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MMlffttAgeM Nationale Tageszeitung für sandwirtschast und Da« „WilSdrufser Tageblatt' erscheint werktags nachm «Uhr BezugSpr. monatl LRM frei HauS, bei Postbcstellung 1,80 NM zuzügi Bestellgeld Einzelnummer lv Rps Alle Postanstalten. Postboten, unsere Austräger u Gesch-Msstell- S7°»7re'L'L'°d» Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gen besteht kein Anspruch Lieferunq der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr 8. — Ztt'er-Gebühr: Lo Npsg. — Vorgeschrts- bene ErscheinungStage und Platzmünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt — Anzeigen-Annahme bis vormittags lv Uhr ", Für di- Richtigkeit de, durch Fernruf übermtt. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 telten Anzeigen übernch. men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs unt ZwangSvergleich erlischt feder Anspruch aus Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nosseu sowie des Forstrentamts Tharandt. Nr. 247 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 21. Oktober 1936 Bemerkungen zum Tage Graf Cianos Besuch Der Besuch des italienischen Außenministers Gras Ciano in Deutschland ist ein weiterer Schritt in der Erkenntnis, daß offene Aussprachen von Mann zu Mann in der Politik der Staaten viel zweckmäßiger und erfolg reicher zu sein pflegen als große internationale Konferen zen, auf denen viel geredet und wenig gehandelt wird. Durch die steigende bolschewistische Wühlarbeit in den demokratischen Staaten Europas, durch die Vorstöße der Sowjetrussen im Nichteinmischungsausschutz, durch die Beschleunigung der britischen Aufrüstung, die belgische Neutralitätserklärung und die Verhandlungen über den Westpakt herrscht heute eine gespannte Allgemeinlage auf dem europäischen Festland. Deutschland und Italien haben in vielem gemeinsame politische Inter essen, und auch die Aehnlichkeit des inneren Regimes läßt es begrüßenswert erscheinen, daß direkte Aussprachen zwischen den Staatsmännern beider Länder gepflogen werden. Heute sind Ministerzusammenkünfte wieder ein Zeichen dafür, daß politische Entscheidungen vorbereitet werden, oder datz man Maßnahmen zur Sicherung des Friedens treffen muß. Graf Ciano ist mit 33 Jahren der jüngste Außen minister Europas. Er ist ein alter, treuer Mitkämpfer des Duce. Vor vierzehn Jahren trat Graf Ciano mit Musso lini den Marsch der Schwarzhemden an der Spitze einer jungen Faschistengruppe an. Als Italien gegen Abessinien in den Krieg zog, ließ sich der damalige Propaganda minister Gras Ciano ins Feld beurlaüben und übernahm den Befehl eines Bombengeschwaders. Von den 36 Mann seiner engeren Kampfgemeinschaft fielen zehn im Abessini schen Krieg. Im Juli d. I. wurde Graf Ciano bei der Umbildung der Regierung mit dem wichtigen Posten des Außenministers betraut. Auf Einladung der Reichs regierung besucht jetzt der Außenminister Italiens Deutsch land. Erst vor wenigen Wochen war die Gemahlin des Außenministers Edda, eine Tochter Mussolinis, in Berlin zu Besuch. Der Vertraute Mussolinis wird in allen deutschen Kreisen eine offene, vertrauensvolle Aufnahme finden. Das Buch ein Freute Die Woche des Buches steht bevor. Sein Einfluß auf unser Leben ist gewaltig. Das Buch ist Helfer, Freund, Erzieher und Wegweiser des Menschen, ist gleichzeitig Waffe und Rüstzeug für Beruf und Leben. Wenn jetzt in mehr als zehn Millionen Exemplaren ein Auswahlverzeichnis des deutschen Schrifttums, das aus allen Gebieten das Beste und Grundlegendste ver zeichnet, dem deutschen Volksgenossen zugänglich gemacht Wird, so kann man dieser Aktion nur einen vollen Erfolg wünschen. Denn der Sinn dieser Aktion ist, den schaffen den Menschen zum guten Buch hinzuführen, das ihm eine Quelle der Freude und Erholung sein soll. Aber die Woche des Buches ist auch ein Appell an die werktätigen Menschen, sich in ihrer Freizeit geistiges Rüstzeug für den Lebenskampf anzueignen. Wenn schließlich neben dem ideellen auch der wirtschaftliche Zweck erreicht wird, daß recht viele Bücher gekauft wer den, so werden es die deutschen Dichter und Denker uns allen danken, daß durch den Nationalsozialismus ihnen wieder der gebührende Platz im Volk eingeräumt wird. Arbeit und Ernährung Die Frankfurter Tagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsschutz