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WMnOrAMM Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Da» „Wilsdruffer Tageblatt" erfchelni werkiags nachm ^Uhr Bczugspr/monall 2RM frei HauS, bei Postbesielung t,8l> RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer >v Rpt Alle Postanstalien, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu leder Zeit Be- .. ... ». „ ftellungen entgegen, Im yalle höherer Gewalt oder Wochenblatt sur Wllsdrusf u. Umgegend sonstwer Betriebsfforun- gen besteht kein Anspruch auf Lieferunq der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr «. — ZNser.Gebühr: 20 Ring. — Vorgeschri» bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm« bis vormittags Ist Uhr Für di- Richtigkeit de, durch Fernruf übcrmit. Fernsprecher. Ami Wilsdruff 206 teilen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt ieder Anspruch aus Nachlaß Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt, rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen, sowie des Forstrentamts Tharandt. Nr. 133 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 10. Juni 1936 Außenpolitische Llmschau. Deutschland liegt wie eine Insel des Friedens inmitten einer Welt der Unruhe und Verwirrung. Wäh rend das nationalsozialistische Deutschland seinen Krieg eigener Art, den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, sieg reich führt, ist in anderen Staaten der Kampf aller gegen alle in vollstem Gange. Frankreich weckt mit dem Geschehen dieser Tage unsere Erinnerung an die dunkelsten Zeiten unserer noch jungen Vergangenheit. Streiks, Lohnverhandlungen, Drohungen und Kapitulation unter dem Druck des Terrors. Das sind die Zeichen, unter denen Lson Blum die Regierung der Volksfront einführte. Die Sozialisten haben eine schwere Verantwortung auf sich genommen. Und noch während der Regierungschef von Freiheit und Brot spricht, mutz er erkennen, daß er sich der Kon trolle durch die Kommunisten unter- w o rfen hat. Das sozialistische Experiment ist nach zwei Richtungen hin eine besondere Bedeutung: Einmal ist es der vielleicht letzte Versuch des liberalistischen Parlamentarismus, sich am Leben zu erhalten, zum anderen bietet sich dem internationalen Sozialismus noch einmal Gelegenheit, durch ein neues Versuchsobjekt von sich reden zu machen, nachdem die Experimente in England, Österreich und Deutschland kläglich gescheitert sind. Um das Experiment an Frankreich zu erproben, hat sich Lson Blum die denkbar ungünstigste Zeit ausgesucht. Im Lande herrscht eine gewitterschwüle Stimmung. Die Streiks sind eigentlich ein deutliches Mißtrauen gegen die neue Regierung. Dazu haben die Gewerkschaften, die der Regierung die stärkste Stütze bieten sollten, scheinbar ihre Macht über die Massen verloren oder zum mindesten an Autorität stark eingebützt. Im übrigen hat sich Leon Blum überzeugen müssen, daß sein großartig angekündigtes Kampfprogramm sich nicht so ohne weiteres als Regierungsprogramm übernehmen läßt. Der Ministerpräsident befindet sich bereits in den Schlingendes Kommunismus, die dafür Sorge tragen werden, daß die Währungs - und Finanz- experimente, die Leon Blum umschiffen zu können hoffte, nicht in der Versenkung verschwinden. Sie tauchen jetzt als kommunistische Forderungen auf. Frankreichs Wirtschaftspolitik steht vor einer schweren Belastungskrise, aus der Leon Blum den Ausweg zu suchen haben wird. * Mit weit größerer Spannung als das Ergebnis der Kammsrwahlen in Belgien erwartete das abgetretene deutsche Gebiet die Ergebnisse der Provinzialratswahlen. Daher war auch die Wahlparole für die beiden Wahl kämpfe verschieden. Ihren Protest gegen die Entdeut- schungspolitik und das Ausbürgerungsgesetz brachten die Deutschen bei den Kammerwahlen durch Abgabe ungültiger Zettel zum Ausdruck. Für die Provinzialratswahlen laute» aber die Parole: Deine Stimme nur deinem eigenständigen Vertreter. Diese Wahlparole war ein voller Erfolg für die Eupen-Malmedyer. Die Stimmenzahl für die Heimat treue Liste bei den Provinzialratswahlen deckte sich unge fähr mit der Zahl der ungültigen Stimmen bei der Kammerwahl am 24. Mai — und das trotz geringerer Wahlbeteiligung. So werden nun drei statt bisher zwei