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MMufferTageblatt Var „Wilsdruffer Tagebla«' erscheint werktags 18 Uhr Bezugspreis monatl L RM srei Haus, bet Posibestellung l.S» RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer 10 Rps Alle Postanstalten. Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu leder Zett Be- „ ftellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder 2öl>ckjtz»hk»tt sÜk VvllSÜkUsj U, IIlNFkgkNÜ sonstiger BetriebSstörun. gen besteht kein Anspruch —— aus Lieserung der Zei ¬ tung oder Kürzung deS Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto belltest Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Anzeigenpreise laut aufNegender Preisliste Nr 8. — Z t f f - r - G e b ü h r : 2V Rps. — Dorgeschris- bene ErscheinungStage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — A n , e i g - n-A n na h m e bis vormittags w Uhr Mr die Richtigkeit de, durch Fernruf übermit- sfe r n s p r e lr) e r . Amt -Wilsdruff 20b telten Anzeigen überneh men wir leine Gewähr — Bei Konkurs und ZwangSvergleich erlisch« ieder Anspruch aus Nachlaß. Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Nr. 267 — 98. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 15. November 1939 Haushalten! Wo der Feldgraue draußen an der Front sein Leben einsetzt, um sein Vaterland zu verteidigen, da hat der Zivilist in der Heimat die Pflicht, jedes Opfer zu bringen, um den deutschen Lebenskampf bis zum siegreichen Ende durchzuhalten. Niemand, der in der Heimat bleiben darf, hat ein Recht, zu klagen, wenn er sich einschränken mutz oder liebe Gewohnheiten aufgeben muß. In Kriegszeiten steht das Opfer vornan. Opfern heißt entbehren können, denn Kriegszeiten sind außergewöhnliche Zeiten und ver langen daher eine andere Lebenseinstellung und andere Lebensgepflogenheilen. Komme niemand und erkläre, staatliche Maßnahmen haben da eine Grenze, wo sein Privatleben beginnt. Es gibt keine Privatangelegenheiten im Kriege, denn jeder einzelne ist nur ein Stück der Gesamtheit, und jeder einzttne hat sich den Geboten unterzuordnen, die zum Besten der Allgemeinheit gegeben werden. Und was heißt denn Opfern in der Heimat? Wie gering, ja geradezu beschämend ist das kleine Opfer, -as wir bringen, wenn wir uns mit unseren Lebens mitteln beschränken müssen. Wie gering ist überhaupt jedes Opfer, das wir bringen, wenn wir etwas aufgeben von dem, was wir in normalen Zeiten beanspruchen zu müssen glaubten. Alles das sind ja gar keine Opfer, schon gar nicht, wenn man sie vergleicht mit den Entbehrungen, die unsere Feldgrauen draußen zu ertragen haben. Und wenn einer daheim unzufrieden sein zu müssen glaubt, dann soll er sich immer das Bild des Feldgrauen vor Augen halten, der draußen im Graben liegt, im Regen und Sturm, in Schlamm und Dreck, und vor sich den Feind. Sein Einsatz ist Opfer. Dies alles sei vorausgeschickt, ehe wir uns mit den Kleiderkarten befassen, die nun an die Bevölkerung zur Ausgabe kommen und durch die das bisherige Bezug scheinsystem — wenigstens zum größten Teil — abgelöst wird. Oberster Grundsatz der Kleiderkarten ist wie bei dem ganzen Kartensystem: gerechte Verteilung. Es gilt, die Versorgung des ganzen Volkes mit Textil waren zu sichern und jeden gleichmäßig zu beliefern. Es ist ja kein Geheimnis, das wir verraten, wenn wir mit teilen, daß Textilwaren bei uns nicht im Ueberflutz vor handen sind. Es darf auch jeder ruhig wissen, daß im Jahre 1933 z. B. etwa die Versorgung mit Textilroh stoffen zu 95 v. H. auf ausländischer Grundlage beruhte. Wenn auch seitdem die Erzeugung von Kunstseide, von Flachs und Zellwolle ganz erheblich gesteigert wurde und dadurch eine Basis geschaffen werden konnte, die die Versorgung der Zivilbevölkerung in gewissem Rahmen ermöglicht, so heißt das doch noch lange nicht, daß wir mit de» wertvollen Rohstoffen verschwenderisch umgehen können. Baumwolle, Wolle, Jute und Sisal wurden vor Ausbruch des Krieges aus