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AWdmfferAMatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nachm 4 Uhr. BezugLPr. monatl 2RM. srei Haus, bei Poflbcstellung 1,8V RM zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lll Rv! Alle Postanstalien, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu icder Zeil Be- ..... .. ,, . stellungen entgegen. Im Fall-höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Belriebsftörun. gen besteht kein Anspruch — auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen, sowie des Forstrentamts Tharandt. 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Von Walter Möller. .In seiner großen Rede in München während der dritten Reichstheaterfestwoche hat Reichs propagandaminister Dr. Goebbels den Weg nachge zeichnet, den das deutsche Theater seit der Machtüber nahme durch den Nationalsozialismus gegangen ist, und nmriß dann die Aufgaben, die dem Theater und damit dem Bühnenleiter und dem Theaterkritiker im neuen Deutschland gestellt sind. Die Theaterspielzeit 1935/36, die eben zu Ende gegangen ist, bestätigt die Ausführungen des Ministers. Die meisten der kleineren und mittleren Theater haben ihre Pforten geschlossen. Schon aber sind überall die Vorbereitungen der großen Freilicht bühnen im Gange, und in den Kulturzentren Deutsch lands, in Berlin, in München, Heidelberg und in Bay reuth hat der Auftakt zu künstlerischen Festwochen ein gesetzt bzw. sind die Vorbereitungen für die Festspiele des Sommers im Gange, denen in diesem Jahre eine be sondere Bedeutung zukommt, sind sie doch für Hundert rausende von Fremden, die zu den Olympischen Spielen nach Deutschland kommen und die Gelegenheit zu einer Reise durch die deutschen Gaue benutzen werden, der Aus druck des künstlerischen Willens im Dritten Reich. Deutschland ist immer das Land hoher Theaterkultur gewesen. In keinem Land ist z. B. neben den deutschen Dichtern Shakespeare so gepflegt worden wie bei uns. Welche Stellung das Theater selbst in kleineren deutschen Staatsgebilden, allerdings nicht zuletzt als repräsentativer Ausdruck des Hoflebens einzunehmen vermochte, dafür ist das Leben Goethes und seiner Umwelt, sind die Mei ninger ein Beweis. Um so tiefer aber war der Verfall des deut schen Theaters in der Nachkriegszeit, als sich artfremde Elemente genau so wie beim Film der Bühnen bemächtigten. Das Theater wurde entweder zu einer feilen Dirne herabgewürdigt, oder es wurde zum Tummelplatz wüstester kommunistischer Agitation im Sinne Töllers und Piscators. überraschend schnell ist wie beim Film auch der Auf bau der deutschen Bühne gelungen. Gewiß gab es eine kurze Zeit des Fühlens und Suchens, namentlich im Hin blick auf die Bühnenschriftsteller. Die verflossene Spielzeit hat aber in Berlin und in der Provinz, nicht zuletzt auch bei den Wanderbühnen gezeigt, daß Deutschland genug lebendige und arteigene Kräfte besitzt, um das Leben nach der ernsten und heiteren Seite hin, immer aber ans dem Boden der Volksverbundenheit, künstlerisch ein dringlich zu gestalten. Wenn man allein die Entwicklung der Berliner Staatsoper und des Staatlichen Schauspielhauses betrach tet, so muß es jeden Theaterfreund mit freudiger Genug tuung darüber erfüllen, welche Arbeit hier in der Pflege des Ensembles von Männern wie des kürzlich zum Staatsrat ernannten Gustav Gründgens geleistet wurde und welch eine Fülle schöner Stimmen und aus gezeichneter Darsteller unserer Staatsoper zur Verfügung stehen. Daß daneben auch in wirtschaftlicher Beziehung in verhältnismäßig kurzer Zeit Großes geleistet wurde, be weisen folgende Tatsachen: In Deutschland leben etwa 13 000 bis 14 »00 Bühnenkünstler, davon sind nur noch etwa 2000 beschäftigungslos, denn neben 220 festen Büh nen, von denen 80 zugleich Oper oder Schauspiel pflegen, widmen sich noch 120 Wandertheater der Aufgabe, gute deutsche Kunst bis in die entferntesten Städte und Dörfer zu tragen. Von außerordentlicher Bedeutung für die spätere Gestaltung unseres Theaterlebens ist auch die Tat sache, daß durch diePrüfungendesNachwuchses Minderbegabte Elemente, die früher zu Hunderten in privaten Theaterschulen