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MchMerNMalt Q alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks HII Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Noffe« sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung für ^andwlrtschast und Dar „WUSdrufser Tageblatt" erjchetnt werktags nachm. 4Uhr. Bezugspr. monatl 2RM. srei Haus, bei Postbchellung 1.80 RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lü Rps. Alle Postanslalten, Postboten, unsere Austräger u GOch-MSslell- Folle höhcrer GenE oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger"Bcl'^E gen besteh, kein Anspru» aus Lieserung der Zci- <ung oder Kürzung des Bezugspreises Rucksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto bcilicgt. 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Oder was soll man dazu sagen, wenn am Wochenende in Danzig tele phonische Anrufe englischer Blätter und amerikanischer Nachrichtenbüros einliefen, die sich erkundigten, wie sich die „schweren Unruhen" und der „Einzug deutscher Truppen" gestaltet hätten. Das beste ist es, zu diesen Sensationsmeldungen, deren Zweckbestimmtheit nur allzu durchsichtig ist, dieselbe Haltung einzunehmen, die der Senatspräsident in einer Unterredung mit dem Danziger Vertreter des „Völkischen Beobachter" einnahm - nämlich zu lachen. Greiser erzählte in der Unterredung, daß er' während seines kurzen Aufenthaltes in Genf mehrere Male von englischen Zeitungen aus London angerufen worden sei, die von ihm die Bestätigung haben wollten, daß 6000 reichsdeutsche Soldaten in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag in Danzig einmarschieren würden. Der Senats-- Präsident erklärte in diesem Zusammenhänge: „Ich habe über diese Erfindungen gelacht, weil ich wußte, daß man in Genf aus Gründen der Ablenkung Sensationen ge brauchte". . Man benutzt also die sogenannte Danziger orage in Genf dazu - und es ist nicht das erstemal um von den eigenen Schwierigkeiten abzulenken und die an sich schon Mit Hochspannung geladene politische Mmoiphare weiter mit Zündstoff zu belasten. Zumindest eine merkwürdige Haltung für eine Organisation, die eigentlich dazu be stimmt ist, den Frieden zu bewahren und vorhandene Gegensätze auszugleichen. Deutlicher kann derBankrott des Völkerbundes nicht zum Ausdruck gebracht werden! Ein 67-Millionen-Volk, das wie ein Mann hinter den 400 000 deutschen Volksgenossen in Danzig steht, ver- ^ittet es sich aber, daß man die deutsche Stadt an der Ost see zum Spielball ratloser und skrupelloser Diplomaten macht. Stellen wir noch einmal die Tatsachen sachlich und kühl fest. Der Danziger Senatsprüsident war nach Genf zitiert worden, um sich zu einer Anklage zu äußern, die von dem Hohen Kommissar des Völkerbundes gegen die Danziger Regierung erhoben war im Zusammenhang mit dem Be such des deutschen Kreuzers „Leipzig". Nicht nur den diplomatischen Gepflogenheiten widerspricht es, sondern auch den einfachsten allgemein-menschlichen Anschauungen, einen Angeklagten vor Gericht zu zitieren, ohne daß dieser die Anklageschrift kennt. In der Völkerbundsstadt, die an Ueberraschungen nicht arm ist, war sogar dies möglich. Senatsprüsident Greiser hat die Angriffe sachlich, wenn auch mit Leidenschaft, zurückgewiesen. Ein Mann, hinter dem das Weltgewissen stehen sollte, hat aufrecht und deut lich das hinterhältige Spiel einer gewissen Diplomaten- clique entlarvt. Es nimmt uns nicht wunder, daß ein mit dieser Clique Verbündeter Journalistenklüngel vor Wut schäumte. Daß aber der offizielle Vertreter der Freien Stadt Danzig, der in amtlicher Mission in Genf weilte, so gar tätlich bedroht wurde, ist eine Tatsache, die selbst den geringsten Anforderungen an diplomatischen Anstand und Takt ins Gesicht schlägt, im übrigen aber kennzeichnend ist für die Atmosphäre der Genfer Internationale. Wieder einmal versucht das Weltjudentum im trüben zu fischen und auf dem Rücken der Völker seine schmutzigen Geschäfte zu machen. Bedauerlich aber bleibt, wenn dieses Spiel von einer gewissen Auslandspresse, die allerdings zum Teil judenhörig ist, mitgemacht wird. Doppelt bedauerlich, wenn