Heimattreue Vertreter in den Provinzialrat in Lüttich ein ziehen * Jn China bereiten sich große Dinge vor. Der Poli tische Rat von Südwestchina, der mit dem Sitz in Kanton eine Koalition der südchinesischen Generäle und Macht haber darstellt, hat angeordnet, daß die Kwangtung- und die Kwangsi-Armee, die unter dem Oberbefehl der Gene räle Tschentschitang und Litschungjen stehen, nach Norden in Marsch gesetzt werden sollen, um „für die Rettung Chinas zu kämpfen". Es handelt sich dabei Wohl nur um eine Anordnung an die Befehlshaber, ihre Truppen in Mobilmachungsbereitschaft zu setzen. Ein Mobilmachungs befehl gegen Japan könnte nur von der Zentralregierung in Nanking ausgehen. Das ganze Manöver stellt sich dem nach als ein Versuch heraus, die Nanking-Regierung zur Aufgabe ihrer passiven Politik zu zwingen. Das Ziel der Kanton-Regierung ist offenbar ein Zusammengehen mit dem chinesischen Generalfeldmarschall Tschiangkaischek im Kampf zur Befreiung Nordchinas. Die Entscheidung über die weitere Entwicklung der Lage liegt jetzt bei Nanking. Es gilt als unwahrscheinlich, daß sich die Nanking-Regie rung durch den Druck der Kanton-Führer verleiten lassen wird, ihre bisherige zurückhaltende Politik gegenüber den Japanern aufzugeben. Der Führer der Kwangtung-Armee, General Tschentschitang, hält zur Zeit eine Konferenz mit den in Kanton eingetroffenen Vertretern der Provinzen Szetschuan, Fukien, Kweitschou und Yunnan ab, deren Haltung in dem Konflikt zwischen Kanton und Nanking noch schwankend ist, obwohl sich unter den dortigen mili tärischen Führern ebenfalls eine gegen das Haupt der Zentralregierung in Nanking, Marschall Tschiangkaischek, gerichtete Strömung geltend macht. Heber die Gräber der Welle« zm Riede». Die Tagung des Verbandes für Kriegergräberfürsorge in London. In London fand die erste Sitzung des deutsch-englisch- französischen Ausschusses über gemeinsame Kriegergräber fürsorge statt. Lord Trenchard eröffnete in seiner Eigenschaft als Ehrenmitglied des Ausschusses die Tagung und begrüßte den General von Seeckt, den französischen General Gu illau mal und andere her vorragende deutsche und französische Ausschußmitglieder. Er gab dabei der Hoffnung Ausdruck, daß die Bildung dieses Ausschusses ein Wendepunkt in den gegenseitigen Beziehungen sein möge, und datz die gemeinsame Erinnerung an den Heldenmut der Kriegs opfer den Weg zum Frieden weisen müßte. Nach dem General von Seeckt und der französische General die Begrüßungsansprache erwidert hatten, nahm der Aus schuß eine vom Präsidenten Sir Fabian Ware formu lierte und von General Gmllaumäl unterstützte Erklärung an, in der der schwere Verlust zum Ausdruck kommt, den der Ausschuß durch den Tod des deutschen Botschafters in London, Herrn von Hoesch, der eines der ersten Ehrenmitglieder des Ausschusses war, erlitten habe. Nach Ernennung Sir Fabian Wares zum Vorsitzen den der Tagung wurde der Besuch der deutschen Krieger gräber in England und Schottland besprochen. Ferner wurde beschlossen, Vorbereitungen für die baldige Errich tung von Grabsteinen für deutsche Krieger gräber auf britischen K ri e g e r f r i e d h ö fe n in Frankreich zu treffen. Einen weiteren Gegen stand der Beratungen bildete der Wortlaut einer In schrift, die am Eingang der britsschen Friedhöfe in Deutschland angebracht werden soll. Diese Inschrift soll dem Dank an das deutsche Volk Ausdruck ver leihen, daß diese Friedhöfe nach englischem Brauch an gelegt und von englischen Staatsangehörigen betreut wer den dürfen. Am Sockel des englischen Ehrenmals wurde ein mächtiger Lorbeerkranz mit Weißen Lilien und einer Hakenkreuzschleife Seite an Seite mit einem von der fran zösischen Trikolore umwundenen Kranz im Auftrage des Generals von Seeckt bzw. des Generals Guillaumat niedergelegt. Seeckt in London. » Der Generaloberst, der an der Tagung des deutsch-englisch- französischen Ausschusses für gemeinsame Kriegsgräber- sürsorge in London teilnimml. aus dem Wege zur Kranz niederlegung am britischen Ehrenmal. (Scherl.) W iMMmast Wb!m der ArdeilsloMl. Bei dem z. Z. in Berlin stattfindenden VI. Inter nationalen Gemeindekongreß, zu dem Ver treter und Fachleute aus allen daran beteiligten Ländern erschienen