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Nr. 125 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt Wilsdruff-Dresden Sonnabend, den 30. Mai 1936 Postscheck: Dresden 2640 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen, sowie des Forstrentamts Tharandt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise lau, ausNegenLer Preisliste Nr. 6. — Zt'ser.Gebühr: 2V Rp,g. — Dorgeschri«. bene ErscheinungSiage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm« bis bormittags w Uhr .. Mr die Richtigkeit der durch Fernrus übermit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 «elten Anzeigen überneh. men wir keine Gewähr. ' ' - — — Bei Konkurs und Zwangsvcrgleich erlischt Icder Anspruch aus Nachlaß. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4 Uhr. BezugSpr. monatl 2RM. frei HauS. bet Postbestelluna 1,8N RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer 10 Rpf. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend KM» gen besteht kein Anspruch ' auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto bciliegt. „Ser Wind bläst, wo er wist." Eine Pfingstbetrachtung von Dr. Kurt Hutten. Es gibt vielerlei Geist unter den Menschen: guten und bösen, ausbauenden und zersetzenden, reinen und verführe rischen. Wir reden vom besonderen Geist der Völker und Rassen, geschichtlicher Perioden und Bewegungen. Aber der „heilige Geist" ist etwas anderes als dies alles. Er Wurzelt letztlich in einem Geheimnis. Man kann seine Herkunft und seine Gesetze nicht erklären. Er ist die Gabe Gottes an die Welt. Er kann nicht von Menschen erzeugt oder festgehalten werden. Er steht überhaupt nicht zur Verfügung des Menschen oder menschlicher Gemeinschaften. Denn er ist Gottes Kraft und Wirklichkeit. Und Gott ist der Herr über uns! Woran man den heiligen Geist er kennt? Er läßt sich nicht zählen und messen. Sein Werk ist meist so verschwiegen, daß er nie offenbar und greif bar wird. Wenn ein Mensch aus innerer Einsamkeit und Wurzellosigkeit Halt und Gemeinschaft in Christus ge funden hat — dann ist es das Werk des heiligen Geistes. Wenn ein Mensch mitten in tödlicher Not und Verloren heit getrost Gott loben kann: wenn er Sieger über Zweifel und Anfechtungen geworden ist; wenn er den Frieden in Gott gefunden hat, der höher ist als alle Vernunft; wenn er von Gottes Wort getroffen, mit einem verpfuschten und verdorbenen Lebensabschnitt abschließt, um einen neuen Anfang zu wagen — dann ist das ein Werk des heiligen Geistes. Ohne diesen Geist gibt es keine Erkenntnis Christi, keinen Glauben, keine Geborgenheit, keine Gewiß heit in den letzten Fragen und Rätseln des Lebens. Der heilige Geist — das ist die schaffende Macht und Gegen wart Gottes unter den Mcnfchen. „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen Wohl." So vernehmen wir je und je auch von den Wir kungen des heiligen Geistes. Da sind in der Folge des Auftretens der Gruppenbewegug in der Schweiz den Steuerbehörden 6000 Briefe mit hinterzogenen Steuer beträgen zugegangen. Da bekennt der französische Poli tiker Gustav Hervs Ostern 1936 in seiner Zeitung: „Heute, am Erinnerungstage der Auferstehung Jesu, glaube ich mit den Aposteln, mit den schlichten Herzen, die seit 2000 Jahren sich vom Wort des Evangeliums genährt haben: Ich glaube an die Auferstehung!" Derselbe Hervs, der im November 1910 schrieb: „Ich kenne keinen Vater im Himmel, ich kenne nur die Brüder, die auf Erden leiden." Ja, wir vernehmen immer wieder von dem Brausen des Geistes. Aber wir können ihn nicht „besitzen", wie man ein Haus besitzt. Wir können ihn nicht lenken oder auf bewahren. „Der Wind bläst, wo er will!" Der heilige Geist ist Grund und Quelle der Kirche. Ohne ihn ist sie nichts. Fehlt er, dann ist sie in Not. Und alles, was sie tut und läßt, wird ihr zuv Not. Und alle Versuche, ihn zu ersetzen oder künstlich her einzuzwingen, sind vergeblich. Man kann ihn nicht in theologische Erkenntnisse oder in Bücher oder in Be wegungen oder in Predigten einfangen. Er ist souverän. Denn er ist Gottes Gabe. Die Kirche ist wie ein Strombett. Das