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' ' " - — Bei Konkurs und Zwangsvcrgleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Das Wilsdruffer Taqeblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forfirentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 34 — 85. Jahrgang Drahtanschrist: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 WWWWMIMUUMWW Montag, den 10. Februar 1936 Mei MWm-GoldmÄMen Mr DeuMland erstrttten Strahlender Sonnenschein lag am Sonnabendmorgen über dem Olympiaort Garmisch-Partenkirchen, als der dritte Tag der Olympischen Winterspiele begann Die Temperatur war noch weiter gesunken, und das Thermometer zeigte 10 Grad Kälte, so daß jetzt endlich auch die Bobfahrer, die wieder trainieren durften, zu friedene Gesichter machten. Strahlend hellten sich aber die Mienen der nach Zehntausenden zählenden Zuschauer auf, als am Mittag am Gudibcrg die erste Ent scheidung dieser Winterspiele zugunsten von Deutsch land aussiel. Hier wurde der Slalom (Tor) -Lauf der Frauen ausgetragen, der die Entscheidung dar über brachte, wer von den Teilnehmerinnen den Wett bewerb der Kombination Abfahrt-Slalomlauf gewinnen würde. Christl Cranz gelang es, den Vorsprung der norwegischen Abfahrtssiegerin Schou-Nilsen aufzuholcn und damit die erste bei diesen Winterspielen vergebene Goldmedaille für die deutschen Farben zu gewinnen. Ein brausender Jubelschrei der Massen erschallte, als Christl Cranz auch in ihrem zweiten Laus die beste Zeit herausholte und damit ihren Sieg sicherstellte. Für Deutschland stellt dieser erste Sieg einen erfreulichen Auftakt dar, der noch das Beste für die näch sten Tage erhoffen läßt. Von dem alten Abfahrtskämpfer Dr. Votsch war eine recht schwierige Strecke auf dem Hang am Gudibsrg ab gesteckt worden. Da bei dein kalten Schnee der Hang sehr glatt und zügig war, gehörte schon allerbestes Können dazu, ohne Sturz und Aufenthalt durch die verzwickt ge legenen Fahncntore hindurchzukommen. Jede Läuferin hatte die Strecke zweimal zu durchfahren, und die Zeit wurde nachher zusammengezählt und mit der Punktwer tung des Abfahrtslaufes zusammengenommen. Daraus ergab sich dann das Endergebnis, das für den Sieg maß gebend ist. Mit einem Kanonenschuß wurde das Rennen eröffnet. Die Läuferinnen starteten in der Reihenfolge, die sich beim Abfahrtslauf ergeben hatte, also mit der Norwegerin Laila Schou-Nilsen an der Spitze. Die Entscheidung fiel eigentlich schon in dieser ersten Fahrt, denn die Abfahrtssiegerin stürzte unterwegs zweimal und erreichte in 80,l Sekunden das Ziel. Auch Lisa Resch wurde durch Stürze aufgehalten und brauchte sogar 85,5 Sekunden. Dann ging Käthe Grasegger in 76 Sekunden als erste Läuferin sturz frei über die Strecke. Auch die Schweizerin Steuri kam in 77,2 Sekunden sturzfrei durch. Hadi Pfeiffer brauchte 80,8 Sekunden. Christl Cranz geht siegreich durchs Ziel. tScherl-VilWeleoramm,— M.1 Dann kam die rasende Fahrt von Christl Cranz. Geschmeidig überwand sie alle Hindernisse, ohne auch nur ein einziges Mal ihre Fahrt nennenswert hemmen zu müssen. Die Zuschauer rasten vor Begeisterung, als sie nach einer Zeit von nur 72 Sekunden durch das Ziel stürmte. Im zweiten Lauf fuhr Laila Schou-Nilsen