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MsdmfferTageblatt Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Nr. 155 — 98. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt Freitag, den 7. Juli 1939 Postscheck: Dresden 2640 Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Bekanntmachungen des Landrates zu Meisten und des Bürgermeisters z« Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt r«r „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags 18 Uhr Bezugspreis manatl. 2 NM frei Haus, bei Postbestcllung l,«n RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lv Rps Alle Poitanstalts». Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nedmen zu leder Zeit Be- ..L- .. stellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff 1^. Umgegend sonstiger BctriebSstörun. gen besteht kein Anspruch — aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Es kommt zu Vorschlägen, die einem objektiv urteilenden, außen stehenden Beobachter zeigen, wie ungenügend die bisher getroffenen Maßnahmen den Hauptpartnern der „Friedens front* erscheinen. Nach dieser Richtung sind zwei Aufsätze, die kürzlich, offenbar inspiriert, im „Temps* erschienen sind, von besonderem Interesse, da in ihnen die Auf rüstung des britischen Heeres vom französischen Stand punkt aus beleuchtet wird, und zwar von General Millet. Er hält diese Ausrüstung, d. h. die vorläufig gewählte Form der Wehrpflicht, für ungenügend, da sie nicht in der Lage ist, bei einem neuen Weltkonflikt, womit er nur den englisch-französischen Präventivkrieg meinen kann, sofort die nötige Anzahl von ausgebildeten Truppen auf den Kontinent zu stellen. Auch die in England vorgenommene Regelung der Ausbildung finde keineswegs seinen Beifall. Man könne zwar, so etwa führt er aus, in sechs Monaten Schützen, Maschinengewehr-Schützen und auch Kanoniere ausbilden, aber sicher keine Unterführer. England besitze nicht das nötige Ausbildungspersonal. Das muß nach Ansicht des Franzosen eben Frankreich stellen. Er schlägt daher vor, daß zunächst die in England wohnenden französischen Reserveoffiziere und -Unteroffiziere täglich einige Stunden lang Ausbildungsarbeit leisten sollten. Außerdem seien in Frankreich sicherlich genug englischsprechende Leute bereit, stch zur Verfügung zu stellen. Auch Verabschiedete könnten mit Vorteil Verwendung finden, weil dann der auch in Frankreich so nötige Bestand an aktivem Berufspersonal nicht geschwächt zu werden brauchte. Der Transport größerer Truppenmengen auf das Festland ist wegen zweimaliger Verwendung der Eisen bahn und der dazwischenliegenden Verladung auf die Schiffe langwierig. Zur Ueberführung einer Division sind 60 bis 80 Transportschiffe notwendig, die heute durch Flieger und U-Boote den größten Gefahren ausgesetzt find. Infolgedessen wäre es nach seiner Ansicht das Beste, jetzt endlich den Tunnel unter dem Kanal zu bauen. Da der Bau eines derartigen Tunnels, über dessen Zweck mäßigkeit die Ansichten bekanntlich stark auseinandergehen, mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird, müsse versucht werden, auf dem Luftwege Truppentransporte auch in großem Maßstabe vorzunehmen. England und Frankreich zusammen können 150 Verkehrsslugzeuge mit einem Fassungsvermögen von je 25 bis 30 Mann und 100 ältere Bomber für je zwölf Mann zur Verfügung stellen. Diese könnten 5000—5500 Mann mit einem Flug nach Frankreich transportieren und insbesondere im Sommer diesen Transport dreimal wiederholen. Das würde bedeuten, daß an einem Tage eine Infanteriedivision befördert wer den kann. Dabei ist Voraussetzung, daß die Unterbringung der Truppen in der Nähe von Flugplätzen vor stch geht. Wenn 100 bis 200 Riesenflugzeuge nach amerikanischem