Bett ist nichts' für sich. Sondern es dient dem Wasser, es aufzunehmen und weiterzuleiten. Wenn regenlose Dürre kommt, danw liegt es vertrocknet und öde da. Die Kirche ist das Gesüßt für Gottes Geist. Wie aber, wenn ihr dieser Geist ver sagt wird? Darum ist Pfingsten für die Kirche kein belangloser Festtag. Sondern er ist der Hinweis darauf, daß die Kirche nichts aus sich selbst ist und sein kann. Er ist der! Hinweis darauf, daß die Kirche allein und ganz aus^ Gottes Gnade lebt. Und daß sie immer nur Empfangende ist. Pfingsten erinnert die christliche Gemeinde daran, daß sie in Todesgefahr ist, wenn sie sich satt und selbstsicher fühlt. Sondern ihre einzig mögliche Haltung vor Gott ist die: immer auf ihn zu hören; immer für ihn offene zu fein; immer nach ihm zu hungern; immer um seinen Geist zu bitten. Und Christus verheißt: „Wer da bittet, der empfängt!" Eine -euifche Himalaja-Gttfiung. Nächstes Jahr neuer Angriff auf den Nanga-Parbat. Der Reichssportführer v o n Tschammer und Osten und die Leiter der bisherigen deutschen Himalaja- Unternehmungen, Karl Bauer und Fritz Bech told, haben eine rechtsfähige Stiftung mit dem Sitz in München errichtet, die den Namen „Deutsche Hima laja-Stiftung" führt. Der Stiftung sind von den Gründern bereits namhafte Geldmittel zur Verfügung gestellt worden. Zum Vorstand der Stiftung hat der Reichssportführer Fritz Bechtold bestellt. Die Stif tung verfolgt den Zweck, bergsteigerische Erkunduugs- fahrten in den Himalaja und andere entlegene Gebirge durchzusühren und Mittel hierfür zu werben. Der Aufsichtskreis hat sich dafür entschieden, in diesem Jahr vier deutsche Bergsteiger in den östlichen Himalaja zn entsenden. Die deutschen und die britischen Behörden haben die Durchführung dieses Planes bereits aektattet. Jie MeWM Am Freitag hielt unter den Augen des Führers und Obersten Befehlshabers Adolf Hitler die deutsche Flotte vor Kiel Übungen ad. Der Führer befand sich an Bord des Panzerschiffs „Deutschland". Viele Ehrengäste und Zchntnusende von Zuschauern wohnren den Fiotteu- ttbungen bei. Vor ihren Augen entwickelte sich ein ge waltiges und fesselndes Bild. Auch die junge U-Boot- Waffe war eingesetzt worden. Alle nur in Kiel ver fügbaren Dampfer, Barkassen und Privatboole waren schon im ersten Morgengrauen gestartet, um keine Phase des großen Schauspiels zu versäumen. Im Anschluß an die Flottenübungen sammelten sich die Kriegsschiffe zur F l o t t e n p a r a d e, die den Höhe punkt des Tages bildeten. In acht Gruppen erfolgte der Vorbeimarsch der Kriegsschiffe. In der ersten Gruppe rauschten die drei Panzerschiffe an der Spitze in Kiellinie vorüber, ihnen schlossen sich vier Kreuzer, zwei Artillerie schulboote und das Vcrmessungsschisf „Meteor" an. Es folgten in den anderen Gruppen die Torpedoboote, Gelcit- slottillen, Minensuchflottillen und Versuchsboote und andere Speztalschiffc. In der sechsten Gruppe lief hinter dem U-Bootbegleitschiff „Saar" eine Reihe U-Boote, dar unter - die U-Flottille „Weddigen". Das Räumbootbegleitschiff „Ziethen" fuhr an der Spitze der Räumbooteinheiten. Den Abschluß bildeten die flinken kleinen Schnellboote mit dem Begleitschiff „Tsing tau". Nach der Flottenparade lief die Flotte gegen Abend in den Kieler Hafen ein. Zehntausende säumten die Ufer der Kieler Förde, wo sie die Heimkehr der Flotte er warteten. Die Flottenparade war gleichsam die Überleitung zu den Feiern anläßlich des 20. Jahrestages der siegreichen Schlacht vor dem Skagerrak und somit auch eine Ehrung für die deutschen Soldaten, die in der großen Seeschlacht m dm Führer. den Seemannstod starben. Ihr Geist lebt heute in der jungen deutschen Flotte. Das haben die Flottenübungen von neuem bewiesen. Den Attsklang des Ehrentages der jungen Flotte bildete der Z a p f e n st r e i ch a m H i n d e n b u r g u f e r. Die Schiffe wurden nach Einbruch der Dunkelheit festlich beleuchte* Glanzender Verlaus der Wiieniwung. Die Flottenübung nahm einen glänzenden Verlauf. Gegen Mittag standen die Schisse in der Flensburger Bucht. Nun liefen sie südwärts. Auf der Höhe von