herangezogen wurden, wenn sie nur bezahlen konnten, ausgeschlossen werden. Wenn der Theaterdirektor im Faust-Vorspiel sagt: Ihr wißt, aus unseren deutschen Bühnen Probiert ein jeder, was er mag, so trifft das auch für das Theater des neuen Deutsch land durchaus zu. Der künstlerischen Vielgestaltigkeit und Freiheit, die allein die Entwicklung gewährleisten, sind keine Schranken gesetzt, solange es sich um die Pflege artverbundener deutscher Kunst handelt. Daß eS in drei Jahren gelungen ist, den breitesten Volksmassen ante deutsche Theaterkunst zu vermitteln, ja daß das deutsche Bühnenleben immer mehr volksverbunden wurde, ahne oaß man sich zu billigen Zugeständnissen an den Massengeschmack bereitfinden mußte, eine Ausrede, die für manche Theaterdirektoren vor dem Umbruch der Na tion ein nur zu bequemes Aushängeschild dafür war, sich bei der Auswahl der Stücke allein vom Kassenrapport leiten zu lassen, ist ein Verdienst der Männer, die dem neuen deutschen Kunstleben Richtung und Ziel geben. Me Animi der Möchte an Italien. Londoner Presse kündigt scharfe englische Haltung an - Paris für neue Pakte Die Abberufung der italienischen Abordnung aus Genf hat in London und Paris größte Überraschung her vorgerufen. Das Echo des italienischen Schrittes ist aller dings sehr verschieden. Während aus London verlautet, daß die englische Regierung Italien in schärfster Form ant worten wird, zeigen sich die Pariser zuständigen Kreise noch zurückhaltend. Die englische Öffentlichkeit nimmt zwar die Genfer Geschehnisse mit ziemlichem Gleichmut hin, aus den Londoner Zeitungen aber werden doch die Be denken und Besorgnisse sichtbar, mit denen man die weitere Entwicklung der Dinge beobachtet. Man rechnet damit, daß Italien aus dem Völkerbund überhaupt austriti. Dabei fehlt es nicht an mehr oder weniger scharfen Kritiken am Völkerbund, und es kommt der Wunsch nach baldiger Völkerbundsreform zum Aus druck. Auch die Franzosen bekommen Seitenhiebe. Man wirft ihnen die Verzögerungstaktik vor. über die Pläne der englischen Regierung lassen sich nur der „Daily Telegraph" und die „Times" aus. Sie glauben zu wissen, daß die englische Regierung in ihrer Antwort an Italien dir bisherige Rücksichtnahme aus die englisch-italie nischen Beziehungen fallenlassen werde. Nach Ansicht des durch seine persönlichen Beziehungen zu Außenminister Eden stets gut unterrichteleü Korrespon denten des „Daily Telegraph" sei die britische Regierung zu der Ansicht gekommen, daß die Zeil vorüber sei, in der man noch hätte hoffen können, durch maßvolle Zurück haltung auf britischer Seile die bestehende Spannung zwischen den beiden Mächten zu verringern. Die Hand lungen der italienischen Regierung, so heißt es dann wört lich, hätten bewiesen, daß solche Hoffnungen jetzl vergeblich seien. Mit Rücksicht auf die neutralen Staaten und ins- besondere auf die Anlieger des Mittelmeers werde Eng land jetzt gezwungen sein, eine sehrklareundener- gischeHaltung einzunehmen. Die französische Presse ist sich darin einig, daß ohne Aufhebung der Sanktionen an eine Rückkehr Italiens nach Genf nicht zu denken sei. Vor der Wahl, entweder auf die Sanktionen zu verzichten oder Deutschland als den angeblichen Nutznießer des Auszuges Italiens ans Genf zu sehen, entscheidet Paris sich ohne Zögern für die erste Lösung. Einige Blätter warnen da vor, Italien den „Manövern Deutschlands" auszuliefern, das sich Italiens bedienen werde, um einen Druck aus England auszuüben. Die Außenpolitikerin des radikal sozialen „Oeuvre" meint, nach Ansicht der Männer, die vom ersten Tage ab am Völkerbund mitgearbeitei hätten, gebe es nur noch zwei Möglichkeiten, wenn man über- Haupt noch irgend etwas von der Genfer Einrichtung weiterbestehcn sehen wolle: Zunächst müsse dieneuefranzöstscheRegierung eine sofortige Konferenz der zu gegenseitiger Unterstützung bereiten Länder zusammenberufen, um sie in e i n e m u m - Von der Genfer Ratstagung, die allerdings ergebnislos abgebrochen und auf Mitte Juni vertagt wurde, sind dies die ersten Bilder. Links: Aloisi, der italienische Delegierte, verläßt unter Protest die Sitzung. Rechts: Englands Außenminister Eden