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Fernsprecher Wilsdruff Ar. 6 fÜs UNd Umgegend Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthätt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts za Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger «n» T^»er: «rth»r 8fch,«»e in Wil-drmst. «erantm-rtlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für de« Inseratenteil: «rttznr Zschnnke, Heide in WlladrnA Nr. 23 Freitag den 27. Januar 1922. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Maul- und Klauenseuche. NL 'L-WAikL und Klauenseuche erloschen ist, wird die über Kaufbach, Keffelsdorf und Röhrsdors ver hängte Sperre und die über die umliegenden Gemeinden usw. verhängte Beobachtung und Schutzzone hiermit aufgehoben. VX. 8. Meißen, am 24. Januar 1922. »n Die AmtShauptmavnschaft. Sonnabend den 28. Jauuar 1922, vormittags 11 Uhr, soll im VersteigerungS- raume des hiesigen Amtsgerichts ein Jackettauzug gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Wilsdruff, am 26. Januar 1922. »z« tz 219/21. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts. Nir Killa WM, AizeM kv MMliG 1v W Msz«Bw. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Nach italienischen Meldungen kann der 8. März für den Beginn der Konferenz von Genua nicht eingehalten werden. * Der Reichskanzler schlug Lei den Gteuerverhandlungen vor, eine aus 5 Jahre unverzinsliche Zwangsanleihe von 40 Mil liarden Papiermark aufzulegen. * Die Gerüchte von der Abdankung König Konstantins von Griechenland werden durch die griechischen Gesandtschaften als unrichtig bezeichnet. * Die russische Eisenbahnverwaltung übernimmt aus An ordnung der Sowjetrcgierung vom 1. Februar ab wieder die volle Haftung für die aufgelieferten Eiscnbahngüter. * Die Amerikaner werden auf der Washingtoner Abrüstungs konferenz eine Entschließung auf Herabsetzung der großen Land heere einbringen. * Der Dollar notierte an der Berliner Mittwochbörse 202.79 Mark. 4V MMiaröen Zwangsanleihe. Ein Vorschlag des Reichskanzlers. Die Verhandlungen der Parteien über eine Einigung in der Sleucrfrage haben in letzter Sttmde statt zu einem Erfolge, vielmehr zu einer Verschärfung der Gegensätze geführt. Die Sozialdemokraten hielten mit großem Nach druck an der Forderung fest, daß unter allen Umständen ein „sichtbares Opfer" des Besitzes gebracht werden müsse. Ihr Vertreter in den interfraktionellen Verhandlungen erklärte, daß darin das letzte Wort seiner Partei zu er blicken sei, und der Vorwärts stellt fest, so gern man eine Regierungskrise vermeiden möchte, so könne doch dieser Wunsch nicht dazu führen, die als notwendig erkannten Forderungen abzuschwächen. Die demokratische Presse sprach daher von dem „starren System" der Sozialdemo kratie und dis vier bürgerlichen Parteien, die, mit Aus nahme der Deutschnationalen, an den Kompromißverhand lungen beteiligt waren, traten daher zu einer Besprechung unter sich zusammen, da sie die sozialdemokratischen Be dingungen (zwei Drittel des Reichsnotopfers, höhere Ver mögenssteuern und sofort realisierbare Zwangsanleihe von einer Milliarde Goldmark) als übermäßig hoch emp fanden. In dieser Sitzung der Bürgerlichen hat nun der Reichskanzler einen Vermittlungsvorschlag gemacht. Danach soll eine einmalme Zwangsanleihe im begrenzten Betrage von 40 Milliarden Papiennark zur Deckung des Etats von 1922 erhoben und auf die Ein ziehung