dem Auslande bezogen, wäh rend des Krieges sind neue Einfuhren dieser Textilroh stoffe nicht oder wenigstens kaum möglich. Deshalb ist Deutschland in Nattuspinnstoffen heute im wesentlichen auf die bei Kriegsausbruch vorhandenen ^Bestände angewiesen. Von vornherein heißt es für alle: haushalten mit Textilien. Und wenn einer bevorzugt werden mutz, sio ist es in Kriegszeiten immer und immer wieder die Wehrmacht, deren Bedarf natürlich erheblich gesteigert ist. Dann gilt es, weiter den technischen Bedarf zu decken, auf den zahllose Jndustriegruppen angewiesen sind, und weiter heißt es, den Zuschußbedarf für Krankenhäuser, Verbandmittel u. dgl. und für Lazarette sicherzustellen. Schließlich muß auch der Bedarf für die Aufrechterhaltung der Ausfuhr voll befriedigt werden. Erst wenn alle diese Gebiete der Textilversorgung bedacht sind, dann erst kommt, ganz in letzter Linie, der Zivilist. Er hat die Pflicht, jede von ihm ver langte Einschränkung widerspruchslos hinzunehmen, denn er wird nicht ernstlich verlangen wollen, daß seinetwegen der Soldat im Felde, der Verwundete oder der Berg mann Not leidet. Wir haben im Weltkriege bittere Er fahrungen gesammelt, und es gilt, durch sinnvolle Maß nahmen die Katastrophe zu vermeiden, die wir 1918 auf dem Wirtschaftsgebiete erlebten. Das Kartensystem und nicht zuletzt die Kleiderkarte stellt die Einsicht jedes einzelnen in Rechnung. Wer E i n- sicht hat, Disziplin wahrt und die Vernunft sprechen läßt, der wird sich leicht den Mühen unterziehen und die Entbehrungen auf sich nehmen, die ihm in Kriegszeiten zugemutet werden müssen. Vor allem an di« Frauen ergeht der Appell, Vernunft zu zeigen. Jetzt heißt es, vernünftig wirtschaften! Sehe jeder seinen Kleiderschrank gewissenhaft durch, denn es kommt darauf an, daß man genau überlegt, was man kauft, um keine Punkte unnütz zu vergeuden. Weiter heißt es, sorgsam mit seiner Kleidung umgehen, und schließ lich — und das ist die Hauptsache — heißt es, die Grund haltung zu der Bekleidungsfrage völlig ändern. Be stimmte Gewohnheiten des Friedens haben im Kriege keine Gültigkeit. Nicht der Mann und die Frau und das Kind werden sich besonderer Achtung erfreuen, die stets in neuer Schale erscheinen, sondern der darf von sich sagen, daß er seine Pflicht erfüllt, der auskommt mit dem, was ihm zugeteilt ist. Auch das Kricgs-WHW ist eine Schlacht, die siegreich geschlagen werden muß. England möchte die Vloüade ausdehnen Der „Deutsche Dienst" schreibt: Das Londoner Wirlschasisblatt „Financial News" hat in den letzten Tagen wieder mehrsach die Forderung erhoben, die englische Blockade auch auf die deutschen Aus fuhren auf neutralen Schissen auszudehnen. Die Zeimng kann aber ihr unsicheres Rechtsgesühl bei diesen« Ver langen doch nicht ganz verbergen und schreibt daher selbst, daß sich eine derartige Blockadeerweiterung nur schwer bewerkstel ligen lasse, wenn sie nicht als legal gerechtfertigt werden könnte. Diejenigen, die diese Ansicht nicht teilten, verträten die Ausfassung, daß aus Grund der allgemein anerkannten Grund sätze des internationalen Rechtes nur die deutsche Einsuhr btok- kiert werden könnte. Gegen diese sehr zutreffende Auffassung der Rechtslage wendet der Lombard-Trade-Korrespondent des Blattes ein, datz das Recht einer Repressalie einen integrierenden Teil deS internationalen Rechtes bilde und alle anderen Erwägungen ausschalte. Solange Deutschland in seiner U-Boot-Kriegfüh- rung nicht zwischen aus- oder einfahrenden kritischen oder neu tralen Schissen unterscheide, habe England das Recht, dage gen in Fo«m einer Repressalie vorzugehen und keinen Unter schied zwischen aus- und einfahrenden deutschen Schiffsladun gen zu machen. Zu dieser Darstellung der „Financial News" ist vor allem zu bemerken, datz die aus Deutschland in neutrale Länder zur Ausfuhr gelangenden Güter mit dem Verlassen des deutschen Reichsgebietes bereits in das Eigentum des neutralen Käu fers übergegangen