Volltext Seite (XML)
MsdrufferTageblait Wilsdruff-Dresden Mittwoch, den 23. Auauft 1939 Postscheck: Dresden 2640 Drahtanschrift: „Tageblatt Nr. 195 — 98. Iahrflang s-aacblatt' ersKeint werktags 16 Uhr Bezugspreis monatl 2 NM. stet Haus, bei Postbestellung 1 NM zuzügt Einzttnummer tü NPH Alle Pastanstalte«. Postboten, unsere AuEger MhöhÄe-GeLL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Lng odtt Kürzung^es"^ Rücksendung clngesandter Schriftstücke ersolgt nur. wenn Rückporto beiltegt. Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Anzeigenpreise laut aufliegendcr Preisliste Nr 8. — Ziffer-Gebühr: 26 Npf. — Vorgeschrie» bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — A n z e i g e n-A n n a h m e bis vormittags W Uhr. Für die Nichtigkeit der durch Fernruf ubermit- b k N s P k Ü) k k . telten Anzeigen überneh« men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs und Zwangsverglcich erlischt feder Anspruch aus Nachlaß. Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Der Wendepunkt Man kann es begreifen, wenn in den Hauptstädten der Einkreisungsmächte Bestürzung und Entsetzen herr schen über die kurze, aber eindeutige Nachricht, die von Berlin und Moskau über den bevorstehenden Abschluß eines Nichtangriffspaktes ausgegeben worden ist. Es find nicht viel Worte gemacht worden. Die Tatsache ist kurz festgestellt und die Reise des Reichsaußenministers angekündigt worden. Das ist nationalsozialistische Politik. Richt Reden, sondern Taten. In London, Paris und in Warschau beschäftigte man Ach in den letzten Tagen nnr mit den außerordentlichen Spannungen, denen die europäische Atmosphäre durch die fortgesetzten polnischen Provokationen und die stündlich verstärkten Kriegsdrohungen ausgesetzt ist. Die Presse der Einkreisungsmächte beschäftigte sich mit der Frage der Unterstützung Polens und beliebte dabei einen Ton gegenüber den Achsenmächten anzuschlagen, der einer offenen Drohung gleichkam. Die Einkreiser fühlten sich ganz Herren der Lage und glaubten, es sich selbst schuldig zu sein, daß sie Deutschland und Italien ernstlich ver warnten, ihre Schützlinge, die lieben und harmlosen Polen aber, als Menschen mit Engelsgeduld und lamm fromme Geschöpfe hinstellten. Dieses ganze verlogene Spiel der Demokratien ist mit einem Schlage zertrümmert Worden. Man sieht sich im Lager der Einkreiser plötzlich einer völlig neuen Lage gegenüber, und die Presse der Demokratien trifft durchaus das Richtige, wenn sie von einer entscheidenden Wendung spricht. Die schöne Rechnung, die man in London und Paris aufmachte, wurde durchkreuzt, und das Peinliche dabei ist, daß man sich in London namentlich sagen muß: Seit Monaten hat Mister Strang in Moskau verhandelt, hat Angebote gemacht, Zugeständnisse und Kompromisse, hat Vorschläge entgegengenommen, sie nach London gekabelt, sich von dort wieder Instruktionen geholt, hat neue Vor- schtäqe gemacht und ist dann schließlich nach London zurückgckehrt mit leeren Händen. Dann hat man eine englisch-französische Militärmission nach Moskau geschickt, Weil man plötzlich größeren Wert auf militärische Ab machungen mit Moskau legte, und glaubte, die politische Einigung werde ganz von selbst erfolgen. Die Militär- Mission nahm ein ganzes Schiff ein, rückte in großer Auf machung in Moskau an und verhandelte seitdem. Erst vier Stunden täglich, dann wurden es drei oder zwei, dann setzte man für ein paar Tage aus, und eines schönen Tages fuhr wie ein Blitz aus heiterm Himmel die Einigung Berlin—Moskau dazwischen. Wenn sich Deutschland und Sowjetrußland mitein ander gefunden haben, so ist das