Volltext Seite (XML)
Nr. 138 — 98. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahwnschrist: „Tageblatt Sonnabend, den 17. Juni 1939 Postscheck: Dresden 2640 äktes mit Ja- Wir erhalten über die Hintergründe der Schwierigkeiten in den englisch-sowjetrussischen Verhandlungen von einer höhe ren Stelle aus maßgeblichen Kreisen in London solgende in teressante Ausklärung, die sich mit den Meldungen, die wir außerdem von anderer Seite in London sowie aus Moskau Die sowjetrussischen Unterhändler verlangen vielmehr vor m eine bindende englische Zusicherung sür den Fall, daß vorliegen haben, decken. Die Frage der Garantie der baltischen Staaten be sitzt nur untergeordnete Bedeutung. England ist bereit, wenn notwendig, die baltischen Staaten nicht nur gegen ihren Willen zu garantieren, sondern sogar unter gewissen sowjet russischen Zusicherungen ganz aufzugeben. Dies aber ist nicht die entscheidende Forderung Sowjetrutzlands. Mit dieser unfreundlichen Verlautbarung scheint Moskau zu versuchen, die „öffentliche Meinung" der Demokratien weiter aufzustacheln. Ferner kann man ersehen, daß die Frage der baltischen „Garantien" sich recht dramatisch zugespitzt hat. Unsicherheit in Paris und Warschau In Paris ist man infolgedessen sehr verlegen. Man redet Moskau gut zu. In der französischen Presse ist man unsicher, wie mau zu den Moskauer Verhandlungen Stel lung nehmen soll. Das Stimmungsbarometer der franzö sischen Zeitungen steht sehr tief. Auch in Warschau ist man nicht gerade entzückt und steht gefährliche Verwick lungen voraus. Ein polnisches Blatt schreibt beispiels weise, eine englisch-sowjetrussische Garantie für die bal tischen Staaten müsse notwendigerweise im baltischen Ab schnitt zu gefährlichen Verwicklungen für den europäischen Frieden führen. Tunnel unter dem Aermelkanal spukt wieder Welche Verwirrung in den politischen Köpfen in Lon don und Paris obwaltet, geht daraus hervor, daß man einen uralten Plan wieder hcrvorgeholt hat. Es handelt sich um den Bau eines Tunnels unter dem Aermelkanal, durch den eine Landverbindung zwi schen England und Frankreich geschaffen werden soll. Die Einkreisungshetze der westlichen Demokratien trägt selt same Früchte. Eine in London gebildete französisch-eng lische Gesellschaft hat sich bereits gebildet. Der Bau des Tunnels würde etwa 4 bis 5 Milliarden Francs kosten. Am Rande sei noch zu verzeichnen, daß der ehemalige britische Außenminister Anthony Eden wieder einmal Theaterdonner von sich gegeben hat. Er sprach in einem Pariser Theater über die englische Einkreisungspolitik, wobei er, wie seltsam, die Verbindung John Bulls und Mariannes als eine „herzliche Ehe und eine Vernunft ehe" zugleich bezeichnete. kommen- und Körperschastssteuer. Diese beiden Steuern werden in erster Linie von den Unternehmungen aufge bracht, und zwar dient für diese Steuern als Grundlage das Einkommen bzw. der Gewinn. Wo also weder Ge winn noch Einkommen erzielt ist, kann auch keine Einkom men- bzw. Körperschaftssteuer erhoben werden. Weitere 16 v. H. des Mehraufkommens entfallen auf die Umsatz steuer, deren Sätze unverändert dieselben geblieben sind. Das Mehr ist also auch hier lediglich der Ausdruck erhöhter Umfatztätigkeit der Wirtschaft. Höhere Mehrerträge ent fielen schließlich noch auf die Lohnsteuer als Ausdruck der erheblichen Mehrbeschäftigung im vergangenen Jahre und auf die Einnahme von Zöllen, die von rund 1,6 auf 1,8 Milliarden gestiegen sind. Man kann also behaupten, daß unsere Steuereinnahmen weitaus am stärksten der Aus druck der Leistungs kraft unserer Wirt schaft sind. Wir können auf das Steuerergebnis stolz fein. Das Deutsche Reich braucht diese Finanzkraft für feine großen politischen Aufgaben, und unsere Finänzkraft Hat nicht wenig dazu beigetragen, uns den Frieden zu er halten. Leistung ist alles Die landwirtschaftlichen Genoffenschaften in der Er zeugungsschlacht — 148 Hochöfen unter Feuer — Steuer bilanz Ausdruck der wirtschaftlichen Kraft Die landwirtschaftlichen Genossenschaften Großdeutsch- lands hatten sich in diesen Tagen in Wien zum 1. groß- deutschen landwirtschaftlichen Genossen- schaftstag versammelt. Wenn der erste großdeutsche landwirtschaftliche Genossenschaftstag nach Wien verlegt wurde, dann sollte damit einmal die Verbundenheit der Genossenschaften des Altreiches mit den ostmärkischen und sudetenländifchen Genossenschaften zum Ausgruck gebracht Werden, zum anderen aber auch die Steigerung der Auf gaben, die sich aus der Wiederangliederung der alten Reichsländer ergeben. 