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MtzdmfferTügeblatt Nationale Tageszeitung für L'andwrrtschast und Dar „Wtlsdrufser Tageblatt' erscheint werttags nachm t Uhr DezugSpr. nwnatt 2 RM^ frei Sa«z, bei Posibestelung l,8ü RM. zuzügl Bestellgeld Einzelnummer Ui R»I Alle Poftanstalten, Postboten, unsere AuSträger u GeschästSstelle Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstig»"B-'ri-iE gen bestecht lein Anspruch — — aus Liescruna der Zet- tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis« lau» aufliegender Preisliste Ar K. — Zt?fer-GebLhr:20 Rplg. — Porgeschrt» bene ErscheinungStage und Platzwünschc werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm» bi« vormittags lv Uhr Für di- Richttgletl der durch Fernruf übcrmit. LIN spie Mell AMt WllsdrUff 206 leiten Anzeigen überneh men wir keine Gewähr — Bei Kontur! unt Zwangsvergleich erlischt teder Anspruch auf Nachlaß. Nr. 195 — 95. Jahrgang Drabianschrist: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 21. August 1936 Elf Millionen Mann ausgebildete Reserven. Jie AUiWstWkn der Mn Armee. 1 Million Rekruten in Westrutzland zusammengezogen — Starke Vermehrung der Sowjetlustflotte. Nachdem die Sowjetregierung durch ihre Verordnung vom 1g. August das Einberufungsalter für Rekruten aus 19 Jahre herabgesetzt hat, um die Rote Armee auf zwei Millionen Mann zu verstärken, werden jetzt fieberhafte Vorbereitungen in Westrußland zur Unterbringung der Rekruten getroffen. Rund eine Million Rekru ten werden im Herbst einrücken, für die wegen Mangels an Kasernen Barackenlager gebaut werden. Leningrad allein wird vier neue Regimenter bekommen. Auffällig ist, daß nach den bisherigen Mitteilungen offenbar der größte Teil der neuen Truppenteile in die Gebiete westlich von Moskau gelegt wird, wo auch eine Reihe von neuen Flugplätzen im Ent stehen begriffen ist. Bei der Heeresvermehrung soll die russische Luftwaffe eine erheblich stärkere Vermehrung erfahren als die übrigen Waffengattungen. Nach amtlicher russischer Statistik ist der Bau von Flugzeugen im Jahre 1936 bereits jetzt um 72 v. H. höher als die gesamte Jahresproduktion im Jahre 1935, so daß die russische Luftwaffe in absehbarer Zelt so stark wie die aller übrigen Staaten zusammen sein dürfte. Der Heeresetat, der für 1936 21 v. H. der ge samten Staatsausgaben gegenüber 12 v. H. im Jahre 1029 beträgt, wird bei der in jedem Jahr bisher zu ver zeichnenden erheblichen Ueberschrejtung des Etats im Jahre 1936 über 30 v. H. erreichen. Nimmt man die Fortschritte auf dem Gebiete der Heeresmotorisierung hinzu, so werden die g ? !v a l t i g e n Angriffsrustungen der Roten Armee der Welt- revolution augenscheinlich, die es dem Marichall Tucha - tschewski auf der Tagung des Zentralen Volksaus- schusses gestatteten, ausznrnfen: „Wir können jetzt, wenn die Regierung es wünscht, auf jedem beliebigen Punkt eine kampfbereite, ausgerüstete bewaffnete Macht aufstellen, und die Kampfbereitschaft der Roten Armee ist größer als die jeder anderen Armee." Die Stärke der Roten Armee wird durch die Herab setzung des Einberufungsalters in den nächsten vier Jahren bis auf 50 v. H. erhöht und erreicht damit eine Effektivstärke von rund zwei Millionen Mann. An ausgebildeten Reserven besitzt die Rote Armee 10,5 bis 11 Millionen Mann, nicht gerechnet die zahlreichen Sowjetbürger männlichen und weiblichen Geschlechts, die durch den Ossoaviachim ausgebildet wurden. Diese Organisation zählt gegenwärtig über 13 Millionen Mann. Sie hat im Laufe der letzten drei Jahre 7(!0 NOO Schützen, 500 000 Gasabwehrleute, 550 000 Fallschirmabspringer, 900 000 Fahrer, 110 000 Gleitfliegcr Msw. ausgebildet. Sie besitzt 1500 Fliegerschulen, 72 Ossi- ziersschulen, 2500 Kavalleristenverbände usw. Weiter ver- fügt die Rote Armee über mindestens 4700 einsatzbereite Flugzeuge, etwa 8000 Kampfwagen und ungefähr 7000 Ge schütze aller Kaliber sowie über 800 Minenwerfer und 32 000 leichte und schwere Maschinengewehre. — Am Dienstag fand in der ganze« Sowjetunion ein sogenannter „Tag der Aviatik" statt, der