erheblich vorsichtiger und kam so ohne Sturz über die Strecke. Zeit: 77,3 Sekunden. Fräulein Resch stürzte wieder an der gleichen Stelle wie beim erstenmal, war aber trotzdem mit 82,9 Sekunden schneller. Käthe Grasegger fuhr sehr be herrscht, ohne sich zu übermäßig hohem Tempo Hinreißen zu lassen, und blieb mit 77,4 Sekunden ein wenig hinter ihrer ersten Zeit zurück. Auch die Schweizerin Steuri war mit 81,2 Sekunden etwas langsamer, während sich Hadi Pfeiffer mit 78,8 Sekunden etwas verbesserte. Unter ungeheurer Spannung startete dann Christl Cranz. Sie vollbrachte in diesem Laus ein wahres Wunder. Noch schneidiger als beim erstenmal, noch gewandter und noch schneller stürmte sie den Hang hinab, so daß den Zu schauern bisweilen der Atem aussetzte. Ungeheurer minutenlanger Jubel ertönte, als der Lautsprecher ihre Bestzeit von 70,1 Sekunden bekanntgab. Damit stand sest, daß sie die erste Goldmedaille sür Deutschland errungen hatte. Am Ziel erklärte sie mit strahlendem Gesicht, sie hätte nicht gegtaubt, daß sie es doch noch schassen würde. „Aber ich befand mich in so guter Form wie kaum jemals in meinem Leben. Ich mutz zugeben, hätte meine kleine norwegische Kameradin im ersten Gang mit ihrem Sturz nicht Pech gehabt, so wäre mir der Sieg kaum möglich gewesen." Bemerkenswert war die Energieleistung der Kana dierin Gordon-Lennox. Sie hatte sich kürzlich beim Training die Hand gebrochen und machte trotzdem den Abfahrtslauf und den Slalom mit. An dem im Gipsverband liegenden Arm hatte sie sich einen kurzen Skistock zur Balance angebunden. Sie erreichte eine Zeit von 2:26,2 Minuten, die nicht einmal die schlechteste ist, ein Beweis für die große Willensleistung dieses Sportmädels. MSvnaftb des Mrers an die Siegerin. Käthe Grasegger gewann die Silber medaille. , Der Führer hat an die Siegerin in der Kombi nation (Abfahrts- und Torlauf), Fräulein Christl Cranz in Garmisch-Partenkirchen, die damit die erste Goldene Medaille der IV. Olympischen Winterspiele für Deutschland errang, folgendes Telegramm gesandt: „Nehmen Sie zu Ihrem wunderbaren Siege meine aller- herzlichsten Glückwünsche entgegen. Adolf Hitler." Wie sich nach der Ausrechnung der Ergebnisse heraus gestellt hat, besetzte Deutschlandin diesem Wettbewerb auch den zweiten Platz durch Käthe Gra segger, die damit die Silberne Medaille gewonnen hat. Aus den dritten Platz kam die Abfahrtssiegerin Laila Schou-Nilsen (Norwegen) vor Erna Steuri (Schweiz), Hadi Pfeiffer (Deutschland) und Lisa Resch (Deutsch land). Damit hat die aus vier Frauen bestehende deutsche Mannschaft auf vier von den ersten sechs Plätzen Beschlag gelegt. Der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Rudolf Heß, der dem Wettbewerb und dem Sieg der deutschen Franen beigewohnt hat, hat nach dem Rennen den ersten drei Olympiasiegerinnen, Christl Cranz, Käthe Grasegger nnd Laila Schon-Nilsen Blumen als Zeichen seiner Anerkennung überreichen lassen. Dabei hat Rudolf Heß die deutschen Siegerinnen herzlich beglück wünscht und besonders hervorgehoben, daß sie mit ihrem Siege dem deutschen sportlichen Ansehen gedient haben. Deutscher DoppeLsisg auch bei den Männern. Franz Pfnür Olympiasieger, Guzzi Lantschn er auf dem zweiten