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MMufferTageblatt l , ' . I ü . t „ Nr. 251 — 95. Jahrgang Montag, den 26. Oktober 1936 Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt' Postscheck: Dresden 2640 M Dos Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. alle anderen Stände »des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis« laut au fliegender Preisliste Nr 6. — Ztf'er-Gebühr: 20 Rplg — Vorgefch-t«- bene Erschcinungktag« und Platzwünlche werden nach Möglichkeit berücksichtig! — Anzeigen-Annahm« dir vormittags w Uhr Wr die Richtigkeit de, durch Fernruf übermit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 leiten Anzeigen überneh- men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs unt ZwangSvergleich erlischt leder Anspruch aus Nachlatz Nationale Tageszeitung für kandwirtschast und DaS „Wilsdruffer Tageblatt' erschein, werktags nachur «Uhr. Bezugrpr. monatl 2NM frei HauS. bet Postbcstellung 1,8V RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lü Rps Alle Postanstalten, Postboten, unsere Au-träger u GeschästSstell- Shöh'e"rerGeL°drr Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gen besteht kein Anspruch ' ' ' aus Lieferung der Zel' ttlng oder Kürzung d-r Bezugspreise» Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolg« nur. wenn Rückporto beiliegt. Woche des deutschen Buches Feierliche Eröffnung durch Reichsminister Dr. Goebbels Am Sonntag hat der Reichs- und Propagandaminister Dr. Goebbels in der Weimarhalle die Woche des Buches eröffnet. Die Feierstunde in der im reichsten Flaggen- schmuck prangenden Stadt war von wahrhaftiger Größe. Nach einer musikalischen Darbietung begrüßte der Reichs statthalter Sauckel den Reichspropagandaminister, den Staatsrat Johst, die Dichter und Schriftsteller, Verleger und Buchhändler als die Pioniere deutschen Geistes und deutscher Leistung und schloß mit einem Dank an Reichs minister Dr. Goebbels. Nach kurzen Ausführungen von Staatsrat Johst sprach Reichsminister Dr. Goebbels Der Münster begann feine Ausführungen mit einer WürdiMng der geistigen und seelischen Werte des Buches. „Von ihm gehen', so erklärte er, „ungeahnte und nie gekannte Wirkungen nach allen Richtungen aus, und zwar können diese Wirkungen sich im Guten wie im Bösen etnstellen. Im Bösen dann, wenn ein Buch aus einseitig individualistischen Trieben entsteht und deshalb auch zur einseitig individualistischen Absonderung seines Lesers führt, im Guten dann, wenn es dem Geiste des Volkes entstammt. Der Minister wies dann den Vorwurf zurück, der Nationalsozialismus knebele den frei schaffenden Geist. Die Feder müsse dem Volke ebenso dienen wie Schwert und Pflug. „Wie es dem Soldaten nicht erlaubt sein kann, zu schlagen und zu schießen, wann und wie er will', so erklärte Dr. Goebbels, „wie man es dem Bauern nicht gestatten darf, zu säen und zu ernten, was und wo er will, so hat auch der schreibende Mensch nicht das Recht, die Grenzen des Volkswohls zu sprengen, um sein individuelles Eigenleben auszuleben.' Ein Denkfehler Man werfe im Ausland dem Nationalsozialismus vielfach vor, daß er sich in dieser Beziehung in nichts vom Bolschewismus unterscheide. Der Denkfehler liege im Grundsätzlichen. „Unsere Maßnahmen', so trat der Mi nister diesen Behauptungen entgegen, „richten sich immer auf die Nation in ihrer Gesamtheit, die Maßnahmen des Bolschewismus betreffen den Vorteil einer Clique, besten falls einer Kaste. Hier wird das ungebundene Denken nicht ausgeschaltet im Interests eines Volkes, sondern im Interesse einer kleinen, wurzellosen, aber