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MMufferTageblatt Nr. 167 — 95. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Montag, den 20. Juli 1936 Drahtanschrift: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nachm 4 Uhr. Bezugrpr. monatl 2RM. sret HauS, bet Postbestclnng l,8ll RM zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lv Rps Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu ledcr Zeit Be- , stellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder Wachenblan für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger BetriebSstörun. gen besteht kein Anspruch aus Lieserunq der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rucksendung etngesandter Schriftstücke ersolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausltegender Preisliste Nr 6. — Z t s s e r - G e b ü h r : 2V Rpsg. — Norgeschrte- bene ErschcinungSlage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzetgen-Annahm« bis vormittags w Uhr .. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übern,it- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 telten Anzeigen überneh. men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt leder Anspruch aus Nachlaß Neue stevoimion in Spanien. Neues spanisches Kabinett gebildet. Ernste Aufstände auch in Südspanien. Die Lage inSPanienhat sich, im Gegensatz zu den ersten anderslautenden Berichten ganz erheblich zugespitzt. Im Laufe des Sonntag wurde überraschend bekanntge geben, daß der bisherige Ministerpräsident Casares Quiroga, der Innenminister Moles und drei wei tere Minister zurückgetreten seien. Der bisherige Landtagspräsident Martinez Barrio (Republikanische Union) bildete eine neues Kabinett, mußte aber bereits wenige Stunden nach seiner Amtszeit zurücktreten, um dem früheren Marineminister JosS Giral Platz zu machen, er bisherige spanische Außenmi»ster Barcia hat das Innenministerium übernommen. Auch in Barcelona sind schwere Unruhen aus- gebrochen. Die Aufständischen versuchten das Stadtge fängnis zu stürmen und die in Haft sitzenden Faschisten zu befreien. Mit Hilfe von Fliegern wurde der Sturm abgeschlagen. In Cadiz wird das gegenrevolutionäre Gouvernement von zwei regierungstreuen Regimenter» belagert. Auf der Fahrt von Algeciras nach Gibral- tar wurde gestern Nacht das Automobil einer Englän derin von Aufständischen beschossen. Die Frau wurde an der Schulter getroffen. Ihr Wagen wurde zerstört. Sämtliche SWm der Kommandogewalt enthoben. Die neue spanische Regierung hat — Meldungen aus Gibraltar zufolge — sämtliche Offiziere des Land heeres vom Leutnant aufwärts ihrer Kommando gewalt enthoben. Die Truppenteile stehen bis auf weiteres unter dem Kommando von Sergeanten und Unteroffizieren. Nach weiteren Meldungen aus Gibraltar ist dieser von der neuen Regierung herausgegebene Befehl nur ein Beweis dafür, daß der faschistische Aufstand in ganz Spanien immer mehr an Boden gewinnt. In Algeciras treffen dauernd Flotteneinheiten mit Truppen teilen ein, die für die faschistische Erhebung kämpfen. Die Truppen bemächtigen sich der strategisch wichtigen Punkte und ziehen andere Truppenteile auf ihre Seite hinüber. Unter den faschistischen Verbänden befinden sich besonders viel Fremdenlegionäre. Ein spanischer Zerstörer, der sich den Auf ständischen angeschlossen hat, bombardierte die Hafen st adt Lalina, weil die dortigen Truppen zum Teil noch Widerstand gegen die bereits ausgeschifften Faschisten leisten, jedoch gaben die regierungstreuen Trup pen bald den Widerstand auf und hißten die Weiße Flagge. Auch in Spaniens Hauptstadt ist es infolge der herrschenden Nachrichtensperre schwer) sich ein Bild der Lage zu machen. Jedenfalls hat die Regierung im Madrider Rundfunk mehrfach die Erklärung an die Be völkerung wiederholt, daß sich Radioscnder im Besitz der Aufständischen befinden, daß die von dort verbreiteten Nachrichten falsch seien und nur den Zweck hätten, unter der Bevölkerung Panikstimmung zu schaffen. Ein Radiotelegramm des Generals Franco, des Bruders des bekannten spanischen Fliegers, der das Kommando