trifft vor dem Dölker- b-undsgebäude ein. (Weltbild — M.) fassenden Pakt, an dessen Ausarbeitung auch die Generalstäbe beteiligt sein müßten, zu vereinen. Weiter sei es notwendig, daß Frankreich umgehend einen Mit te l m e e r p a k 1 vorschlage und Italien den Eintritt an biete, um in Europa wieder ein gewisses Gleichgewicht herzustellen. — Das Generalstabsblatt „Echo de Paris" klagt darüber, daß man in Genf dauernd die Wirtschafts sanktionen, die allein unwirksam seien, und die gegenseitige Unterstützung, die so viel wert sei wie ein bewaffnetes Bündnis, verwechsele. Nur eine Vereinigung beider Ge danken stelle eine Verstärkung der Gesamiaktion dar. * Englische Vorbehalte gegen die Annexion Abessiniens. Erklärung des Ministerpräsidenten Bald win im englischen Unterhaus, Die englische Regierung hat, wie durch eine Mitteilung des Ministerpräsidenten Baldwin im eng lischen Unterhaus bekannt wird, bei der Entgegennahme der Abschrift des italienischen Dekrets über die Annexion Abessiniens bereits alle Vorbehalte angemeldet. Baldwin teilte, so wird aus London gemeldet, dem Unterhaus mit, daß dem italienischen Botschafter Grandi, als er die Abschrift des Dekrets überreichte, eröffnet worden sei, daß das Dokument „unter allem Vor behalt" cntgrgengenommen werde. Es werde dem Außen minister Eden nach dessen Rückkehr aus Gens unterbreitet werden. Im übrigen war auch in der Unterhaussitzung am Mittwoch während der Fragezeit Abessinien das Haupt thema. Ministerpräsident Baldwin wiederholte bei dieser Gelegenheit, daß die Politik der englischen Regie rung im italienisch-abessinischen Streit sich auf die kollek tiven Entscheidungen des Völkerbundes gründe. Der arbeiterparteiliche Abgeordnete Cocks fragte, ob die englische Regierung im Hinblick auf die kürz,- lichen Ereignisse nicht den Ausschluß Italiens aus dem Völkerbunde Vorschlägen wolle, wobei man Genf gleichzeitig wissen lassen müsse, daß Eng land im entgegengesetzten Falle selbst austreten werde, um seine Handlungsfreiheit wiederzugewinnen. Baldwin erwiderte, er befürchte, daß das von Cocks vorgeschlagene Vorgehen nicht ratsam sei, was Cocks'zu der Gegenbemerkung veranlaßte, daß der Völkerbund bei einem Verbleiben Italiens nur eine Scheineinrichtung fei. Der konservative Abgeordnete Purbric erkundigte sich erneut nach der Möglichkeit einer Aufhebung der Sühnemaßnahmen, die angesichts der Ereignisse ihren Zweck verfehlt hätten. In seiner Antwort verwies Bald win auf die Regierungserklärung in der am vorigen Mitt woch abgehaltenen Unterhaussitzung, der er nichts hinzu- zufügcn habe. Auf eine andere Frage erklärte der Minifterpr ä - sident, er wisse nicht, ob die Eisenbahnlinie Dschibuti- Addis Abeba von italienischen Truppen benutzt werde. Was die Nachrichten über die Aushebung schwarzer Trup pen angehe, so habe die italienische Regierung einen Pressebericht dementiert, in dem von der Absicht Italiens die Rede gewesen sei, eine Armee von 200 000 Abessiniern aufzustellen. Baldwin fügte hinzu, es handele sich natür lich um eine Angelegenheit, der die Regierung ihre Auf merksamkeit schenken müsse. Ein anderer Abgeordneter fragte, ob die englische Re- gierung in unmittelbarer Verbindung mit dem Kaiser von Abessinien stehe, was Baldwin verneinte. Er fügte hinzu, daß notfalls durch den Oberkommissar in Palästina mit ihm Fühlung genommen werden könne. Der Abgeordnete Artur Henderson (Arbeiter partei) erkundigte sich nach dem Inhalt des im Januar 1935 zwischen Frankreich und Italien abgeschlossenen Ge heimvertrages. Baldwin verwies auf eine am 24. Fe bruar äbgegebene Antwort und erklärte, daß der besagte Vertrag seines Wissens nicht beim Sekretariat des Völker bundes hinterlegt sei. Als Henderson einwarf, ob nicht jedes Abkommen zwischen Mitgliedsstaaten des Völker bundes in Gens eingetragen werden müsse, erwiderte Baldwin, daß diese Frage ihm nicht vorher vorgelegt worden sei. Eine längere Frage des arbeiterparteilichen Unter- hausmitglietus Fletcher bezog sich auf die diplomatische Lage in Addis Abeba. Vor allem wollte der Abgeordnete wissen, ob die britische Regierung oder der britische Gesandte in Addis Abeba von