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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dai „Wtlsdrusser Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4 Uhr. Bezugspr. monatl 2RM. sret Haus, bei Postbestellung l,8ü RM. zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lll Rpf. Alle Postanstaltcn, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- . stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger B-tri-bsstölun. gen besteht kein Anspruch au! Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto bcilicgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks A n z-et Sen Preise laut auflicgender Preisliste Nr. 6. — Ziffer-Gebühr: 2Ü RPIg. — Vorgeschrie- bcne Erscheinungslage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. —Anzeigen-Annahme bis vormittags lg Uhr . ", , Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermit- Fernsprecher: Ami Wilsdruff 206 teilen Anzeigen übcrneh. men wir keine Gewähr. : - — Bei Konkurs UN» Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 42 — 95. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tasseblatt Mittwoch, den 19. Februar 1936 Postscheck: Dresden 2640 Rote Fanale. Kriegszustand über Spanien, brennende Gefängnisse, plündernder Mob, Staatsstreichgerüchte, Heil-Moskau- Rufe, so klingt es uns aus Spanien entgegen. Spanien ist ja von jeher ein unruhiges Land, aber es ist auch seit dem Sturz der Monarchie ein dankbares Gefilde für Revolutionen. Seitdem die Spanier ihren König ver jagten, haben sie ihre politischen Leidenschaften reichlich austoben lassen. Viele rote Aufstandsbewegungen sind über das Land hinweggegangen, haben Millionenwerte vernichtet und Hekatomben von Menschenopfern gefordert. Und immer wieder war der Erfolg der Revolntionen gleich Null. Das Volk hat die Revolutionen bezahlt, denn die Wirtschaftslage verschlechtert sich, und über poli tische Debatten hat man die Not des Volkes vergessen. Auch die neue rote Welle wird wieder ungeheure Werte vernichten, Menschen werden in Straßentnmulten ihr Leben lassen, und vielleicht kommt dann irgendeine Regie rung zustande, der es gelingt, Ruhe zu schaffen, um für einige Zeit zu arbeiten Aber die neue Revolte, das Ergebnis der Wahlen zn den Cortes, dem spanischen Parlament, bei denen die Linksparteien große Erfolge zu verzeichnen haben, sieht diesmal sehr nach Machwerk Moskaus aus. Spanien ist seit Jahren Sturmbock Moskaus. Der Kommunismus im Lande ist groß, und er wird, wie das letzte Wahlergebnis gezeigt hat, noch immer größer. Seine Methoden sind die Anarchie, Auflehnung gegen die Obrigkeit und blutige Verfolgung der Gegner. Die ganze Linke hat sich vereinigt in Spanien, von den Linksrepubli kanern über die Sozialdemokraten zu den Kommunisten und den Syndikalisten. Das ist ein starker Block, hinter dem die Hilfe Moskaus steht. Diese Linksparteien machen auch gar kein Hehl daraus, daß si» Moskaus Parole folgen. Das geben sie nicht nur durch ihre Heilrufe aus Moskau kund, das zeigen auch ihre Methoden, mit denen sie gegen die Regierung vorgehen. Es heißt, daß in Gibraltar Tausende von führenden Politikern der Links parteien versammelt seien, die früher wegen ihrer poli tischen Einstellung das Land haben verlassen müssen und die nun nach dem Siege der Linken Morgenluft wittern. — Vielleicht ist die neue Revolte in Spanien eine gute Lehre für manche Nachbarstaaten, zumal für solche, die sich gerade jetzt sehr um die Freundschaft Moskaus bemühen. W i r können die Entwicklung der Lage in Spanien ruhig mit ansehen. Für uns ist sie