3800 landwirtschaftliche Genossen schaften sind durch die Angliederung der Ostmark zum Genofsenschaftsblock des Altreiches gestoßen, 2000 Ge nossenschaften des Sudetenlandes fanden darüber hinaus den Anschluß an die Reichsorganisation, so daß der Reichs verband der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften mit rund 46 000 Genossenschaften die grüßte Genos- senschaftsorganisatiou der Welt über haupt ist. Welche Bedeutung die Genossenschaften für die Lei stungssteigerung der deutschen Landwirtschaft haben, das zeigen die überall auf dem Lande erkennbaren Erfolge: Der Strukturwandel in der Landwirtschaft, wie er durch die nationalsozialistische Agrargesetzgebung hervorgerufen Wurde, konnte natürlich an den Genossenschaften nicht spurlos vorübergehen. Eines steht jedoch fest, daß es die Genossenschaften verstanden haben, ein wertvolles Instru ment für die Durchführung der Erzeugungsschlacht zu werden. Das gilt insbesondere für die Maschinen- genossenschaften, durch die in vielen Fällen über haupt erst der Einsatz der Technik zur Erzeugungssteige rung möglich wurde. Besondere Bedeutung gewannen die Genossenschaften durch ihre Kreditpolitik. Das nationalsozialistische Bodcnrccht hat für die Kreditlage der Landwirtschaft besondere Verhältnisse geschaffen. Die Genossenschaften können für sich die Feststellung bean spruchen, daß sie mehrere hundert Millionen Mark an Krediten bereitgestellt haben, wo sonstige Kreditvorschriften eine Kredithergabe erschweren. Durch die sorgfältige Aus wahl bei der Kredithergabe sichern die Genossenschaften einmal ihre Beweglichkeit, zum andern aber bedeutet diese Kredithergabe wiederum eine Steigerung der Leistungs- sähigkeit der einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe. Sehr wichtig ist auch der Einsatz der Genossenschaften gegen die Landflucht und alle damit zusammenhängenden Ge fahren. Die Tatkraft unserer Staatsfuhrung hat uns in Deutschland Erfolge beschieden, wie sie das Ausland bei weitem nicht zu verzeichnen hat. Alle Zweige der deut schen Wirtschaft liefern den Beweis dafür. In wie star kem Maße wir durch intensive Leistungssteigerung einen Vorsprung vor dem Ausland schaffen konnten, zeigt z. B. die Leistungskraft der deutschen Hochöfenwerke von 1933 bis heute. Vor der Machtergreifung standen von ins gesamt vorhandenen 140 Hochöfen nur 42 unter Feuer. In den folgenden Jahren stieg die Zahl dann sprunghaft. Seit Avril dieses Jahres sind nicht weniger als 148 Hochöfen in Betrieb. Die monatsdurchschnittliche Noheisengewinnung, die sich 1932 auf 0,3 Mill. Tonnen belansen hatte, ist inzwischen entsprechend bis auf 1,7 Mill. Tonnen Monatsleistung gestiegen. Dabei darf nicht uner wähnt bleiben, daß noch im laufenden Jahr in Salzgitter die ersten Hochöfen der Hermann-Göring-Werke betriebs fertig werden, womit eine Erhöhung der Kapazität unserer Eisenindustrie um rund 1 Mill. Tonnen Rohstahl verbunden sein dürfte. In wie starkem Maße wir während der letzten Jahre «inen Vorsprung vor dem Ausland gewinnen konnten, geht deutlich aus einem Vergleich mit den Hochöfen in Frankreich und England hervor. Im letzten Krisenjahr waren in England 65 und in Frankreich sogar 81 Hoch öfen in Tätigkeit (gegen nur 42 in Deutschland). In zwischen erhöhte sich die Zahl der unter Feuer stehenden Ocfen in England auf 95 (also um etwa die Hälfte des damaligen Standes) und die der französischen Öefen auf 89 (also um nur etwa 10 v. H.), während die entsprechen den deutschen Zahlen 42 bzw. 