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Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen, Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „Wnrdrufser Tageblatt' erscheint Werktag» nachm. 4 Uhr Bezugrpr. monati 2RM. frei Hau», bei Postbcstellung U8Ü RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer III Rhs Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u Gcschästsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- .. . stellungen -ntgegem Im Falle höherer Gewalt oder BZocheNvkNit für llLtlsdrUff ü. 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Mai. „Wir sind der Zukunft Soldaten!" — dieser Spruch steht über der Jugendherberge in Storkow in der Mark. Ein stolzer Satz, den die deutsche Jugend hier ausspricht, eine Mahnung aber zugleich an alle deutschen Menschen, sich der Tatsache stets bewußt zu sein, welche Aufgaben die Generation der heutigen Jugendlichen noch einmal zu bewältigen haben wird. Eine Generation, der so große Dinge harren, die einmal das große Erbe zu verwalten hat, das Adolf Hitler und feine Bewegung geschaffen haben und noch schaffen, muß gesund an Körper und Seele heranwachsen, sie muß eng mit der Scholle verbun den sein, muß ihre Heimat erleben, deren kulturelles Gut und deren Grenzen sie einmal mit ihrem ganzen Einsatz schützen und erhalten soll. Noch nicht lange ist es her, da wuchs die Jugend in Deutschland auf, ziellos, zersplittert in Tausende von Gruppen und Grüppchen, Bünden und Verbänden, und neben Schule und Elternhaus gab es noch unendlich viele Jugenderzieher, die an der Jugend herumexperimentier- ten. Da konnte nicht viel Gutes bei herauskommen, zu mal auch die politischen Parteien aller Richtungen ihre Hand mit im Spiel hatten und mit allen Mitteln ver suchten, bereits die Jugend für ihre an Versprechungen reichen „Programme" zu gewinnen, um sich auf diese Weise Wähler für ihre Listennummer heranzuziehen. Bei all dieser ungesunden Entwicklung der Jugenderziehung er hielt sich aber doch ein gesunder Kern: Der Drang nach draußen, in die Natur, die Freude am Wandern, am Kennenlernen der Heimat mit all ihren Schönheiten. Daraus entstand das Jugendherbergswerk, dessen Anfänge vor dem Weltkrieg liegen. Die ersten Zahlen über das Jugendherbergswerk sind noch recht bescheiden, und doch können wir uns heute noch freuen, daß in jener Zeit, überhaupt einmal der An fang gemacht worden ist. Denn daraus ist ein unvergäng licher Besitz der deutschen Jugend geworden, dessen sie sich nicht nur freut, sondern dessen Pflege sich jeder deutsche Mensch angelegen sein lassen sollte. Ein paar Vergleichs zahlen geben die stürmische Aufwärtsentwicklung der deut schen Jugendherbergen wieder: 1911: 17 Jugendherbergen, 1919: 300 Jugendherbergen, 1931: 2319 Jugendherbergen. 1933 wurden 170 neue Herbergen in Betrieb genom men. Von dem Sammelergebnis des Werbetages 1935 konnten 56 neue Herbergen errichtet werden. In zwanzig Fahren hat sich die Zahl der deutschen Jugendherbergen also mehr als verhundertfacht. Was die Zahlen aber nicht schildern können, das ist die unendliche Liebe und Sorgfalt, mit der dieses großartige Werk aufgebaut wor den ist, das auf der ganzen Welt nicht seinesgleichen hat. Den mehr als 2000 deutschen Jugendherbergen in Deutsch land stehen in allen übrigen Ländern der Erde zusammen nur 1000 Jugendherbergen gegenüber. Auf den ersten Blick mag es nun dem Außenstehenden erscheinen, als wenn damit allermeist genug getan wäre. Dieser Anf- fassung muß aber entgegengetreten werden. Und wieder sollen es die nüchternen Zahlen fein, die den Gegen beweis antreten: Es wurden gezählt: 1911: 3 000 Übernachtungen, 1914: 17 000 Übernachtungen, 1919: 60 000 Übernachtungen, 1932: 4 800 000 Übernachtungen, 1935: 6 500 000 Übernachtungen. Die sprunghaft ansteigende Zahl der jährlichen Über nachtungen in den deutschen Jugendherbergen zeigt, ein wie großes Bedürfnis hier