um so tyrannischer wirksamen jüdisch-bourgeoisen Ober schicht. Hier ist der Schriftsteller nicht mehr Diener der Nation, sondern Kuli eines verworfenen, kulturfeindlichen Dogmas. Unsere Maßnahmen beziehen sich dagegen aus das Volk selbst. Der deutsche Schriftsteller wird in das große Werk des nationalen Aufbaues eingefügt, er hat wieder ein Ziel, dem er an seinem Platz mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften dienen kann ' Der ständische Ausbau Die Organisation des deutschen Schrifttums in der Reichskulturkammer sei nun endgültig zum Abschluß ge kommen. Der Bund Reichsdeutscher Buchhänd ler sei aufgelöst und die buchhändlerische Organisation als Fachgruppe eingegliedert worden. Damit sei in der Neichsschrifttumskammer der letzte und endgültige Schritt zur organisatorischen Vereinfachung und Ver einheitlichung getan. Denn dies sei der Sinn, der nicht nur im Nahmen der Reichsschrifttumskammer, son dern der Reichskulturkammer überhaupt sich vollziehenden, immer enger sich gestaltenden Bindung der Kräfte. Auhattende Belebung Das statistische Material über die letzten Monate läßt deutlich erkennen, daß die wirtschaftliche Be lebung des Buchhandels anhält. Die Monatsstatistiken dieses Jahres wiesen aus, daß die Produktionsziffern noch über denjenigen des Jahres 1935 liegen. Die Mehr produktion beträgt zwischen 2NN und 800 Büchern pro Monat. Ich weiß sehr Wohl, daß zu irgendeinem über triebenen Optimismus kein Anlaß besteht, daß auch heute noch der Buchhandel mit schweren Sorgen zu ringen hat. Ich Weitz aber auch, daß die einzige Chance in dem Ver trauen auf die eigene Kraft und auf die Kraft des Volkes und seiner Führung liegt. Aus den Produktions steigerungen der letzten beiden Jahre schließe ich, daß der Buchhandel dieses Vertrauen besitzt, und ich bin daher sicher, daß es ihm mit Hilfe seiner Standesführnng ge lingen wird, auch mit den noch bestehenden Schwierigkeiten fertig zu werden.' Zu hohe Durchschnittspreise Dr. Goebbels kam dann auf die Werbung für das Schrifttum zu sprechen, die in der „Woche des deutschen Buches' wieder mit voller Kraft an die Oeffentlichkeit getreten sei. Es sei aber nötig, immer wieder daraus Mem» des Niedens und MdemsdW Abschluß der Besprechungen Cianos — Beide Länder bleiben in Fühlung Im Verlauf des Besuches des italienischen Autzen- ..linisters Graf Ciano in Deutschland sind in seiner Un terhaltung mit dem Führer und Reichskanzler sowie in verschiedenen Unterhaltungen zwischen ihm und den lei tenden deutschen Persönlichkeiten die schwebenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen von grö ßerer Bedeutung erörtert worden, namentlich diejenigen, welche beide Länder unmittelbar betreffen. Die Unterhal tungen haben in einer Atmosphäre freundschaftlicher Herz lichkeit stattgesunden. Zur beiderseitigen Genugtuung ist 'die Uebereinstimmung der Auffassungen und die Absicht der beiden Regierungen sestgestellt wor den, ihre gemeinsame Tätigkeit aus die Förderung des allgemeinen Friedens und Wiederaufbaus zu richten. Die beiden Regierungen haben beschlossen, zur Durchführung dieser Bestrebungen in Fühlung zu bleiben. Vor der Presse gab der italienische Außenminister eine längere Erklärung über seine verschiedenen Besprechungen ab. Die gemeinsamen Bestrebungen haben ihre festen Grundpfeiler nicht nur in den Interessen beider Länder, sondern auch in der hohen Aufgabe, die Deutschland und Italien bei der Verteidigung der große« zivilisatorischen Eimichtungen Europas erfüllen. In diesen Rahmen fällt die vollzogene Ueber- prüfung