des zweiten Drittels des Reichsnotopfers ver zichtet werden. Die Zwangsanleihe soll in engste Ver bindung mit den Steuervorlagen gebracht werden, aber wegen der technischen Schwierigkeiten erst später zur Durchführung gelangen. Diese Zwangsanleihe soll für die ersten fünf Jahre unverzinslich sein. Der gesamte Ertrag des Steuer buketts, wie es die Regierung seinerzeit eingebracht hatte, wird bekanntlich auf etwa 43 Milliarden Papiennark ge schätzt, wovon rund 20 Milliarden auf die Besitz- und Ver mögenssteuern entfallen. Die Zwangsanleihe würde also ungefähr das Doppelte der Vermögenssteuern nach der Re gierungsvorlage betragen. Der Reichskanzler wollte sich bei den Sozialdemokraten für diesen Plan einsetzen, aber der Erfolg war zunächst noch ebenso ungewiß wie die Zu stimmung «der bürgerlichen Parteien, die erst jede für sich über diese Vermittluugsaktion beraten wollen. Man glaubte am Mittwoch nachmittag, nachdem die nächste Zu sammenkunft der Fraktions-Vertreter auf den Abend anbe raumt war, daß die Frage der weiteren Amtstätigkeit des Reichskanzlers von dem Erfolg dieses Einigungsversuches abhängt, da man weitere Möglichkeiten einesKompromissrS zur Stunde auf keiner Seite erkennen konnte. Meinungsverschiedenheiten über Genua. Amerikanische Bedenken gegen Rußland. Der Rtesenumfang des Programms von Genna, das außer der Frage der deutschen Zahlungen vor allem den gesamten europäischen Wiederaufbau mit besonderer Be rücksichtigung Ruhlands umfassen soll, hat naturgemäß vielerlei Ursache zu Meinungsverschiedenheiten über die Aussichten und die Möglichkeiten Vieser Konferenz gegeben. Besonders in Amerika legt man große Zurückhaltung an den Tag. Es verlautet, Staatssekretär Hughes und Hoover seien gegen die Teilnahme der vereinigten Staaten an der Konferenz in Genua oder an irgend einer anderen Wirtschaftskonferenz, bevor nicht^F rank reich dem ur sprünglichen Flvttenübereinkornmen zustimmt und eine we- inger kriegerische Haltung einnimmt, bevor nicht Ruß land sein Heer abrüstet, und bevor nicht Europa allge mein feine durch die militärischen Ausgaben aus dem Gleichgewicht gebrachten Budgets in Ordnung bringt. Diese amerikanischen Meinungsäußerungen verfehlen nicht, ihr Echo in Frankreich hervorzurufen. Die französische Regierung hat es mit der Konferenz von Genua, wenn auch aus ganz anderen Gründen, ebenfalls durchaus nicht eilig. Man betont in Paris, bis jetzt habe die Sowjetregie rung die offizielle Einladung zur Konferenz nochnicht beantwortet. Die französische Regierung wird höchst wahrscheinlich sich im voraus mit den übrigen alliierten Mächten über den Sinn der Konferenz und die Garantien verständigen und werde dementsprechend ihre Durchführung auf gemeinsamer Grundlage verlangen. Auf den englisch - französischen Schutzvertrag legt man in Paris ganz besonderen Wert. Die ursprüng lich auf zehn Jahre festgesetzte Dauer des Abkommens ist nach Ansicht der französischen Regierung unzureichend; sie schlägt die Ausdehnung auf 15 oder 20 Jahre vor. Das Abkommen müsse den Charakter der Gegenseitigkeit tragen. Demgegenüber gibt es aber in London eine lebhafte Oppo sition gegen eine Ausdehnung des französisch-englischen Garantievertrages über 10 Jahre hinaus. Die Engländer seien zwar einig darüber, daß das ganze englische Volk wieder zu den Waffen greifen müsse, falls die französische Grenze bedroht sei, sie seien aber