ebenfalls ausschließlich im Zeichen der militäri schen Rüstungen stand. Der Sowjetbevölkerung wurde an diesem Tage die kriegerische Macht der Sowjetluftflottc vorgeführt, und die Presse begleitete diese Veranstaltungen mit Kommentaren, in denen immer wieder die Notwendig, keit neuer Rüstungen hervorgehoben wurde, „um den Frieden der Welt gegen die saschistischen Ruhestörer zu verteidigen". Den Flugvorführungen in Moskau wohnten u. a eine Abordnung französischer Flugzengindustriellei und Flugzeugkonstrukteure bei. Streiflichter aus dem „Sowjetparadies" Interessante Enthüllungen im Sinowjew-Prozeß. — Wie die Staatsbank die Opposition unterstützte. Der Prozeß gegen Sinowjew und Genossen, der jetzt vor dem Militärtribunal in Moskau abrollt und einstige Mitarbeiter Stalins und Lenins beschuldigt, seit 1L32 Anschläge gegen die Führer der bolschewistischen Partei versucht zu haben, bringt seltsame Enthüllungen zu tage, die ein bezeichnendes Licht auf die Zustände in der Sowjetunion und die Stellung der roten Diktatoren werfen. Aufsehen erregte die Mitteilung des Angeklagten Reingold, daß die Sinowjew-Gruppe im Jahre 1932 auch Verbindungen zur ehemaligen Rechtsopposition (Bucharin, Tomski, Rykow) ausgenommen und diese in ihre geplanten Anschläge eingeweiht habe. Reingold lüftete auch das Geheimnis, das bis jetzt über der jüngst erfolgten Entlassung der Direktoren der sowjetrussischen Staatsbank lag. Der Vizedirektor ver Staatsbank, Arkus, habe, so sagte Reingold aus, im Jahre 1929 versucht, auf Kamenews Wunsch und auf sein Beireiber Mittel für die revolutionäre Tätigkeit der Sinowjew- Gruppe im Ausland anzulegen. Wie nunmehr feststeht, hat diese Beschnldignng die Ent lassung und Verhaftung der Direktoren der Staatsbank vor wenigen Wochen zur Folge gehabt. Schließlich wußte Reingold noch interessante Mitteilungen darüber zu machen, wie die angeblichen Verschwörer nach errungenem „Siege" die führenden Posten in Partei und Staat unter sich verteilen wollten. Reingold sagt? weiter aus, daß auch der gegenwärtige stellvertretende Volkskommissar für Schwerindustrie, Pjatakow, und Serebrowskt. der früher imTransportwesen an leitender Stelle stand (beides frühere Trotzkisten) in Beziehungen zur Sinowjew-Gruppe standen und von Sinowjew selbst als „zuverlässige Leute", an die man sich „ebenfalls bei der Vorbereitung von Terrorakten heranmachen müsse", bezeichnet worden seien. Der Angeklagte Pickel gestand Einzelheiten über einen geplanten Anschlag auf Stalin am S. Oktober 1932 und im Juli 1934 und machte interessante Mitteilungen über eine angebliche Militärverschwörnng trotzkistisch gesinnter Kreise in der Roten Armee, wo 1934 Zellen für trotzkistische Agitation bestanden hätten. Der Befehlshaber der Linienschiffe, dem die zur Hilfeleistung in spanische Gewässer entsandten deutschen Streitkräfte unterstellt sind, hat an den Chef der spanischen Regierungsflotte auf Grund des Vorgehens gegenüber dem deutschen Dampfer „Kamerun" folgendes Telegramm gerichtet: „Nachdem eben erst der Rechtsbruch gegenüber Sevilla durch „Almirantc Valdez" beigelcgt ist, hat Kreuzer „Libertad" gestern nachmittag den Dampfer „Kamerun" außerhalb der spanischen Hoheilsgewässcr auf freier See beschossen, ins Kielwasser gezwungen und durch bewaffnete Soldaten untersuchen lassen. Dieses Verhalten gegenüber einem deutschen Dampfer ist ein Verbrechen gegen das Recht freier Schiffahrt in offener See. Ich bin nicht gewillt, solche Gewaltakte zu dulden. Ich habe meine Seestreitkräfte angewiesen, jedem un berechtigten Gewaltakt Ihrer Schiffe mit Gewalt entgegenzutrete n." * Unter Führung des Befehlshabers der Aufklärungs streitkräfte, Konteradmiral Boehm aus Kreuzer „Nürn berg", sind am 20. August aus Kiel und Wilhelmshaven zur Ablösung der bisher in Spanien be findlichen See st reitkräfte ausgelaufen: Panzer- schlff „Admiral Graf Spee", die Kreuzer „Nürn berg" und „Leipzig", die 4. Torpedobootsflottille mit den Torpedobooten „Greif" und „Falke" und von der 3. Tor pedobootsflottille die Torpedoboote «Jaguar" und „Woll". Der Hauptangeklagte Kamenew kam erneut auf Verbindungen der Sinowjew-Trotzki-Organisation mit An.