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MsdmfferTageblati Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmanrischast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dai „WilSdrusscr Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4 Uhr. BezugSpr. monatl 2RM. frei Haus, bei Postbestellung l,8V RM. zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lv Rpf. Alle Postanstaltcn, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu leder Zeit Be- . . ,, ., .. ,stellunaen entgegen Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. 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Nachdem sich die französischen Gerichte monatelang, durch den Aktenwust über den Stavisky-Skandal durchgekämpft haben, ist nunmehr endlich das Urteil ge sprochen worden. Elf Freisprüche sind erfolgt, und dar unter ist auch Frau Stavisky, die schöne Arlette, wie man sie nannte, eine Frau, die einmal im Gesellschaftsleben in Paris eine große Rolle gespielt hat wegen ihrer Schön heit und wegen der großen Beziehungen ihres Mannes zu hohen und höchsten Staatsstellen. Diejenigen An-, geklagten, die aber verurteilt worden sind, werden nicht über die Härte des Gerichts zu klagen haben, denn bis auf ein Zuchthausurteil für den Leihhausdirektor von Bayonne, Tissier, der sieben Jahre Zuchthaus bekam, sind sie alle mit ziemlich milden Gefängnisstrafen, sogar noch mit Strafaufschub, weggekommen. Wenn man bedenkt, daß Stavisky und Konsorten durch ihre Riesenschiebun gen, die wohl unerreicht geblieben sind in der ganzen Welt, den französischen Staat um mehrere 100 Millionen betrogen haben, dann muß man wohl sagen, daß das Urteil des Gerichts meinem Mitzklangzum Umfang des an gerichteten Schadens steht. Gewiß, der Hauptschuldige Stavisky hat seinem Leben rechtzeitig ein Ende gesetzt, aber seine Mithelfer, die um seine Pläne wußten, sind recht glimpflich davongekommen. Dabei haben sie nicht nur ihrem Herrn brav zugespielt, sondern auch selbst miteinander in ihren Schiebergeschäften gewetteifert. — Hier stimmtwas nicht! Wir können das Urteil der französischen Öffentlichkeit sehr wohl verstehen, die da sagt, daß sie die Milde des Ge richtes nicht überrascht hätte, denn die Hauptschuldigen hätten sich nicht unter den Angeklagten befunden. Man erinnert sich, daß wegen des Stavisky-Skandals Kabinette stürzten, daß Namen von Ministern, ja Ministerpräsi denten bei der Untersuchung auftauchten, daß in Paris «ine blutige Revolte ausbrach, als Staviskys Schiebungen bekannt wurden. Aber das Gericht hat sich Wohl gehütet, tiefer in die Dinge hineinzuleuchten. Vermutlich wäre da manches zutage gekommen, was dem Nimbus des Staates und der Demokratie geschadet hätte. Das Gericht hat vertuscht, was zu vertuschen war. Es hat aber nicht verhindern können, daß der Stavisky- Skandal das Urteil über das demokratische System gesprochen hat. Denn wenn allein 21 Abge ordnete auf der Anklagebank sitzen, weil sie znm Kreise Staviskys gehörten, wenn Staatsanwälte und Minister verhört wurden, dann gibt uns das einen Begriff davon, wie unter dem Deckmantel der gelobten Demokratie Stavisky und Konsorten ihre Geschäfte haben treiben können. Hier haben wir wieder einmal das demo kratische System, Wie es ist: Bestechung, Begünstigung, Intrige, Geschäftemacherei. Das alles sind Sumpfblüten der Demokratie. Hier hat das jüdische Schiebertum die Kulissen, die es für sein dunkles Gewerbe braucht. Und Stavisky