höchstens eine Bestätigung unserer Auffassung von dem Treiben und den Zielen des Bolschewismus, die andere Völker nun einmal nicht mit uns teilen wollen. Zu gleicher Zeit hat Frankreichs Hanptstadt auch einen Vorgeschmack von dem Auftreten der Linken, d. h. der vereinigten Sozialisten und Kommunisten, bekommen. Auch durch die Straßen von Paris flatterten rote Fahnen, und die Internationale hallte über die Stadt. Die Regie rung sieht den Dingen tatenlos zu, sie kann nicht einmal jener Äußerung eines Pariser Blattes widersprechen, das angesichts dieser Tatsache davon spricht, daß die Negie rung der Gefangene der Linksparteien sei. Dafür hat sie aber den Marschall der Roten Armee, Luchatsch ewski, mit allen Ehren verabschiedet, als er nach Moskau zurückfuhr. Man hat alles getan, diesen roten Vertreter der Sowjets freundlich aufzunehmen und ihm Beweise der Hochachtung und Verehrung zu geben. Framreicy behauptet, daß es den Vertrag mit Sowjet rußland als „Sicherung des Friedens" ansehe und des halb begrüße. Wir stellen fest, daß man zu dieser Friedens- sichcrung Kriegsmöglichkeiten Vorsicht. Was sich auch immer aus dem Vertrag mit Frankreich und den Parallel verträgen mit der Tschechoslowakei und anderen Staaten entwickelt, kann nur zum Besten des Bolschewismus aus schlagen. Moskau ist der nehmende Teil, die Rechnung werden die Staaten zu bezahlen haben, die zur „Siche rung des Friedens" sich dem sowjetrussischen Regime, das gleichbedeutend ist mi: der Zentrale des Weltbolschewis mus, in die Arme geworfen haben. Schweiz läßt keine neue Landesleitung »er NSDAP, zu. Maßnahmen gegen die deutsche NS. - Studentenschaft. Aus Grund eines Berichtes der Bundesanwaltschaft vom 18. Januar und 13. Februar befaßte sich der Schweizer Bundesrat mit der Tätigkeit der National sozialistischen Deutschen Studentenschaft und anderer nationalsozialistischer Organisationen in der Schweiz. Aus Antrag des Justiz- und Polizeidepartements wurde beschlossen, einen deutschen Studenten wegen ver dächtiger Beziehungen zu einer deutschen Polizeibehörde aus der Schweiz auszuweisen. Ferner ordnete der Bun desrat verschiedene Maßnahmen (Verwarnung, Entzug der Aufenthaltsbewilligung und Grenzsperre) gegen mehrere Deutsche und einen Österreicher an und stellte MMW Wie Die Ratifizierungsaussprache in der Kammer. Die Kammeraussprache über die Ratifizierung des f r a n z ö s i s ch - s o w j e t r u s s i s ch e n P a k t e s er öffnete am Dienstagnachmittag der rechtsgerichtete Abge ordnete V a l l a t, der u. a. betonte: Bisher seien Bünd nisse immer nur zwischen Ländern abgeschlossen wor den, diesmal jedoch verhandelte Frankreich nicht mit einem Lande, sondern mit der Dritten Inter nationale, die sich auch auf andere Gebiete als auf das gegenwärtige Sowjetrußland ausdehnen könnte. Der Abgeordnete betonte ferner, daß der militärische Beistand Sowjetrußlands nicht verglichen wer den könne mit dem etwaigen Beistand, den Frankreich gegebenenfalls zu leisten hätte." Es würden mindestens sechs Wochen vergehen, bis die sowjetrussische Armee an der Grenze zusammengezogen wäre, und dann müßte sie noch durch vier neutrale Staaten marschieren, um mit der deutschen Armee in Berührung zu ge langen. Die Behauptung, daß die Ratifizierung des fran zösisch-russischen Paktes im Interesse der Äleine-n Entente liege, träfe nicht zu; würde dies der Fall sein, so könne Deutschland annchmcn, daß man cs cin- krciscu wolle. Der Abgeordnete Marcel Höraud (rechte Mitte) äußerte sich zunächst gegen den Vertrag und erklärte dann, Deutschland habe