148 lauten. Nachdem vom Reichsfinanzministerium die endgül- kigen Zahlen über die Steuereinnahmen des Jah res I9ZZ bekanntgegeben sind, lohnt es sich, die Entwick lung im einzelnen näher zu betrachten. Das Gesamtauf kommen an Steuern betrug 17,7 Milliarden RM. Hier von sind 373 Millionen RM. im Lande Oesterreich und in den sudetendeutfchen Gebieten aufgekommen. Das ge samte Mehraufkommen gegenüber dem Rechnungs jahr 1937 betrug 3 747,8 Millionen RM. Die Auslands- Presse, welche unsere Finanzpolitik so gern zu kritisieren p'legt, mag es sich einmal vor Augen halten, daß dieses Mehraufkommen in erster Linie eine Folge des anhal tenden Wirtschaftsaufschwunges ist und nicht ew->r bis rum äußersten ungezogenen Steuerschraube, daß zweitens die Erhöhungen an den Stellen hauptsächlich zu verzeichnen sind, bei denen sie auch unter dem sozialen G.-sichtspunkt am tragbarsten sind. Fast die Hälfte des Mehmuiwmmeus entfällt nämlich auf die veranlagte Ein- Es geht um Ostasienl Die wahren Hintergründe der Schwierigkeiten in den englisch-sowjetrussischen Verhandlungen allem eine bindende englische Zusicherung sür den Fl , Sowjetrußland im Zuge der Erfüllung seiner Beistandsoer- pslichtungen in Konflikt mit Japan geraten sollte, außer dem überhaupt eine bündige englische Erklärung sür eine Un terstützung Sowjetrußlands im Falle eines Konfliktes pan. Auch dazu soll die englische Regierung sich im Prinzip bereiterklärt haben; sie soll zedoch unter keinen Umständen ge MgehenerWe EMWungen Polens Luftwaffe soll Deutschland in den Rücken fallen Ein mit drei Sternen bezeichneter Artikel des „Temps" fordert, daß im gemeinsamen Interesse die polnischen Luststreit kräfte auf einen Stand gebracht werden müßten, der es ihnen ermöglichen würde, die Vorteile ihrer geographischen Lage aus- zunutzcn. Polen müsse hierzu bei seinen europäischen Verbün deten oder durch deren Vermittlung bei den Vereinigten Staa ten die nötige Hilfe finden. Jedes neue Luftgeschwader, das in der Weichselebene ge schaffen würde, würde die „Friedensaussichten" heben. Denn die polnischen Flugstreitkräfte könnten im Falle eines Konflik tes eine große Anzahl deutscher Rüstungsfabriken bombardie ren und ihre Arbeit lahmlegen. Ebenso könnten sie alle deut schen Ostseehäfen angreifen und die Versorgung der deutschen Industrie mit skandinavischen Erzen stören. Schließlich könnten sie im Bedarfsfalls „Vergeltungsmaßnahmen" ausüben, da die Hauptstadt des Reiches weniger al« dreiviertel Flugstunden von der Grenze entfernt sei. Polen soll also die Rolle des ehemaligen Benesch-Staates übernehmen, der nach den Erklärungen des französischen Mini sters Pierre Cot die Aufgabe hatte, Deutschland in den Rücken zu fallen und durch dis Bereitstellung seines Gebietes an die alliierten Luftflotten einschließlich der Bombengeschwader aus der Sowjetunion die deutsche Industrie zu zerschmettern. Aber man soll sich nicht in die Finger schneiden. Denn die Polen werden nicht weit kommen. Die deutsche Lustabwehr ist aus der Hut. Der „Temps" aber leistet seinen Leuten einen schlechten Dienst, denn er zeigt die wahren Absichten der angeb lichen Friedensfront und die Rolle, die man Polen bei der Einkreisung zugedacht hc FnmöMe A-Bost-KaMkWhe? Ernste Besorgnisse um das französische Unterseeboot „Phenix" Havas verbreitete folgende amtliche Mitteilung des fran zösischen Kriegsministsrrums: «enge Besorgnisse herrschen über das Schicksal des U-Bootes 1. Klasse „Phenix", das augenblicklich nach Indochina deportiert ist. Nach emer Tauchübung, die im Lause einer Uebung in den Morgenstunden des 15. Juni aus der Höhe der Bucht von Cam- ranh ausgesührt wurde, ist das U-Boot nicht wieder ausgetaucht. Die Flottenstreitkräfte des Fernen Ostens sowie die in Indo china liegenden Einheiten der Marine haben sofort Nachsor- schungen unternommen, die noch fortgesetzt werden und an denen auch die Wasserflugzeuge der Kolonie teilnehmen. Das französische U-Boot „Phenix", über dessen Schicksal ernste Besorgnisse herrschen, gehört