war ein Meister der Kunst, die seine Rasse be herrscht. Er machte Geld nnd wenn es auch auf Kosten des Volkes und des Staates ging. Das erinnert uns so an unsere Barmat - und Kutisker-Blüten, die in der Systemzeit Staat und Volk ausbsuteten. Und daran wollen wir denken, wenn wir das Stavisky-Urteil lesen, dann wird jeder daraus selbst seine Schlüsse Ziehen können und von neuem danken, daß der Natio nalsozialismus den deutschen Augiasstall gründlich aus gemistet hat. * Der Unters,ichungsaussl^uß über die Muuitionsliefe- rungen Amerikas während des Weltkrieges bringt mehr an das Tageslicht, als wohl selbst denen lieb ist, die die Untersuchungen leiten. Soviel ist bisher schon erwiesen: das amerikanische Kapital hat ein Wort mitzureden gehabt, als es sich um Amerikas Eintritt in den Weltkrieg handelte. Das Großkapital sah ein Geschäft, und für Millionengeschäfte müssen gegebenenfalls auch Kriege in Kaus genommen werden. Da kommt es nicht auf den einzelnen Mann an, der für das Kapital ins Feld zieht, auch nicht auf das Volk, das Opfer bringt, weil der Staat Kriege führt; da kommt es allein darauf an, wie hoch sich das Großkapital die Gewinne aus dem Kriege berechnet hat. Dementsprechend ist der Einsatz. Aber noch mehr kommt bei diesen interessanten Untersuchungen heraus; da ist das Tagebuch des Staatssekretärs Lansing, des Beraters des Präsidenten Wilson, ver öffentlicht worden. Herr Lansing wußte wohl, weshalb er seinerzeit, als er aus der Regierung ausschied, das Tagebuch nicht zu den Akten legte, sondern mit nach Hanse nahm. Erst nach seinem Tode sind die Aufzeichnungen bekannt nnd nun mehr im Untersuchungsausschuß veröffentlicht worden. Sie sind ein interessanter Beitrag zur Vorge schichte des Eintritts Amerikas in den Weltkrieg Denn sie beweisen nicht mehr und nicht weniger, als daß das amerikanische Volk von einer politischen Clique um Wilson in den Krieg gegen Deutschland Hineingetrieben Llharse Angriffe «ns die WM Lavals. MiMzWWe Minister treten ans der Regierung 8ml ans. Der Radikalsoziali st ische Vollzugsaus schuß hat Sonntag nachmittag den ehemaligen Minister präsidenten Daladier znm Parteivorsitzenden gewählt, da Herriot sich weigerte, eine etwaige Wahl anzu nehmen. Auf Antrag Daladiers wurde Herriot sodann einstimmig zum Ehrenvorsitzenden erklärt. Der dem linken Flügel der radikalsozialistischen Kammerfraktion angehörende Abgeordnete Jean Zay erstattete anschließend Bericht über die allgemeine Politik der Partei. Es sei notwendig, daß Einstimmigkeit über die politische Auffassung der Partei erzielt werde. Zay be handelte sodann die Gründe, die Herriot dazu veran laßt hätten, aus der Regierung auszu treten, und wies in diesem Zusammenhang auch auf den Ent schluß der übrigen radikalsozialistischen Minister hin, die beschlossen Hütten, Herriot zu folgen. Der Redner forderte den Vollzugsausschuß auf, Kenntnis von dieser Stellung nahme der radikalsozialistischen Minister zu nehmen und sie zu billigen. Auf außenpolitischem Gebiet habe der Fraktionsvor sitzende Delbos in der Kammer die Ansichten der Partei vertreten. Die Abstimmung habe im übrigen gezeigt, daß die große Mehrheit der radikalsozialistifchen Fraktion gegen die Politik Lavals eingestellt sei. Wenn trotzdem einige für die Regierung gestimmt hätten, so nur deshalb, weil der Haushalt und die Frage der Kampfbünde noch nicht verabschiedet ge wesen seien. Nach dem Abgeordneten Zay ergriff ein