der jetzt schwebenden Verhandlungen für die Er setzung des Locarnovertrages. Graf Ciano wies dann darauf hin, daß beide Länder in ihren Antworten aus das britische Memorandum den klaren Willen betonten, an einer Festigung der Grund lagen der Sicherheit mitzüarbeiten, wie sie aus einem Garamiepakt für Westeuropa sich ergeben können. Wir überprüften verschiedene Seiten des Völker- b.u n d s p r o b l e m s. Unsere beiden Regierungen werden, wie in der Vergangenheit, fortfahren, in einer engen und freundschaftlichen Fühlungnahme zu bleiben. Die Ueberprüfung der Lage im Donauraum im Lichte der römischen Protokolle und des deutsch-öster reichischen Abkommens erlaubt uns, die praktischen und positiven Vorteile zugunsten Oesterreichs festzustellen, die die Politik der beiden Länder schon gezeitigt hat. Die beiden Regierungen werden die den Donauraum betreffen den Probleme tn einem Geiste der freundschaftlichen Zu sammenarbeit behandeln. Nach einer kurzen Würdigung der Erfolge des Generals Franco in Spanien betonte der italienische Außenminister, daß beide Länder das Prinzip der Nichteinmischung erneut bekräftigt und den Wunsch hätten, daß Spanien bald seine ihm im hinzuweisen, daß die Wirkung der Werbematznahmen durch unbedingt erforderliche preispolitische Maß nahmen ergänzt werden müßte. „Wie die Monats statistiken dieses Jahres ausweisen', so stellte der Minister fest, „liegt der Durchschnittspreis des deutschen Buches noch immer über vier Mark. Dieser Durchschnittspreis ist zu hoch, um den breiten Massen des Volkes den Ankauf von Büchern zu ermöglichen. Wir National sozialisten haben von jeher den Standpunkt vertreten, daß das Schrifttum nicht Angelegenheit einer belesenen und besitzenden Oberschicht bleiben darf. Dieser Grundsatz ist von zu entscheidender Bedeutung, als daß aus ihm über alle Schwierigkeiten hinweg nicht die letzten notwendigen Konsequenzen gezogen werden sollten. Eine dieser Konsequenzen ist aber die Schaffung von Büchern, deren Preis jedem Volksgenossen er- schwinglich ist. Es muß erreicht werden, daß zu der selben Zeit, in der sich jene Oberschicht des Volkes mit be stimmten, wichtigen Neuerscheinungen auseinandersetzt, daß zur selben Zeit oder wenig später auch breiten Schichten und Kreisen des Volkes Gelegenheit zu dieser Auseinandersetzung gegeben wird. Appell an Vie Nation Dr. Goebbels legte dann ein Bekenntnis von Staat und Partei zum Buch ab, dem jedoch das Bekenntnis des Buches zum Nationalsozialismus als dem Schutz jeder Kultur gegenüberstehen müsse. Mit einem Appell an die Nation, zum Buch zu haften, damit das Buch bei ihr bleibe, schloß der Minister: „Dann wird es neuen, unge ahnten Segen stiften, dann wird es wieder die Herzen erwärmen und den Gehirnen klare und ge sunde Kraft zuführen, dann übernimmt es wieder die hehre Mission, dem Volke die große Zeit, die es durch lebt und durchkämpft, zu vergeistigen und seelisch zu heben. Dann wird es unsere Zeit in keinem Brennsviegel aus Leben der Nationen gebührende Stellung wieder ein nähme. Ferner wäre der feste Entschluß des italienischen und des deutschen Volkes erneuert worden, mit allen Kräften das heilige Erbgut der europäischen Zi vilisation in ihren großen, auf der Familie und der Nation aufgebauten Einrichtungen zu verteidigen, auf die sie gegründet ist. Es sollen auch bald Besprechungen für den Abschluß eines Abkommens über den kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern beginnen. Graf Ciano kam dann auf die Anerkennung des italienischen Imperiums von Acthiopien zu sprechen und fuhr