zur 1. Klasse der französischen U-Voot-Kategorien und hat eine Wasserverdrängung von 1379 Tonnen. Das 1930/31 erbaute U-Boot hat eine Stammbesatzung von 63 Mann, seine Länge beträgt 92 Meter. In einer Havas-Verlautbarung über das Schicksal des unter gegangenen französischen U-Bootes „Phenix" wird mitgeteilt, baß sich an Bord des verunglückten Ü-Bootes 71 Mann Besat- runa. darunter vier Offiziere bekunden Laben. willt fein, diese ihre Zusicherungen schriftlich zu fixieren. Daher versuchte sie auch, die sowjetrussischen Bedenken durch die Absendung Strangs nach Moskau zu zerstreuen, um durch ihn noch einntal mündlich die entsprechenden britischen Versi cherungen abgeben zu lassen. Molotow soll jedoch bedingungs los aus eine klare und eindeutige schriftliche Fixierung der britischen Beistandsverpflichtungen in Östasien bestehen. Man fürchtet nun in London, sich durch ein Vekanntwerden einer solchen Verpflichtung schweren Rückschlägen in Ostasien auszu setzen bzw. sich durch ein solches Dokument in eine unhaltbare Abhängigkeit Sowjetrußland gegenüber zu begeben. Wie einleitend bemerkt, ist uns diese Nachricht nunmehr von zwei anderen Seiten, die als genau unterrichtet anzusehen sind, bestätigt worden. Ore Gegensätze in Moskau Englands Schwierigkeiten — Stalin ist unfreundlich England ist in Schwierigkeiten und man glaubt in London, trotz der Zurückhaltung in Moskau diese Schwierigkeiten dadurch überwinden zu können, daß der englische Abgesandte Strang in Moskau Stück für Stück nachgibt. Im Fernen Osten verliert England eine Position nach der anderen, in Europa findet es bei den Völkern mit seiner Kricgspolitik herzlich wenig Vertrauen. Man kann es daher vielleicht verstehen, wenn man in London den Kopf verloren hat. Dabei übersieht die eng lische Regierung vollkommen, daß Moskau mit allen Mit teln gegen England arbeitet, um England zu einem nur sür Moskau günstigen Pakt zu zwingen. Die Stimmung im englischen Volke ist düster, aber die Chamberlains und Halifaxe scheuen sich, ihrem Volke reinen Wein einzu- schenkcn. Immer mehr mißtraut man der englischen Einkrei- sungs- und Kriegspolitik im eigenen Lande und es ist dazu gekommen, daß englische Zeitungen wie die „Times" und der „Daily Telegraph" sich geweigert haben, die Lügenmeldungen über deutsche militärische Maß nahmen in der Slowakei und gegen Polen zu veröffent lichen. Strang unter dem Druck des Kremls In Moskau hat indessen Chamberlains Abgesandter Strang eine zweieinhalbstündige Unterredung mit dem Sowjetaußenkommissar Molotow gehabt. Die Sowjet blätter veröffentlichen nur eine kurze amtliche Verlaut barung über diese Unterredung, in der hauptsächlich „Fragen der Meinungsverschiedenheiten" zur Sprache gekommen seien. Die Verlautbarung schließt: „Die Ergebnisse der ersten Unterredung und die Untersuchung der englisch-französischen Formulierungen werden in den Kreisen des Außenkommissariats als nicht ganz günstig eingeschätzt." ilsdmfferTageblatt Das „Wüsdrufser Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts werktags 18 Uhr Bezugspreis monatl. 2 RM. frei Saus, bei Postbestcllung «bmcn Einzelnummer W Rps Alle Poslanftall«. Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle aen"°bcs?eb7k^°^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend s°nmqer°"VewE gen besteht kein Anspruch Lieferung der 8ci- tuns oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung etngesandier Schriftstücke ersolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. Anzeigenpreise laut ausliegendcr Preisliste Nr. 8. — Ziffer-Gebühr: 20 Rps. — Borgeschrie» bene Erfchcinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahme L » bis vormittags 18 Uhr. .. Mr die Richtigkeit der H durch Fernruf übermit- Fernfprecher: Amt Wilsdruff 206 telten Anzeigen überneh- 2 wen wir keine Gewähr. — Bet Konkurs und 7 pW? Zwangsvergleich erlisch» jeder Anspruch auf Nachlaß. 1 Bekanntmachungen des Landrates zu Meisten und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forftrentamts Tharandt