durchaus keine Absonder lichkeit. Die Geschichte des 19. Jahrhunderts belehrt uns darüber, daß beide Staaten sich oft beigestanden haben, und der Kanzler des Zweiten Reiches, Fürst Bismarck, hat ein gutes Verhältnis zu Rußland immer als die Stütze feiner Außenpolitik betrachtet. Der Krieg und seine Fol gen haben dann die beiden großen politischen Faktoren Europas, die Deutschland und Rußland nun einmal sind und immer bleiben werden, voneinander getrennt. Ein schwaches Deutschland, wie das Deutschland der Shstem- zeit, konnte den Russen nichts bedeuten. Anders war es, als dieses Deutschland sich nach 1933 frei machte von den Fesseln von Versailles und seinen großen Aufstieg begann. Zunächst fand man sich auf wirtschaftlichem Gebiete, aber die Beziehungen wurden getrübt, obwohl beide Länder wirtschaftlich sich wie kaum zwei andere Staaten ergänzen. Der Handel ging namentlich von 1937 auf 1938 erheblich Zurück. Das Abkommen vom 19. August hat nunmehr die wirtschaftliche Ordnung zwischen Sowjetrußland und Deutschland wiederhergestellt. Aufbauend auf dem gegen seitigen Ergänzungsvsrhältnis wird sich künftig zwischen beiden Staaten ein Wirtschaftsverkehr entwickeln, der auf beiden Seiten begrüßt wird. Schon nach Abschluß des Wirtschaftsabkommens schrie ben die Moskauer Blätter, daß dadurch auch die politischen Beziehungen verbessert würden, und in der Stellungnahme der „Prawda" zu der bevorstehenden Unterzeichnung des Nichtangriffspaktes kommt deutlich zum Ausdruck, daß es auch Moskaus Wunsch war, zu einer Einigung zu kommen, das Spannungsmoment aus den politischen Be ziehungen zu entfernen und die drohende Kriegsgefahr zu beseitigen. Wenn in England die Bestürzung besonders groß ist, so wird man sich dort hoffentlich sagen, daß man eine große Chance verspielt hat. Daß man aber die deutschen Rechtsansprüche mit Herausforderungen und Drohungen beantwortet, ist, das sollte man in London längst erkannt haben, nicht die rechte Methode, um mit dem national sozialistischen Deutschland ins reine zu kommen. Man wird sich darüber klar werden müssen, daß sich das Deutsch land von heute nicht mit den alten diplomatischen Me thoden, wie sie in London immer noch gepflegt werden, einfangen läßt. Denn Adolf Hitler ist Realpolitiker und sieht die Dinge an, wie sie sind, und nicht, wie andere sie leben möchten. WWWisieWEMW MkrlrWWLUdelIeuWnichM MWen, mrksttt, MHMelt . .. Der polnische Chauvinismus tobt unentwegt Die Lage der Volksdeutschen in Polen wird stündlich uner träglicher. Nachdem die polnischen Behörden die Massencntlaf- sungen Volksdeutscher Arbeiter und Angestellter veranlaßt haben, werden nunmehr auch die Angehörigen der freien Berufe an der Ausübung ihrer Praxis verhindert. Sämtliche wirt schaftlichen Deutschtumsorganisationen sind ausnahmslos aufge löst. Führung und Kapital sind in polnische Hände Lbergcgan- gen. Keine deutsche Genossenschaft und kein deutscher Verein ist mehr vorhanden. Die Auslösung erfolgte meist in drakonischer Form. In einem Dorf in der Nähe von Lodz wurden die Mit glieder des Vorstandes der deutschen Genossenschaft verhaftet und beim Polizeiverhör solange von den Polizisten geschlagen, bis sie zusammenbrachen. So sehen Vie Methoden der polnischen Behörden aus, die die Presse der Warschauer Regierung als „freiwillige" Auflösungen der Deutschtumsorganisationen be zeichnet. Aus dem rein deutschen Ort Rowa Ztema bei Lods wurden alle 635 Volksdeutschen Bewohner von Haus und Hof vertrie ben, ihre Häuser zerstört und die Erntevorräte angezündet. Wer in Bielitz auf der Straße deutsch spricht, wird nieder geschlagen. Allen