Platz. Den zweiten großen deutschen Sieg gab es am Sonn tag bei der Kombination (Abfahrts- und Torlauf) der Männer. Hier gelang es dem Deutschen Meister Franz Pfnür, der bei der Abfahrt den zweiten Platz hinter dem Norweger Birger Ruud besetzt hatte, sich in der Ge- samtwcrtung aus den ersten Platz zu setzen nnd damit auch die zweite Goldmedaille der Winterspiele fürDeutschlandzu gewinnen. Der Wert dieses Er folges wurde noch erhöht durch den zweiten Platz von Guzzi Lantschne r (Deutschland), der sich die Silber medaille holte. Die weitere Placierung lautet hier: 3. Emile Allais (Frankreich), 4. Birger Ruud (Norwegen), 5. Roman Wörndle (Deutschland), 6. Rudi Cranz (Deutschland). Genau wie de« Frauen gelang es also auch hier den Deutschen, alle vier Mitglieder der deutschen Mannschaft auf die ersten sechs Plätze zm bringen In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag gab es in Garmisch-Partenkirchen keine Schlafgelegenheit mehr, alles war ausverkaust. Annähernd 100 000 Menschen weilten am Sonntag in der Olympiastätte. Rach dem großen Sieg der deutschen Frauen am Sonnabend wollten alle sehen, ob es den deutschen Skiläufern gelingen würde, auch in ihrem Wettbewerb den Vorsprung des Norwegers Birger Ruud aufzuholen. 57 Läufer gingen an den Start deK Torlaufs. Auch hier starteten die Männer nach der Reihenfolge, die sich aus dem Abfahrtslaus ergeben hatte, also Birger Ruud als erster. Lediglich Sigmund Ruud fehlte uutcr den Favoriten, da er sich beim Springen durch einen Sturz eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Die Strecke war bei einer Länge von 600 Meter noch Wesentlich schwerer als bei den Frauen. 32 Tore mutzten sehlersrei durchfahren werden. Als erste ging Christl Cranz, von den Tausenden jubelnd begrüßt, über die Strecke, um ihren Kameraden die Spur zu laufen. Dann wurde wieder mit einem Kanonenschuß der Wettbewerb eröffnet. Birger Ruud ging mit großer Sicherhrft über den Hang, lediglich gegen Ende der Strecke wurde er für Sekunden aufgehalten, als ihm die Skier weg- rutschten. Seine Zeit war 85,9 Sekunden. Der Deutsche Meister Franz Pfnür raste pfeilschnell und ohne Fehler über die Strecke. Mit großer Schußfahrt ging er durchs Ziel. Seine Zeit war weitaus besser: 72,1 Sekun den. Diese Zeit war kaum noch zu unterbieten. Als Dritter ging Guzzi Lants chner über den Hang. Auch er konnte den Norweger schlagen; seine Zeit war 76,9 Sekunden. Allais (Frankreich) verlor durch einen Sturz wertvolle Sekunden, kam aber immerhin aus 80,4 Sekunden. Nach mehreren anderen Läufern war Rudi Cranz an der Reihe. Auch er stürzte und mußte noch einmal mächtig zulegen, nm in der vordersten Reihe zu bleiben. Zeit: 80,9 Sekunden. Sertorelli (Jtalien) erreichte sogar 79,3 Sekunden, und auch der Amerikaner Durrance war mit 80,4 Sekunden noch sehr gut. Erst nach über zwei Stunden war der erste Lauf beendet. In der brütenden Hitze der Wintcrsonne zogen sich viele der Zuschauer die Jacken aus und verfolgten in Hemdsärmeln den weiteren Verlauf, der dann den deutschen Sieg brachte. 22 Läufer gingen wegen ihrer schlechten Zeit im erste» . „ Franz Pfnür, der Gewinner der zweiten Goldenen Olympiamedaille, geht durchs Ziel. (Bildtelegramm Scherl — M.)