sind und von diesem aus neutralen Ländern und auf neutralen Schiffen nach dem neutralen Bestimmungs ort zum Versand gebracht werden. Eine Verwirklichung der in der „Financial News" erhobenen Forderung trifft fast also ausschließlich und in erster Linie die neutralen Staaten, denen England offenbar mit dieser weiteren Erschwerung ihres Handelsverkehrs ihre eigene Ein- und Ausfuhr vollends un terbinden will. Man wird deshalb in London bei den Beratnn- gen über diese Pläne auch in Rechnung stellen müssen, ob sich die neutralen Länder, die sür ihre Volkswirtschaft und die Aufrechterhaltung ihrer wirtschaftlichen Existenz deutsche Waren benötigen, damit abfinden werden, daß legales Eigentum ihrer Bürger willkürlichen britischen Zugriffen ausgesetzt wird. Man sollte sich in England auch weiterhin überlegen, daß es sich bei einer derartigen Ausfuhr aus Deutschland in keiner- lei Hinsicht um Konterbande handelt, da die in neutrales Eigen tum übergegangenen Waren weder direkt noch indirekt zu einer militärischen Stärkung Deutschlands beitragen könnten. Und wenn schon bestimmte englische Kreise nach Angabe der „Fi nancial News" der Ansicht sind, datz nur die deutsche Ein fuhr rechtsmäßig blockiert werden könnte, dann muß dies da hin berichtigt werden, daß nach den internationalen Rechts normen sogar nur gewisse Teile der deutschen Einsuhr blok- kiert werden könnten, nämlich die unter den Begriff der reinen Kriegskonterbande fallende Wareneinfuhr. Obwohl die Begriffe des unbedingten und bedingten Banngutes im internationalen Recht feststehen und von einer weitüberwiegenden Mehrheit der Staaten anerkannt sind, wie etwa von den ganzen ameri kanischen Ländern auf der Konferenz von Panama, hält sich bekanntlich England doch nicht an dies- Normen, sondern ver sucht die gesamte deutsche Einfuhr, auch die von Lebensmit teln und Kleidung für die Zivilbevölkerung zu unterbinden. Allein aus diesem Grunde ist es schon völlig abwegig, daß ausgerechnet Enaland das Recht zu Repressalien in Anspruch Zum Luftangriff auf die Shetlandinseln. Am 13. November unternahm, wie das Oberkommando der Wehrmacho bekanntgibt, trotz ungünistiger Wetterlage ein dcut- . scher Kampffliegerverband einen Angr'ffsflug gegen die Shet landinseln lvgl. unsere Kartenskizze). (Eißner-Wagenborg-M.) neymen wm. E«n solches Recht zur brutalen Willkür gibt es nur in der britischen Rechtspraxis seit Jahrhunderten, nicht aber im allgemein anerkannten Völkerrecht. Es ist auch abso lut unsinnig, der deutschen U-Boot-Kriegsührung vorzuwersen, daß sie keinen Unterschied zwischen aussahrenden und heim kehrenden britischen Schissen mache, denn man hat bis jetzt! noch niemals gehört, daß die britische Kriegsmarine für deut sche Schisse einen derartigen Unterschied macht. England weiß doch selbst aanz genau, daß alle Transport- und Verkehrsmittel zum unbedingten Banngut gehören unv datz es sür die pri- senrechtlichc Einziehung eines feindlichen Handesschiffes be langlos ist, ob es Banngnt an Bord hat oder nicht. Die Be hauptung, datz die deutschen U-Boote auch bei den neutralen Schissen keinen Unterschied machten, ist eine britische Propa gandalüge. Die aus England nach neuiralen Ländern fahren den neutralen Schisse sind bis jetzt von den deuis- en See- streitkrasten unbehelligt geblieben. Dies schließt allerdings nicht die Möglichkeit aus, daß Deutschland seinerseits die britische Ausfuhr auf neutralen Schiffen, z. B. die Koh'Antransporte nach Skandinavien, unterbindet, falls England c me Rücksicht auf das Völkerrecht feine Absichten in bezug aus eiüe Verhin-' derung der deutschen Aussuhr auf neutralen Schillen ver wirklichen sollte. Italienischer Rüffel für Churchill Die englische Lüge von der „Zusammenarbeit im Mittelmeer" Der ehrenwerte Erste Scelord der britischen Admiralität und englische Lügenmeister, Winston Churchill, hatte in seiner Rundfunkansprache, die er kürzlich an das Volk richtete, unter anderen Lügen