deutschen Wirten sind die Konzessionen ent zogen. Die Hausdurchsuchungen halten an. Wer im Besitz auch von nur geringem Hartgeld betroffen wird, wird verhaftet und sein Besitz wird beschlagnahmt. Es gibt in Polen für das deutsche Volkstum keinerlei Rechts schutz mehr. Der Kündigungsschutz für deutsche Arbeiter und Angestellte ist praktisch aufgehoben. Da das Geld der Arbeits losenversicherung aufgebraücht ist, sind die Entlassenen dem Hunger preisgegeben.' Das polnische Militär ist nunmehr dazu übergegangen, zahlreiche entlassene Deutsche zwangsmätzig zu Schanzarbeiten einzuziehen. Kein Deutscher findet mehr Auf nahme im Krankenhaus. Es sind Fälle bekanntgewordon, in denen polnische Acrzte bewußt Fehlbehandlungen vorgenommen haben. Die Erbitte rung unter den Volksdeutschen steigert sich von Stunde zu Stunde. Aus vielen Ortschaften Ostoberschlesiens kommen weitere Meldungen über Verwüstungen, die polnische Aufständische in den Wohnungen geflüchteter deutscher Familien anrichteten. BemMete Mole» i» Dmrig Ein Machwerk polnischer Zollinspektoren Lie Danziger Polizei hat eine umfangreiche heimliche Be waffnung von m Danzig lebenden Polen, namentlich von Eisen bahnern, ausgedeckt. Dabei stellte es sich heraus, daß es auch in diesem Falle wieder polnische Zollinspektoren gewesen sind, die ihre Stellung zu dieser außerordentlich schwerwiegenden, gegen die Sicherheit Danzigs gerichteten MasMahme ausgenutzt haben. Bei einer aus einem anderen Grunde erfolgten Verhaftung des polnischen Krankenwärters Kartzewsti in Danzig wurde bei diesem eine Pistole gefunden, über deren Besitz der Pole zunächst ausweichende Angaben machte. Dann jedoch bequemte er sich zu einer eingehenden Darstellung. Danach hat der pol nische Zollinspektor Poschmann zusammen mit weiteren Zoll inspektoren an im Gebiet der Freien Stadt Danzig lebende Polen Waffen ausgegeben. Poschmann äußerte sich Kartzewski gegenüber, daß alle für Terroraktionen in Frage kommenden Polen in Danzig mit Waffen versehen werden sollten, da man — wenn es in Danzig losgehe, jeden Mann brauche, um die Bevölkerung unter Terror zu setzen. Kartzewski stellte bei der Aushändigung der Waffe fest, daß Pörschmann einen ganzen Koffer voll Pistolen und Münitions» streifen neben seinem Tisch stehen hatte. Kartzewski konnte wei ter feststellen, daß Poschmann in seiner Wohnung sehr häufig von polnischen Eisenbahnern aufgesucht wurde, die zweifellos gleich Kartzewski mit Waffen ausgerüstet wurden. Die mit Waf fen versehenen Polen erhielten genaue Anweisungen über die Art ihres Einsatzes bei Terrorhändlungen. Den ausgewählten polnischen Revolverhelden wurde spätere Belohnung durch den polnischen Staat zugesichert. Es ist klar, daß schon die Bewaffnung auch nur einer ver hältnismäßig geringen Anzahl brutaler und verhetzter Män ner genügt, um unabsehbaren Schaden anzurichten. Durch die Beteiligung der polnischen Zollinspektoren an dieser illegalen Wassenverteilung ist die polnische Regierung selbst auss schwerste kompromittiert. Immer wieder ist die War schauer Regierung aus die illegale Tätigkeit dieser Zollinspek toren hingewiesen worden. Die Tätigkeit dieser Männer füllt also aus die verantwortlichen Warschauer Stellen selbst zurück. Danzig kann dem unverantwortlichen Treiben polnischer Provo kateure nickt ruhig zusehcn. Harler Schlag sm die Einkreiser Die Welt von der Einigung Berlin—Moskau überrascht — Bestürzung in London, Paris, Aew Uork und Warschau - Zustimmung in Moskau Die Meldung von dem bevorstehenden Abschluß eines Nichtangriffspaktes zwischen Deutschland und Ruß land hat in den Einkreisungsstaaten