Muster für je 150 Mann zur Verfügung ständen, könnte rnan mit ihnen täglich drei bis sechs Divisionen von Eng land nach Frankreich verfrachten. Voraussetzung für eine erfolgversprechende Verwendung dieser Truppen wäre allerdings, daß alles schwere Gerät, Geschütze, Kraftwagen, Munition, mit einem Wort der gesamte Kriegsbedarf, schon im Frieden in Frankreich gelagert wird. General Millet schließt seine Ausführungen damit, daß er sagt: Mit diesem neuen Gedanken muß man sich befreunden. Die Ueberführung von großen Truppenmengen in Riesenflugzeugen hat nach unserer Ansicht noch eine weitere Voraussetzung, nämlich die, daß der Gegner über keine nennenswerten Luststreitkräfte verfügt und der Ueberführung der englischen Expedittonsarmee von der Insel zum Kontinent tatenlos zusehen würde und müßte, eine Annahme, die sicherlich falsch ist. Wenn man die Vorschläge des französischen Generals bis zum Ende durchdenkt, so kommt dabei heraus, daß eigentlich schon im Frieden eine möglichst starke britische Truppenmacht in Frankreich stehen, und das nölige Kriegsmaterial für sie dort lagern muß. Ob die Freund schaft zwischen den sich doch sehr wesensfremden Eng ländern und Franzosen jemals so weit gehen wird, wird man abwarten müssen. Die Zeit liegt noch nicht so weit zurück, als daß man sich nicht mehr erinnern könnte, welche Spannungen zwischen französischer Bevölkerung und eng lischen Soldaten bestanden, als diese stch während nnd nach dem Weltkrieg als Herren Frankreichs fühlten und benahmen. Alles in allem aber beweisen die Ausführungen sehr deutlich, mit welcher Gefahr auch für Frankreich ein neuer Krieg verbunden sein wird, ein Krieg, den es ledig- kich im Schlepptau Englands und zur erneuten Festigung "es englischen Imperiums führen würde. T^ger des SA.-Wchrabzeichens sein heißt sich zu deutschem Mannestum bekennen. Aussprache MeutrapDWMss Im Auswärtigen Amt fand eine längere Aussprache zwischen dem Reichsminister des Auswärtigen von Rib bentrop und dem bulgarischen Ministerpräsidenten und Minister des Aeußeren Kjosfeiwanoff statt. Mendempsang für den Cast Abends gab der Reichsminister des Auswärtigen von Rib bentrop für den bulgarischen Gast und seine Begleitung ein Abendesten im Hotel Esplanade. „Traditionelle Beziehungen gegenseitiger Sympathie und Freundschaft" DNB. Berlin, 7. Juli. Zu Eh°ren des bulgarischen Ministerpräsidenten und Ministers des Aeußeren und Frau Kjvsseirvanoff gaben der Reichsminister des Auswärtigen und Frau von Ribbentrop am Donnerstag ein Abendessen im Ho tel „Esplanade". Bei dem Empfang richtete der Reichsminister des Auswär tigen von Ribbentrop folgenden Trinkspruch an den bulgari schen Ministerpräsidenten: Herr Ministerpräsident! Das deutsche Volk, in Erinnerung an die glorreiche Waf fenbrüderschaft des Weltkrieges, weiß sich mit dem heldenmüti gen bulgarischen Volk in aufrichtiger Freundschaft verbunden. Jahre der bittersten Prüfung und des schwierigen Wiederauf stieges, die unsere beiden Völker hinter sich haben, festigten die überlieferten engen Beziehungen. Auch im gegenwärtigen Rin gen für eine freie und friedliche Entwicklung stehen wir in Freundschaft und Vertrauen zueinander. Ih-r jetziger Besuch, Herr Ministerpräsident, ist uns ein sichtbarer Beweis dafür, daß Sie in der Vertiefung und in dem weiteren Ausbau un seres Freundschaftsverhältnisses ein natürliches Ziel Ihrer Po litik erblicken. Wenn Ihre mannigfachen Pflichten als Minister präsident und Außenminister es Ihnen zu unserem Bedauern auch nicht erlauben, längere Zeit in unserem Lande zu verwei len, so hoffe ich doch, daß Sie bei Ihrem Aufenthalt ein leben diges Bild des Aufbauwerkes sowie des Arbcits- und Frie denswillens des deutschen Volkes