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MsdmfferNMatt Nr. 187 — 95. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Mittwoch, den 12. August 1936 Drahtanschrift: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „WilSdrufser Tageblatt' erscheint werktags nachm 4 Uhr Bezugspr. monatt 2RM frei Haus, bei PosibesieLung I,sv RM zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer Ib Rpi Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle »ehmcn zu leder Zeit Be- , ».n r.-r .. . stellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder WllkhkUolUH fUl WilsdkUff U. IlMgkgkUd sonstiger Betriebsstörun- gen besteht lein Anspruch — — „ul Liescruna der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke ertolgt nur, wenn Rückporto beiliegl alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr 6, — Z t f s e r - G e b ü h r : 20 Rplg, — Borgesch'te» bene ErscheinungStage und Platzwünsche werden nach Möglichleit berücksichtigt — Anzetgen-Annahme bis vormittags W Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermit- Fernsprecher; Amt Wilsdruff 206 teltcn Anzeigen überneh men wir leine Gewahr - — Bei Konkurs uni Zwangsvergleich erlisch« teder Anspruch aus Nachlaß, »mW KWer MWtcr i« Liüm, Der Führer und Reichskanzler Lat den Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafter in be- sonderer Misston Joachim von Ribbentrop zum Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafter des Deutschen Reiches in London ernannt. (Wagenborg Bildarchiv.) Der neuernannte deutsche Botschafter in London, Joachim v. Ribbentrop, wurde bereits vor der nationalsozialistischen Erhebung am 30. Januar 1933 vom Führer und Reichskanzler zu außenpolitischen Aufgaben im Sinne des Programms der Nationalsozialistischen Partei herangezogen. Er ist am 30. April 1893 inWeseI geboren. Nach der Rückkehr aus dem Felde erwarb er durch wissenschaftliche und kaufmännische Tätigkeit im Aus- lanüe große Kenntnisse, insbesondere über England, und viele persönliche Beziehungen. Der Führer und Reichskanzler erteilte ihm den ersten amtlichen Auftrag am 24. April 1934, und zwar für die Wahrnehmung der Abrüstungsfragen in den da mals mit verschiedenen Mächten schwebenden Verhand lungen. Seine Ernennung zum Außerordentlichen Bot schafter erfolgte am 31. Mai 1935. Unmittelbar daraus, am 18. Juni 1935, erfolgte die auf die Bemühungen v. Ribbcn- trops zurückzuführende Unterzeichnung des deutsch-eng lischen Flottenablommens. Seitdem hat v. Ribbentrop als Außerordentlicher Botschafter vielfach Verhandlungen im Auftrage des Führers, insbesondere in England, geführt. Er wurde der Vertreter Deutschlands bei den Verhand lungen des Völkerbundsrats im März und April 1936 im Anschluß an die Befreiung der entmilitarisierten Zone. In den damaligen Verhandlungen hat Ribbentrop die Forde rung Deutschlands auf Gleichberechtigung entschieden und glücklich vertreten. Der Führer und Reichskanzler hat den Vor tragenden Legationsrat Dr. Woermann als Leiter der europäischen Gruppe der Politischen Abteilung des Aus wärtigen Amtes zum Gesandten 1. Klasse er nannt. s deutsche Kriegsschiffe i« Wische« GeMer«. England, Frankreich und Italien Nach Eintreffen der beiden deutschen Torpedoboote „Möve" und „Kondor" indenspanischenKüsten- gewäfserniu der Nacht vom 10. auf den 11. August, befinden sich dort zwei deutsche Panzerschiffe, ein Kreuzer und sechs Torpedoboote. Obgleich die Zahl der in Spanien befindlichen Deutschen erheblich höher ist als die aller anderen Nationen, sind von diesen in die spanischen Gewässer entsandt worden: Von England zwei Schlachtschiffe, ein schwerer Kreuzer mit 20,3-Zentimeter-Geschützen, zwei leichte Kreuzer mit 15-Zentimeter-Geschützen, vier Flottillen führerboote, 16 Zerstörer. Von Frankreich ein Flug zeugträger, zwei schwere Kreuzer, drei Flottillenführer, fünf Zerstörer. Von Italien ein schwerer Kreuzer zwei leichte Kreuzer, vier Zerstörer. Die langen spanischen Küsten mit den zahlreichen APk" im Atlantik wie im Mittelmeer, in denen überall Möglichst gleichzeitig der Schutz von Leben und Gut der oort ansässigen Landsleute ausgeübt werden mutz, haben ore lLtaatcn, die dazu irgend in der Lage waren, zur E n 1- möglichst zahlreicher Kriegs- Nur so ist es möglich, allerorts rasche Hilfe und Unterstützung sicherzustellen. drei Schiffen der Nordgruppe hat der Kreuzer „Köln" im Laufe des 11. 