ein Teil der polnischen Presse in die gleiche Kerbe schlägt. Wie eine Oase in der Wüste ist eine verständnisvolle Auslandsstimme, die der spanischen Zeitung „ABC.", die feststellt, daß zwei Weitschauende Staatsmänner, Hitler und Pilsudski, dem unfruchtbaren Kampf zwischen den beiden Ländern durch einen geeig neten Vertrag ein Ende bereitet hätten. Danzig sei deutsch und daher auch nicht aus volkspolitischen Gründen vom Reich getrennt worden, sondern um Polen den Weg zum Meer frei zu machen. Als noch starke Spannungen zwischen Berlin und Warschau vorhanden gewesen seien, sei die Intervention des Völkerbundes logisch gewesen. Heute aber hindere Deutschland und Polen nichts mehr daran, die Verwaltung der Freien Stadt Danzig selbst und ohne Einschaltung des Völkerbundes zu regeln. — Auch die englische Zeitung „Daily Mail" nimmt eine verständige, zurückhaltende Haltung ein, die in wohltuendem Gegensatz zu den Aeußerungen der übrigen englischen Presse steht. Die Londoner Zeitung stellt zunächst fest, daß Danzig keine britische Angelegenheit sei. „England hat keine Be ziehungen zu dieser Stadt an der Ostsee, und die britische Oeffentlichkeit betrachtet ihre Zukunft mit völligem Gleich mut. Niemand würde etwas dagegen haben, wenn Deutfch- land die Stadt für Deutschland zurückgewönne." Das Blatt kommt zu der Schlußfolgerung, daß je eher der Völkerbundskommissar Lester in seine irische Heimat zu rückkehren würde, es desto besser wäre. Die sogenannte Freie Stadt Danzig, das Pulverfaß Europas, Englands Gegenvorschläge. Meerengen-Konferenz 2. Teil in Montreux. Die englische Abordnung auf der Meerengen- konferenzin Montreux hat anläßlich des Beginns des zweiten Konferenzabschnittes eine „Neufassung" des tür kischen Abkommensentwurfes vom 22. Juni vorgelegt. Diese Neufassung hat in den entscheidenden Bestimmungen den Charakter eines Gegenvorschlages. Danach soll die Internationale Meerengenkommission zur Ueberwachnng der neuen Durchfahrtsbestimmungen bei- b e h a l t e n werden, Die Durchfahrt von Kriegsschiffen, mit Ausnahme der Unterseeboote, soll für alle Länder vollständig frei sein. Artikel 11 sieht vor, daß die Höchsttonnage aller aus ländischen Seestreitkräfte, die auf der Durchfahrt durch die Meerengen begriffen sind, jeweils nicht größer sein darf als die Hälfte der Gesämftonnage der tatsächlich aktiven türkischen Flotte. Für den Aufetnhalt von Kriegsschiffen von Nichtuferstaaten im Schwarzen Meer wird für Frie- dcnszeiten eine normale Höchsttonnage von 30 000 Tonnen festgesetzt. Diese Höchstgrenze kann jedoch bis zu 45 000 Tonnen erhöht werden, wenn in einem gegebenen Augen blick die Tonnage des stärksten. Uferstaates des Schwarzen Meeres um mehr als 10 v. H. größer ist als die Tonnage der Schwarze-Mecr-Flottc der Sowjetunion. Allgemein ist vorgesehen, daß der Aufenthalt fremder Kriegsschiffe nn Schwarzen Meer sich nicht über einen Monat hinaus erstrecken soll. Nach Artikel 16 des englischen Entwurfs sollen die gleichen Durchfahrts- und Aufenthaltsbestimmungen auch für deü Kriegsfall gelten, wenn die Türkei neutral bleibt. Di^ Rechte und Pflichten der Türkei als neutrale Macht sollen ihr auch nicht die Befugnis geben, irgendeine Maßnahme zu treffen, die geeignet wäre, die Durchfahrt und die Schifft fahrt in den Meerengen zu behindern. So wie der türkisch« sieht auch der englische Entwurf vor, daß die Regelung der Durchfahrt in das Ermessen der türkischen Regierung gestellt wird, wenn die Türkei in Kriegszciten zu den Kriegführenden gehört. Das absolute Verbot des UeberfliegenS der Meerengenzone im türkischen Entwurf ist im englischen Entwurf ab gemildert. Die Türkei soll sich ver pflichten, die notwendigen Erleichterungen zu gewähren, um den sicheren Verkehr von Zivilluftfahrzeugen ohne Rücksicht auf ihre Herkunft oder ihre Nationalität zwischen Europa und Asten einerseits und zwischen dem Mittelländischen Meer und dem Schwarzen Meer anderer seits zu ermöglichen. Bezüglich einer Teilnahme Italiens an den Ar beiten der- Meerengenkonfercnz wurde am Montagabend bekannt, daß die italienische Regierung beschlossen habe, k e i n e A b o r d