nicht unrecht, wenn es behaupte, daß der französisch-sowjetrussische Pakt mit dem Gei st von Locarno nicht in Einklang gebracht werden könne. Aber hätte man nicht Deutschland gegenüber eine aktivere Politik der Zusammenarbeit treiben sollen, als man es bisher getan habe? Warum sollte man Deutschland gegenüber nicht Neue, herzlichere und wärmere Gesten finden, auf die man vielleicht jenseits des Rheins warte? Es sei ein Fehler gewesen, immer an den „Erbfeind" zu denken, Verhaltungsmaßregeln für die Deutsche Studenten schaft in der Schweiz auf, die sich insbesondere gegen einen an deutsche Studenten verteilten Fragebogen und gegen die Mitwirkung von Nichtstudierenden in der Leitnng der Studentenorganisation wenden. Weiter lehnte der Bundesrat die Schaffung von Wirt schaftsstellen der NSDAP, in der Schweiz ab und be schloß, daß eine Landesleitung und Kreisleitungen der NSDAP, in der Schweiz in irgendeiner Form in Zukunft nicht mehr zugclasscn sind. Die grundsätzliche Frage der weiteren Zulassung von ausländischen politischen Vereinigungen in der Schweiz wird dem Justiz- und Polizeidcpartement in Verbindung mit dem Politischen Departement zur Prüfung und Be richterstattung überwiesen. dk Die Aufnahme des Schweizer Verbotes der Landesleitung und der Kreis leitungen der NSDAP, in der Schweiz. Berlin, 19. Februar. Der Schweizer Dundesratsbe- schluß, wonach die Landesleitung und -die Kreisleitungen der NSDAP, in der Schweiz verboten werden, wird von den Berliner Blättern aufs schärfste mißbilligt. Der „Völkische Beobachter" schreibt u. a.: Mit dem Verbot der Organisation der NSDAP, macht sich Bern die marxistischen Mordargumente zu eigen. Die Schweizer Regierung wird damit zu einem Werkzeug der marxistischen und jüdischen Propaganda gegen Deutschland, deren Be hauptung immer darauf hinaufgelaufen ist, daß die Anwesen heit von Nationalsozialisten in der Schweiz eine Provokation der -Gegner des Nationalsozialismus sei. Der Bundesrat be weist durch sein Verhalten aber auch seine Auffassung von seinen Pflichten, die angesichts des bis jetzt schon eingerichte ten Unheils mrverständlich sein muß. Das Deutsche Reich je denfalls vertritt die Ansicht, daß es die Aufgabe einer Regie rung ist, einem Mörder die Ausführung seiner Tat durch vor beugende Maßnahmen unmöglich zu machen. Nicht aber etwa dadurch, daß man nun sämtliche möglichen Opfer eines Mör ders der Freiheit beraubt. Durch eine solche Handlungsweise wäre praktisch allen Gewalttaten Tür und Tor geöffnet. Es dürfte auch der Schweizer Regierung nicht unbekannt sein, daß das Deutsche Reich heute von seinen Angehörigen im sin- und Auslande erwartet, daß sie sich in aktivster Weise — und das bedeutet vor allem in der NSDAP und ihren Organi sationen — am Geschehen ihres Volkes beteiligen, sin der Schweiz haben bisher alle Fremden das selbstverständliche SW de« SwjktMtt nachdem schon so viel Blut aus beiden Seiten ge flossen sei. Der rechtsgerichtete Abgeordnete Taittinger er klärte, er sei überzeugt, daß Rußland gar nicht in der Lage wäre, einen Krieg gegen eine europäische Macht erster Ordnung durchzuhalten. Die russische Armee müsse aber ein Land verteidigen, das vierzigmal größer als Frankreich sei. Frankreich verfüge nicht über Armeen, die notwendig wären, um einer anderen Macht zu Hilfe zu eilen. Das müsse offen gesagt werden. Wenn der Pakt ratifiziert werden sollte, müßte man sehr bald große finanzielle Opfer ins Auge fassen, um in der Zukunft den eingcgangenen Verpflichtungen entsprechen zn können. So wie der Vertrag sich heute dar