wie eine Bombe cingeschlagen. In London brachte das Reuterbüro ein Extrablatt heraus, und die Blätter berichten mit großen Schlagzeilen über die Einigung zwischen Berlin und Moskau. Einige wollten, da ihnen die Moskauer Meldung noch nicht vorlag, die Nachricht aus Deutschland gar nicht glauben. In Paris verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. Man ist sich im allgemeinen darüber klirr, daß die internationale Spannung überraschend eine völlig neue Wendung erfahren hat. So sieht man auch die Lage in New Uork an. Bezeichnend ist, daß die polnische Presse ihren Lesern diesen harten Schlag möglichst ersparen möchte. Sie beschränkt sich daher darauf, den bevorstehenden Pakt und die Reise des Außenministers nach Moskau auf der zweiten Seite ohne Kommentare zu bringen. Die sowjetrussischen Zeitungen veröffentlichen die Mitteilung in großer Aufmachung auf den ersten Seiten. „Nach Abschluß des sowjetisch-deutschen Handels-Kreditabkommens", so heißt es wörtlich, „entstand die Frage über die Verbesserung der politischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Der dieser Frage ge widmete Meinungsaustausch zwischen den Regierungen Deutschlands und der Sowjetunion zeigte den beider seitigen Wnnsch, die Gespanntheit der gegenseitigen politischen Beziehungen zu lösen, die Gefahr eines gegenseitigen Krieges zu beseitigen und einen Nichtangriffspakt abzuschließen." ArichsasbeumiEer v. MWenleop nach Moskau ahMogeu Der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop verließ Dienstag abend gegen 21 Uhr mit dem Condor- Flugzeug „Grenzmark" die Neichshauptstadt, um sich nach Moskau zu begeben. Der Reichsaußeuminister wird in Königsberg zwischenlanden und den Flug am Mittwoch befinden sich Unterstaats, ffkretar Gauß, der Chef des Protokolls Gesandter von Doernberg, Gesandter Schmidt, die Vortragenden Lcaa- nonsrate Schnurre und Hencke sowie die Mitglieder des persönlichen Stabes. ZwWeiMrrdrmg von Mbdenteovs in Königsberg TNB. Königsberg, 23. August. Der Reichsminister des Auswärtigen, von Ribbentrop, traf auf seinem Fluge nach Moskau mit den Herren seiner Begleitung mit dem Sonder flugzeug „Grenzmark" am Dienstag gegen 23.39 Uhr auf dem Flugplatz Königsberg ein. Der Reichsminister begab sich an schließend in das Karl-Hotel. Nasko der engM-slalOMen Garanten Italien zur Einigung Berlin —Moskau Der bevorstehende Abschluß des Nichtangriffspakts mit Moskau wird in den italienischen Blättern als „Blitz auS heiterem Himmel" bezeichnet, der die Pläne der sogenannten Demokratien über den Hansen wirft und vor allem eine« schweren Schlag für Polen darstelle. Die Nachricht habe in London, wie der dortige Vertreter des „Giornale d'Jtalia" unterstreicht, große Bestürzung her vorgerufen. Sie stelle in der Tat den Umsturz einer politischen und strategischen Lage dar, aus die die französisch-englische Diplomatie allzu früh spekuliert hatte, um gegenüber den deutschen Forderungen eine intransigente Haltung einzu- nehmen und die Möglichkeiten einer friedlichen Lösung der Danziger Frage zürückzuweisen. Auch in Paris sei man, wie ver dortige Korrespondent des gleichen Blattes hervorhebt, zu der Feststellung gekommen, daß die Einkreisungsmächte einen schweren Schlag erlitten hätten, von dem sie sich nicht so leicht erholen würden. Am stärksten sei aber der Pessi mismus in Warschau, wo bereits das deutsch-sowjetrussifche Wirtschaftsabkommen tiefen Eindruck gemacht habe Die polnische Regierung werde, wie der Warschauer Ver treter der Agenzia Stefani betont, sicherlich die neue Lage ÜRr «ulmerMiu priüe« müllem L» den üiutoiuattiche«