8. Gijon besucht, wäh rend „Seeadler" und „Albatros"- die Rückwanderungs transporte vor Portugalete (Bilbao) überwachten. In Bilbao sind noch etwa 150 Deutsche, auf deren Ab fahrt „Köln" erneut gedrungen hat. Für den 11. 8. liegt D. „Bellona" klar zur Einschiffung in Por- tugalete. Torpedoboot „A l b a t r o s" hat am 9. 8. 51 Flücht linge, darunter 27 Deutsche, in Bayonne ausgeschifst. Etwa 50 Deutsche wollen vorerst in San Sebastian bleiben. Die Flüchtlinge aus dem Hinterland haben An weisung erhalten, sich in Zumaya zu sammeln. 50 Deutsche, die auf dem Landwege nach Portugal geflohen sind, haben sich in Lissabon zur Heimreise auf dem „Gen. Ossorio" ein- S^Von den fünf Schiffen derSüdgruppe liegen die Panzerschiffe „Deutschland" in Barcelona, „Admiral Scheer" vor Alicnnte, das Torpedoboot „Luchs" vor Car tagena. „Leopard" ist am 11. 8. früh vor Ibiza (die süd lichste der Baleareninseln) eingetroffen und überwacht die Einschiffung der Rückwanderer auf D. „Schleswig". Das Boot soll anschließend nach Palma (Mallorca) gehen. Die Torpedoboote „Move und „Kondor" sind auf dem Marsch aus der Heimat zur Südgruppe in den spanisch-portugiesischen ^wassern emgetroffen. In Alicante wurden am 10. 8-2 7 0 F lucht linge aus Madrid auf D. „Tanganjika eingeschlfft. Weitere 250 sollen am 13. 8. eintreffen. Die B ei cü l a a n a b m e der haben 43 Kriegsschiffe entsandt. deutschen Verkehrsflugzeuge in Madrid ist ausgehoben worden. Aus Cartagena sind am 10. 8. 13 Deutsche mit dem D. „Malaga" abgereist. Etwa 10 Deutsche sind noch in Cartagena geblieben. Der genannte Dampfer läuft am 11. 8. unmittelbar Malaga an, da sich auf Anfrage in Almeria kein Deutscher zur Abreise gemeldet hat. Der nächste Flüchtlingsdampfer für Cartagena ist D. „Hermes". * Madrider Regierung unter der Vewachung durch Sowjets. Neue Erfolge der antibolschewistischen Truppen. Die in Paris und London vorliegenden Nach rich- ten vomspanischen Bürgerkrieg verstärken den Eindruck, daß die Lage sich für die nationalen Streitkräfte weiter günstig entwickelt. An de» spanischen Rordfront fand zwischen Jrun und San Sebastian eine heftige Schlacht statt. Nach schwerer Artillerievorbereitung haben die Truppen des Generals Mola in einer Stärke von 12 000 Mann angegriffen und trotz erbitterter Gegenwehr der Volksfronttruppen die Stadt Tolosa erobert. In einem Bericht der englischen Zeitung „M orning- p o st" aus Madrid heißt es, daß die Mitglieder der spanischen Regierung als Gefangene im Marineministerium eingeschlossen seien, daß jede Verbindung mit der Außenwelt durch bolschewistische Posten unterbunden und selbst der Tele phonverkehr durch Sowjets streng überwacht werde. Die rote Miliz habe endgültig die Macht übernommen, ohne jedoch in der Lage zu sein, Ordnung zu schaffen. Nach einer anderen Meldung ist die Regierung Giral in Madrid zurückgetreten. Der Führer des rechten Flügels der Sozialdemokratischen Partei, Prieto, habe sofort ein neues Kabinett gebildet. Die Pressestelle des nationalen Verteidigungskomitees in Burgos teilte mit, daß der bisherige Präsident der Bank von Spanien, Nicolau d'Olwer, zurückge- treten sei, weil er die Verantwortung für die sinnlose Ueberbeanspruchung der Bank von Spanien ' durch die Marxisten nicht mehr länger auf sich nehmen wollte. In den letzten 14 Tagen sollen 45 Millionen Goldpeseten im Flugzeug nach Frankreich geschickt worden sein, die angeblich zu Clearingzwecken, in Wirklichkeit aber, wenigstens zum großen Teil, als Bezahlung für Waffenlieferungen ver wendet worden seien. Als Nachfolger -des Bankpräsiden ten wurde der Bankier C a r a b i a s bestimmt, der seit langem sehr enge Beziehungen, auch finanzieller Art, zu dem Marristenfübrer Prieto unterhält. Spamens neuer Botschafter in Rom zum Rücktritt gezwungen. Der von der Madrider Regierung als Botschafter