n u n g nach Montreux zu entsenden. Obwohl ein Grund für diese Absage offiziell nicht an gegeben wurde, nimmt man doch an, daß sie auf das Fort-, bestehen der von England mit den Mittelmeerländern ab geschlossenen Hilscleistungsabkommcn zurückzuführen sei. W des GM SKMls um AnM. Englisches Blatt fordert Abberufung des Völkerbundskommissars Lester. Die Danziger Frage und die mannhafte Rede des Danziger Senatspräsidenten Greiser vor dem Völkerbund stehen im Mittelpunkt der Betrachtungen der europäischen Oeffentlichkeit. Die Weltpresse hat ein neues Thema. Mit einemmal stürzt sie sich auf die Danziger Frage, als hätte es nie ein Abessinienproblem oder eine Sanktionsfrage gegeben. Es sieht ganz so aus, als be nutze sie das Thema Danzig, umdasGenferFiasko zu vertuschen. Die Londoner Blätter bauschen die Berichte über die Greiser-Rede und ihre Folgen sowie über die Beziehungen zwischen Deutschland und Danzig größten teils auf. So läßt sich der „Daily Telegraph", der gegenüber den Danziger Wünschen nur Ablehnung kennt, von einem diplomatischen Korrespondenten melden, daß die Kundgebung Greifers in Genf in London sehr ernst beurteilt werde. Aehnlich meint der diplomatische Mit arbeiter der „Time s", daß die Rede Greifers die Be sorgnisse vieler Diplomaten verstärkt habe. — In einer längeren Berliner Meldung schreiben die „Times" u. a., man rechne vielleicht damit, daß die Befreiung Dan zigs durch Propaganda und Verhandlungen erzielt wer den könne. sei ein charakteristisches Produkt des Völkerbundes. Wenn die „Genfer Quasselbude", die in der vorigen Woche so ein betrübliches Schauspiel geliefert habe, niemals existiert hätte, würden wir nicht dauernd diese Schwierigkeiten in allen Teilen der Welt erleben. Bewußt zitierten wir diese englische Stimme, die von dem Verdacht frei sein dürste, deutsche Belange zu wahren. In dem obenerwähnten Interview des deutschen Jour nalisten mit dem Danziger Senatspräsidenten hat Greiser die Genfer Mutmaßung, daß zur Beseitigung des Danziger Statuts eine gewaltsame Aktion geplant sei, scharf zurückgewiesen. Der Senatspräsident hat praktische Vorschläge gemacht, um die Danziger Verhältnisse einer Revision zu unterziehen, die geeignet sind, das Pulverfaß im Osten Europas auszubrennen. Man sollte sich ruhig und sachlich mit diesen Vorschlägen auseinandersetzen, statt durch durchsichtige Gerüchte und zweckbestimmte Behaup tungen einen neuen Unruheherd zu schaffen, der den Frieden Europas gefährdet, den die Völker ersehnen. Vor allen Dingen sollte man die Sache dem Völkerbund so schnell wie möglich aus der Hand nehmen, da er bekannt lich nur Unheil anrichtet und in seiner Hilflosigkeit neue Gefahrenquellen schafft. Deutschland und Polen haben schwierigere Fragen gelöst und werden durch direkte Ver handlungen auch mit der „Dayziger Frage" fertig werden! Es scheine unvermeidlich, daß Danzig eines TagcS zu einer engeren Verbindung mit Deutschland zurück» kehren werd Gegenüber der Mehrzahl der Londoner Blätter, in denen eine sachliche Würdigung des Danziger Problems nahezu völlig fehlt, sind die Ausführungen der „Daily Mail" bemerkenswert. Das Blatt schreibt, daß Danzig die Eng länder nichts angehe. Dem englischen Volk sei die Zukunft Danzigs völlig gleichgültig, und niemand würde sich aufrcgen, wenn Danzig „wieder für Deutschland zurückgewonnen" würde. Unglücklicherweise sei England durch seine Verbindung mit dem Völkerbund in den Streit hineingezogen worden. Außerol^entkich scharf greift „Daily Mail" den Oberkommissar in Danzig, Lester, au. Seiner Behandlung der Danziger Angelegen heiten nach zu urteilen, sei Lester nicht geeignet, eine solche Stellung auszufüllen. Je eher er nach Dublin (Lester ist Ire) zurückgeschickt werde, um so besser sei es. Senatspräsident Greifer. «Weltbilds Greifers befreiende Tat. ; In der Danziger nationalsozialistischen und bür gerlichen Presse kommen die spontanen Empfindungen der Danziger Bevölkerung zum Ausdruck, wenn sie-GrsiserS Vorstoß als eine befreiende Tat gegenüber einem unerträglich gewordenen Zustand kennzeichnen.-DaL amt liche Oraan der Danziaer NSDAP., der „Danziger Vor-