geteilter Meinung, wenn etwa Schwierigkeiten an der Ostgrenze der Besetzungszone entstehen sollten. Außerdem wolle man aber in England den territorialen Stand in Europa, wie er im Versailler Vertrag festgesetzt fei, nicht ver- bürgen. Es gebe Engländer, die die Gefahr von französischer Seite kommen sehen; das sei eine der Folgen der Besetzung von Frankfurt und Darmstadt im April 1920. Die Einsicht, daß mit der Methode rücksichtsloser Strenge gegen Deutschland allein nichts erreicht werden kann, hat sich sogar in Belgien durchgesetzt. In der belgischen Kammer erklärte der Mi nisterpräsident, in Cannes hätten die Sachverständigen ein stimmig anerkannt, daß man Deutschland für das Jahr 1922 Erleichterungen gewähren müsse, aber gegen neue Sicherheiten. Es fei in der Tat erforderlich, daß Deutsch- Iand einen gewissen Wohlstand wiederge - Winne, damit es in der Lage sei, seine Neparattonen zu zahlen. — In Paris sitzen nunmehr die Herren ganz allein, die die Notwendigkeit eines deutschen Wiederauf stiegs immer noch in Abrede stellen wollen. pottiische Rundschau. Deutsches Reich. Die Neugliederung des Reiches. Die Zentralstelle für die Gliederung des Reiches hat außer zur Frage „Groß-Hamburg" zu den Fragen „Hohenzollern" und „Waldeck - Pyrmont" Stellung genommen. In bezug auf Hohenzollern soll zu nächst die Entwicklung der Frage „Groß-Schwaben" abge- wartet werden. Die Zentralstelle stimmt der Angliederung Pyrmonts an Preußen zu, sie hält aber auch das Weiter- beftehen des Landes Waldeck nicht als im Sinne der Neichsvcrfassung liegend und empfiehlt dem Reichsminister des Innern, unter Anhörung der Waldecker Bevölkerung Verhandlungen wegen einer Vereinigung Waldecks mit Preußen herbeizuführen. Eine Änderung der preußisch- hamburgischen Grenzen zur Schaffung «ineS „Groß-Ham- bürg" gegen den Willen der beiden Länder und der Bevöl kerung der beteiligten Provinzen hält die Zentralstelle für unerwünscht und kaum durchführbar. Sie empfiehlt des halb im allseitigen Interesse alsbaldige Verhandlungen zwischen den Beteiligten. Teilung OberschlestenS Mitte März? Aus Warschau wird gemeldet, die Interalliierte Kom mission beabsichtige, den Polen zugesprochenen Teil Ober schlesiens Mitte März an Polen zu übergeben. Die Dele- gierten beider Staaten sollen am 6. Februar in Genf zu sammentreten, um die vereinbarten Beschlüsse endgültig zu formulieren. Der Aufenthalt der beiden Delegationen in Genf ist auf höchstens drei Wochen berechnet. In den letzten Tagen des Februar oder Anfang März erfolge dann die Ratifizierung der getroffenen Abmachungen im polni schen Landtag und im deutschen Reichstage Badische Erklärung für die Reichscinheit. Staatspräsident Dr. Hummel hielt im badischen Land tag eine bedeutsame Ansprache. U. a. sagte er: Der Ge danke an die Reichscinheit ist auch der Leitgedanke der ba dischen Negierung. Die Münchener Zusammenkunft füh render Männer einzelner Länder bedeutet ein deutliches Bekenntnis für die Reichscinheit. Dort ist bei allen Staatsmännern deutlich die Ansicht zutage getreten, daß der Wiederaufbarl der Länder und des Reiches nur auf dem Boden der gegenwärtigen Staatsform und der gegen wärtig geltenden Verfassung ermöglicht werden kann. Die Zusammenkunft hat ferner bewiesen, daß die bayerische, württembergische und badische Regierung von dem Geiste gleicher Loyalität gegenüber dem Reiche erfüllt sind. Die finanzielle