erhalten. Das bulgarische Volk hat unter der weisen Führung seines Herrschers den gleichen Weg des Aufstieges zu einer glücklichen Zukunft eingeschlagen, einen Weg, auf dem es unsere wärmsten Wünsche begleiten. Der Königlich-Bulgarische Ministerpräsident und Minister des Aeußeren Kjosfeiwanoff antwortete in einer Ansprüche u. a.: Herr Reichsminister! Die zwischen unseren beiden Völkern seit jeher bestehenden traditionellen Beziehungen gegenseitiger Szmpathien in Freund schaft wurden ganz besonders gestärkt durch die Waffcnkame- radschaft während des Weltkrieges, durch die Tage heldenhaf ter Taten sowie späterer bitterer Enttäuschungen und schwerer Prüfungen, die ein gleiches Schicksal unseren beiden Völkern verhießen hat. In seinem Bestreben nach dem Vorbilde Deutschlands, die Ungerechtigkeiten zu beseitigen und Bedingungen friedlicher Entwicklung zu schaffen, verfolgt Bulgarien mit Freude den Aufstieg des deutschen Volkes unter der weisen und weitblicken den Leitung des Fichrers und bekräftigt seinen Glauben an die Zukunft. Ganz besonders freue ich mich, betonen zu können, daß die Bemühungen meines Vaterlandes zum wirtschaftlichen Auf bau stets ein freundschaftliches Verständnis in Deutschland ge- funden haben, woraus mir die Verpflichtung erwächst, Euerer Exzellenz die Dankbarkeit des bulgarischen Volkes zum Aus druck zu bringen. Kz'osseiwanoff am Ehrenmal Feierliche Kranzniederlegung im Gedenke» an die Waffenbrüderschaft. Das Ehrenmal Unter den Linden war heute vormittag die Stätte einer feierlichen Heldenehrung durch den Gast der Rcichsregierung, Ministerpräsident und Minister des Aeußeren Kjosfeiwanoff, der in Begleitung des bulgarischen Ge sandten in Berlin, Draganoff, an der geweihten Stätte einen Lorbeerkranz mit Schleifen in den Farben seines Landes niederlegtc und anschließend an der Seite des Kommandanten von Berlin, Generalleutnant Seifert, den Vorbeimarsch der Ehrenkompanie des Infanterieregiments Großdeutfchland abnahm. Eine vieltausendköpfige Menschenmenge, die den Gedenk platz umsäumte — auch viele Angehörige der bulgarischen Ko- jonie in Berlin waren erschienen — war Zeuge dieser weihe vollen Handlung, bei der der führende Staatsmann des im Weltkrieg mit uns verbündeten Bulgarien jener Helden ge dachte, die in treuer Waffenbrüderschaft Schulter an Schulter für die gemeinsame Sache fochten und die Liebe zu ihrem Vaterland mit dem Tod besiegelten. Ministerpräsident Kjosseiwanofs, in dessen Begleitung sich außer dem Gesandten, Exzellenz Draganoff, der deutsche Gesandte in Sofia, Freiherr von Richthosen, der bulga rische Militärattache in Berlin, Harisanoff, und Vertreter des Auswärtigen Amtes und des Neichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda befanden, schritt zunächst unter den Klängen der bulgarischen Nationalhymne mit dem Kommandanten von Berlin. Generalleutnant Seifert, die Front der Ehrenkompanie ab und betrat dann die Gedenkstätte unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden, wah rend die Tausende draußen die Hand zum ehrenden Gruß er hoben. Nach Niederlegung des Lorbeerkranzes und stillem Ge denken nahm der Ministerpräsident den Vorbeimarsch der Ehrenkompanie ab. Nach der Kranzniederlegung am Ehrenmal stattete der bulgarische Ministerpräsident und Außenminister Dr. Kjofsoi» wanoff dem Berliner Rathaus einen Besuch ab, um stch in das Goldene Buch der Reichshauptstadt einzutragen. Oberbürgermeister und Stadtpräsident Dr. Lippert be tonte in seiner Begrüßungsansprache, daß er schon während der Olympischen Spiele 1936 die Freude gehabt habe, hohe bulgarische Gäste im Rathaus willkommen heißen zu könnem Er erinnerte weiter an die treue Waffenbrüderschaft der bei den Rationen während des