sind, steht naturgemäß die Behandlung der Arbeitslosigkeit als eine der vordringlichsten Fragen zur Erörterung. Oberbürgermeister Dr. Strölin - Stuttgart hielt vor dem Kongretz als Generalberichterstatter über das Thema „Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch die Gemein den" einen Vortrag, in dem er die bisher in den einzel nen Gemeinden der Länder ergriffenen Maßnahmen und andererseits die sich noch daraus ergebenden Möglichkei ten schilderte. Wichtig erscheint besonders die Tatsache, daß gerade durch die verschiedenen Arbeitsbeschaffungs maßnahmen die öffentliche Hand — Staat und Kommunen — eine erheblich erweiterte Stellung gegenüber der Privatwirtschaft erhalten hat. über die Aufgaben der Gemeinden innerhalb der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit führte Dr. Strölin im einzelnen aus: Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit ist heute in vielen und gerade in den weltwirtschaftlich wichtigsten Ländern zum Zentralproblem des öffentlichen Lebens ge worden. Die Zahl der Arbeitslosen in der ganzen Welt betrug Ende 1929 neun Millionen; sie ist bis Ende 1932 auf die ungeheuerliche Zahl von 39 Millionen angestiegen. Im Herbst 1935 gab cs in der ganzen Welt immer noch rund 20 Millionen Arbeitslose. Die Gemeinden sind als der volksnächstc Teil der gesam ten öffentlichen Verwaltung gezwungen und ihrem Wesen nach berufen, Abhilfe zu schaffen. Sie bekämpfen die Arbeitslosigkeit vor allem durch Maßnahmen der Arbeits losenhilfe und der Arbeitsbeschaffung. Unter den Einwirkungen der Weltwirtschaftskrise wurden in den meisten Ländern die früheren Systeme d« Arbeitslosenhilfe umgestaltet und durch andere Systeme ergänzt mit dem Ziel, die Arbeits losen nach Möglichkeit nicht der allgemeinen öffentlichen Fürsorge zu überweisen, ihnen viel mehr entsprechend der besonderen Ursache ihrer Hilfs bedürftigkeit auch eine besondere Hilfe angedeihen zu lassen. Gleichzeitig hat sich infolge der Überlastung der Gemeinden in fast allen Ländern das Schwergewicht der Finanzierung und zugleich der organisatorischen Gestaltung der Arbeitsloten- hilse von den Gemeinden auf die Zentralgewalt des einzelnen Staates verschoben. Für die Arbeitsbefchaffungsmaßnahmen gilt grund sätzlich die Forderung, daß nur wirtschaftlich ge rechtfertigte, wirklich Werte schaffende Maß nahmen als Notstandsarbeiten durchgeführt werden dürfen. Auch auf dem f i n a n z w i r t s ch a f t l i ch e n, be sonders dem kreditwirtschaftlichen Gebiet zeigen sich deutliche Grenzen für die Möglichkeiten der Bekämp fung der Arbeitslosigkeit durch unmittelbare Arbeits- beschaffungsmatznahmen. Verschiedene Länder, darunter vor allem Deutschland, kamen daher zu der Auf fassung, datz die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch Arbeitsbefchaffungsmaßnahmen nur dann einen Erfolg verspreche, wenn durch schlagartigen Einsatz ganz um fassender Mittel unter zielbewußter Lenkung des Staates eine Belebung der Privatwirtschaft erreicht werden könne, die alsdann ohne wesentliche Aufwendung weiterer öffentlicher Mittel anhalte. Oie Spitzen vom VI. Internationalen Gemeinöe» kongreß vom Führer empfangen. Der Führer und Reichskanzler empfing im Beisein von Reichsminister Dr. Frick das Präsidium und die Delegationsführer des VI. Internationalen Ge meindekongresses sowie die Vorsitzenden und Präsidenten des Deutschen Gemcindctages. Reichsminister Dr. Frick und Reichsleiter Fiehler stellten dem Führer die aus ländischen Gäste, vor. Der Präsident des Internationalen Gemeindever bandes, G- Montagu Harris, sprach namens der aus ländischen Kongreßteilnehmer dem Führer den Dank da für aus, daß sie Gelegenheit hatten, die Arbeit der deut schen Gemeinden und insbesondere die außerordentlich anschauliche Ausstellung „Die deutsche Gemeinde" kennen zulernen. Der Führer gab in seiner Erwiderung unter Anerkennung der Arbeit des Internationalen Gemeinde verbandes der Hoffnung Ausdruck, daß die ausländischen Kongreßteilnehmer im Verlauf das Kongresses in Berlin und München einen möglichst tiefeü Einblick in die Arbeit der deutschen Gemeinden erhalten mögen. Er richtete die Bitte an sie, diese Eindrücke und Erfahrunaen in ihren Ländern weiterzuvermitteln.