Mitglied des Vollzugsausschusses das Wort, um in scharfer Form die Außenpolitik Lavals zu kritisieren. Laval habe den Völkerbundspakt verleugnet, der Frankreichs Sicherheit garantiere. Laval habe außerdem die Bande gelöst, die Frankreich an England knüpften und an seine mitteleuropäischen Freunde. Der Redner warf dem Ministerpräsidenten außerdem vor, den französisch-rus sischen Pakt noch nicht ratifiziert zu haben. Herriot habe nicht gewollt, daß dieser Zustand noch länger andauere, und den Mut, den er mit dem Austritt aus der Regierung beweise, könne man nur anerkennen. Der Redner brachte sodann einen Entschließungsentwurs ein, wonach kein Parteimitglied sich in Zukunft der Politik Lavals anschließen dürfe und der Stimm zwang in diesem Punkte unbedingt durchgeführt werden müsse. Im Laufe des Vormittags hatten sich die Vor- sitzendenund Generalsekretäre dereinzel- nenLandesausschüsseder Partei versammelt und eine Entschließung angenommen, in der sie den Austritt sämtlicher radikalsozialistischen Minister aus der Regie rung begrüßen. Im weiteren Verlauf der Sitzung des Radikalsozia listischen Vollzugsausschusses sprach Staatsminister Her riot über die Rolle der radikalsozialistischen Minister im Kabinett Laval. Herriot erklärte, vor einigen Tagen habe er dem Ministerpräsidenten gesagt, daß er aus der Re gierung auszuscheiden wünsche. Wenn er persönlich als Minister ohne Portefeuille ausscheide, so habe das nur geringe Bedeutung. Wenn aber eine Gruppe von Ministern ausscheide, so bedeute das die Krise, und zwar eine Krise, die vom Vollzugsausschuß der Partei heraufbeschworen worden sei. Der Ausschuß nahm dann mit großer Mehrheit eine Entschließung an, in der u. a. zum Ausdruck gebracht wird. vatz die Politik des französischen Ministerpräsidenten Laval im Widerspruch zu dem Parteiprogramm stehe, das auf der letzten Landestagung der Radikalsozialistischen Partei in Paris ausgestellt worden sei, und zwar sowohl in außenpolitischer Beziehung als auch auf anderen Gebieten. Ministerpräsident Laval, der sich vor seiner Reise nach Gen? in seinen Geburrsort Chareldon begeben hatte, empfinq dort einen Vertreter des „Paris Soir". Laval betonte, daß die innenpolitischen Wirren Frankreich nicht der Vertretung in Genf berauben dürften Auf die Frage, ob die Genfer Sitzung wichtig sei, erwiderte der Minister präsident, unter den gegenwärtigen Umständen feien alle Sitzungen in Genf wichtig. Auf die Innenpolitik eingehend, erklärte Laval, er habe in offener und ehrlicher Zusammenarbeit mit allen Ministern und besonders mit Herriot seit Juni eine Reihe bedeutender Maßnahmen getroffen, die die finanzielle und wirtschaftliche Lage des Landes erfordert hätten. Man habe die Ordnung wiederbergcstellt, die Grsahr lief, gestört zu werden. Es bleibe sicherlich noch viel za tun. Denn man befinde sich erst auf dem langsamen Weg der Besserung. Auf dem Platz, den er einnahm, könne er aber über sehen, das; das Land Ruhe brauche, und er werde alles tun, was in seinen Kräften stehe, nm zu verhindern, daß Frankreich in Wirre» gestürzt werde, die allen seinen Inter- essen nur schädlich sein könnten. Mchi Massen organisaiisn, sondern Austesegememschast. Der Reichsjugendführer über die Erziehung der Jugend. Reichsjugendführer BaldurvonSchirach sprach vor der Jugend des Gaues Halle-Merseburg, die sich i m Leunawerk zu einem Führerappell versammelt hatte. Unsere Gemeinschaft, fo führte er u. a. aus, ist