^.chörigen der früheren Rechtsopposition zu sprechen. Solche Verbindungen hätten bestanden mit dem gegen wärtigen Chefredakteur der „Jswestija" und früheren ein- flußreickien Mitglied des Politbüros Bucharin, ferner mit dem ehemaligen Leiter der Sowjetgewerkschaften und bisherigen Leiter der Vereinigten Staatsverlage Tomskt sowie mit dem jetzigen Post- und Telegraphenkommissar Rykow, dem früheren Vorsitzenden des Völkskommis» sarenrates. Diese Vertreter der früheren Rechtsopposition seien über die terroristischen Absichten der Sinowjew- Gruppe im Jahre 1934 unterrichtet gewesen. Sie hätten ihre Hoffnungen, wieder zur Macht zu gelangen, auf den Erfolg der beabsichtigten Anschläge gegen Stalin und die übrigen Parteispitzen aufgcbaut. Besonders belastend waren die Aussagen Kamenews gegen den früheren Volkskommissar für Finanzen und Stellvertretenden Außenkommissar Sokol nikow. Ka menew gab den „verbrecherischen Charakter" der Tätigkeit seiner Gruppe nicht zu, sondern betonte, daß ihm und Sinowjew, die unrechtmäßig von der Macht abgedrängt worden seien, jedes Mittel brauchbar erschienen sei, um wieder an die Macht zu kommen. Der Gesamteindruck der bisherigen Verhandlung geht dahin, daß sich der Umkreis dieses Prozesses bedeutend weiter erstreckt, als zunächst anzuneh- men war, und daß die Parteispitzen bei dieser Gelegenheit mit allen Resten früherer Oppositionen und allen vermut lichen Feinden des gegenwärtigen Regimes „aufzu räumen" gedenken. Im weiteren Verlauf wurde Sinowjew verhört. Er machte ausführliche Aussagen über die Vorgeschichte der „gegenrevolutionären Tätigkeit" seiner Gruppe, wobei er oft mit theatralischer Pose und häufig zum Publikum gewandt sprach. Im wesentlichen bestätigten seine Aussagen die Feststellungen der Anklage schrift. Im Lause des Sinowjew-Verhörs kam zum ersten mal auch Moisse Lurje zu Wort, der nach der An klageschrift Terrorakte auf Veranlassung einer fremden Stelle geplant haben soll. Die Stichhaltigkeit dieser An klage wurde dadurch nicht gerade bekräftigt, daß sich bei seinen Ausführungen herausstellte, daß Moisse Lurje mit dem berüchtigten Emil Alexander identisch ist, der früher die Abteilung für Agitation und Propaganda im Zentral ausschutz der Kommunistischen Partei in Deutschland leitete! Der völkerrechtswidrige Uebergrtff der marxistischen spanischen Kriegsschiffe gegenüber dem Dampfer „Kame run" hat, wie verlautet, in Londoner amtlichen Kreisen stärkste Beachtung gesunden. Man weist dar aus hin, daß die spanischen Roten sich eines flagranten Bruches des herrschenden Völkerrechtes schuldig gemacht hätten. Keine Nation würde sich eine derartige Heraus- forderung ruhig gefallen lassen. Man verweist dabei auf die Anweisung, die den britischen Kriegsschifsen bei den letzten Zwischenfällen in der Straße von Gibraltar ge geben worden sind, im Falle nochmaliger Bombenwürfe durch Flugzeuge mit den Flakgeschützen zu antworten. Fer ner habe der Kommandant der Festung Gibraltar die roten Schiffe in Kenntnis gesetzt, daß bei weiteren Ver letzungen der britischen Hoheitsgewässer die Festungs geschütze sprechen würden. Der sranzösische Außenmini st er ^elboS hat sich, wie aus Paris verlautet, gleich nach bekannt werden des Zwischenfalles mit dem französischen Botschaf ter in Berlin und mit dem spanischen Geschäftsträger in Madrid in Verbindung gesetzt, um die Auslassung der Reichsregiernna und der spanischen Volkssronrregierung zu erfahren. Wie es heitz-t, ist der französische Autzenmini- ster entschlossen, den Protest des Reiches gegen den Ueber- grisk der spanischen Kriegsschiffe nach Kräften zu unter stützen. Delbos soll persönlich die feste Absicht baben, alles zu tun, um eine wirkliche Durchführung der fran zösischen Neutralität gegenüber dem spanischen Bürger- krieg zu sichern. Gewalt gegen Gewaltakte. Scharfe deutsche Warnung an die spanische Regierungsflotte. Der Befehlshaber der deutschen Linienschiffe an den Chef der spanischen Regierungsflotte.