auch die Behauptung ausgestellt, datz sich das Zusammengehen Italiens mit Frankreich und England im Mittelmeer immer fruchtbarer gestalten werde. Mr. Churchill muß es sich nun gefallen lassen, daß er von italienischer Seite wegen dieser dreisten Unterstellung gebührend gerüfselt wird. Das halbamtliche „Giornale d'Italia" hebt her vor, datz diese Behaupiunacn Churchills im Lichte der Ereignisse der fernen und jüngsten Vergangenheit wie der Gegenwart nicht den Tatsachen entsprechen. Man brauche, ohne irgendwie polemisieren zu wollen, nur an all' das zu denken, was 1919 im Mittelmeer geschehen sei, so an die Sanktionen und an die Politik der Einkreisung, deren gegen Italien gerichtete Ziele von der englischen Presse selbst dargelegt wor den seien. Noch heute spreche man beispielsweise in London von Gibraltar und Suez, den beiden Eingangstoren zum Mittelmeer, wo sich das gesamte nationale Leben Italiens ab spiele, als Mittel zur Kontrolle und zur Beherrschung der Aktionsfreiheil und der Lebensmöglichkeiten Italiens. „Alles, was heute im Mittelmeer geschieht", so fährt daS Blatt fort, „habe den Zweck, Italien in eine untergeordnete und bedrohte Lage zu versetzen. Gegenüber diesen Tatsache« könne man nicht von einem historischen Zusammengehen spre chen, denn dies setze vor allein eine Gleichheit der Positionen und der Rechte voraus." Es wäre also rarsam, so meint das halbamtliche italienische Blatt abschlietzend, datz die Westmächte die Streifzüge in fo abenteuerliche Zonen der europäischen Politik unterließen und sich zumindest vorläufig nicht um das Mittelmeernroblem und um die italienischen Interessen kümmerten. «riliWer Lügenseldzug Weitert Ein neuer Verleumdungsfeldzug der englische» Presse gegen Deutschland veranlaßt den Direktor des „G'or- nale d'Italia" zu einer energischen Stellungnahme. Die große englische Seifenblase über einen angeblichen An- griff Deutfchlands auf Holland, so schreibt dieser, sei in nichts zerronnen. Von dem ganzen laut ausposaunten Märchen bleibe nichts anderes übrig, als der Alarm, den die demokratische- Presse habe verbreiten wollen, was auch auf die Methode die- ser Frage ein eigenartiges Licht werfe. Anscheinend merke die demokratische Presse gar nicht, daß der Nervenkrieg, auf den die Westmächte größere Hoffnungen setzen als auf den der- Kanonen, dem Gegner keinen Schaden zufüge, dagegen aber die eigene Bevölkerung zermürbe. Das Nein Ser Weftmächie Die italienische Presse zu der Antwort auf den belgisch- holländischen Vermittlungsvors chlag. Die englisch-französische Antwort aus das belgisch-hollän dische Vermittlungsangebot wird in Italien als kategorisches Nein beurteilt. Die italienische Presse sieht m der Antwort lediglich eine Formalität, hinter der der entschiedene Krtegswille der West möchte erkennbar sei. Wie die Zeitung „Corriere della Sera" hervorhebt, seien die beiden Antworten der Westmächte nur äußerlich von einander abweichend, während sie von dem gleichen Willen und den gleichen Zielen beseelt seien. Wahrscheinlich habe die fran zösische Nole die Krieasziele der Alliierten mir mehr Nach druck und Genauigkeit betont, weil man der Anklage entgegen treten wollte, daß sich Frankreich im Sclneppiau des britischen Imperiums befinde Wie man in Lond n höhnisch erkläre, sei die Tür noch ein wenig ofsen gelassen worden, aber gerade nur so weit, datz sie den Eintritt einer deutschen Delegation ermöglichen würde, die mit weißer Fahne zur Ueberbringung der deutschen Unterwerfung erscheinen würde. „Popolo d'Italia" meint, die englische Antwortnote mache den Eindruck eines amtlichen Dokuments, das nur aus Formalität veröffentlicht werde und durch einen offiziellen Akt nur eine bereits bekannte Tatsache bestätige Mit anderen Worten bedeute dies, daß die edle Initiative der beiden neu tralen Monarchen das gleiche Schicksal wie die Bemühungen anderer Regierungen vor der Kriegserklärung Englands und Frankreichs an Deutschland habe