vorliegt. Die Herbergen reichen heute längst nicht aus. Wenn man nun aber die diesjährige Jungvolk werbung in Betracht zieht, die nahezu eine Million Jugendliche in die Reihen der Hitler-Jugend geführt hat, die also jetzt den regelmäßigen Jugendwanderern zuzu zählen sind, dann bekommt man einen Begriff davon, wie notwendig der Neubau und der Ausbau von Jugend herbergen ist. Denn die Jungen und Mädel müssen wandern, müssen hinauskommen, um ihre Heimat kennen zulernen, um Erholung zu finden und die innere Verbin dung zur Natur zu erhalten. Man hat bewußt für die neue Jugenderziehung den Grundsatz des Er lebens aufgestellt. Erleben kann man aber nicht von der Schulbank aus. Durch die Worte des Lehrers und durch die Bücher, werden die theoretischen Grundlagen gegeben, das praktische Erleben kommt aber nur aus der Anschauung. Da aber die Heimatkunde selbstverständlich im Mittelpunkt des Anschauungsunterrichts steht, muß sie mit allen Mitteln gefördert werden. Dazu sind die Wanderung und die Fahrt am besten geeignet. Die Jugendherbergen aber ermöglichen erst die Fahrt, sie sind Wegweiser und Stationen der Wanderungen, sie stehen dort in der Landschaft, wo sie die beste Verbindung mit dem Boden, seiner Geschichte und den Menschen des Landes haben. MM sSr Refm der Völkerbundes „Militärische Sanktionen wesentlicher Bestandteil der kollektiven Sicherheit" Der englische Ministerpräsident Baldwin hielt in der englischen Hauptstadt eine bedeutsame Rede vor der konservativen Frauenschaft Londons. Er erklärte, daß die Ideale der Völkerbundssatzung noch immer das Ziel der englischen Außenpolitik darstcllten. In der Herbstsitzung des Völkerbundes würden, so fuhr Baldwin fort, die Völkerbundsmitglieder zu er wägen haben, was für Änderungen im Völkerbund ge troffen werden müßten, falls sich herausstelle, daß Ände rungen wirklich notwendig seien. Er sei niemals der Ansicht gewesen, daß ein Fehlschlag des Sanktions-Experimentes das Ende des Völkcrbunds- systems bedeute Militärische Sanktionen seien ein wesentlicher Bestandteil der kollektiven Sicherheit; sie könnten auf die Dauer nicht vermieden werden. Die Aufgabe, vor der England nunmehr stehe, sei die, im Lichte dessen, was sich ereignet habe, die gesamte Frage der Sanktionen und der kollektiven Sicherheit von neuem zu überprüfen. Die Schlußfolgerungen, zu denen England gelangen werde, würden von größter Bedeutung für ganz Europa sein. Im Rahmen der kollektiven Sicherheit könne es keinen stillen Teilhaber geben. Kollektive Sicherheit dürfe nicht heißen, daß alle Arbeit von der britischen Marine getan werde. England würde die kollektive Sicherheit, soweit es das könne, mit allen zusammen ausprobieren. Das könne er versichern. Oberhausaussprache über Bötterbundsrefsrm. Die Aussprache im englischen Oberhaus über Völker bundsreform und Sühnematznahmen wurde im Namen der Regierung durch den Unterstaatssekretär im Autzen- ministerium, Lord Stanhope, abgeschlossen. Er wen dete sich gegen die Vorschläge, häufig Vertragsrevisionen dnrchzuführen, und verwies in diesem Zusammenhang auf den deutschen Plan, Nichtangriffspakte auf 25 Jahre abzuschließen. Wenn man befriedigende Verträge dieser Art er halten könne, dann sei die Grundlage, auf die jede Nation ihre Politik aufbauen könne, um so sicherer, je länger der Zeitraum sei. Lord Stanhope erklärte, man müsse einen Unterschied zwischen dem italienischen Feldzug in Abessinien und dem deutschen Vorgehen im Rheinland machen. Italien habe entgegen allen seinen Verträgen und vorherigen Verspre chungen ein anderes Land angegriffen. Deutschland habe auch einen Vertrag verletzt, aber schließlich habe es doch nur seine Ansprüche in seinem eigenen Gebiet durchgesetzt. Das sei zwar sehr unrecht, aber durchaus verschieden von dem Angriff eines Landes gegen ein anderes gewesen. Die Grundlage aller Politik müsse die Heiligkeit der Ver träge sein. Grumte