Unabhängigkeit der Städte. Der Vorstand des Deutschen Städtetages hat zur Ver tretung der Wiederherstellung der finanziellen Unabhängig keit der Städte sowohl dem Reichsfinanzminister wie dem Reichsrat und Reichstag gegenüber einen Ausschuß ge bildet, der aus den Oberbürgermeistern Boetz-Berlin, Adenauer - Köln, Blüher - Dresden, Glaeßing - Darmstadt, Luther-Essen und Mitzlaff, früher in Bromberg, besteht. In Übereinstimmung mit dem vom Wohnungsausschuß des vorläufigen Neichswirtschaftsrates gefaßten Beschluß hält der Vorstand des Deutschen Städtetages die Erhöhung der Neichswohnungsbauabgabe auf 100 Prozent der Frie densmiete für unvermeidbar. Ungerechtfertigte Forderungen der Rheinkandkommission. Die Nheinlandkommission hat das Verlangen gestellt, ihr über die Vorräte an Vieh und Nahrungsmitteln im be setzten Gebiet statistische Unterlagen zu geben. Der Reichs- kommissar wurde ersucht, gemeindeweise Erhebungen über die Bestände zur Zeit des höchsten und des tiefsten Standes des Jahres 1921 zu veranlassen, wabei die Zahl oder Mengen der Ochsen, Kühe und Schafe, des Getreides, der Kartoffeln, Heu, Stroh und Hafer festzusteyen sind. Die deutsch-türkischen Beziehungen. Aus den Darlegungen eines Vertreters des Aus wärtigen Amtes ging hervor, daß die Grundlage des augenblicklichen Verhältnisses des Deutschen Reiches zur Türkei immer noch der 1918 abgeschlossene Waffenstill standsvertrag ist, der bestimmt, daß die türkischen Be ziehungen zu den Mittelmächten abzubrechen seien. Dem entsprechend bestehen heute keinerlei offizielle Beziehungen. Die deutschen Interessen in der Türkei werden wahrgs- nommen von der schwedischen Gesandtschaft in Konstan tinopel, der ein deutscher Gesandtschaftsrat zugeteilt wor den ist. Umgekehrt werden die türkischen Interessen in Deutschland von der schweizerischen Gesandtschaft wahr- aenommen. Nordamen'sa. Schadenersatz für die „Lusitania". In Washington fand eine Besprechung des Präsidenten Harding mit dem Staatssekretär Hughes und den Führern der beiden Se natsfraktionen über die Geltendmachung der amerikanischen Schadenersatzforderungen an Deutschland einschließlich der „Lufitania"-Schäden statt. Man entschloß sich, mit Deutsch land Wer einen besonderen Schiedsgerichtsvertrag zu ver bandeln. durch den ein Svruchhof zu schaffen wäre. Lettland. X Entlassung deutscher Beamter. Die Rigaer Stadtver waltung hatte auf Grund der Verordnung, die von allen Beamten die Kenntnis der lettischen Sprache verlangt, vor mehreren Tagen zahlreiche deutsche Angestellte entlassen, ohne dabei die sachlichen Interessen der Kommunalverwal tung zu berücksichtigen. Viele Hunderte deutsche Beamte sind hierdurch brotlos geworden. Aus diesem Anlaß ver anstaltete der Ausschuß der deutschen Parteien Lettlands am Sonntag mehrere Protestversammlungen, die von Tau senden besucht waren. Einstimmig wurde ein« Resolution gefaßt, in der die deutschen Stadtverordneten und Stadt räte ihrem Protest in der Weise Ausdruck gaben, daß sie von ihrem Posten zurücktreten. Aus In« und Ausland. München. Wie der Bayerische Kurier meldet, hat die Sandtagsfraktion der Bäuerischen Volkspartei endgültig den Abgeordneten Dr. Zahnbrecher aus der Fraktion ausge schlossen. Belgrad. Der Abschluß deS Militärvertrages SüdslavienS mit Rumänien wird als Abschluß für den Aufbau der sog. Kleinen Entente angesehen. Di- AnkLnaer des deutschen Verbandes Laben