über die Streitkräfte auf den Kanarischen Inseln hat, ist abgefangen worden. Es bestätigt die Ge rüchte, daß Franco auf feiten der Aufständischen steht und die Seele der Aufstandsbewegung ist. In Sevilla soll sich ein Teil der Garnison — etwa 7ÜÜ Mann — erhoben haben. Der General Queipo del Llano habe ohne Einverständnis der Regierung den Kriegszustand erklärt und sei abgesetzt worden. Die Ruhe würde jedoch bald wiederhergestellt sein, da bereits ein regierungstreues Regiment mit dem Ruf „Es lebe die Republik" in Sevilla einmarschiert sei. Auch die Polizei sowie ein Teil der Zivilbevölkerung hätten sich spontan hinter die Regierung gestellt. Aus privater Quelle verlautet, daß in Sevilla Schießereien zwischen den Auf ständischen und der Polizei stattgefunden haben. In dem mit Sandsäcken und Maschinengewehren in Verteidigungszustand versetzten Gebäude des Kriegs ministeriums fand ein neuer Ministerrat statt. Dabei wurde der Beschluß gefaßt, die Arbeitermiliz zur aktiven Mitarbeit heranzuziehen. Mehrere tausend Mann dieser Miliz haben in Madrid bereits strategische Stellungen be zogen und sind reichlich mit Gewehren, Pistolen und Muni tion ausgerüstet worden. Durch Rundfunk wurde dann ein Dekret verkündet, durch das sämtliche aufständischen Truppenabteilungen mit sofortiger Wirkung aufgelöst und die aufständischen Soldaten entlasten werden. Die drei spanischen Zerstörer „Sanchcz de Barraiztegui", „Almirante Valdes" und „Lepanto" baden Befehl erhalten, nach Afrika auszulaufen. Die Besatzung des „Lepanto" zeigte sich unentschlossen und versuchte, sich dem Auslaufen des Schiffes zu widersetzen. In Madrid stationierte Bombenflugzeuge haben den Befehl erhalten, nach Nordafrika zu starten und die aufständischen Garnisonen mit Bomben zu belegen. Die in Tetuan liegenden Tercios haben sich elf Stunden später als die Garnison Melilla erhoben. Auf der Eisen bahnstrecke Sevilla—Madrid sind, wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, die Geleise zum Teil ausgeris- s e n worden, um Truppentransporte nach der Hauptstadt zu unterbinden. Von Asturien sind starke Abteilungen be waffneter Minenarbeiter nach Valladolid abkommandiert worden, um gegen die aufständischen Truppen eingesetzt zu werden. Zahlreiche Arbeiterfrauen patroullieren in den Straßen, mit Gewehren ausgerüstet. In Asturien sind die Minenarbeiter in den General st reik getreten. Der Ausruhr in Spanisch-Mrotto. Seit der Errichtung der Republik in Spanien hat cs dort nicht an politischen Wirren und Aufständen ge fehlt. Durch den Militärputsch in Melilla, der Hafenstadt von S P a n i s ch - M a r o k k o, ist Spanien über Nacht in die Gefahr eines neuen politischen Um sturzes geraten. Der Aufstand dehnte sich über ganz Spanisch-Marokko aus und griff nach Cents über. Da die telephonischen Verbindungen nach Spanien unterbunden sind, herrscht noch keine volle Klarheit über die Ausdeh nung des Aufstandes und den Erfolg der Abwchrmaß- nahmcn der Regierung. Der Ministerrat tagte am Wochenende in Permanenz. Zunächst sind die Nachrichten über den Ausstand jedenfalls noch recht widerspruchsvoll. Nach einer ersten Rundfunkerklärung der Regie rung soll in ganz Spanien Ruhe herrschen. Die Bewegung habe sich nur auf einen Teil der spanischen Marokko- truppbn beschränkt, die ihre patriotische Pflicht vergessen und sich von der politischen Leidenschaft hätten Hinreißen lassen. Die schnellen und wirksamen Maknahmen der Re- Dr. Goebbels auf der Berliner Ausstellung „Deutschland". Nach der feierlichen Eröffnung der Ausstellung „Deutsch land» durch Reichsminister Dr. Goebbels besichtigte dieser die einzelnen Abteilungen der Ausstellung. Reichsminister . Dr. Goebbels benchtjgt in dem „Weiheraum des deutschen Genius" die Gutenbergbibel. (Weltbild.) gierung seien bekannt. Den besten Beweis dafür liefere die Verhaftung mehrerer Generale sowie zahlreicher Offiziere. Ferner sei es der Polizei gelungen, ein auslän disches Flugzeug zu beschlagnahmen, das versucht habe, einen der Führer der Aufstandsbewegung aus dem Ausland nach Spanien zu bringen. Durch