Weltkrieges und gab abschließend der Erwartung Ausdruck, daß auch dieser Besuch dazu bei tragen werde, die engen Beziehungen zwischen beiden Völkern weiter zu vertiefen. Nach herzlichen Worten des Dankes für die in der Reichshauptstadt gefundene gastliche Auf nahme trug sich der bulgarische Ministerpräsident in das Gol dene Buch der Reichshauptstadl ein. Ein Rundgang durch dre historischen Festräume des Rathauses folgte. Dem führenden Staatsmann der befreundeten bulgarische» Nation wurden von der am Ehrenmal und am Rathaus zahl reich versammelten Berliner Bevölkerung herzliche Sympathie kundgebungen dargebracht. Krau Kjosfeiwanoff uni> Tochier m Potsdam Die Gattin des Königlich Bulgarischen Ministerpräsidente« und Fräulein Kjosfeiwanoff begaben stch am Donners tagvormittag in Begleitung des Deutschen Ehrendienstes nach Potsdam, wo Professor Dr. Hildebrandt die Führung durch Park und Schlösser übernahm. Bulgarische Schriftleiter als Gäfle Der Leiter der Abteilung Ausland der Presseabteilung der Reichsregierung im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda hatte die aus Anlaß des Besuches des bulga rischen Ministerpräsidenten in Berlin weilenden bulgari schen Schriftleiter und die Berliner Vertreter der bul garischen Presse eingeladen. Oberregierungsrat Dr. Brau weiler begrüßte die Gäste. Ihm dankte als häufiger Gast in Deutschland, mit herzlichen Worten der engen Verbundenheit der beiden Länder gedenkend, der Hauptschriftleiter des „Slowo", Jordan Metschkaroff. England kaust ganze Völker — Riesengeschäft der Rüstungsfinanz eventuelles Freundschaftsverhältnis zum Reich den Eng ländern ein Dorn im Auge wäre, durch Versorgung mit Kriegsmaterial den englischen Interessen dienstbar würden. Der diplomatische Korrespondent der „Daily Telegraph* schreibt hierzu, unter diesem Kreditplan seien beträchtliche „Verkäufe" von britischen Flugzeugen, Kanonen und andere» Waffen an Polen vorgesehen, das infolge der britischen Ga rantie im Kriegsfälle eine Frontlinie für Eng land sei. „Daily Mail" spricht von fast 158 Millionen Pfund und charakterisiert den Plan unverblüint, wenn sie feststellt, daß die neue Wirtschaftspolitik der Regierung einer Ausdehnung des britischen Handels und der Bewaffnung seiner Verbün deten dienen sollte. Auch iin Leitartikel nimmt die „Daily Mail" kein Blatt vor den Mund. Es heißt hier, die unge heure Finanzkrast sei Englands mächtigste Waffe, die es jetzt spielen lasse. Geld sei der traditionelle Beitrag Großbritanniens und manchmal der einzige. Das einzige Blatt, das mit dem Plan nicht einverstanden ist, ist der „Daily Erpreß", der schreibt: England versende sein Staatsmittel im Dienst der Einkreiser Das englische Kabinett hat in einer zweistündigen Sitzung, de« Londoner Blättern zufolge, beschlossen, dem Parlament sofort ein Gesetz vorzulegen, durch das die Negierung zur Uebernahme von Exportkreditgarantien in Höhe von 180 bis 15» Millionen Pfund für Kriegsmaterialttefe- runge« an die britischerseits garantierten Staaten ermächtigt werde. „ Das Parlament verabschiedete im Dezember vergangenen Jahres ein Gesetz, durch das der Exportabteilung der Regie rung 10 Millionen Psund zur Verwendung für politische Zwecke zur Verfügung gestellt wurden. Sämtliche Morgen- blätter, mit Ausnahme der „Times", berichten nun, daß diese Ermächtigung aus 100 bis 150 Millionen Psund ausgedehnt werden soll, um es anderen Regierungen, darunter Polen, der Türkei, Rumänien und Griechenland zu er möglichen, Rüstungsaufträge an die britische Industrie zu vergeben. ... Die Blätter weisen darauf hm, daß durch dieses Ge,etz nicht nur der britischen Rüstungsindustrie große Auftrage ge sickert würden, sondern daß auch einige der Länder, deren