fort: Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, mit welcher Befriedigung ich diesen Entschluß aus genommen habe. Bei dieser Gelegenheit haben wir die italienisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen in bezug auf Aethiopien geregelt, und die verschiedenen schwebenden Fragen werden zur gegenseitigen Zufriedenheit der beiden Länder gelöst werden. Der italienische Gast gab am Schluß seiner Erklärung seiner Bewunderung über den Führer und ganz Deutsch land Ausdruck und erklärte, daß die herzliche Fühlung nahme zwischen den beiden Regierungen fortgesetzt werde, und die Mitarbeit am allgemeinen Friedens- und Wicder- aufbauwerk Europas werde in Rom wie in Berlin weiter geführt werden in demselben Geist und mit derselben Ent schlossenheit, wie sie in diesen Tagen begonnen worden wäre. * Vertrauensvolle Zusammenarbeit Die deutsch-italienischen Besprechungen sind mit einem für beide Teile äußerst befriedigenden Ergebnis abge schlossen worden. Die gemeinsam ausgegebene Schluß- Verlautbarung hebt hervor, daß alle schwebenden politi schen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen in einer Atmo sphäre freundschaftlicher Herzlichkeit behandelt worden seien und in der Absicht gefördert wurden, dem allgemei nen Frieden und Wiederaufbau zu dienen. Man hat diese Verhandlungen von vornherein nicht auf den Abschluß eines Paktes abgestellt, sondern auf vertrauensvolle un- offene Zusammenarbeit zum Besten der Völker. Voraus setzung hierfür ist — und in dieser Auffassung sind sich Deutschland und Italien durchaus einig — die Besei tigung des Gei st es von Versailles. Deutsch land hat durch den mutigen Entschluß des Führers alle Bindungen an die ungerechten und friedensfeindlichen Bestimmungen des Versailler Diktats zerrissen, es hat sich die politische Freiheit zurückgenommen, die die erste Voraussetzung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit für den Frieden und für den Wiederaufbau der Welt ist. fangen, ste aus der Vergangenheit erklären und für die Zukunft stark und unbeirrt bejahen, dann wird es über Anruf und Belehrung hinweg dem Volke wieder in seinen sorgenvollen Stunden Unterhaltung «nd Enspannung geben und aufs Neue den großen Kampf der Geister um die letzten und tiefsten Dinge an führen. Ehrengabe an Dr. Goebbels Der Präsident der Reichsschrifttumskammer Staatsrat I o h st überreichte Reichsminister Dr. Goebbels eine Ehrengabe der Reichsarbeitsgemeinschaft für deutsche Buchwerbung in Gestalt eines von der Weimarer Kunst gewerblichen Werkstätte für Buchbinderei, Professor O. Dorfner gefertigten kostbaren Buches, in dem 67 deutsche Autoren eigenhändige Eintragungen gemacht haben. Auf der Hauptversammlung des Bundes reichsdeut scher Buchhändler wurde die Stellung des Buch handels in formaljuristischer Bezieh ^.:g neu geregelt. Ein Antrag des Bundesleiters, den Bund in eine Gruppe der Reichsschrifttumskammer umzuwandeln, wurde ange nommen. Oie Schitterstiftung erweitert Im Anschluß an die große Kundgebung zur Eröff nung der Woche des deutschen Buches in Weimar veran laßte Reichsminister Dr. Goebbels, daß der seitherige Fonds der Deutschen Schillerstiftung von heute ab ver dreifacht wird. Gleichzeitig verfügte der Minister, daß die gesamte soziale Betreuung der deutschen Dichter in Weimar zentralisiert, d. h. also, in die Hände der „Deut schen Schillerstiftung in der Reichsschrifttumskammer' ge legt wird. Diese Verfügung ist wiederum ein Beweis für das hohe Verantwortungsgefühl der Führung des neuen Staates gegenüber den schöpferischen Menschen der Ration.