nach Rom berufene spanische Gesandte in Bern, Agui naga, hat nach zehntägigem Aufenthalt in Rom am Dienstagvormittag zum erstenmal die spanische Botschaft beim Quirinal betreten. Wie aus spanischen Kreisen verlautet, kam es dabei zu sehr heftigen Auseinander setzungen mit den Botschaftsmitgliedern und Angehörigen der spanischen Kolonie. Schließlich mutzte Aguinaga nicht nur auf die Uebecnahmc der Geschäfte verzichten, sondern sich sogar zur Unterzeichnung seiner Rücktrittserklärung bequemen. Aguinaga hat sich nach Varis begeben. * Paris Stützpunkt für die Bolfchewisierung des Westens. Italienische Presse schreibt: Eine Zone des Mißtrauens um Frankreich. Unter der Ueberschrist „Frankreich am Scheideweg" gibt der Pariser Vertreter der italienischen Zeitung „Popolo di Roma" und der Turiner „Stampa" einen Ueberblick über die beiden ersten Monate der Volks frontregierung in Frankreich. Er bezeichnet ihr Ergebnis als nicht gerade be friedigend, weder in innenpolitischer noch in außenpoli tischer Hinsicht. Innenpolitisch wiederhole Blum daS Experiment Scheidemanns, dem die Währung und der Mittelstand in Deutschland " zum Opfer gefallen seien. Außenpolitisch sei nm Frankreich, das bisher das grund sätzliche Vertrauen eines Schutzherrn der bestehenden Rechtsordnung genossen habe, eine Zone des Mißtrauens entstanden. Die fremden Mächte, so heißt es in dem Aussatz weiter, an der Spitze England, fragen sich bereits, welche wirklich nutzbringende Außenpolitik mit einem Land ge führt werden könne, das sich plötzlich als Stützpunkt für die Bolfchewisierung des Westens er weise. So befinde sich Frankreich innen- wie außenpolitisch am Scheideweg. Es werde sich vor dem Herbst und vor der Fünfmächtekonferenz für einen der beiden Wege ent scheiden müssen, für den der Ordnung oder den des Chaos. Der sowjetrussische Geschäftsträger in Paris besuchte Frankreichs Außenminister Delbos und teilte ihm mit, daß die sowjetrussische Regierung dem französischen Neutralitätsvorschlag zustimme. Daß durch die Erklärung der Regierung in Moskau die Tätigkeit der roten Internationale in Spanien weiter nicht behindert wird, ist bei der doppelzüngigen Politik des Bolschewismus selbstverständlich. Die französische Zeitung „Echo de Poris" will wissen, daß Moskau bezeichnenderweise die Präambel des Pariser Entwurfes gestrichen sehen möchte, in der von dem feierlichen Wunsch der Mächte die Rede ist, in Spanien neutral zu bleiben. Moskau will nur Ab machunger» über bestimmte Maßnahmen. Aus Rom wird gemeldet, daß der italienische Außenminister Graf Ciano, dem französischen Botschafter die allerdings mit einigen Einwendungen versehene grundsätzliche Zustimmung Italiens ühergeben habe. Man hört weiter, daß Paris auch Dänemark aufgefordert hat, dem Neutralitäts abkommen beizutreteu. Verstärkung der Roien Armee. Die Sowjetamtliche Telegraphenagentur gibt eine Verordnung der Sowjetregierung bekannt, wonach daÄ Einberu fungsalter der militärpflichtigen svwjet- rnffischen Staatsbürger, das nach dem Wehrgefetz von 1930 auf 21 Jahre festgesetzt war, künftig auf 19 Jahre herab gesetzt wird. Der Uebergang zum Einberufungsalter von 19 Jahren soll dergestalt erfolgen, daß in den nächsten vier Jahren je anderthalb Jahrgänge eingezogen werden, das heißt, 1936 der Jahrgang 1914 und die Hälfte des Jahrganges 1915: 1937 die zweite Hälfte des Jahrganges 1915 und der volle Jahrgang 1916; 1938 der Jahrgang 1917 und die Hälfte des Jahrganges 1918; 1939 die zweite Hälfte des Jahrganges 1918 und der volle Jahrgang 1919. Ab 1940 soll je ein voller Jahrgang eingezogen werden. Die angckündigte Maßnahme erhöht die Aktivbe stände des Roten Heeres für die nächsten vier Jahre um 50 v. H. Den Rekrutenausfall der Weltkriegsjahrgänge auf diese Weise einzuholen, kann nicht der Sinn der Verordnung sein, da dieser bei den Bevölkerungsverhältnissen der Sow- jetuüion viel weniger spürbar ist als in anderen "Ländern; auch erwähnt die neue Verordnung diese Frage mit keinem Wort Außerdem wird durch die Herabsetzung des Einbe rufungsalters die Länge der Ges-amtdienstpflicht nicht be rührt.