Schleimünde sichteten die Panzerkreuzer das ge spenstische Schiff, das ohne Mannschaft und ohne Kapitän fährt. Die „Deutschland" eröffnete schon auf mächtige Entfernung sofort das Feuer mit einer Salve aus ihren Achterpanzertürmen. Sie schloß sich mit „Admiral Scheer" zu einem Fenervereinigungsschießen zusammen, das sie leitete. Immer wieder sah man das grelle Mün dungsfeuer aufzucken. Und in dem Augenblick, in dem das Murren des Abschußgedröhns über die weite See herüber- drang, hatten auch die Gefchosse ihre Bahn vollendet, jagten gewaltige Wassergarben vor und hinter dem Ziel, der „Zähringeu", hoch, oder fuhren die Geschosse in das Schiff hinein. Nun begann auch das gespenstische Zielschiff zu ant worten: man sah auf ihm Mündnngsfeuer aufblitzen. Das Feuer der Panzerkreuzer setzte ihm hart zu, und so versuchte es, nach See zu entweichen. Das Schiff wendete. Phantastisch dabei die Vorstellung, daß kein Mensch auf ihm war, der ein Steuerrad bediente. Wieder Salven der Panzerkreuzer. Nun quoll Dampf von der „Zährin- gen" hoch — es vernebelte sich. Eine Weile noch tobte der Kampf. Dann brach das Feuer so jäh ab, wie es eingesetzt hatte. Die Schieß übung war zu Ende. folgen noch einige alte Boote dazwischen, die m der Skagerrak-Schlacht kämpften. Wie Sche renschnitte wirken die Minensucher, deren Dienst im Krieg mit dem Namen „Himmelfahrtskomman- d o" bedacht wurde, eine Bezeichnung, die die Gefährlich keit und Verantwortlichkeit scharf kennzeichnet. Den Geleitflottillen und Spezialschiffen der Kriegs marine, die in langer Reihe in Kiellinie vorüberziehen, folgt eine Gruppe, die die besondere Beachtung aller Zu schauer erweckt: die Boote der jungen Ü-Boot- Waffe. Hinter dem Mutterschiff „Saar" ziehen U 25 und U 26 ihre Bahnen; ihnen folgt die U-Flottille „Wed digen". U 9 trägt als besonderes Kennzeichen ein Eisernes Kreuz am Turm. Unter Führung der „Ziethen" folgen dicht hinterein ander die Räumboote. Den Abschluß des Vorbeimarsches bildet die erste Sch nellbootflottille mit dem Mutterschiff „Tsingtau"; kleine aber sehr flinke Boote. Es war ein überaus fesselndes Bild einer Flottenschau gewesen, wie man sic selten in einer derartigen Ueber- sichtlichkeit wiedererlebt. Der Führer stattete den Deutschen Werken nach Rück kehr an Land einen Besuch ab und besichtigte die dort im Bau befindlichen Schiffseinheiten. Dann kehrte der Führer auf den Aviso „Grille" zurück, von dem aus er die abendlichen Veranstaltungen der Flotte im Kieler Hafen miterlebte. Ein Bild deutscher Wehrkraft. Kiel erlebte während des Führerbesuches ein seit langem nicht gesehenes Bild. Die Flotte lief zu großen Übungen aus. Zu Ehren des Obersten Be fehlshabers der Wehr macht hatten die Schiffe über die Toppen geflaggt. < Press e-Bild-Zentrale.) Die Flotienpara-e. Nach den Gefechtsübungen fahren in einer viele Kilo meter langen Kette die Einheiten der Flotte vor den« Führer vorbei, der von der „Grille" die Parade mit dem Rcichskriegsminister, Gcneralseldmarschall von Blom berg, und dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, General-Admiral Raeder, abnimmt. Auf der „Grille" befinden sich auch der Stellvertreter des Führers, Reichs- Minister Rudolf Heß, und der Reichsminister für Volks- aufklärnng und Propaganda, Dr. Goebbels. Das Schauspiel, das sich jetzt bietet, läßt die Herzen höher schlagen. Die drei Panzerschiffe, an ihrer Spitze „Admiral Graf Spee" mit dem Flottenchef an Bord, fah ren vorüber; die Mannschaften stehen im Weißen Zeug an Deck. Das Panzerschiff „Admiral Scheer", das am Bug im Wappen das Wort „Skagerrak" führt, gleitet vorüber, dann die „Deutschland" und nach ihr die Kreuzer „Nürn berg", „Leipzig", „Köln" und „Königsberg". Stolz flattiert die Reichskriegsflagge mit dem Haken kreuz von diesen blitzenden Schiffen. Die Heckflaggen sen ken sich zum Gruß und ans den vielen Zuschauerdampfern grüßen die Volksgenossen. Die Artillerie-Schnlboote „Brummer" und „Bremfe" sowie das Vermessungsschiff der Kriegsmarine, „Meteor", beschließen die erste Gruppe. Nun naben die Torpedoboote, voran der „Leopard". Es