommunalverbände haben ihr Umlagesoll nach näherer Bestimmung der oberen Landes behörde auf die Gemeinden oder unmittelbar auf die Unternehmer landwirtschaftlicher Betriebe (Erzeuger) zu verteilen. Von der öffentlichen Brotversorgung sollen die Kreise ausgeschlossen werden, die nach Besitz und Einkom men auf eine solche Sicherung des notwendigsten Lebens- bedarss nicht angewiesen sind. Die Festsetzung eines Ein heitspreises für das auf die Umlage abgelieferlt Getreide ist mit Rücksicht auf den Stand der Mark fallen gelassen worden. Die Rcichsregierung setzt den Preis nach An- hörung eines aus 20 Mitgliedern bestehenden Ausschusses fest. Das kommende ReichsbahnsilMMsch. Baldige Überweisung an den Reichstag. Der erste Entwurf zu einem Reichsbahnfinanzgesetz wird zurzeit im Neichsverkehrsministerium umgearbeitet. Dabei werden die vielfach von beteiligter Seite ge gebenen Anregungen berücksichtigt werden. Vor allem soll dem Reichsrat und dem Reichstag gegenüber den als allzu einschränkend empfundenen Vorschlägen des bisherigen Entwurfs eine erheblich stärkere Überwachung und Ein wirkung aus die Verwaltung der Reichsbahn gewahrt bleibeit, unbeschadet der wünschenswerten Entlastung die ser Körperschaften von den Einzelfragen der laufenden Verwaltung. Die Befugnisse des VerwaNungsrats sollen erweitert werden. Den Wünschen der Eisenbahngewerk- fchaften hinsichtlich des aktiven und passiven Wahlrechts zur Personalvertretung im Verwaltungsrat will man ent gegenkommen- Konflikte zwischen dem Reichsverkehrs- minister und dem Verwaltungsrat sollen zur Schlich.- tung dem Reichstag unterbreitet werden. Die Einzelbe stimmungen über die Finanzgebarung werden kürzer und dehnungsfähiger gefaßt, um die Anpassung an die jeweili gen Verhältnisse zu erleichtern. Es besteht die Absicht, den neuen Entwurf noch in die sem Monat mit den früheren Eisenbahnländern zu er örtern und nach endgültiger Feststellung durch das Kabi nett ohne Verzug dem Reichsrat und dem Reichstag vor zulegen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Reichspräsident für den OSerschlesischcn Hilssbund. In dem Aufruf, den der Reichspräsident zur Tren nung von den Brüdern und Schwestern im polnisch wer- d-nd-n Teil Oberschlesiens erläßt, weist der Präsident auf ?ie notige Aufbauarbeit in dem nun wieder mrt vem Reiche zu vereinigenden deutsch bleibenden Teil Ober schlesiens hin. Bei dieser Arbeit wolle der Oberschlcsische Hilfsbund ein wichiiges Werkzeug sein. Er wolle helfen, die Wunden jeglicher Art zu heilen, die dem oberschlesi schen Volke geschlagen worden sind. Der Oberschlesische Hilssbnnd brauche noch Mithelfer, Freunde und Gönner. Hier fei eine Gelegenheit, durch die Tat zu danken und zu Helsen. — Die Pfingsttage find in Oberfchlesien, abgesehen von einigen polnischen Ausschreitungen, ruhig verlaufen. Deutscher Schutzbund für Grenz- und Ausländsdeutsche. Die Tagung des Schutzbundes während der Pfingst tage in Allensteirr verlief unter großer Begeisterung der Teilnehmer und gipfelte in einer Entschließung-. In die ser heißt es: „Wir, die als Deutscher Schutzbund vereinig ten Verbände des Grenz- und Auslandsdeutschtums, glau ben an die deutsche Volksgemeinschaft. Wir glauben daran, daß alle, die sich als Deutsche fühlen, ohne Unter schied der Konfession, ohne Unterschied der Parteien- und