behandelt bedeutsame Fragen, die uns alle interessieren sollten. Leider erfahren nämlich die mei sten Menschen erst dann, wie notwendig eine richtige und gesunde Ernährung für die Arbeitsleistung ist, wenn sie die Folgen einer falschen Ernährungsweise in Form einer Krankheit an sich selbst verspüren. Das Ernährungsvroblem umfaßt tatsächlich die richtige Ver sorgung wie auch den rechten Verbrauch. Die Wissenschaft hat beispielsweise in den letzten Jahren vielfach fest- stellen müssen, daß unsere Ernährungssitten nicht immer einer Prüfung auf ihre Zweckmäßigkeit hin standgehaftsn haben. Ganz allmählich haben u. a. unsere Haus frauen erst einsehen gelernt, daß das lange Kochen des Gemüses wertvolle Vitamine zerstört und daß man mit dem Weggießen des Gemüsekochwassers wichtige Mineral- stofse entfernt. Dasselbe gilt für den Verbrauch von Vollkornbrot, von dem es sich nun doch herumgesprochen Hai, daß es viel wichtigere Aufbaustoffe enthält als das Helle Weizenbrot und vor allem für die Erhaltung unserer Zähne wichtig ist. Oder da gibt es die Frage, ob wir uns vorwiegend der vegetarischen oder der Rohkost ernährung zuwenden sollen. Einwandfrei steht fest, daß für uns die gemischte Kost, die wir aus eigener Scholle gewinnen, die beste ist. Im allgemeinen ist es heute noch so, daß unsere Nahrung zu wenig Gemüse, Obst, Milch und Käse enthält und daß auch dort, wo Frischgemüse vorhanden ist, die Verwendung von Konser ven vorherrscht. Aufklärung ist also auf dem Gebiet der zweckmäßigen und auch sparsamen Ernährung in reichem Matze noch notwendig. Graf Ciano in Deutschland. Herzlicher Empfang auf dem Münchener Hauptbahnhof — Die Ankunft in Berlin. Der italienische Außenminister Comte Galeazzo Ciano di Cortellazzo, der zum Besuch des Reichsautzcn- ministers, Freiherr von Neurath nach Deutschland gekommen ist und auch mit dem Führer Zusammenkommen wird, ist mit dem direkten Zug von Rom über München nach der Reichshauptstadt gefahren, wo er bei seiner An kunft auf dem Anhalter Bahnhof am Dienstagabend vom deutschen Außenminister, Mitgliedern des Auswärtigen Amtes und Vertretern der Partei empfangen und auf das herzlichste auf deutschem Boden willkommen geheißen wurde. Graf Ciano nimmt feine Reise durch Deutschland am Tage, um einen persönlichen Eindruck von der deutschen Landschaft zu erhalten. Bei der Ankunft in München wurde der italienische Außenminister auf dem Bahnsteig von Reichsminister Dr. Frank, dem königlich italienischen Botschafter in Berlin, Attolico, dem Münchener Oberbürgermeister Fiehler, Hauptamtsleiter Dr. Dresler und Polizei präsident SS.-Obergruppensührer Freiherr von Eberstein empfangen. Der italienische Generalkonsul in München, Piltalis, war dem Außenminister bis zur deutsch-österreichischen Grenze nach Kiefersfelden entgegen gefahren. Graf Ciano, der Faschistenuniform trug, schritt bei seiner Ankunft die Front der Münchener Fascio und der italienischen Kolonie ab, die ihn freudig begrüßten. Reichsminister Dr. Frank empfing dann den italienischen Gast, der nach kurzem Auf enthalt nach Berlin weiterreiste, im Königssalon des Hauptbahnhofes. Dort unterhielt sich der italienische Außenminister sehr angeregt mit den deutschen und italie nischen Herren. Reichsminister Dr. Frank brachte ein Hoch auf Graf Ciano aus. Graf Ciano in Berlin Auf den Bahnsteigen und vor dem Anhalter Bahnhof hatten sich viele Zuschauer eingefunden, die Zeuge der An kunft des Vertreters des Duce in der Reichshauptstadt sein wollten. In der Möckernstraße war ein Ehrensturm der Leibstandarte Adolf Hitler mit Spielmannszug und Musik zug angetreten. Botschafter Attolico war dem Außen minister bis München entgegengefahren und hatte im Salonwagen bereits mit dem Vertreter des Duce Be sprechungen zur Vorbereitung der in Berlin vorgesehenen Verhandlungen. Mit dem Botschaftsrat der italienischen Botschaft waren sämtliche Mitglieder der Botschaft, der Sekretär des Berliner Fascio, die Mitglieder des Berliner Fascio und Jungen und Mädel aus der Faschistischen Balilla der italienischen Kolonie in Berlin erschienen. Weiter war der italienische Generalkonsul anwesend. Alle Angehörigen der italienischen Nation trugen Fahnen in den grünweißroten Farben Italiens. Die in Rom erscheinende „Lavorro Fascista" steht den Wert der