kein Schlagwort, sondern lebendige Wirklichkeit, für die sich 21 unserer besten Kameraden opferten. Uns hat mehr zu sammengeführt als der Wunsch, einen großen Jugend verband zu gründen: Es ist die aus dem Nationalsozia lismus geborene erzieherische Idee. Wir können den Unterricht der Jugend nicht übernehmen, ebensowenig wie die Schule unsere Tätigkeit übernehmen kann. Aber wiir können uns ergänzen. Roch in diesem Jahre wird ein Erziehungsgang ei» geleitet, der die gesamte deutsche Jugend mit der tragenden Idee der Zeit in Berührung bringt. Wir werden durch erhöhten Einsatz unserer Arbeit brS zum Jahresende das Jungvolk so erweitern, daß alle, die im Jungvolkalter stehen, von dieser Organisation erfaßt werden. Die HI. wird die Besten des Jungvolks in die Nachwuchsorganifation der Partei berufen. Sie findet damit zu ihrer wesentlichsten und tiefsten Aufgabe zurück, die in der Vergangenheit vielleicht mitunter übersehen wurde: nicht Massenorganisation, sondern Auslese gemeinschaft der Jngend zu fein. Zu den in München und Braunschweig erstehend«« Akademien für Jugendführer wird als S ch u l u n g s st ä t t e d e r B D M. - F r- schäft die Reichssportschule des BDM. treten, die in Berchtesgaden errichtet wird. In der so vollendeten Organisation der Reichsjugend hat der Totalitätsattspruch dieser Jugend seinen Ausdruck gefunden. worden ist. Einer der Hauptkriegstreiber war der ver storbene Staatssekretär Lansing. In seinen Akten gibt er ganz offen zu, daß er mit England seine Abmachungen bereits getroffen hatte, ehe Amerika Deutschland den Kri»g erklärte. Seine Aufzeichnungen beweisen weiter, welchen Druck er auf Präsident Wilson ausgeübt hatte/ der zögerte, gegen die Stimmung im Volke in den Welt krieg einzugreifen. Aber Lansing war der Stärkere, er hat es verstanden, die Blicke des Volkes von dem ungeheuren Druck, den England auf den Weltmeeren ausübtc und unter dem die amerikanische Handelsschiffahrt stand, abzu lenken und ihr stattdessen immer wieder Schreckensbilder vorzuführen, wenn einmal ein amerikanisches Schiff von deutschen U-Booten gekapert oder in den Grund gebohrt worden war, weil es nämlich Munition an Bord hatte. So hat die Regierung Wilson dem Volke Sand in die Augen gestreut, um dem Groß kapital die Gewinne am Weltkrieg zu sichern. Der Unter suchungsausschuß wird vermutlich noch weitere inter essante Einzelheiten ans Tageslicht brinaen. Uns genügt vas msyer Erwiesene schon, denn es ist uns eine Lehre, Ivas im demokratischen System möglich ist. Amerika und Frankreich wetteifern um den Ramen des demokratischsten aller Staaten. Wir gönnen ihnen den Wetteifer um so mehr, als wir aus den Enthüllungen in Paris und New Uork erkennen, welche „Segnungen" das demokratische System für ein Volk bedeutet. Wir brauchen solche Feststellungen von Zeit zu Zett, um den großen Vorkämpfern für die Demokratie in Paris und New Dork, die gelegentlich dem neuen Deutschland eine Lehre geben zu müssen glauben, das wahre Gesicht der Demokratie entgegenhalten zu können. Für uns sind diese Enthüllungen ein neuer Beweis dafür, wie not- weudig es war, daß in Deutschland diesem System der Garaus gemacht wurde, denn von Korruption, parlamen tarischen Intrigen und dergleichen hatten wir bereits i« den 15 Jahren genügend zu spüren bekommen. Wir über lassen es anderen Staaten, die an dem System hängen und dafür kämpfen, sich mit den Erscheinungen abzufinden oder gar gutzuheißen.