die Tätigkeit der Regierung werde die baldige Wiederherstel lung normaler Verhältnisse gesichert. Ceuta und Me lilla seien von aufständischen Fliegern bombardiert wor den, da sich in diesen Städten Truppen befinden, die sich der Aufstandsbewegung nicht angeschlossen haben. Verkehrssperre nach Spanien. Jeglicher Verkehr nach Spanien durch die Eisenbahn, in der Luft und mit dem Schiff ist unterbrochen. Landung aufständische«- Truppen.? Die Pariser Zeitung „Paris Soir" berichtet aus Gibraltar, daß ein Teil der aufständischen marokkanischen Truppen am Sonntagvormittag in Cadiz gelandet und unverzüglich in Richtung Sevilla abmarschiert sei. um sich mit den dortigen Truppen zum Anmarsch auf Madrid zu vereinigen. Ein zweiter Truppentransport, begleitet von einem Zerstörer, sei von Ceuta kommend in Alge ciras gelandet. Das gleiche Blatt meldet aus Rabat, daß drei der nach Melilla entsandten regierungstreuen Kriegsschiffe zu den Aufständischen übcrgegaugcn seien. Ein viertes Schiff sei auf der Rede von Larache erschienen und habe sofort mit den aufständischen Truppen Verbindung ausgenommen. General Franco leitet von Melilla aus den Aufstand. Die Aufständischen seien Herren der Lage und könnten die Ord nung aufrcchtcrhalten. General Franco habe von zahlrei chen Generalen der spanischen Halbinsel Zuzug erhalten. Aus Gibraltr wird gemeldet, daß bei Algeciras ein Kanonenboot der Aufständischen in den Hafen eingclaufcn sei und bei seiner Ankunft fünf Schüsse abgegeben habe. Beim sechsten Schuß sei auf allen Kasernen und öffentlichen Gebäuden die Weiße Flagge zum Zeichen der Uebergabe gehißt worden. Nachrichten ans Tanger znfolgc soll der Sender von Sevilla am Sonntagabend eine Mitteilung Generals Franco verbreitet haben, wonach die Provinzen Andalu sien, Valencia, Valladolid, Burgos und Aragon, die Kana- rischen Inseln und die Balearen mit allen ihren Garni sonen sich den Aufständischen angcschlosscn haben. Ucber der Berliner AusstellungSstadt am Kaiserdamm wehen die Fahnen des neuen Reiches und aller Nationen, deren Jugend bei den XI. Olympischen Spielen um den Stegespreis ringt Hier in diesem Fahnenwald liegen die acht riesigen Hallen, die die Ausstellung „Deutsch- land bergen. Die Ausstellung ist die V i s i t e n k a r t e, die Deutsch land bei allen den Olmnpiagästcn abgibt, die während der Sprcle in der Reichstzauptstadt und in deutschen Gauen weilen, sie ist das Schaufenster des neuen Reiches, ein beredtesZeugnis von deutschem Tatwillen, der aufbaut auf großer deutscher Vergangenheit und der eine große deutsche Zukunft sichert. Darüber hinaus ist die Aus stellung berufen, die Vaterlandsliebe des deutschen Bren schen und den Stolz, Zeuge und Mithelfer einer großen Zeit sein zu dürfen, zu stärken. Der Bedeutung der Ausstellung entsprechend war die Beteiligung namhafter Persönlichkeiten des In- und Aus- landes an der Eröffnungsfeier außerordentlich stark. Mit dem Schirmherrn der Ausstellung, Reichsminister Dr. Goebbels waren zahlreiche Staatssekretäre und Gauleiter, die_ Vertreter fast sämtlicher in Berlin akkre ditierten ausländischen Missionen, und viele Persönlich keiten des öffentlichen Lebens in Deutschland erschienen. Staatskommissar Dr. Lippert begrüßte die Er schienenen im Namen der Stadt Berlin. Er wies vor allem auf die großzügige Wiederaufbauarbeit hin, die unter den Augen des Führers und unter der stetigen Förderung durch den Berliner Gauleiter Reichsminister Dr. Goebbels nach dem Brandunglück des letzten Jahres auf dem Messe gelände selbst geleistet worden ist. Anschließend sprach, von stürmischem Beifall begrüßt, der Schirmherr der Aus stellung, Reichsminister Dr. Goebbels. Oie Rede -es MmHers. Dr. Goebbels ging in seiner Rede ans den Plan ein, der zu der Ausstellung geführt hm, die Zeugnis für den neuerwachten Lebenswillen der dentschen Nation ablegen soll. Es ist, so erklärte der Münster, solange der dlatio- nalsozialismus die Macht in Deutschiaws -anLMt. ß»-LiÄ WM des Md« Iiiid der WbermWdigW. Reichsminister Dr. Goebbels eröffnete die Ausstellung „Deutschland".