Klassen, ohne Unterschied der Staatszugchörigkeit oder der Umgangssprache kraft inneren Gesetzes eine unauflösliche Einheit sind. In diesem Glauben liegt die Zukunft der deutschen Nation." Am zweiten Feiertage begaben- sich die Teilnehmer an der Tagung nach Marienburg. Die wirklichen „Hunnen". Der Bürgermeister des lothringischen, rein franzö sischen Städtchens Pagny an der Mosel hat das von der französischen Regierung der Stadt angebotene Kriegskreuz für ihr Verhalten während des Krieges nur unter der Bedingung angenommen, daß eine Untersuchung über das Verhalten der während der deutschen Besetzung in der Stadt zurückgebliebenen Einwohner vorgenommen Werde. Der Bürgermeister behauptet, daß die zurückge bliebenen Einwohner sich das sämtliche Vermögen und die bewegliche Habe der geflüchteten Einwohner angeeignet hätten, und daß die gestohlenen Gegenstände nicht auf das Konto der deutschen Besatzung zu setzen seien. — Ob Poinearö in seiner nächsten „Friedcnsrede" dieses glorreiche Verhalten seiner engeren Landsleute ge bührend verherrlichen wird? Großbritannlen. X Beunruhigung über französische Umtriebe in Klein asien herrscht zurzeit in London. Nach Meldungen aus Kairo besagen dort eingetroffene Berichte, daß die Fran zosen einen Vertrag mit dem Herrscher von Nedid, Ibn Saud, abgeschlossen haben. Der Vertrag sehe vor, daß die Franzosen Ibn Saud Waffen, Munition und Geld liefern und ihm militärische Unterstützung gewähren, wenn er vom Hedschas oder von Mesopotamien aus angegriffen werde. Der Vertrag dehne das Gebiet Ibn Sauds aus und sehe die Erweiterung der Grenzen des fransiisischen Mandats vor. Außerdem soll der Vertrag den Ibn Saud ausdrücklich verpflichten, sich gegen jede Einflußnahme Englands zu wehren. Rußland. X Lenins Befinden gebessert? Nach einem Funkspruch aus Moskau erkrankte Lenin am 24. Mai an einer schweren Unterleibsentzündung mit Fieber. Diese Erkrankung hatte eine Verschlechterung des Nervenzustandes hervorgerufeu. Auch machte sich eine Störung der Blutzirkulation bemerk bar, die aber im Laufe der nächsten Tage rasch wieder zu schwinden begann. Zurzeit ist die Temperaturhöhe nor mal. Das Allgemeinbefinden ist gut, und der Kranke, dem vorläufig Ruhe für die nächste Zeit vorgeschrieben ist, be findet sich auf dem Wege der Besserung. Kl-ankretcy X Poincares Licbeswerben um Amerika. Zum Pfingst- feste überbrachte der französische Botschafter in Paris, Herrick, der Stadt Verdnn die Kriegsmedaille der Ver einigten Staaten. Poinrarö war natürlich anch da und hielt die übliche Rede, in der er diesmal die süßesten Flötentöne über den Atlantischen Ozean schickte, um für Frankreich in Amerika Propaganda zu machen. Der Prä sident leugnete den aller Welt offenbaren französischen Militarismus ab und behauptete, Frankreich habe Deutsch land gegenüber „Beweise außerordentlicher Mäßigung" gegeben. Der lothringische Unrnhestister scheint einzu sehen, daß er in England allmählich taube Ohren sindet. Also versucht er es mit Amerika. X „Die größte Dummheit." Auf dem außerordentlichen Kongreß der französischen sozialistischen Partei Mric. Sembat ans, die Politik Frankreichs fei jetzt eine der artige, daß die englische Arbeiterpartei Frankreich als den letzten Hcrv dcs Imperialismus ansähe. Wenn das noch drei Monate so forivanere, dann werde Frankreich eine