deutsch-italienischen Begegnung zunächst und vor allem in dem Gedankenaustausch über die allgemeine poli tische Lage in Europa. Bei den internationalen Rück wirkungen der Ereignisse in Spanien, bei einem Völker bund, der ein lebender Leichnam sei, und nach der Rede des belgischen Königs ergebe sich klar die Unmöglich keit, irgendwelche diplomatischen Verhandlungen zum Abschlußzu bringen, solange in Europa nicht neue Poli- tische Voraussetzungen geschaffen worden seien. Italien habe in Afrika gesiegt und sei auch in Europa gegen die Genfer Koalition siegreich gewesen. Es habe daher das Recht und die Pflicht, über die lebenswichtige Frage der vollen Freiheit seine Seewege und der uneingeschränkten Bewegungsmöglichkeit im Mittelmeer Klarheit zu erhalten. Das Blatt weist ferner darauf hin, daß Deutschland und Italien Donauländer seien und daß daher wahr scheinlich auch diese Frage bei den Berliner Besprechungen einer Prüfung unterzogen werde. Das deutsch-öster reichische Abkommen sei im vergangenen Sommer von Italien mit ruhiger Objektivität ausgenommen worden. Man könne ohne übertriebenen Optimismus voraussehen, daß es den Vertretern der beiden Länder möglich fei» werde, zu einem Einvernehmen über ihre Difinition ihrer gegenseitigen Interessen zu gelangen. Das Wettecho z« Cianos Besuch. Großes Auslandsinterefse für die Reise des italienischen Außenministers. Im Ausland herrscht sehr großes Interesse an dem Deutschlandbesuch des italienischen Außenministers Graf Ciano. Die bedeutendsten Zeitungen in den Hauptstädten Europas beschäftigen sich mit den bevor stehenden Berliner Besprechungen, wobei allerdings die Meinungen über die Fragen, die in Berlin erörtert werden könnten, weitgehend auseinandergehen. Loudon: Engere Verständigung zwischen Berlin und Rom Von den englischen Zeitungen gibt der Berliner Korrespondent des „Daily Telegraph" die all gemeine Auffassung dahin wieder, daß mit einer engeren Verständigung zwischen Deutschland und Italien zu rechnen sei. Folgende vier Hauptpunkte würden erörtert werden: die geplanten Fünf-Mächte- Besprechungen, die Möglichkeit einer deutsch-italienischen Vereinbarung über Oesterreich, die zukünftige Stellung nahme Berlins und Roms zum Völkerbund und die spanische Frage. Mr römische Vertreter der „Morning Post" er wartet, datz eine gemeinsame Front in der Frage der Völkerbundsverfahren und hinsichtlich Spaniens und Sowjetrußlands gebildet werde. Paris hat natürlich wieder Vefürchtungen In der französischen Presse will man einer seits der Reise Cianos nur einen allgemeinen Charakter zubilligen; andererseits „befürchtet" man, datz Deutschland und Italien doch vielleicht irgendwie feste Bindungen ein gehen könnten, deren Auswirkungen für die französische Politik nur neue Unannehmlichkeiten mit sich bringen würden. Der Außenpolitiker des „Journal", Saint Brice, stellt bei seinen Betrachtungen die Reise Cianos in den großen Zusammenhang der europäischen Politik. Er schreibt u. a., daß diese Reise sjch in einer an Ueberraschungen fo reichen Zeit durch eine lange Vorbereitung auszeichne. Dieser Punkt verdiene festgehalten zu werden. Der Auftrag zur Reise Cianos nach Berlin sei in dem Augenblick erteilt worden, als die Zwischenfälle von Genf die Wieder errichtung der Stresa-Front verzögert hätten. Auch das spanische Drama hätte dazu beigetragen, die Soli darität derjenigen Länder zu fördern, die sich gegen den Bolschewismus richteten. Die überstürzten Ereignisse der letzten Tage seien nicht dazu angetan, die Bedeutung der Berliner Besprechungen zu verringern; ganz im Gegenteil, das Unbehagen im Mittelmeerbecken halte an. Auch der „Figaro" unterstreicht die Bedeutung der italienisch- deutschen Besprechungen in Berlin. In Rom werde, wie der Vertreter dieses Blattes meldet, der Parallelismus der deutschen und der italienischen Stellungen hervorgehoben, woraus man schließen müsse, daß berd« Regierungen entschlossen seien, sich gegenseitig Vorbehalt- los in den wesentlichen Punkten einer europäischen Politik zu unterstützen. Die italienische Regierung werde auf ihrem durch die Protokolle von Rom vorgezeichneten Wege beharren, d. h. Reorganisierung des Donau- beckens mit wirtschaftlicher Unterstützung des Reiches, aber in voller politischer Unabhängigkeit und unter moralischer Leitung Italiens.