stelle, erscheine er wie eine Drohung gegen Deutschland. Taittinger wünschte, daß man ganz all gemein in Frankreich dem Widerhalljenseitsdes Nheins größere Aufmerksamkeit schenke. Er sei der An sicht, daß Frankreich alles tun müsse, um eine deutsch» f r a n z ö s i s ch e A n u ä h e r u n g zu erleichtern. Von zahlreichen Zwischenrufen der Linken, besonder- der Kommunisten, unterbrochen, wandte sich der Abgeordnete der Rechten Henriot auf das schärfste gegen die Einmischung der Dritten Internationale in die inneren Angelegenheiten Frankreichs. Er erinnerte daran, daß neben Stalin eine ganze Reihe von französischen Kommunisten in der Leitung der Komintern säßen. Henriot schloß, zum Minister präsidenten gewandt, mit der Bemerkung, er und seine Freunde würden erst dann für den sowjetrussisch französischen Pakt stimmen, wenn er, eingedenk einer früheren Äußerung von ihm selbst, „die rote Ka naille" verhaften lassen würde. Die Ausführungen Henriots lösten stürmische Zurufe auf feiten der Kommunisten aus. Recht zu einer solchen Betätigung gehabt, solange sie natür lich eine Einmischung in die inneren Verhältnisse der Schweiz vermieden haben. Da es dem Bundesrat nicht möglich sein wird, auch nur den geringsten Beweis für eine solche Ein mischung beizubringen, stellt das Verbot also nichts weiter dar, als die Aufhebung des Rechtes der Reichsdeutschen, die Pflichten gegenüber ihrem Heimatlanbe zu erfüllen. Es muß also festgestellt werden, daß die Schweiz versucht, politischen Einfluß auf die in ihrem Gebiet wohnenden Reichsdeutschen zu nehmen, ein Vorgang, der wohl einzig dastc-hen dürfte. Der Förderung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten dürfte dieser Eingriff am allerwenigsten dienen. Hm „Berliner Lo k a l a n z e i g e r" heißt es: Ein souveräner Staat kann es nicht zul-assen, daß eine fremde Re gierung deutsche Staatsangehörige von der Ausübung ihrer staatsbürgerlichen Rechte fernhält. Es wird deshalb zunächst zu erwägen sein, ob den Vereinigungen von Schweizern, die in Deutschland bestimmte, kulturelle oder ähnliche Ziele ver folgen, noch das Recht zu Zusammenkünften gegeben werden kann. Die „Deutsche Allgemeine Z e i t u n g" schreibt: Erklärlich, nicht verständlich, ist der Beschluß vom Dienstag wchl nur aus seltsamen innerpolitischen Vorgängen: 'Die schweizerische Linke, deren Presse, offenbar zum Teil vom schlechten Gewissen geplagt, der fatalen These Vorschub gelei stet hat: „Nicht der Mörder, sondern der Ermordete ist schul dig", hat einen Druck auf ihre Regierung ausgeübt,' der den Bundesrat zu einer Desavouierung seiner eigenen Haltung veranlaßte. Die Organe der Linken sind soweit gegangen, Deutschland das Recht zu bestreiten, einen gefallenen Kämp fer würdig und angemessen zu bestatten. Und jetzt soll da dem Toten, noch bevor sein Mörder der wohlverdienten Strafe zu geführt worden ist, ein Makel angcheftet werden, der durch nichts gerechtfertigt ist. Deutscher Pressevertreter aus Frankreich ausgewiesen. Ohne Angabe des Grundes verhaftet — Protestschreiben der Vorsitzenden des Deutschen Prcssevertreterverbandcs. Am Montagvormittag wurde der deutsche Pressevertreter Richard in seiner Pariser Wohnung von der französischen Polizei verhaftet. Nach dreistündiger Hast wurde Richard durch Vermittlung der amtlichen deutschen Vertretung wieder sreigelassen und aufgefordert, Frankreich alsbald zu ver lassen. Der Vorsitzende des Verbandes der deutschen Presse vertreter in Paris hat in dieser Angelegenheit an den Präsidenten des Svndikats der ausländilcken Vrcsie in