Abessimmaussprache tm englischen Unterhaus. England erwartet von den Völkerbundsstaaten treue Be folgung der Sanktionspolitik. Im englischen Unterhaus wurde am Don nerstag wieder eine Reihe von Anfragen gestellt, von denen sich eine große Anzahl auf die italienisch- abessinische Auseinandersetzung bezog. Der Arbeiterabge ordnete Fletcher fragte, ob die britische Negierung Abessinien als ein Kaiserreich ausehe, das im Besitz der vollen Unabhängigkeit gemäß den Bestim mungen des internationalen Rechtes sei, ferner ob Halle Selassie weiter als Kaiser von Abessinien angesehen werde, der volle Obcrhoheitsrechte ausübe. Sir John Simon erwiderte an Stelle des englischen Ministerpräsidenten, die einzige Änderung im Rechtszustand, die die britische Regierung bis jetzt anerkannt habe, sei die, daß ein großer Teil des abessinischen Kaiserreiches unter mili tärischer Besetzung durch die Italiener stehe. Der Abgeordnete Henderson fragte darauf, ob der französische oder der britische Gesandte in Addis Abeba den Kaiser von Abessinien bei seinem Entschluß beeinflußt hätten, die Leitung der Geschäfte aufzugeben. Simon erklärte, daß weder die französische noch die englische Re gierung den Kaiser bei seinem Entschluß beeinflußt hätten. Der Abgeordnete Mander wollte wissen, ob die französische Regierung bestimmte Bedingungen für das Verhalten des abessinischen Kaisers während seines Auf enthalts im britischen Mandatsgebiet gestellt habe. Simon stellte fest, daß das nicht der Fall sei. Man habe dem Kaiser lediglich milgeteilt, es werde von ihm er wartet, daß er sich während seines Aufenthalts in Palä stina der Förderung von Feindseligkeiten enthalten werde. Die Arbeiterabgeordnete Rathbons wollte wissen, ob die Regierung dafür sorgen wolle, daß alle briti schen Staatsangehörigen die Sühncmaßnahmen strikt befolgten, uid daß auch alle Mitgliedsstaaten des Völkerbundes das gleiche täten. Simon antwortete, d-s sei der Fall. Die britische Regierung erwarte selbstverständlich, daß alle Mitglieder des Völkerbundes, die sich für die Sanktionspolitik ausgesprochen hätten, diese ebenso treu wie Großbritannien befolgten. Es ist ein Irrtum, etwa zu glauben, man wolle der Jugend eigene Hotels bauen, kostbar ausgestattete Unter kunftsstätten, wie sie vor einigen Jahren in der System zeit tatsächlich mancherorts gebaut worden sind. Das ist nicht der Sinn der Jugendherbergen, denn auf der Wan- derunL sind Disziplin und Kameradschaft, Einfachheit und Gebt für Jugendherbergen! kReichsjugendführung.- Einsatzbereitschaft die wichtigsten Erziehungsgrundsätze. Selbst ist der Mann, heißt es da, und jeder hat das gleiche Recht, aber die gleichen Pflichten. Sauber und billig soll das Nachtquartier sein, nicht aber „komfortabel". Dafür hat die Jugend keinen Sinn, damit wäre ihr aber auch nur schlecht gedient. Die Jugendherbergen sollen Heime sein, nicht Hotelpaläste, sie sollen sich innerlich und äußer lich der Landschaft anpassen, in die sie hineingestellt sind. Daraum hat man gerade in letzter Zeit, seitdem die Hitler- Jugend selbst das Jugendherbergswerk verwaltet, darauf gesehen, daß in dieser Hinsicht alte Fehler ausgemerzk werden. Unendlich viel Arbeit ist bereits geleistet worden, Viol mehr noch ist zu tun, wenn das große Ziel erreicht werden soll: Alle 20 bis 30 Kilometer eine I u gend - Herberge. Das kann nicht von heute auf morgen ge schehen. Daß es einmal Wirklichkeit wird, daran muß das ganze Volk mithelfen. Der Werbe- und Opfertag des Jugendherbergswerkes gibt jedem Deutschen die Gelegen heit dazu! Horst Bree. Der englische Botschafter beim Führer. Der erwartete Besuch. Der Führer und Reichskanzler empfing am Donners- tagvormittag in Anwesenheit des Reichsministers des Auswärtigen Freiherr,! von Neurath den britischen Botschafter Sir Eric Phipps zu dem in der vergan genen Woche zwecks Überreichung der englischen Anfra gen in Aussicht genommenen Besuche.